Stefan Jäger Archiv

ART:1067 - Eine Hommage an die Banater Heide in Versen und Bildern: Unterschied zwischen den Versionen

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<h2 class="myuntertitel">Zum 50.Todestag des Hatzfelder Heimatdichters Peter Jung</h2>
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[[File:ART_1067_1.jpg|thumb|right|(Ährenfeld mit Klatschmohn) - [[WK:0001]]]]
Der 50. Todestag des Hatzfelder Heimatdichters Peter Jung bietet Gelegenheit die Liebhaber schöngeistiger Literatur an eine Persönlichkeit zu erinnern. Peter Jung hat sich zeitlebens als Journalist für die Belange seiner Mitbewohner eingesetzt. Darüber hinaus hat sein schöpferischer Geist das Bedürfnis empfunden ihnen mit seinen Versen etwas mitzuteilen. Seine Wesensart und sein Lebensstil bescheren ihm einerseits Anhänger, Freunde, Bewunderer andererseits aber auch erbitterte Feinde, Verleugner.
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[[File:ART_1067_2.jpg|thumb|right|(Reifes Ährenfeld)  - [[WK:0622]]]]
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts leben und wirken in Hatzfeld mehrere schöngeistige Persönlichkeiten, die das künstlerische Leben der aufkommenden Kleinstadt prägen. Sie gehören nicht alle derselben politischen oder künstlerischen Strömung an. Gemeinsam ist ihnen aber der Wille, im positiven Sinne dem Durchbruch zur Identitätsbesinnung der Banater schwäbischen Bevölkerung zu finden. Dieser Grundzug lässt sich durch eine Nebeneinanderstellung von Wort und Bild, von dichterischer Aussage Peter Jungs und malerischer Darstellung Stefan Jägers nachvollziehen.
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[[File:ART_1067_3.jpg|thumb|right|(Weizenflur - [[WK:1963]]]]
Beide Künstler sind Kinder der Banater Heide, beide drücken wiederholt durch verschiedene künstlerische Ausdrucksmittel ihre Liebe zu diesen Gefilden aus. Sie bekennen sich zu einer segensreichen Landschaft, die nichts ohne Arbeit verschenkt. Auf Wanderungen und Streifzügen lernen beide Land und Leute, Pflanzen- und Tierwelt kennen.
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[[File:ART_1067_4.jpg|thumb|right|(Unser tägliches Brot) - [[WK:1348]]]]
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[[File:ART_1067_5.jpg|thumb|right|(Akazienblüte und Vogel) - [[WK:0600]]]]
  
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<h2 class="myuntertitel">''Zum 50.Todestag des Hatzfelder Heimatdichters Peter Jung''</h2>
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Der 50. Todestag des [[Jimbolia|Hatzfeld]]er Heimatdichters [[Peter Jung]] bietet Gelegenheit die Liebhaber schöngeistiger Literatur an eine Persönlichkeit zu erinnern. [[Peter Jung]] hat sich zeitlebens als Journalist für die Belange seiner Mitbewohner eingesetzt. Darüber hinaus hat sein schöpferischer Geist das Bedürfnis empfunden ihnen mit seinen Versen etwas mitzuteilen. Seine Wesensart und sein Lebensstil bescheren ihm einerseits Anhänger, Freunde, Bewunderer andererseits aber auch erbitterte Feinde, Verleugner.<br/>
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In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts leben und wirken in [[Jimbolia|Hatzfeld]] mehrere schöngeistige Persönlichkeiten, die das künstlerische Leben der aufkommenden Kleinstadt prägen. Sie gehören nicht alle derselben politischen oder künstlerischen Strömung an. Gemeinsam ist ihnen aber der Wille, im positiven Sinne dem Durchbruch zur Identitätsbesinnung der Banater schwäbischen Bevölkerung zu finden. Dieser Grundzug lässt sich durch eine Nebeneinanderstellung von Wort und Bild, von dichterischer Aussage [[Peter Jung]]s und malerischer Darstellung [[Stefan Jäger]]s nachvollziehen.
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Beide Künstler sind Kinder der Banater Heide, beide drücken wiederholt durch verschiedene künstlerische Ausdrucksmittel ihre Liebe zu diesen Gefilden aus. Sie bekennen sich zu einer segensreichen Landschaft, die nichts ohne Arbeit verschenkt. Auf Wanderungen und Streifzügen lernen beide Land und Leute, Pflanzen- und Tierwelt kennen.<br/>
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Die Blume der Heide ist all überall gegenwärtig. Sie blüht auffällig in der Sommerhitze auf Gassen, in Gärten, auf den Fluren, hat nur ein kurzes Leben, erfreut die Kinder, ist dem Bauern aber nicht unbedingt willkommen, da sie wuchert. Die Pipatsch, der Klatschmohn ist jedem von uns in Erinnerung. Sie hat fast Symbolwert erhalten. [[Peter Jung]] weiß zu erzählen, warum die Banater Heide sich nicht von dieser Blütenpracht trennt.<br/>
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Roter Mohn<br/>
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Wie leuchtende Rubine<br/>
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Lacht roter Mohn im Ährenfeld.<br/>
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Da schlürft auch schon ein Käferlein<br/>
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Vom Tau in seinem Feuerzelt.<br/>
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Wohl blühn der Blumen viele<br/>
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Im sonnverklärten Heideland,<br/>
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Doch keine ist, wie roter Mohn,<br/>
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Dem Heidekind so nah verwandt.<br/>
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Im Lande geht die Sage:<br/>
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Einst fiel ein Tropfen Herrgottsblut<br/>
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Zur Erd herab. Aus diesem sproß<br/>
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Der Mohn in seiner Rosenglut.<br/>
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(Das Buch der Heimat, Im Bann der Heimat)<br/>
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In einem Farbenspiel sondergleichen lässt [[Stefan Jäger|Jäger]] die Banater Heide erstrahlen. In das intensive Rot des Klatschmohns mischt er das Blau der Kornblume und das zarte Weiß der Kamille. So wird das Grün zum Unterton. Das Goldgelb der Weizenflur wird überragt vom Grün der Pußtawirtschaft mit ihrem Schwengelbrunnen. Vor dem reifen Ährenfeld, das bis zum Horizont reicht, ist ein einsamer Mann unterwegs. Dabei begleiten ihn weiße Wölkchen am Himmelsgewölbe.<br/>
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Auf ihren Streifzügen durch die Fluren der Banater Heide sind solche beeindruckende Bilder dem Maler [[Stefan Jäger]] und seinem Wandergesellen [[Eduard Böss]] wiederholt begegnet. Er nimmt auf und gestaltet an der Staffelei für seine Landsleute.<br/>
 
