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Stefan-Jäger-Feier in Hatzfeld

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0185
Autor Name: Dr. J. M.
Titel des Artikels : Stefan-Jäger-Feier in Hatzfeld
Untertitel des Artikels: Eine Trachtenschau wie noch nie
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Der Donauschwabe
Erscheinungsort: Aalen
Jahrgang: 27
Nummer: 27
Datum: 03.07.1977
Seite: 2
* [[Dr. J. M.]]: [[ART:0185 - Stefan Jäger-Feier in Hatzfeld|<i>Stefan-Jäger-Feier in Hatzfeld</i>. Eine Trachtenschau wie noch nie]]. Der Donauschwabe, Aalen 03.07.1977 (Jg.27 Nr.27), S. 2

Eine Trachtenschau wie noch nie

Am 28. Mai d. J. war Stefan Jägers 100. Geburtstag (1877-1977). Aus diesem Anlass veranstaltete der Temescher Kreisrat der Deutschen Werktätigen gemeinsam mit dem „Kulturhaus Hatzfeld" eine großangelegte Festlichkeit. Um 11 Uhr wurde im Lyzeum (früher Jesuleum-Kloster) eine Retrospektiv-Ausstellung der Originalwerke unseres größten donauschwäbischen Kunstmalers eröffnet. Es wurden 59 Bilder ausgestellt. Zum größten Teil waren es Ölbilder, doch waren auch mehrere Aquarelle darunter, die als Leihgabe von Jäger-Freunden und vom Banater Museum aus Temeschburg zur Verfügung gestellt wurden.
Wer heute ein Jäger-Bild besitzt, hat – wie ein Redner auf der Eröffnung sagte – einen Schatz im Haus, denn die Jäger-Bilder stehen hoch im Kurs. Überwiegend stellen die Bilder Szenen aus unserem Volksleben dar. Jäger war ein genauer Kenner unserer Landschaft, unserer Trachten, Wohnhäuser und der Blumen. Diese Dinge beherrschen seine Bilder, die auch Friede und Fröhlichkeit widerspiegeln. Meistens schauen uns daraus gesunde, runde Schwabengesichter an. Sein bestes Werk ist „Die Einwanderung der Schwaben". Bevor er dieses dreiteilige Bild schuf, war er längere Zeit in Deutschland, um in den Herkunftsländern unserer Ahnen genaue Trachtenstudien zu betreiben. Daher sind gerade auf diesem Bild die Pfälzer, Württemberger, Badener und Elsass-Lothringer Trachten aus der Zeit 1730-1780 genau erkennbar. Jäger war ein Experte auf diesem Gebiet.
Etwa 1910 hat man in Gertianosch eine Stiftung[1] zur Förderung der Malkunst Jägers geschaffen. Es war eine beträchtliche Summe (4500 Kronen), die Jäger zur Verfügung gestellt wurde. Diese Kunstfreunde haben sein Talent frühzeitig erkannt. Des Künstlers Eltern waren Kleinbauern[2] in Tschene. Dort wurde er 1877 geboren, dort ging er zur Volksschule, anschließend besuchte er in Temeschburg die Bürgerschule. Seine danach erfolgte Kunstmaler-Ausbildung erfuhr er in Budapest. Ab 1910 lebte er bis zu seinem Tode 1962 in Hatzfeld. Stefan Jäger hat nicht gerade üppig gelebt von seinen Bildern, sorglos nie.
Sein „Schwabenbild" war natürlich auch auf der Ausstellung[3]. Obgleich es über 65 Jahre alt ist, wirken die Farben ganz frisch. Auch sah man dort noch andere bekannte Bilder Jägers, wie z. B. „Die Rossmühle", „Die vier Jahreszeiten", „Mutter und Kind", "Der Hühnerhof“, "Die Zigeunerin" usw. Insgesamt hat Jäger in seinem Leben etwa 2500 Bilder geschaffen. – Die schöne Ausstellung hatte Prof. Hans Schulz organisiert.
An Ort und Stelle verkaufte man ca. 25 cm hohe Büsten Stefan Jägers und ebensolche Nikolaus Lenaus. Sie sind aus Ton gebrannt und kosteten 75 Lei das Stück. Der Absatz war nur gering.
Anschließend an die Eröffnung der Ausstellung fand eine wissenschaftliche Tagung in einem anderen Räume statt. Diese war dem Leben und Wirken Jägers gewidmet und es wurde hierbei deutsch, rumänisch und ungarisch gesprochen. Redner waren Prof. Erich Hunyar, Maria Forray, Hans Schulz, Nikolaus Berwanger und andere. – Zum Gedenken an Jäger wurden Faltbögen mit Reproduktionen einiger Bilder und ein Abzeichen mit dem Brustbild Jägers angefertigt und verbreitet. Treffend beschrieb der Dichter Peter Barth das Schaffen Jägers in einem Kurzgedicht. Es läutet:

