Stefan Jäger Archiv

Guttenbrunn, Festtagstracht

Aus Archiv
Wechseln zu:Navigation, Suche


Guttenbrunn, Festtagstracht
Einstufung
Katalognummer: 0183
Oberkategorie Trachtenstudien
Kategorie nach Ortschaften
Bilddaten
Entstehungsjahr
Breite 23 cm
Höhe 23 cm
Maltechnik Aquarell
Signatur



Bildbeschreibung

von Karl-Hans Gross
Auf einem relativ kleinformatigen, nahezu quadratischen, leichtgekörnten Papierstück präsentiert uns Jäger eine kleine Zusammenschau der in Guttenbrunn über mehrere Jahrzehnte hinweg getragenen Tracht. Dabei stellt er die "neue" (zeitgemäße) Festtagstracht der großen Mädchen dem alten Trachtengewand der Guttenbrunner Männer, Frauen und Kinder des 19. Jahrhunderts gegenüber. Diese Studie (in Aquarell und Tempera) ist weder datiert noch signiert, aber wir wissen dennoch, daß sie ortsbezogen ist und der Guttenbrunner Wirklichkeit genauestens entspricht. Zwei malerische Fakten bezeugen diese geistige Vorgabe. Erstens wird die Ortsbezogenheit der bildlichen Darstellung durch die unverkennbare Guttenbrunner Festtagstracht des jungen Mädchens im Bildvordergrund und durch die auf einer Anhöhe stehende Kirche im Bildhintergrund - die jeder Ortskundige selbst an den silhouettenhaften Umrissen erkennt - bezeugt; und zweitens verweist eine separate Vorarbeit zu dieser Studie auf die "alte" Guttenbrunner Tracht des vorigen Jahrhunderts durch einen Vermerk (mit den unverkennbaren Schriftzügen des Meisters) dahin. Er schreibt: "Guttenbrunner alte Tracht in den Jahren 1840 herum."

Interessanterweise erkennen wir diese drei Personen aus der eben erwähnten Vorarbeit gleich auf den ersten Blick im Hintergrund der "Guttenbrunner Trachtenstudie" …, wobei das figurative Straßenbild durch weitere Staffagen bereichert wird. Es sind dies weitere zwei Frauen in Tracht, ein junger Mann in Stiefelhosen und Tschismen (Röhrenstiefel) und eine barhäuptige junge Maid, die überm weißen Hemd mit schmalem Kragen ein hellblaues Mieder (Leibchen) mit eckigem Halsausschnitt und eine taillenkurze mutzenartige (Mutzen - in der Pfalz; Mitzia - in Sanktmartin) Jacke oder Joppe trägt. Unwillkürlich schweift unser Blick von deren blondem Haupt zu jenem des "großen Määde" im Vorfeld der farbenfrohen Trachtenstudie, deren Haartracht Komparationen anstellen lässt. Das glatt nach hinten gestrichene, blonde Haar ist am Hinterhaupt (überm Genick) zu einem ziemlich flachen und breiten Zopf verflochten, der am Scheitel eingeschlagen und daselbst mit einem Steckkamm aufgesteckt ist. Hier wie dort (Studie und Vorstudie) haben die Frauen ein zierendes Samtband um den Hals gelegt, und das überm kurzärmeligen, weißen Hemd getragene Leibchen ist im Unterschied zum hellblauen Mieder der "alten" (früheren) Mädchentracht fast ausnahmslos schwarz. Was aber dieser schönen Mädchentracht einen geradezu feierlich-festlichen Ausdruck verleiht und für den außenstehenden Betrachter zum Augenschmaus und zur wahren Freude an dem Schönen wird, wird nicht allein von Schnitt und Form des fransenreichen Halstuches und des plisseeartig gefältelten, fülligen Rockes vermittelt, sondern auch durch die zarten (Grund-)Farben (goldgelb, rosa, blau - zu weiß und schwarz) und den eingestreuten (Blumen-)Mustern, die so harmonisch und wohltuend für das Auge aufeinander abgestimmt sind. Da braucht der Künstler nicht mehr viel hinzuzufügen (-malen), weil alles schon "von Haus aus" stimmt. Es sind die Farben, Nuancen und Farbkombinationen der freien Wahl, durch jene Menschen wahrgenommen, die diese Trachten tragen und hiermit ein weiteres Mal dahin verweisen, wie sehr auch das Kolorit des Gewandes von der Sensibilität und der Psyche des Individuums in der und mit der Gemeinschaft zum Ausdruck gebracht wird.

Bibliografie zum Bild

Beschreibung

  • Karl-Hans Gross:Skizzen, Studien und Entwürfe. Hrsg. Heimatortsgemeinschaft (HOG) Hatzfeld, Spaichingen im Oswald Hartmann Verlag, Sershaim, 2004, S. 278-279

Reproduktion