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Das Heimatbuch Hatzfelds - ein Beitrag zur Banater Geschichte

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0399
Autor Name: Franz König
Titel des Artikels : Das Heimatbuch Hatzfelds - ein Beitrag zur Banater Geschichte
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Banater Post
Erscheinungsort: München
Jahrgang: 37
Nummer: 3
Datum: 05.02.1992
Seite: 3
* [[Franz König]]: [[ART:0399 - Das Heimatbuch Hatzfelds - ein Beitrag zur Banater Geschichte|<i>Das Heimatbuch Hatzfelds - ein Beitrag zur Banater Geschichte</i>]]. Banater Post, München 05.02.1992 (Jg.37 Nr.3), S. 3

Die Hatzfelder, deren Heimatort man einst die "Perle des Banats" genannt hat, leben heute zu 90% zerstreut in Deutschland, Österreich und anderen Staaten. Nicht anders erging es den anderen Banater Schwaben. Auch der verbliebene kleine Rest wird früher oder später auswandern oder aussterben. Deshalb ist es für uns wichtig, daß Ortsmonographien nicht nur erstellt, sondern auch in keiner Banater schwäbischen Familie fehlen sollten. Wer soll unseren Nachkommen in den folgenden Generationen Auskunft über die Heimat ihrer Vorfahren geben, daß diese sich vor dem Zweiten Weltkrieg wirtschaftlich und kulturell durchaus mit der damaligen Entwicklung der Dörfer in Deutschland messen konnte? Eines muß allen Banater Schwaben klar sein, daß von uns nur das erhalten bleibt, was wir bis jetzt in Büchern und Bildern festgehalten haben und in naher Zukunft noch festhalten werden. Das sind wir unseren Ahnen schuldig.
Das Hatzfelder Heimatbuch ist nach vielen Verzögerungen endlich erschienen. Mit seinen 1064 Seiten kann es sich dem Umfang, aber auch dem Inhalt nach sehen lassen. Druck und Graphik sind hervorragend. Der Preis ist entsprechend. Enttäuschend für mich das Umschlagbild auf der ersten Seite, das eher zu einer Banater Geschichte passen würde.
Der geschichtliche Teil des Heimatbuches ist recht umfangreich und dürfte zu einem großen Teil den meisten Hatzfeldern erst durch dieses Heimatbuch zugänglich gemacht werden. Besonders der Redakteur des Buches Dr. A. P. Petri hat durch neuere Forschungen viel dazu beigetragen. Es ist schon interessant, wenn man erfährt, daß Hatzfeld in seiner verhältnismäßig kurzen Geschichte vier verschiedenen Staaten angehörte und vier verschiedene Namen führte. Oder wer weiß schon, daß im Jahre 1864 243 deutsche Familien aus Hatzfeld und Umgebung nach Rumelien (damals türkisch, heute bulgarisch) auf türkische Privatgüter auswanderten und dort unter anderen den Ort "Neu-Hatzfeld" gründeten.
Für die Nachkriegsgenerationen dürften die Beiträge über die beiden Weltkriege und ihre Folgen für die Banater Schwaben recht aufschlußreich sein. Sie erfahren daraus, wieviel Not und Leid besonders der Zweite Weltkrieg über ihre Eltern und Großeltern gebracht hat und warum sie ihre alte Heimat verlassen haben. Der schwerste Schlag war wohl die totale und entschädigungslose Enteignung des Bodens, dessen Bearbeitung die Grundlage der wirtschaftlichen Existenz der Banater Schwaben war. Die Verschleppung der eine wichtige Rolle für die gewerbliche Entwicklung spielte die Hatzfelder Gewerbeschule 1885-1944. Über fünfzig Seiten des Heimatbuches sind Hatzfelder Persönlichkeiten gewidmet, von denen ein Teil den meisten Hatzfeldern erst durch das Heimatbuch bekannt werden dürfte. Eine Zierde des Buches sind die farbigen Reproduktionen von Stefan Jäger, gut ausgewählt sind auch die Gedichte von Peter Jung. Interessante Beiträge berichten über die Sitten und Gebräuche der Hatzfelder, ebenso über die Landwirtschaft, über das Gewerbe und die Industrie. Wir erfahren in Wort und Bild von den zahlreichen Vereinen und Organisationen.
Die Hatzfelder Sportgeschichte zeigt uns das reiche Sportleben der zahlreichen Vereine. Schade, daß man von der erfolgreichsten Mannschaft, die Hatzfeld je hatte, kein Foto findet. Immerhin belegte die Handballmannschaft der Männer 1954 den dritten Platz in der höchsten Spielklasse Rumäniens (A-Liga) und bestand fast zu 90% aus Deutschen. Dagegen sind vom Sportverein "Hertha" gleich fünf Fotos veröffentlicht. Das Foto "Hatzfelder Sportfest" , 100-m-Lauf 1938, wurde auf dem Rapid-Sportplatz in Temeschburg gemacht, wahrscheinlich anläßlich eines Banater Sportfestes.
Das Kapitel "Hatzfelder Mundart" beschließt das Heimatbuch und müßte von allen Hatzfeldern immer wieder gelesen werden, damit sie ihre "Mottersproch" nicht vergessen.
Als abschließenden Teil des Buches hätte man, außer den paar Fotos, auch einiges über die Hatzfelder Ortsgemeinschaft in Deutschland, ihre Treffen und die jetzigen Wohnsitze der zerstreut lebenden Hatzfelder festhalten können.
Abschließend möchte ich jeder Hatzfelder Familie raten, ganz gleich wo sie jetzt lebt, sich das "Heimatbuch des Heidestädtchens Hatzfeld im Banat" zu kaufen. Besonders für unsere Nachkommen, die keine eigenen Erinnerungen an unsere schöne Heimat haben, könnte es einst eine kostbare Familienreliquie werden. Wir können sicher sein, daß sie uns für die Hinterlassenschaft unseres Heimatbuches danken werden.

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