Will man den Vogel der Banater Heide küren, so muss die Lerche in die engere Auswahl kommen. Kaum ist ein anderer Vogel dem Banater Bauern so eng vertraut, wie diese Sängerin. Sie trifft im Frühjahr auf der Heide ein und begrüßt den Bauern bei seinen ersten Feldarbeiten, sie trillert hoch oben in den Lüften süße Weisen, wenn der Bauer das Brot erntet, sie verlässt die Heide, um Bauer und Heide in der friedliche Stille des Winterschlafs nicht zu stören.  
 
Will man den Vogel der Banater Heide küren, so muss die Lerche in die engere Auswahl kommen. Kaum ist ein anderer Vogel dem Banater Bauern so eng vertraut, wie diese Sängerin. Sie trifft im Frühjahr auf der Heide ein und begrüßt den Bauern bei seinen ersten Feldarbeiten, sie trillert hoch oben in den Lüften süße Weisen, wenn der Bauer das Brot erntet, sie verlässt die Heide, um Bauer und Heide in der friedliche Stille des Winterschlafs nicht zu stören.  
Der Heidedichter Peter Jung besingt „die Königin der Höhn“ in mehreren Gedichten, er erwähnt und vergleicht sie in vielen Strophen.
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Der Heidedichter [[Peter Jung]] besingt „die Königin der Höhn“ in mehreren Gedichten, er erwähnt und vergleicht sie in vielen Strophen.<br/>
 
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Die Lerche
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Die Lerche<br/>
 
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Was wär die Heide ohne dich
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Was wär die Heide ohne dich<br/>
Und deiner Seele Sang,
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Und deiner Seele Sang,<br/>
Der immer noch mein Herz beschlich
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Der immer noch mein Herz beschlich<br/>
Wie ferner Glocken Klang?
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Wie ferner Glocken Klang?<br/>
 
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Der schon im ersten Morgenrot
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Der schon im ersten Morgenrot<br/>
Des Schöpfers Güte preist
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Des Schöpfers Güte preist<br/>
Und uns aus aller Erdennot
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Und uns aus aller Erdennot<br/>
Den Weg zum Lichte weist.
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Den Weg zum Lichte weist.<br/>
 
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Hätt niemals sich dein Laut vermischt
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Hätt niemals sich dein Laut vermischt<br/>
Mit unsrer Väter Schweiß,
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Mit unsrer Väter Schweiß,<br/>
Dann hätt auch nie erquickt, erfrischt
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Dann hätt auch nie erquickt, erfrischt<br/>
Sie ihrer Mühe Preis.
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Sie ihrer Mühe Preis.<br/>
 
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Was unsern Armen Kraft verleiht,
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Was unsern Armen Kraft verleiht,<br/>
Das ist dein süßes Lied,
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Das ist dein süßes Lied,<br/>
Wenn es zur holden Frühlingszeit
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Wenn es zur holden Frühlingszeit<br/>
Durch Flur und Felder zieht.
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Durch Flur und Felder zieht.<br/>
 
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Was uns die langen Tage kürzt
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Was uns die langen Tage kürzt<br/>
In schwerer Sorge Sold,
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In schwerer Sorge Sold,<br/>
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Was uns den Wein im Kruge würzt,<br/>
Ist deiner Kehle Gold.
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Ist deiner Kehle Gold.<br/>
 
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Du preisest Gott im Blütenmai
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Du preisest Gott im Blütenmai<br/>
In Liedern schlicht und schön.
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In Liedern schlicht und schön.<br/>
O bleib auch uns auf ewig treu,
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O bleib auch uns auf ewig treu,<br/>
Du Königin der Höhn!
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Du Königin der Höhn!<br/>
 
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(Das Buch der Heimat, Im Bann der Heimat)
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(Das Buch der Heimat, Im Bann der Heimat)<br/>
 
