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Eine namhafte Banater Persönlichkeit hat uns verlassen

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0737
Autor Name: Josef Koch
Titel des Artikels : Eine namhafte Banater Persönlichkeit hat uns verlassen
Untertitel des Artikels: Zum Ableben von Prof. Hans Bräuner
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Banater Post
Erscheinungsort: München
Jahrgang: 50
Nummer: 23/24
Datum: 10.12.2005
Seite: 10
* [[Josef Koch]]: [[ART:0737 - Eine namhafte Banater Persönlichkeit hat uns verlassen|<i>Eine namhafte Banater Persönlichkeit hat uns verlassen</i>. Zum Ableben von Prof. Hans Bräuner]]. Banater Post, München 10.12.2005 (Jg.50 Nr.23/24), S. 10

Zum Ableben von Prof. Hans Bräuner

ART 0737.jpg

Im Jahre 2001, beim Hatzfelder Heimattag, hatte Prof. Hans Bräuner seinen wahrscheinlich letzten größeren öffentlichen Auftritt, als er aus Anlass des zwanzigjährigen Bestehens unserer Heimatortsgemeinschaft mit der Ehrenurkunde der HOG geehrt wurde. In seiner in engerem Kreis gehaltenen Dankesrede rief er uns auf, doch bitte recht bald alles Wissenswerte über uns Schwaben aufzuschreiben und zu dokumentieren. Was jetzt nicht gemacht wird, so seine Argumentation, geht schon bald für immer verloren. Denn schon in absehbarer Zeit wird sich so gut wie keiner mehr für unseren einst stolzen Volksstamm interessieren.Wahrscheinlich wird er recht behalten.
Prof. Hans Bräuner erblickte am 9. Mai 1910 in unserer Nachbargemeinde Lenauheim das Licht der Welt. Schon nach wenigen Jahren verlor er seine Eltern und wurde anschließend von seiner Bräuner-Oma großmütterlich umsorgt, jedoch konnte sie dem kleinen Jungen die Eltern nicht ersetzen.
Nach Beendigung der Volksschule in seinem Heimatort kam der aufgeweckte Junge auf Empfehlung des katholischen Ortspfarrers ins Temeswarer Deutsche Realgymnasium. Nach dem Abitur begann er ein Theologiestudium, das er nach den ersten Exerzitien vorzeitig abbrach, um mit einem Stipendium der Deutsch-Schwäbischen Volksgemeinschaft in Berlin Germanistik, Latein und Geschichte zu studieren. Mit 23 Jahren (1933) beendete er sein Studium und erwarb in Jassy-Iasi das „Diplom für moderne Philologie”. Seine erste Lehrererfahrung sammelte er – nur für wenige Monate – erstmals in Temeswar am Röm.-kath. Knabengymnasium, um schon zu Beginn des neuen Schuljahres, am 1. September 1933, von der Bischöflichen Behörde ans Hatzfelder Deutsche röm.-kath. Knabengymnasium entsandt zu werden. Es war der Anfang einer langen und erfolgreichen Schaffensperiode, in der Prof. Hans Bräuner bis zum wohlverdienten Ruhestand sein gesamtes Wissen und Können in den Dienst der Schule und Gemeinschaft stellte.
Der Zweite Weltkrieg hat auch den Pädagogen Bräuner nicht verschont. 1942 wird er zum rumänischen Militär einberufen, um später beim Volkssturm das Kriegsende zu erleben.
Nur wenige Wochen nach seiner Rückkehr nach Hatzfeld ist Prof. Bräuner wieder im Schuldienst und erlebt und durchleidet nun hautnah alle folgenden politischen, sozialen und schulischen Veränderungen. Eine für die damalige Zeit fast an ein Wunder grenzende Leistung vollbrachte Prof. Bräuner (als Studiendirektor) und Ortspfarrer J. Kilian (als Schulleiter) im Herbst 1945. Mit Unterstützung der Temeswarer Bischöflichen Behörde und der Hatzfelder katholischen Kirchengemeinde konnte zum Schuljahresbeginn das Deutsche röm.-kath. Knabengymnasium wieder eröffnet werden, das bis zur Schulreform von 1948 als eigenständige Schule funktionierte. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass nur noch die Mädchen im „Jesuläum” (von den Notre-Dame- Schwestern) in deutscher Sprache unterrichtet wurden. Die staatlichen deutschen Schulen waren alle geschlossen.