„Das ganze Dasein, von der Wiege
bis zum Grabe, hieltst du fest
in deinen Bildern Gang und Stiege,
den Flur mit seinem Laubgeäst,
Gerätekammern, alte Giebel,
die Kinderschar bei Spiel und Fibel.

Und Rosmarein und Hollersträuche
und Hochzeitsfest und Totenschmaus,
geheiligt durch die alten Bräuche
das ahnenalte Siedlerhaus,
so wie es nimmer aufzufinden
mit Maulbeerbaum und Silberlinden."

Das große Trachtenfest wurde am Nachmittag am Parksportplatz, der mitten im Ort liegt, abgehalten. Es war dies eine wunderschöne, für die zahlreichen Zuschauer unvergessliche Veranstaltung. Über 700 Personen marschierten in ihren malerischen Trachten auf! Man sah nebst unseren schwäbischen auch rumänische, ungarische, bulgarische und serbische Trachten. Die einzelnen Gruppen wurden mit großem Beifall empfangen, machten eine Runde und nahmen Aufstellung. Am besten gefielen die Kleinkinder in ihrer Tracht. Sie ernteten stürmischen Beifall, besonders als sie auf Kommando zur Ehrentribüne liefen und ihre Blumen austeilten. Es waren vier- bis fünfjährige Kinder, etwa 80 an der Zahl. Es gab auch eine ungarische Gruppe darunter, die vielleicht in ihren kleinen roten Stiefelchen und ganz kurzen Röcken, die kleinen Buben in der „Gatya" mit dem Betyarenhut am Kopf, am besten gefiel. Die kleinen Schwaben waren ebenfalls originell. Manche hatten eine langröhrige Pfeife im Mund und stolzierten wie Männer daher.
Viel Beifall fanden die Volkstänze, die die Erwachsenen dann aufführten. Man tanzte alle Tänze der anwesenden Nationalitäten. Die Liedereinlage des Temeschburger Schubert-Chors, geleitet von Dozent Matthias Schork, sowie der Gesang des Hatzfelder Schülerchors, geleitet von Prof. W. Kindl, verschönerten das Programm wesentlich. Die musikalische Umrahmung besorgte die vortreffliche Kapelle des Hatzfelder Kulturhauses, ihr Dirigent ist Jakob Biebel. Die Märsche und Tänze, waren exakt und vollendet gespielt. Die Gruppen aus den deutschen Ortschaften trugen ihre Ortstafel voran, wie beim Einzug der Völker zu den olympischen Spielen. Man sah die Tafeln bzw. die Gruppen von: Großsanktnikolaus, Grabatz, Komlosch, Bogarosch, Lenauheim, Großjetscha, Kleinjetscha, Johannisfeld, Sackelhausen, Billed, Ujwar, Neudorf, Tormak und Hatzfeld.
Höhepunkt der Feier war das Schlussbild, ein Tanz der Verbrüderung der hier lebenden Nationalitäten. Heimatverbundenheit sollte dadurch zum Ausdruck gebracht werden. Alles in allem: Diese zu Ehren Stefan Jägers veranstaltete Trachtenschau war sicherlich die eindrucksvollste Schau des Brauchtums. Sie wurde auch gefilmt. Hoffentlich findet der Film den Weg nach dem Westen.

Dr. J. M.

Anmerkungen:

  1. in anderen Beiträgen ist immer nur von einer Spendensammlung die Rede
  2. der Vater war Barbier und Feldscher, der von der Mutter geerbte kleine Feldbesitz musste schon frühzeitig veräußert werden
  3. falsche Angabe


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