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Durch die reifende Weizenflur schlängelt sich der Fahrweg, der zum fernen Dorf führt. Die Horizontlinie ist verschwommen, dadurch wird die Weite der Flur angedeutet. Kein Pünktchen im Blau des Himmels weist auf die Lerche hin, sie könnte auch zwischen den Halmen den Nachwuchs umsorgen. So sieht [[Stefan Jäger]] die Heide.<br/>
 
+
In vielen seiner Heidebildern ist es dem Dichter [[Peter Jung]] gelungen seine Empfindungen sprachlich so zu gestalten, dass lyrische Stimmung den Grundton der Aussage bildet. Die Heidelandschaft liefert ihm zu jeder Jahreszeit Motive und Bilder für seine Dichtung.<br/>
 
+
In seinem Gedicht „Mittagsschwüle“ wird die Sommerhitze zu einem Übel, das alles zu vernichten droht: Mensch, Tier und Pflanze. In der fast unerträglichen Schwüle lechzt Mensch und Natur nach Kühle und nach Wasser. Aber dieses Übel ist notwendig, denn nur so reift die zu erwartende Ernte. Dahinter steht ‚geheimnisvoll‘ die Allmacht des Himmels, die für [[Pater Jung|Jung]] überall gegenwärtig ist.<br/>
 
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Mittagsschwüle<br/>
 
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Der Himmel brennt, es brennt die Erde,<br/>
 
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Die Luft ist Flamme, Glut und Rauch.<br/>
 
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Nach Kühle lechzen Hirt und Herde<br/>
 
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Und ich in dieser Schwüle auch.<br/>
 
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Es kocht ein jedes Blatt am Baume,<br/>
 
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Der Vogel will vor Durst vergehn,<br/>
 
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Der Wind steht still im Weltenraume,<br/>
 
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Worin kein Wölklein ist zu sehn.<br/>
Durch die reifende Weizenflur schlängelt sich der Fahrweg, der zum fernen Dorf führt. Die Horizontlinie ist verschwommen, dadurch wird die Weite der Flur angedeutet. Kein Pünktchen im Blau des Himmels weist auf die Lerche hin, sie könnte auch zwischen den Halmen den Nachwuchs umsorgen. So sieht Stefan Jäger die Heide.
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<br/>
 
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Wie schön ist dennoch diese Stunde,<br/>
Die Blume der Heide ist all überall gegenwärtig. Sie blüht auffällig in der Sommerhitze auf Gassen, in Gärten, auf den Fluren, hat nur ein kurzes Leben, erfreut die Kinder, ist dem Bauern aber nicht unbedingt willkommen, da sie wuchert. Die Pipatsch, der Klatschmohn ist jedem von uns in Erinnerung. Sie hat fast Symbolwert erhalten.
+
Die mich mit ihrer Lohe streift,<br/>
Peter Jung weiß zu erzählen, warum die Banater Heide sich nicht von dieser Blütenpracht trennt.
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Da jetzt die Saat in weiter Runde<br/>
 
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Geheimnisvoll zur Ernte reift.<br/>
Roter Mohn
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<br/>
 
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(Das Buch der Gesänge, Herbstlicher Garten)<br/>
Wie leuchtende Rubine
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Lacht roter Mohn im Ährenfeld.
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Auf seinen Wanderungen durch Fluren und Felder hat der Maler [[Stefan Jäger]] Farbe und Geruch der heranreifenden Weizenflur genossen. Die Eindrücke verarbeitet er in den vielen Flurbildern, die die Erntezeit, den Schnitt, darstellen. Auf diesem Gemälde scheinen die Reste eines Sommergewitters noch in den Wagenspuren auf dem Feldweg zu sein. Schnitter sind bei der Arbeit. Fast an den rechten Bildrand gedrängt ein Überbleibsel der vorjährigen Ernte. Feldblumen begleiten unbeachtet den Bauern.<br/>
Da schlürft auch schon ein Käferlein
+
Die geteilte Horizontlinie  deutet in der einen Hälfte die Nähe des Dorfes an, in der anderen die Sommerhitze, die Fata Morgana der Heide.<br/>
Vom Tau in seinem Feuerzelt.
+
In der bäuerlichen Vorstellung muss das Brot weiß sein. Bekannte Redewendungen zeigen diese Meinung. Keinen Vorrat haben, „net emol Brot iwwer Nacht han“, war wohl ein Zeichen der Armut, aber genauso war eine Familie dem Klatsch des Dorfes ausgesetzt und es wurde verächtlich auf sie herabgesehen, wenn es hieß: „Die han jo net mol Weißbrot“, „de losst flach mahle“.<br/>
 
+
[[Peter Jung|Jung]] hat diese Meinung gekannt und aus der Not eine Tugend gemacht. Im Gegensatz arm und reich, Heimat und Fremde unterstreicht er die Heimatverbundenheit und die Bodenständigkeit der Banater Schwaben. Er sagt: „Und wär es schwarz wie ihre Erde: / Der Heimat Brot ist Honigseim.“<br/>
Wohl blühn der Blumen viele
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Im sonnverklärten Heideland,
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Banater Korn<br/>
Doch keine ist, wie roter Mohn,
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<br/>
Dem Heidekind so nah verwandt.
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Nur wer das Brot der Fremde hat genossen,<br/>
 
