Stefan Jäger Archiv

Vom Spazierstock bis zum Triptychon

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0245
Autor Name: Helmuth Frauendorfer
Titel des Artikels : Vom Spazierstock bis zum Triptychon
Untertitel des Artikels: Die Stefan-Jäger-Gedenkstätte in Jimbolia
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Neue Banater Zeitung
Jahrgang: 26
Nummer: 6131
Datum: 27.08.1982
Seite: 3
* [[Helmuth Frauendorfer]]: [[ART:0245 - Vom Spazierstock bis zum Triptychon|<i>Vom Spazierstock bis zum Triptychon</i>. Die Stefan-Jäger-Gedenkstätte in Jimbolia]]. Neue Banater Zeitung 27.08.1982 (Jg.26 Nr.6131), S. 3

Die Stefan-Jäger-Gedenkstätte in Jimbolia
Soll die Ausstellung das ehemalige Atelier des Künstlers verlassen?
(Durch Banater Dorfmuseen und Gedenkstätten)

Früher wurde es die Fünf-Kronen-Schule genannt. Dann war es das Atelier Stefan Jägers. Seit 1969 ist es die Stefan-Jäger-Gedenkstätte. Heutzutage droht Wandfeuchtigkeit dem Gebäude, das in Jimbolia an den bekannten schwäbischen Maler erinnert.

Zum Glück ist die Feuchtigkeit noch nicht bis zu den ausgestellten Bildern vorgedrungen, die dadurch gefährdet wären. Die Ausstellungsräume befinden sich im Hof des Gebäudes, wo der Maler sein Atelier und einen Vorraum dazu hatte. Von der Straße her sieht das Haus mit herabgefallenem Putz trotz dem Firmenschild nicht geradezu einladend aus. Beim Volksrat erfuhren wir, dass man die Außenfassade des Hauses jährlich einmal in Ordnung bringt, die Feuchtigkeit jedoch viel zu stark sei. Bürgermeister Francisc Rákoczy sucht eine andere Lösung. Und zwar will man ein Stadtmuseum eröffnen, in dem auch die Stefan-Jäger-Gedenkstätte untergebracht werden soll. Jedoch fragen wir uns, inwiefern das die richtige Lösung ist?! Denn das ehemalige Atelier des Malers wäre doch der geeignetste Ort der Gedenkstätte. Vielleicht kann man dieses Haus doch noch entsprechend renovieren, anstatt die Exponate umzusiedeln. Vor allem weil die Gedenkstätte schon im In- und Ausland bekannt ist und mit der Umsiedlung vielleicht auch das ehemalige Atelier des Künstlers in Vergessenheit geraten würde.
Die Gedenkstätte wurde 1969 auf Initiative der Hatzfelder und mit Hilfe des Temescher Kreisrates der deutschen Bevölkerung eröffnet. Ausgestellt sind Fotos von der Eröffnungsfeier. Heute betreut es Zeichenlehrer Prof. Hans Schulz. Festgesetzte Öffnungszeiten gibt es keine, weil Besuchergruppen sich gewöhnlich anmelden (so Propagandasekretär Nikolaus Thierjung) oder aber wird Hans Schulz verständigt mit dem Schlüssel herbeizueilen.
Die Exponate sind in deutscher und rumänischer Sprache beschriftet. Man beschränkte sich aber nicht nur auf Bilder, Trachtenstudien, Skizzen, Bleistift- und Aquarellstudien Stefan Jägers. Auch eigene Aussagen des (als ziemlich wortkargen geschilderten) Künstlers sind hier angebracht sowie das Gedicht „Dem Maler Stefan Jäger“ des Banater Volksdichters Peter Barth. Peter Berberich schnitzte eine Jäger-Büste aus Holz, die in der Gedenkstätte ebenfalls zu sehen ist. Auch hat man von dem Maler benützte Möbelstücke und Gegenstände zusammengetragen. So sind hier auch Schrank, Tisch, Anzug und Hut des Künstlers zu sehen. Arbeitskittel, Taschenuhr, Fotoapparat, Spazierstock und Regenschirm sowie das Halstuch seiner Mutter. Die Malutensilien, eine Staffelei, eine Feldstaffelei (bekanntlich war er ja ein vor allem nach der Natur schaffender Maler und unternahm viele Reisen, um die Trachten für das Einwanderungstriptychon zu studieren) und die Staffelei mit einem letzten unvollendeten Bild, das eine Zigeunerin darstellt sowie der ihm 1957 verliehene Arbeitsorden II. Klasse wurden hier ausgestellt.
Das große Einwanderungsbild, an dem Stefan Jäger von 1906 bis 1910 gearbeitet hatte, weckt sofort die Aufmerksamkeit des Besuchers. Hervorzuheben ist, dass nebenan eine Fotokopie derselben Bilder angebracht ist, auf der angegeben wird, woher die jeweilige Tracht stammt. Auch fehlen nicht die von der „Wahrheit“ bzw. der „Neuen Banater Zeitung“ heurausgegebenen Wandkalender mit Jäger-Farbreproduktionen sowie die von Annemarie Podlipny-Hehn betreute Jäger-Monographie. Was jedoch stört, ist eine Anhäufung von Bildhauereiwerken, Brandmalereien u.a. mitten im Ausstellungsraum. Fremdkörper, die nach einem Wettbewerb hier „vergessen“ wurden.
„Das ganze Dasein, von der Wiese / und bis zum Grabe, hieltst du fest …“ heißt es in dem Gedicht von Peter Barth. Nun, einiges von Stefan Jäger hat man in Jimbolia festgehalten. Doch lebten hier auch andere Persönlichkeiten, von denen man heutzutage im Heimatstädtchen keine „Spuren sieht“. Wohl gibt es eine Dr.-Diel-Statue, aber sind beispielsweise Peter Jung, Emmerich Bartzer und Josef Linster etwa nicht einmal einer Gedenktafel würdig. Denn es gibt nichts dergleichen in Jimbolia

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