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Wie leben die Banater Schwaben in Rumänien – Archiv

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Wie leben die Banater Schwaben in Rumänien

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0083
Autor Name: J. K.
Titel des Artikels : Wie leben die Banater Schwaben in Rumänien
Untertitel des Artikels: Eindrücke von einer Reise ins Banat
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Banater Post
Erscheinungsort: München
Jahrgang: 14
Nummer: 9
Datum: 15.09.1969
Seite: 9
* [[J. K.]]: [[ART:0083 - Wie leben die Banater Schwaben in Rumänien|<i>Wie leben die Banater Schwaben in Rumänien</i>. Eindrücke von einer Reise ins Banat]]. Banater Post, München 15.09.1969 (Jg.14 Nr.9), S. 9

Eindrücke von einer Reise ins Banat

(J. K.) Viele Rumänienreisende, die das Land vorher nicht gekannt haben, sind von den oft stattlichen Großgemeinden überrascht und noch mehr davon, daß sie dort auf Deutsche - auf Banater Schwaben treffen. Kaum einer solcher Touristen weiß, daß deren Ahnen im 18. Jahrhundert ins Banat eingewandert sind. Erst im Gespräch nimmt man die geschichtlichen Tatsachen zu Kenntnis, und rasch fühlt man sich als Bruder und Schwester.
Die Dörfer - das ist die Feststellung des Kenners der Verhältnisse –sind heute so schön wie einst. Viele Gemeinden haben durch Neu- und Umbauten ein noch schöneres Aussehen bekommen.
Das religiöse und kirchliche Leben hat an Intensität in den letzten Jahren zugenommen. Viele Kirchen wurden renoviert und zeugen für die Lebendigkeit der Gemeinde. Die Seelsorge und die religiösen Handlungen bleiben allerdings auf den Raum der Kirche beschränkt.
In den Dörfern des Banats bestreiten auch heute noch die meisten ihre Existenz von der Landwirtschaft: in der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft, dem Kollektiv und im Staatsgut. Der kleinere Teil der Dorfbevölkerung konnte in neuangesiedelten Industriebetrieben Arbeit finden oder fährt nach Temeschburg zur Arbeit. Zur Sicherung des Lebensunterhalts müssen die Frauen fast durchwegs mitverdienen. Der Achtstundentag auch in der Landwirtschaft erlaubt der Landbevölkerung Nebeneinkünfte aus den geräumigen Hausgärten, die oft durch den einstigen Wirtschaftshof vergrößert wurden. So sind viele wieder zu einem bescheidenen Wohlstand gelangt. Schließlich findet man noch Zeit, sich mit geistigen Dingen zu beschäftigen, was zur Rückbesinnung auf das Kulturerbe und zu dessen stärkerer Pflege führt.
Das überlieferte Brauchtum wird gepflegt, allem voran das Kirchweihfest überall dort, wo noch Deutsche leben. Schwabenbälle werden abgehalten, in Ulmbach wurde im Frühjahr ein "Volkskunst-Ensemble" gegründet, in Temeschburg ist der "Schubert-Chor" wiedererstanden; der Ulmbacher "Kammersängerchor" hat beachtliche Erfolge erzielt und in Hatzfeld bieten die "Schwabenkinder" ein befriedigendes Programm. Laienbühnen in einzelnen Gemeinden bieten ein Programm, mit dem sie häufig auch Gastspiele in anderen Orten geben. Das Deutsche Staatstheater in Temeschburg und das Theater in Hermannstadt dürften die einzigen deutschsprachigen Staatsbühnen außerhalb des geschlossenen deutschen Sprachraumes sein. Das besondere Ereignis auf kulturellem Gebiet für die Banater Schwaben in Rumänien war in diesem Jahr die Eröffnung der Gedächtnisausstellung für den Maler Stefan Jäger.
Mehrere deutsche Zeitungen, "Neuer Weg" in Bukarest, "Neue Banater Zeitung" in Temeschburg, "Karpatenrundschau" in Kronstadt sowie die "Hermannstädter Zeitung" erscheinen neben literarischen und wissenschaftlichen Zeitschriften. Ein Verlag bringt laufend deutsche Bücher auf den Markt. Die Zeitung "Neuer Weg" bringt Jahr für Jahr einen Kalender in deutscher Sprache heraus. Literarische Erzeugnisse deutscher Schriftsteller gibt es in großer Zahl.
Diese Leistungen in deutscher Sprache wären undenkbar ohne den Nachwuchs, der deutschsprachige Schulen durchläuft. Leider fehlt noch immer die Möglichkeit, an Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland zu studieren. Vielleicht bieten, sich hierfür bald die Möglichkeiten im Rahmen des Deutsch-Rumänischen Kulturabkommens.
Einer kleinen Minderheit im Lebensraum eines zahlenmäßig großen Staatsvolkes droht meist die Assimilation. Zunächst scheint die Gefahr für die in Rumänien lebenden Deutschen gebannt. Ihr Bestand jedenfalls liegt durchaus im Interesse des zwischenstaatlichen Kulturaustausches zwischen Deutschen und Rumänen. Das hat scheinbar auch die rumänische Regierung erkannt und gewährleistet daher auch die Erhaltung des sprachlichen und kulturellen Eigenlebens der im Lande lebenden Deutschen. Drei Probleme freilich harren nach einer Lösung:

  1. Die ausreichende Altersversorgung der ehemals selbständigen Bauern und Handwerker;
  2. die Familienzusammenführung;
  3. die uneingeschränkten Möglichkeiten zu Besuchsreisen für die Deutschen, in Rumänien zu ihren Verwandten und Bemannten in der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich.

Damit hätte die Sozialistische Republik Rumänien, einen weiteren Schritt in Richtung jener Koexistenz getan, den sie auf anderen Gebieten so erfolgreich praktiziert.

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