+
Und wem dabei der Tränen viel geflossen,<br/>
Im Lande geht die Sage:
+
Wenn er vor Leid und Kummer schier verzagte,<br/>
Einst fiel ein Tropfen Herrgottsblut
+
Weil heißes Heimweh ihm am Herzen nagte:<br/>
Zur Erd herab. Aus diesem sproß
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Der hat der Heimat Fluren nie vergessen,<br/>
Der Mohn in seiner Rosenglut.
+
Wo er sein Brot in hartem Kampf gegessen,<br/>
 
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Und brannten ihm dabei auch Hand und Füße:<br/>
(Das Buch der Heimat, Im Bann der Heimat)
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Nur er kennt ihres Kornes edle Süße!<br/>
 
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(Das Buch der Heimat, Trutz und Kampf)<br/>
 
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In einem Farbenspiel sondergleichen lässt Jäger die Banater Heide erstrahlen. In das intensive Rot des Klatschmohns mischt er das Blau der Kornblume und das zarte Weiß der Kamille. So wird das Grün zum Unterton. Das Goldgelb der Weizenflur wird überragt vom Grün der Pußtawirtschaft mit ihrem Schwengelbrunnen. Ein einsamer Mann schreitet durch die Flur. Woran sein Auge mehr Gefallen findet, ist nicht auszumachen.
+
In der darstellenden Kunst hat das Brot Symbol Charakter erhalten. Als Grundnahrungsmittel ist es das Symbol der Nächstenliebe. Der Brotschneider verteilt nicht nur Brotstücke, sondern auch seine innige Zuneigung. Die Frau spricht im Tischgebet ihren Dank für die tägliche Gabe aus.<br/>
 
+
Bemerkenswert ist die Haltung der beiden Kinder. Das Mädchen spricht das Tischgebet mit, der blondhaarige Junge zur Rechten des Vaters scheint nicht früh genug an die Schüssel zu kommen, wird dabei von den Eltern nicht ermahnt.<br/>
Maulbeerbaum und Akazie waren durch behördliche Verordnung in das Leben des schwäbischen Bauern gekommen. Der eine machte die Seidenraupenzucht möglich und brachte ein kräftiges Getränk (den Raki), der andere neben Duft und Honig auch Brennholz.
+
Durch das offenen Fenster – ein Kunstgriff (!) – verweist der Maler auf die Herkunft des Brotes, auf die Mühsal des bäuerlichen Lebens.<br/>
Dichter und Maler sind von der Blütenpracht eingenommen, zählen sie zu den Wahrzeichen der Heide.
+
Maulbeerbaum und Akazie waren durch behördliche Verordnung in das Leben des schwäbischen Bauern gekommen. Der eine machte die Seidenraupenzucht möglich und brachte ein kräftiges Getränk (den Raki), der andere neben Duft und Honig auch Brennholz.<br/>
 
+
Dichter und Maler sind von der Blütenpracht eingenommen, zählen sie zu den Wahrzeichen der Heide.<br/>
Akazienblüten
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Akazienblüten<br/>
Gewiß gibt’s schönre Blüten auch
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Als euch in eurem schlichten Kleid,
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Gewiß gibt’s schönre Blüten auch<br/>
Gewoben nur für kurze Zeit
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Als euch in eurem schlichten Kleid,<br/>
Im keuschen Frühlingsmorgenhauch.
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Gewoben nur für kurze Zeit<br/>
 
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Im keuschen Frühlingsmorgenhauch.<br/>
Doch euer Duft ist süß und schwer,
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Der hocherfreut und tiefbeglückt,
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Doch euer Duft ist süß und schwer,<br/>
Und wen er einmal hat berückt,
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Der hocherfreut und tiefbeglückt,<br/>
Vergißt die Heide nimmermehr.
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Und wen er einmal hat berückt,<br/>
 
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Vergißt die Heide nimmermehr.<br/>
(Das Buch der Gesänge, Euterpe)
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(Das Buch der Gesänge, Euterpe)<br/>
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An einem gebogenen Zweiglein hängt die schwere Last der vollen Akazienblüte. Dazu gesellt sich ein Vöglein. Mit erhobenem Flügel macht er auf sich aufmerksam, damit auch andere in den Genuss des Überflusses kommen. In der Liebe zum Detail, ausgedrückt durch sparsam eingesetzte künstlerische Mittel zeigt [[Stefan Jäger]] seine Freude an der Natur.<br/>
An einem gebogenen Zweiglein hängt die schwere Last der vollen Akazienblüte. Dazu gesellt sich ein Vöglein. Mit erhobenem Flügel macht er auf sich aufmerksam, damit auch andere in den Genuss des Überflusses kommen. In der Liebe zum Detail, ausgedrückt durch sparsam eingesetzte künstlerische Mittel zeigt Stefan Jäger seine Freude an der Natur.  
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Der Wunsch einmal auf andere Art und Weise an den Todestag des Heimatdichters [[Peter Jung]] zu erinnern, ließ den Gedanken an eine Veröffentlichung aufkommen, die gleichzeitig mehrere Kunstfreunde und Liebhaber ansprechen würde. Eine Gedichtauswahl aus dem umfangreichen Nachlass des Dichters, die untermalt – nicht aber unbedingt illustriert (!) – ist mit künstlerischen Darstellungen des [[Jimbolia|Hatzfeld]]er Kunstmalers und Zeitgenosse [[Stefan Jäger]]. Die Gedichte sollten entsprechende Übertragungen ins Rumänische haben. Dafür wird der in Belinţ / Banat lebende Übersetzer Herr Simion Dănilă gewonnen.<br/>
In vielen seiner Heidebildern schuf der Dichter Peter Jung lyrische Stimmung von seltener Schönheit. So wird im Gedicht „Mittagsschwüle“ die Sommerhitze zu einem notwendigen Übel, denn nur so reift die Ernte und der Bauer erhält den ‚Lohn, der reichlich lohnet’.
+
Fünfzig ausgewählte Gedichte aus dem Schaffen [[Peter Jung]]s, zu denen die künstlerische Darstellungen [[Stefan Jäger]]s passen, werden in einem Band zu Ehren des Dichters und des Malers zusammengefasst und der wohlwollenden Aufnahme der Kunstfreunde präsentiert. Das Buch wird gelegentlich der Festveranstaltung zu den Jubiläumsfeierlichkeiten in [[Jimbolia|Hatzfeld]] (250 Jahre [[Jimbolia|Hatzfeld]]) aufliegen.<br/>
 