Im Herbst 1948 wurden die deutschen Schulen wieder zugelassen, und auch die neuen Machthaber waren auf den fähigen Pädagogen Prof. Hans Bräuner angewiesen. Sie beauftragten ihn mit dem Aufbau und der Leitung der deutschen Elementarschule, und später, als 1955 in Hatzfeld das deutsche Lyzeum eröffnet wurde, griff die Schulbehörde erneut auf die große Erfahrung Bräuners zurück und ernannte ihn zum stellvertretendem Schulleiter.
41 Jahre lang stand Bräuner im Dienste der Schule, bis er 1972 in Rente ging. Wie kein zweiter hat er in dieser langen Zeit das schulische, kulturelle, kirchliche und auch sportliche Geschehen seiner (Wahl-) Heimatstadt Hatzfeld beeinflusst und geprägt.
Hier sollen nur die bedeutendsten ehrenamtlichen Funktionen aufgezählt werden, die Bräuner bis zu seiner Ausreise ausgeübt hat: so war er im Kirchengemeinderat, im Vorstand der Sterbekasse, Vorsitzender der erfolgreichen Handballabteilung, war Gründungsmitglied der Volksmusik-Kapelle „Schwabenkinder” und des Madrigal-Chores, Mitglied im Redaktionskollektiv des NBZ-Heideblattes, Hauptorganisator der ersten Nachkriegs-Kirchweih-Veranstaltungen und Trachtenaufmärsche, Mitinitiator des Ausbaus des Stefan-Jäger-Gedenkhauses. Nicht zu vergessen sind auch die von ihm initiierten und durchgeführten Kulturveranstaltungen wie Theater-, Chor- oder Operettenaufführungen, Ausfahrten, Ausflüge, Wanderungen.
Nur schwer konnte sich Prof. Bräuner vom Banat und von Hatzfeld trennen. Es fiel ihm unheimlich schwer und er war lange Zeit überzeugt, dass es für die Banater Schwaben wieder ein Zurück geben wird.
Nach seiner Ausreise ließ er sich mit seiner Frau bei seiner Tochter Inge in Griesbach nieder, schloss sich sofort der Landsmannschaft an und wurde 1981 Gründungsmitglied der HOG Hatzfeld. Als solcher setzte er sich entschlossen für die baldige Herausgabe des Hatzfelder Heimatbuches ein und steuerte mehrere Beiträge über die Hatzfelder Schulgeschichte bei.
Ungezählt sind seine Beiträge, die in mehreren Zeitungen des Banates und Deutschlands, in den Donauschwäbischen Forschungsund Lehrerblättern oder in der Banatica erschienen sind. Von ihm stammt auch das Heimatbuch seiner Geburtsgemeinde Lenauheim und der 1999 erschienene Gedichtauswahlband von Peter Jung.
In den letzten zwei, drei Jahren wurde es etwas ruhiger um Prof. Bräuner, obzwar er weiterhin an den Veranstaltungen der Landsmannschaft interessiert war. Im Kreise seiner Familie und aufopfernd betreut von seiner Tochter, verstarb Prof. Bräuner nach einem erfüllten Leben im Alter von 95 Jahren am 23. November in Griesbach, wo er drei Tage später im Beisein einer großen Trauergemeinde beigesetzt wurde.
Dass er auch in unserer alten Heimat noch nicht vergessen ist, beweist die Tatsache, dass in der Hatzfelder Lokalzeitung eine von Stadtverwaltung und Schulleitung gezeichnete Würdigung erschienen ist.
Wir Banater, Lenauheimer und alle Hatzfelder sind um eine herausragende Persönlichkeit ärmer. Alle, die ihn gekannt haben, trauern um ihn mit seinen Angehörigen und bewahren ihm ein ehrendes Andenken. Er bleibt uns unvergessen.

Josef Koch

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