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Stefan Jägers Bild Hofpartie mit Oleander

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0761
Autor Name: Maria Schulz
Titel des Artikels : Stefan Jägers Bild „Hofpartie mit Oleander"
Untertitel des Artikels: Beschreibung und Analyse
Publikation: Heimatblatt
Titel der Publikation: Heimatblatt Hatzfeld
Herausgeber: HOG Hatzfeld
Jahr: 2006
Ausgabe: 13
Seite: 83-84
* [[Maria Schulz]]: [[ART:0761 - Stefan Jägers Bild Hofpartie mit Oleander|<i>Stefan Jägers Bild „Hofpartie mit Oleander"</i>. Beschreibung und Analyse]]. Heimatblatt Hatzfeld. HOG Hatzfeld 2006

Beschreibung und Analyse

Stefan Jäger: „Hofpartie mit Oleander“ - WK:0125 (Reproduktion: Dr. Peter Fraunhoffer)

Es ist ein Ölbild und zeigt einen banaterschwäbischen Hof, denkbar in Hatzfeld. Möglicherweise entstand das Bild 1930-40. Zu sehen sind eine vermutlich strickende Frau vor einer Hauswand auf offenem Korridor, dem „Gang“, im Sommer.
Komposition, Aufteilung des Raumes, Harmonie, Rhythmus, Farben, Flächen und Linien und nicht zuletzt die Lichtführung fallen ins Auge.
Weiß schimmert die Hauswand in der Bildmitte als einziges kompaktes Element der Komposition. Indes wird dieses Rechteck oben vom farbigen Schatten des Daches und unten vom Schatten der Gewächse so wie vom Fenster und der Bank, worauf die Frau sitzt, und dem Schatten der Bank geteilt.
Wie andere Jäger-Bilder gliedern fünf breite und drei schmale Rechtecke das Bild.
Im Vordergrund links steht ein Bäumchen, zwei kleinere Blumengeschirre, zwei Blumenkübel mit Oleandern, dazwischen ein kleineres Blumengeschirr und ein Besen. Im Hintergrund sitzt die Frau auf der Bank und kauert der Hund. Im Vordergrund rechts davor steht ein größerer Blumenkübel – alles im kantigen Zick-Zack.
Die Farbskala umfasst die Komplementärfarben Rot und Grün, mal leuchtend, mal blass, dazu einen bläulichen Orange-Ton. Hellgrün ist der Blumenkübel mit dem Oleander in gleißendem Licht, hell wie das Grün der Blätter, die links das Dach verdecken und das Blätterkleid des Bäumchens links. Dunkelgrün sind die Blätter des Oleanders. Vom Graugrün des Schattens auf der Hauswand reicht die Skala über das Blau des Himmels links oben bis hin zum satten Dunkelblau des Kopftuchs und der Schürze der Frau. Das Rot der Komplementärfarbe verblasst zum zarten Rosa der Blumenblätter. Orange ist nicht nur rechts oben im Bild, sondern umrahmt auch sowohl die Bank als auch die Blumen im Beet. Dunklere Flecke sind gemischte Komplementärfarben und gleichen gegen den Bildrand zu harmonisch den Farbkontrast aus. Das Nebeneinander ungleicher rot-grüner Farbflächen heizt die warmen Farbtöne auf und kühlt die kühlen ab, was den Eindruck der Nähe und des Heimeligen erweckt, eines geordneten Laufs in begrenztem Raum, sowie den Eindruck, was von draußen kommt, störe die Ruhe. Vorherrschend ist das warme und milde Licht eines Sommertages. Zwar ist die Darstellung der einzelnen Bildelemente realistisch, ihre Auswahl und Anordnung sowie das Licht, worin sie getaucht sind, jedoch dem Impressionismus verhaftet, dem Jäger sich damals zuwandte.
Das Bild lebt von der Farbe. Die Linie ergänzt. Auch hier geht Jäger seinen eigenen Weg: Fein ausgearbeitete lange und kurze, dicke und dünne, waagerecht und senkrecht verlaufende Linien prägen das Bild.
Große Farbflächen gliedern den Raum. Fast unmerklich gehen warme Farbtöne in kühle über. Grün und blau wirken nicht kalt, obwohl es doch kalte Farben sind. Kalte Farben erwärmen einander, wodurch die Atmosphäre eines warmen Sommertages entsteht.
Teils entsteht das ästhetische Gefühl aufgrund erlernter Regeln, teils aus der Emotion, wovon man sich beim Einstieg ins Kunstwerk leiten lässt. Beschreibung, Schilderung und Erörterung sind subjektiv, da es nicht nur auf das Bild, sondern auch auf den Informationsstand des Betrachters ankommt. Vorrangig kam es bei dieser Beschreibung und Analyse auf Komposition, Rhythmus, Farben und Linien an.
Maria Schulz, Übersetzung aus dem Rumänischen: Detlef Strunk


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