 
Mittagsschwüle
 
 
 
Der Himmel brennt, es brennt die Erde,
 
Die Luft ist Flamme, Glut und Rauch.
 
Nach Kühle lechzen Hirt und Herde
 
Und ich in dieser Schwüle auch.
 
 
 
Es kocht ein jedes Blatt am Baume,
 
Der Vogel will vor Durst vergehn,
 
Der Wind steht still im Weltenraume,
 
Worin kein Wölklein ist zu sehn.
 
 
 
Wie schön ist dennoch diese Stunde,
 
Die mich mit ihrer Lohe streift,
 
Da jetzt die Saat in weiter Runde
 
Geheimnisvoll zur Ernte reift.
 
 
 
(Das Buch der Gesänge, Herbstlicher Garten)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Auf seinen Wanderungen durch Fluren und Felder hat der Maler Stefan Jäger Farbe und Geruch der heranreifenden Weizenflur genossen. Die Eindrücke verarbeitet er in den vielen Flurbildern, die die Erntezeit, den Schnitt, darstellen. Auf diesem Gemälde scheinen die Reste eines Sommergewitters noch in den Wagenspuren auf dem Feldweg zu sein. Schnitter sind bei der Arbeit. Fast an den rechten Bildrand gedrängt ein Überbleibsel der vorjährigen Ernte. Feldblumen begleiten unbeachtet den Bauern.
 
 
 
In der bäuerlichen Vorstellung muss das Brot weiß sein. Bekannte Redewendungen zeigen diese Meinung. Keinen Vorrat haben, „net emol Brot iwwer Nacht han“, war wohl ein Zeichen der Armut, aber genauso war eine Familie dem Klatsch des Dorfes ausgesetzt und es wurde verächtlich auf sie herabgesehen, wenn es hieß: „Die han jo net mol Weißbrot“, „de losst flach mahle“.
 
Jung hat diese Meinung gekannt und aus der Not eine Tugend gemacht. Im Gegensatz arm und reich, Heimat und Fremde unterstreicht er die Heimatverbundenheit und die Bodenständigkeit der Banater Schwaben. Er sagt: „Und wär es schwarz wie ihre Erde: / Der Heimat Brot ist Honigseim.“
 
 
 
Banater Korn
 
 
 
Nur wer das Brot der Fremde hat genossen,
 
Und wem dabei der Tränen viel geflossen,
 
Wenn er vor Leid und Kummer schier verzagte,
 
Weil heißes Heimweh ihm am Herzen nagte:
 
Der hat der Heimat Fluren nie vergessen,
 
Wo er sein Brot in hartem Kampf gegessen,
 
Und brannten ihm dabei auch Hand und Füße:
 
Nur er kennt ihres Kornes edle Süße!
 
 
 
(Das Buch der Heimat, Trutz und Kampf)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
In der darstellenden Kunst hat das Brot Symbol Charakter erhalten. Als Grundnahrungsmittel ist es das Symbol der Nächstenliebe. Der Brotschneider verteilt nicht nur Brotstücke, sondern auch seine innige Zuneigung. Die Frau spricht im Tischgebet ihren Dank für die tägliche Gabe aus. Bemerkenswert ist die Haltung der beiden Kinder. Durch das offenen Fenster – ein Kunstgriff (!) – verweist der Maler auf die Herkunft des Brotes, auf die Mühsal des bäuerlichen Lebens.
 
 
 
Der zeitliche Rahmen, den der philosophierende Dichter spannt, verweist auf die Vergänglichkeit allen Lebens. Der Vergleich ist bildhaft, einprägsam. Die Verse sind in gefälliger, sprachlicher Form.
 
 
 
Tage
 
 
 
Tage sind Blätter, die morgens erstehen.
 
Die grünen und lachen
 
Nach frohem Erwachen
 
Am Baume der Zeit;
 
Doch balde schon trauern
 
Und leise erschauern,
 
Dem Tode geweiht…
 
Tage sind Blätter, die abends verwehen.
 
