Stefan Jäger Archiv

Jäger vernichtet sein Bild

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0056
Autor Name: Johann Hepp
Titel des Artikels : Jäger vernichtet sein Bild
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Neuland
Erscheinungsort: Salzburg
Jahrgang: 20
Datum: 30.09.1967
Folge: 39
Seite: 6
* [[Johann Hepp]]: [[ART:0056 - Jäger vernichtet sein Bild|<i>Jäger vernichtet sein Bild</i>]]. Neuland, Salzburg 30.09.1967 (Jg.20 Folge39), S. 6

Die Jäger-Ausstellung in Temeswar, über die kürzlich berichtet wurde, erinnert uns wieder an unseren großen Künstler Stefan Jäger, sein Leben und sein Werk. Seine Landsleute in der Heimat hielten ihm die Treue auch in schwersten Notzeiten. Seine Bilder waren immer sehr geschätzt. Jetzt werden sie schon überzahlt, da jeder sie als einen wertvollen Schatz betrachtet und nur noch selten ein Jäger-Bild zum Verkauf angeboten wird.
Das Bild „Die Einwanderung der Schwaben ins Banat“ hatte ihn berühmt, ja wir möchten sagen, unsterblich gemacht. Breitesten Raum nahmen die schwäbischen Trachten in seinen Motiven ein, aber er behandelte gelegentlich auch geschichtliche Themen. Das Einwanderungsbild erlebte drei verschiedene Varianten. Auch das „Cholerakreuz“ – errichtet zur Erinnerung an der Stelle des Cholera-Lagers – war ebenfalls des öfteren Thema Jägers. Für die Studenten hatte er das Bild „Christus mit dem reichen Jünger“ gemalt.
Und im Greisenalter, als unser schwäbisches Volk vom Schicksal so hart mitgenommen wurde, fand er wieder ein geschichtliches Thema: So entstand als Gegenstück zum Einwanderungsbild das Bild „Die Schwaben verlassen ihre Heimat“. Es zeigt eine Flüchtlingsfamilie mit dem plangedeckten Wagen, von der Kolonne etwas zurückgeblieben und vom Einzug der russischen Truppen überrascht. Ein düsteres Gemälde und doch wahre Dokumentation.
Ein anderes Bild, bunt und farbenfroh, trägt den Titel „Die Rumänen ziehen ein in die Schwabendörfer“.
Eine dritte Darstellung dieser Reihe hatte ein eigenartiges Schicksal, wie von einem Gewährsmann, erzählt wurde:
Ein Mann aus einer Nachbargemeinde bestellte bei Stefan Jäger ein Bild, das die Verschleppung darstellen sollte. Der alte Jäger ging sofort an die Arbeit und nach einigen Wochen war das Bild fertig. Als aber der Besteller es sah, war er von der eindrucksvollen Wiedergabe des traurigen Geschehens so erschüttert, dass er sich nicht entschließen konnte, das Bild zu übernehmen. Jäger hatte einen langen Zug von Landsleuten gemalt, die mit Bündeln und Koffern schwer beladen, in endlosen Reihen durch die Hauptstraße zogen, vom Militär eskortiert. Im Vordergrund ein weinendes Kind, das sich von seiner Großmutter losgerissen hat, um der Mutter nachzulaufen, die wehen Herzens von ihm Abschied nimmt.[1].
Der Künstler bot das Bild nun einem anderen Käufer an. Als aber auch dieser nach dreitägiger Bedenkzeit sich nicht zum Ankauf des Bildes entschließen konnte, packte den sonst so ruhigen Jäger die Verzweiflung. Mit einigen Messerschnitten vernichtete er das Bild, das sicher großen zeitgeschichtlichen Wert gehabt hätte.
Schließlich wäre noch anzuregen, dass die Hatzfelder zu Ehren Ihres großen Malers ein Stefan-Jäger-Album herausbringen, um wenigstens einige seiner rund 1000 Bilder in Farbwiedergabe der donauschwäbischen Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
J. H., Los Angeles

Anmerkungen:

  1. Die Bildbeschreibung weicht von der Darstellung auf dem bekannt gewordenen Bild ab

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