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Karl-Hans Gross: Stefan Jäger - Maler seiner heimatlichen Gefilde

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Bibliografie
Artikel Nummer: 1057
Titel des Artikels : Karl-Hans Gross: Stefan Jäger - Maler seiner heimatlichen Gefilde
Publikation: Zeitschrift
Titel der Publikation: Donauschwäbische Forschungs- und Lehrerblätter
Erscheinungsort: München
Jahrgang: 39
Datum: September 1993
Heft: 3 (Nr. 153 ab 1955)
* * * *: [[ART:1057 - Karl-Hans Gross: Stefan Jäger - Maler seiner heimatlichen Gefilde|<i>Karl-Hans Gross: Stefan Jäger - Maler seiner heimatlichen Gefilde</i>]]. Donauschwäbische Forschungs- und Lehrerblätter, München September 1993 (Jg.39 Heft3 (Nr. 153 ab 1955)),

Karl Hans Groß: Stefan Jäger – Maler seiner heimatlichen Gefilde.

68309 Mannheim , Dornheimer Ring 4. Tel. 06211737814. Preis 44,80 DM. Mit 176 Reproduktionen.

Die Herausgabe eines Stefan-Jäger-Buches kann ohne Übertreibung als eine lobenswerte Tat von größtmöglicher Bedeutung eingeschätzt werden. Diese Bedeutung läßt sich in dreifacher Hinsicht begründen: Erstens, das Buch macht den Maler und Menschen Jäger durch eine gediegene Auswahl verfaßter Texte und reproduzierter Bilder, die aufs engste miteinander verknüpft sind , dem breiten Publikum bekannt und erfüllt dem Jäger-Bilder-Kenner und Verehrer einen Herzenswunsch. Zweitens, es erfaßt und verwahrt einen künstlerischen Nachlaß, der in allen Teilen den Menschen der schwäbischen Dörfer gewidmet ist und mit diesem, die exzellente Wiedergabe der Arbeit auf dem Felde, in Haus und Hof, der Sitten und Gebräuche, der frohen Feste und auch der schicksalsschweren Geschehen (Flucht, Verschleppung), des historischen Ablaufs im donauschwäbischen Lebenstraum; Drittens wird durch die Drucklegung des Buches dem als Schwabenmaler bekannten Künstler eine gebührende Ehre erwiesen und durch sein Werk unseren Vorfahren, bis hin zu den Großeltern und Eltern, ein malerisches Denkmal gesetzt. Alles in allem Grund genug, sich mit dem Maler und Menschen Jäger zu beschäftigen. Stefan Jäger (1877- 1962) ist durch seine Kunst als Schwabenmaler vor allem im Banat (sowohl im vor- als auch im nachtrianonischen) bekannt geworden. Er war gelernter Kunstmaler. Sein Malstudium hatte er in Budapest vollendet (l899). Er wurde hauptsächlich durch das „Einwanderungsbild" ( 1910), ein fünf Meter breites Triptychon, insbesondere aber erst während der sogenannten „Hatzfelder Jahre" (1910-1962) überall als Künstler bekannt. In diese Zeit seines künstlerischen Schaffens fällt nicht nur der berufliche Durchbruch, sondern auch die künstlerische Reife, in der er zu seiner Kunst gefunden hat.
Jäger hat den Stoff für seine Bilder aus dem eigenen Volke geschöpft. Dieser Tatsache werden wir recht bald gewahr, wenn man die Vielzahl seiner Bilder betrachtet und feststellt, wie sehr die Urwüchsigkeit des schwäbischen Dorfes in seiner Malerei erhalten geblieben ist. Er hat im schwäbischen Dorfe die Modelle für seine malerische Kunst gefunden und solcherart das bäuerliche Milieu, mit allem was dem Ländlichen verbunden war, in den Mittelpunkt seiner Kunst gerückt. In seinen Bildern kommen immer wieder die Wunderkräfte der Heimat zur Geltung, wobei die Arbeit seiner Menschen zum Leitmotiv des Dasein. wird. Solcherart erweckt der Meister leise und sacht das Volksinteresse an der Malkunst. an seiner Kunst, wobei er uns die Sitten und Bräuche im alltäglichen Wirken und bei den Festen, in beeindruckender Weise, in seinen Bildern erleben läßt. In diesem Sinne wollen wir das Jägersche Werk betrachten, das inhaltlich und kompositionell mit seiner donauschwäbisehen Heimat verwurzelt ist. Seine Bilder identifizieren sich in sinnvoller Weise mit den Vorkommnissen und den Menschen, gleichwohl ob diese im Banat, in der Batschka, der Schwäbischen Türkei, in Syrmien oder sonstwo an der unteren Donau zu finden gewesen sind. Denn, hier wie dort flutet helles Licht über Wiesen und Felder, die in leuchtenden Farben gehalten sind. Hier wie dort erfaßt uns eine herzerquickende Atmosphäre von unsäglicher Beschaulichkeit, wenn die hübschen Mädchen in der malerischen Sonntagstracht die schnurgerade, blanke Dorfgasse entlang schreiten oder wenn die „Kerweih", der Kerweihzug, gerade um die Ecke kommt; es ist als wollte man die dicke Trommel und den Tschinellenschlag der Dorfmusik vernehmen: Bumm, Bumm und Tschingtrara!
Jäger-Bilder sind schön, weil sie in einer verständlichen, erfaßbaren und wirklichkeitsgetreuen Form gehalten sind; weil der Künstler die „Sprache" seiner Menschen „spricht", d . h. diese in das Malerische umgesetzt und dabei jeden Farbstrich mit seiner Seele auf dem Maltuch aufgetragen hat.
Dahingehend wollen auch wir das Stefan-Jäger-Buch von Karl Hans Groß (Gymnasiallehrer i. R.) allen Landsleuten empfehlen. Es ist eine umfassende Arbeit, die nicht nur in retrospektiver Hinsicht Leben und Werk des Schwabenmalers Stefan Jäger beleuchtet, sondern gleichermaßen auch die ethischen Werte des im unteren Donauraume siedelnden Volksstammes, der Donauschwaben, eben durch diese Bilder in die offene Szene der Volksbühne rückt.

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