 
 
(Das Buch der Gesänge, Verschneiter Rosengarten)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die von Stefan Jäger mit Bleistift skizzierten Blätter, neben einigen Blütenstaden im Grase liegend, deuten den gleichen Grundgedanken an, wenn auch erst die augenfällige Aussage hinterfragt werden muss: was kann den Maler zu dieser kleinen Darstellung veranlasst haben?
 
 
 
Der Wunsch einmal auf andere Art und Weise an den Todestag des Heimatdichters Peter Jung zu erinnern, ließ den Gedanken an eine Veröffentlichung aufkommen, die gleichzeitig mehrere Kunstfreunde und Liebhaber ansprechen würde. Eine Gedichtauswahl aus dem umfangreichen Nachlass des Dichters, die untermalt – nicht aber unbedingt illustriert (!) – ist mit künstlerischen Darstellungen des Hatzfelder Kunstmalers und Zeitgenosse Stefan Jäger. Die Gedichte sollten entsprechende Übertragungen ins Rumänische haben. Dafür wird der in Belinţ / Banat lebende Übersetzer Herr Simion Dănilă gewonnen.
 
Fünfzig ausgewählte Gedichte aus dem Schaffen Peter Jungs, zu denen die künstlerische Darstellungen Stefan Jägers passen, werden in einem Band zu Ehren des Dichters und der Maler zusammengefasst und der wohlwollenden Aufnahme der Kunstfreunde präsentiert. Das Buch wird gelegentlich der Festveranstaltung zu den Jubiläumsfeierlichkeiten in Hatzfeld (250 Jahre Hatzfeld) aufliegen.
 
 
 
Nikolaus Horn
 
 
 
  
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<br style="clear:both"/>
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==PDF-Datei des Artikels==
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* {{pdf|ART_1067.pdf|Banater Post (15.06.2016/Nr.11/12)}}
  
 
[[Kategorie:Zeitung]]
 
[[Kategorie:Zeitung]]

Aktuelle Version vom 29. Juli 2016, 15:45 Uhr


Bibliografie
Artikel Nummer: 1067
Autor Name: Nikolaus Horn
Titel des Artikels : Eine Hommage an die Banater Heide in Versen und Bildern
Untertitel des Artikels: Zum 50.Todestag des Hatzfelder Heimatdichters Peter Jung
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Banater Post
Erscheinungsort: München
Jahr: 2016
Jahrgang: 60
Nummer: 11-12
Datum: 15.06.2016
Seite: 13
* [[Nikolaus Horn]]: [[ART:1067 - Eine Hommage an die Banater Heide in Versen und Bildern|<i>Eine Hommage an die Banater Heide in Versen und Bildern</i>. Zum 50.Todestag des Hatzfelder Heimatdichters Peter Jung]]. Banater Post, München 2016 15.06.2016 (Jg.60 Nr.11-12), S. 13
(Ährenfeld mit Klatschmohn) - WK:0001
(Reifes Ährenfeld) - WK:0622
(Weizenflur - WK:1963
(Unser tägliches Brot) - WK:1348
(Akazienblüte und Vogel) - WK:0600

Zum 50.Todestag des Hatzfelder Heimatdichters Peter Jung

Der 50. Todestag des Hatzfelder Heimatdichters Peter Jung bietet Gelegenheit die Liebhaber schöngeistiger Literatur an eine Persönlichkeit zu erinnern. Peter Jung hat sich zeitlebens als Journalist für die Belange seiner Mitbewohner eingesetzt. Darüber hinaus hat sein schöpferischer Geist das Bedürfnis empfunden ihnen mit seinen Versen etwas mitzuteilen. Seine Wesensart und sein Lebensstil bescheren ihm einerseits Anhänger, Freunde, Bewunderer andererseits aber auch erbitterte Feinde, Verleugner.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts leben und wirken in Hatzfeld mehrere schöngeistige Persönlichkeiten, die das künstlerische Leben der aufkommenden Kleinstadt prägen. Sie gehören nicht alle derselben politischen oder künstlerischen Strömung an. Gemeinsam ist ihnen aber der Wille, im positiven Sinne dem Durchbruch zur Identitätsbesinnung der Banater schwäbischen Bevölkerung zu finden. Dieser Grundzug lässt sich durch eine Nebeneinanderstellung von Wort und Bild, von dichterischer Aussage Peter Jungs und malerischer Darstellung Stefan Jägers nachvollziehen. Beide Künstler sind Kinder der Banater Heide, beide drücken wiederholt durch verschiedene künstlerische Ausdrucksmittel ihre Liebe zu diesen Gefilden aus. Sie bekennen sich zu einer segensreichen Landschaft, die nichts ohne Arbeit verschenkt. Auf Wanderungen und Streifzügen lernen beide Land und Leute, Pflanzen- und Tierwelt kennen.
Die Blume der Heide ist all überall gegenwärtig. Sie blüht auffällig in der Sommerhitze auf Gassen, in Gärten, auf den Fluren, hat nur ein kurzes Leben, erfreut die Kinder, ist dem Bauern aber nicht unbedingt willkommen, da sie wuchert. Die Pipatsch, der Klatschmohn ist jedem von uns in Erinnerung. Sie hat fast Symbolwert erhalten. Peter Jung weiß zu erzählen, warum die Banater Heide sich nicht von dieser Blütenpracht trennt.

