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Banat – mehr als Pipatsch und Maroschufer

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0348
Autor Name: Erich Georg Gagesch
Titel des Artikels : Banat – mehr als Pipatsch und Maroschufer
Untertitel des Artikels: Zur Nürnberger Ausstellung Banater Künstler
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Banater Post
Erscheinungsort: München
Jahrgang: 33
Nummer: 23/24
Datum: 10.12.1988
Seite: 16
* [[Erich Georg Gagesch]]: [[ART:0348 - Banat - mehr als Pipatsch und Maroschufer|<i>Banat – mehr als Pipatsch und Maroschufer</i>. Zur Nürnberger Ausstellung Banater Künstler]]. Banater Post, München 10.12.1988 (Jg.33 Nr.23/24), S. 16

Zur Nürnberger Ausstellung Banater Künstler
und zum Artikel "Wanderung zwischen Breitengraden" von Heinrich Lauer

Eine Ausstellung zeitgenössischer Banater Künstler - welch eine vortreffliche Idee. Sie ist in Nürnberg Wirklichkeit geworden. Gratulation dem Veranstalter, der hiermit auch in der breiteren Öffentlichkeit gezeigt hat, daß auch im Banat Künstler geboren, herangewachsen, gearbeitet haben und schon nach kürzestem Aufenthalt in der Bundesrepublik sich dem Geschmack der hiesigen Galeristen und Kunstkritiker "anzupassen" vermögen.
Man muß es auch, will man seine Werke als Kunstwerke interpretiert sehen, sie ausstellen können oder gar verkaufen. Heinrich Lauer schreibt: "… eine zwanghafte Interpretation … eine Pflichtfixierung auf heimatliche Motive", nein, so etwas kann man einem Künstler nicht zumuten. Und trotzdem sind Künstler Zwängen ausgeliefert, täglich bei ihrer Arbeit. Man malt, gestaltet so wie man es empfindet… und wie man hofft, daß es dem Galeristen, dem angeblich kunstkritischen Publikum gefällt.
Doch wie gesagt: Hut ab, die erste Ausstellung ist gelaufen, und der Veranstalter bereitet wohl bald schon die nächste vor. Hoffentlich steht diese unter dem Motto: "Das Banat im Werke internationaler und Banater Künstler", und wenn diese Ausstellung bereits heute ausgeschrieben wird, so kann sich mancher Künstler Gedanken über jenes Land machen, aus dem er stammt oder von dem gerade heute so vieles zu hören ist.
Dann können, auch ohne Zwangsfixierung, neue Werke über das Banat entstehen, aus den lebensprägenden Eindrücken einer Kindheit, Jugend, die der Künstler vielleicht noch irgendwo auf dem Lande verbracht hat, in einer Zeit, wo so manches vielleicht, wenigstens zum Teil noch, auf das Lebenswerk unserer Ahnen hindeutete.
Doch dies haben ja schon Stefan Jäger und andere in ihrer alten Vorstellungsart gemalt: die "Kerweih", "Tanzende Paare", "Feldblumen", "Disteln", die "Einwanderung der Schwaben ins Banat" usw. Vielleicht sind diese Themen von jungen Künstlern heute auch anders gestaltbar. Es gilt auch neue Themen zu entdecken, z. B. die Auswanderung der Schwaben aus dem Banat, eine Thematik, die gewiß für mehr als ein Triptychon reichen würde.
Stefan Jäger malte "Die Urbarmachung des Banats". Es ist jenes Bild, wo der Bauer das wüste Land pflügt und hinter ihm die reifenden Ähren stehen. Ein etwas größerer "Pflug" pflügt ja auch heute: "Die Urbarmachung des Banats!"
O doch, es gibt im Banat mehr Thematik als die Pipatsch, das Maroschufer und die Kirchweih. Eine 250jährige Geschichte gilt es, für unsere Banater oder auch für manchen internationalen Künstler zu bewältigen, zeitkritisch zu beobachten, plastisch und literarisch zu gestalten.
Banater Künstler, welche die Heimat ihrer Eltern und Ahnen irgendwann einmal geliebt haben, werden gedanklich und künstlerisch diese Liebe, um des Lebenswerkes ihrer Ahnen willen, irgendwann festzuhalten versuchen.
Der Begriff "Banat", das Geschichtskapitel dieses deutschen Volksstammes wird in der Kunst und Literatur nur dann etwas aussagen können, wenn die Werke internationaler und Banater Künstler davon Zeugnis geben.
Doch… es wächst kein Weizen, wo vorher nicht die Saat vorbereitet, der Boden aufnahmebereit und der Weizen ausgestreut wird.

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