Stefan Jäger Archiv

Unter der Lupe

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0360
Autor Name: Karl-Hans Gross
Titel des Artikels : Unter der Lupe
Untertitel des Artikels: Gedenkstätte in Not
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Der Donauschwabe
Erscheinungsort: Aalen
Jahrgang: 40
Nummer: 4
Datum: 28.01.1990
Seite: 2
* [[Karl-Hans Gross]]: [[ART:0360 - Unter der Lupe|<i>Unter der Lupe</i>. Gedenkstätte in Not]]. Der Donauschwabe, Aalen 28.01.1990 (Jg.40 Nr.4), S. 2

Gedenkstätte in Not

Die Stefan-Jäger-Gedenkstätte ist eine museale Einrichtung in Hatzfeld, die auf Betreiben einiger beherzter Männer 1969 zustande gekommen war. Mit ihren rund 20 Jahren des Bestehens hat sie nun scheinbar ausgedient, denn kurz vor den umwälzenden und blutigen Ereignissen in Rumänien hatte mich ein diesbezüglicher Anruf erreicht. Dahingehend hieß es, dass die Gedenkstätte wahrscheinlich nicht mehr bestehe, weil man die Tafel am Haus und einige Bestände bereits weggebracht hat.
Mit ihren mit viel Mühe und Verständnis zusammengetragenen Exponaten (zahlreiche Skizzen, Ölgemälde, Aquarelle, Gebrauchsgegenstände, Fotos, Publikationen, u. a.) würdigt und ehrt sie nicht nur den Künstler allein, sondern vermittelt dem Besucher gleichermaßen ein anschauliches Bild über sein malerisches Schaffen und die Menschen selbst, die er als „Modelle" angenommen hat.
Der Maler Stefan Jäger (1877 - 1962), schlechthin als „Schwabenmaler“ bekannt, hatte zeitlebens im Banat und daselbst in Hatzfeld (kurze Zeit auch in Budapest) gewirkt. Mit dem großflächigen (1,50 x 5,70 m) Einwanderungsbild (1910) und den ungezählten malerischen Arbeiten über Sitten und Gebräuche, die bäuerlichen Arbeiten auf dem Feld, usw. hat er nicht nur das Umfeld seiner engeren Heimat, sondern das aller an der unteren Donau siedelnden Deutschen berührt. Diesen, wenngleich auch bescheidenen (am immensen Gesamtwerk des Künstlers gemessen), verbliebenen und noch zugänglichen Nachlass (das sind außer den in der Gedenkstätte befindlichen Exponaten von künstlerischem, historischem und ethnographischem Wert, noch einige hundert Skizzen und Gemälde in den Depots des Banater Museums in Temeschburg) zu retten („herüberzuretten", wenn auch nur teilweise), sollte einem zweckdienlichen landsmannschaftlichen Bemühen nicht zu abwegig sein.
Es ist gewiss, dass sich nach dem Volksaufstand in Rumänien manches wandeln wird. Wohl auch für die deutsche Minderheit (?). Dennoch sollten wir darauf verweisen, dass das Verbleiben unserer Landsleute (und damit auch der Fortbestand der Gedenkstätte) nicht allein von deren existenziellen Perspektive abhängig ist. Dazu ist unsere Problematik zu vielschichtig geworden. Aber auch im gegensätzlichen Fall verbleibt die Notwendigkeit, dahinzuwirken, dass die Jäger-Gedenkstätte ihre Funktionsfähigkeit (mit einer zusätzlichen Klimaanlage, einem verlässlichen Sicherheits- und Alarmsystem, denn dort ist ja das wertvolle Triptychon der Einwanderung ausgestellt) wieder erlangt.

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