Roter Mohn

Wie leuchtende Rubine
Lacht roter Mohn im Ährenfeld.
Da schlürft auch schon ein Käferlein
Vom Tau in seinem Feuerzelt.

Wohl blühn der Blumen viele
Im sonnverklärten Heideland,
Doch keine ist, wie roter Mohn,
Dem Heidekind so nah verwandt.

Im Lande geht die Sage:
Einst fiel ein Tropfen Herrgottsblut
Zur Erd herab. Aus diesem sproß
Der Mohn in seiner Rosenglut.

(Das Buch der Heimat, Im Bann der Heimat)

In einem Farbenspiel sondergleichen lässt Jäger die Banater Heide erstrahlen. In das intensive Rot des Klatschmohns mischt er das Blau der Kornblume und das zarte Weiß der Kamille. So wird das Grün zum Unterton. Das Goldgelb der Weizenflur wird überragt vom Grün der Pußtawirtschaft mit ihrem Schwengelbrunnen. Vor dem reifen Ährenfeld, das bis zum Horizont reicht, ist ein einsamer Mann unterwegs. Dabei begleiten ihn weiße Wölkchen am Himmelsgewölbe.
Auf ihren Streifzügen durch die Fluren der Banater Heide sind solche beeindruckende Bilder dem Maler Stefan Jäger und seinem Wandergesellen Eduard Böss wiederholt begegnet. Er nimmt auf und gestaltet an der Staffelei für seine Landsleute.
Will man den Vogel der Banater Heide küren, so muss die Lerche in die engere Auswahl kommen. Kaum ist ein anderer Vogel dem Banater Bauern so eng vertraut, wie diese Sängerin. Sie trifft im Frühjahr auf der Heide ein und begrüßt den Bauern bei seinen ersten Feldarbeiten, sie trillert hoch oben in den Lüften süße Weisen, wenn der Bauer das Brot erntet, sie verlässt die Heide, um Bauer und Heide in der friedliche Stille des Winterschlafs nicht zu stören. Der Heidedichter Peter Jung besingt „die Königin der Höhn“ in mehreren Gedichten, er erwähnt und vergleicht sie in vielen Strophen.

Die Lerche

Was wär die Heide ohne dich
Und deiner Seele Sang,
Der immer noch mein Herz beschlich
Wie ferner Glocken Klang?

Der schon im ersten Morgenrot
Des Schöpfers Güte preist
Und uns aus aller Erdennot
Den Weg zum Lichte weist.

Hätt niemals sich dein Laut vermischt
Mit unsrer Väter Schweiß,
Dann hätt auch nie erquickt, erfrischt
Sie ihrer Mühe Preis.

Was unsern Armen Kraft verleiht,
Das ist dein süßes Lied,
Wenn es zur holden Frühlingszeit
Durch Flur und Felder zieht.

Was uns die langen Tage kürzt
In schwerer Sorge Sold,
Was uns den Wein im Kruge würzt,
Ist deiner Kehle Gold.

Du preisest Gott im Blütenmai
In Liedern schlicht und schön.
O bleib auch uns auf ewig treu,
Du Königin der Höhn!

(Das Buch der Heimat, Im Bann der Heimat)

Durch die reifende Weizenflur schlängelt sich der Fahrweg, der zum fernen Dorf führt. Die Horizontlinie ist verschwommen, dadurch wird die Weite der Flur angedeutet. Kein Pünktchen im Blau des Himmels weist auf die Lerche hin, sie könnte auch zwischen den Halmen den Nachwuchs umsorgen. So sieht Stefan Jäger die Heide.
In vielen seiner Heidebildern ist es dem Dichter Peter Jung gelungen seine Empfindungen sprachlich so zu gestalten, dass lyrische Stimmung den Grundton der Aussage bildet. Die Heidelandschaft liefert ihm zu jeder Jahreszeit Motive und Bilder für seine Dichtung.
In seinem Gedicht „Mittagsschwüle“ wird die Sommerhitze zu einem Übel, das alles zu vernichten droht: Mensch, Tier und Pflanze. In der fast unerträglichen Schwüle lechzt Mensch und Natur nach Kühle und nach Wasser. Aber dieses Übel ist notwendig, denn nur so reift die zu erwartende Ernte. Dahinter steht ‚geheimnisvoll‘ die Allmacht des Himmels, die für Jung überall gegenwärtig ist.

Mittagsschwüle

Der Himmel brennt, es brennt die Erde,
Die Luft ist Flamme, Glut und Rauch.
Nach Kühle lechzen Hirt und Herde
Und ich in dieser Schwüle auch.

Es kocht ein jedes Blatt am Baume,
Der Vogel will vor Durst vergehn,
Der Wind steht still im Weltenraume,
Worin kein Wölklein ist zu sehn.

Wie schön ist dennoch diese Stunde,
Die mich mit ihrer Lohe streift,
Da jetzt die Saat in weiter Runde
Geheimnisvoll zur Ernte reift.

(Das Buch der Gesänge, Herbstlicher Garten)

Auf seinen Wanderungen durch Fluren und Felder hat der Maler Stefan Jäger Farbe und Geruch der heranreifenden Weizenflur genossen. Die Eindrücke verarbeitet er in den vielen Flurbildern, die die Erntezeit, den Schnitt, darstellen. Auf diesem Gemälde scheinen die Reste eines Sommergewitters noch in den Wagenspuren auf dem Feldweg zu sein. Schnitter sind bei der Arbeit. Fast an den rechten Bildrand gedrängt ein Überbleibsel der vorjährigen Ernte. Feldblumen begleiten unbeachtet den Bauern.
Die geteilte Horizontlinie deutet in der einen Hälfte die Nähe des Dorfes an, in der anderen die Sommerhitze, die Fata Morgana der Heide.
In der bäuerlichen Vorstellung muss das Brot weiß sein. Bekannte Redewendungen zeigen diese Meinung. Keinen Vorrat haben, „net emol Brot iwwer Nacht han“, war wohl ein Zeichen der Armut, aber genauso war eine Familie dem Klatsch des Dorfes ausgesetzt und es wurde verächtlich auf sie herabgesehen, wenn es hieß: „Die han jo net mol Weißbrot“, „de losst flach mahle“.
Jung hat diese Meinung gekannt und aus der Not eine Tugend gemacht. Im Gegensatz arm und reich, Heimat und Fremde unterstreicht er die Heimatverbundenheit und die Bodenständigkeit der Banater Schwaben. Er sagt: „Und wär es schwarz wie ihre Erde: / Der Heimat Brot ist Honigseim.“

Banater Korn

Nur wer das Brot der Fremde hat genossen,
Und wem dabei der Tränen viel geflossen,
Wenn er vor Leid und Kummer schier verzagte,
Weil heißes Heimweh ihm am Herzen nagte:
Der hat der Heimat Fluren nie vergessen,
Wo er sein Brot in hartem Kampf gegessen,
Und brannten ihm dabei auch Hand und Füße:
Nur er kennt ihres Kornes edle Süße!

(Das Buch der Heimat, Trutz und Kampf)

In der darstellenden Kunst hat das Brot Symbol Charakter erhalten. Als Grundnahrungsmittel ist es das Symbol der Nächstenliebe. Der Brotschneider verteilt nicht nur Brotstücke, sondern auch seine innige Zuneigung. Die Frau spricht im Tischgebet ihren Dank für die tägliche Gabe aus.
Bemerkenswert ist die Haltung der beiden Kinder. Das Mädchen spricht das Tischgebet mit, der blondhaarige Junge zur Rechten des Vaters scheint nicht früh genug an die Schüssel zu kommen, wird dabei von den Eltern nicht ermahnt.
Durch das offenen Fenster – ein Kunstgriff (!) – verweist der Maler auf die Herkunft des Brotes, auf die Mühsal des bäuerlichen Lebens.
Maulbeerbaum und Akazie waren durch behördliche Verordnung in das Leben des schwäbischen Bauern gekommen. Der eine machte die Seidenraupenzucht möglich und brachte ein kräftiges Getränk (den Raki), der andere neben Duft und Honig auch Brennholz.
Dichter und Maler sind von der Blütenpracht eingenommen, zählen sie zu den Wahrzeichen der Heide.

Akazienblüten

Gewiß gibt’s schönre Blüten auch
Als euch in eurem schlichten Kleid,
Gewoben nur für kurze Zeit
Im keuschen Frühlingsmorgenhauch.

Doch euer Duft ist süß und schwer,
Der hocherfreut und tiefbeglückt,
Und wen er einmal hat berückt,
Vergißt die Heide nimmermehr.

(Das Buch der Gesänge, Euterpe)

An einem gebogenen Zweiglein hängt die schwere Last der vollen Akazienblüte. Dazu gesellt sich ein Vöglein. Mit erhobenem Flügel macht er auf sich aufmerksam, damit auch andere in den Genuss des Überflusses kommen. In der Liebe zum Detail, ausgedrückt durch sparsam eingesetzte künstlerische Mittel zeigt Stefan Jäger seine Freude an der Natur.

Der Wunsch einmal auf andere Art und Weise an den Todestag des Heimatdichters Peter Jung zu erinnern, ließ den Gedanken an eine Veröffentlichung aufkommen, die gleichzeitig mehrere Kunstfreunde und Liebhaber ansprechen würde. Eine Gedichtauswahl aus dem umfangreichen Nachlass des Dichters, die untermalt – nicht aber unbedingt illustriert (!) – ist mit künstlerischen Darstellungen des Hatzfelder Kunstmalers und Zeitgenosse Stefan Jäger. Die Gedichte sollten entsprechende Übertragungen ins Rumänische haben. Dafür wird der in Belinţ / Banat lebende Übersetzer Herr Simion Dănilă gewonnen.
Fünfzig ausgewählte Gedichte aus dem Schaffen Peter Jungs, zu denen die künstlerische Darstellungen Stefan Jägers passen, werden in einem Band zu Ehren des Dichters und des Malers zusammengefasst und der wohlwollenden Aufnahme der Kunstfreunde präsentiert. Das Buch wird gelegentlich der Festveranstaltung zu den Jubiläumsfeierlichkeiten in Hatzfeld (250 Jahre Hatzfeld) aufliegen.


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