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Das Einwanderungsbild von Stefan Jäger

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0851
Autor Name: Walther Konschitzky
Titel des Artikels : Das Einwanderungsbild von Stefan Jäger
Untertitel des Artikels: Vor 100 Jahren wurde das Triptychon über die Ansiedlung der Deutschen im Banat enthüllt
Publikation: Kalender
Titel der Publikation: Banater Kalender 2010
Herausgeber: Aneta und Walther Konschitzky
Verlag: Banat
Erscheinungsort: Erding
Jahr: 2009
Seite: 172-174
* [[Walther Konschitzky]]: [[ART:0851 - Das Einwanderungsbild von Stefan Jäger|<i>Das Einwanderungsbild von Stefan Jäger</i>. Vor 100 Jahren wurde das Triptychon über die Ansiedlung der Deutschen im Banat enthüllt]]. Banater Kalender 2010. Aneta und Walther Konschitzky. Banat, Erding 2009

Vor 100 Jahren wurde das Triptychon über die Ansiedlung der Deutschen im Banat enthüllt.
Anmerkungen zur Entstehung und Wirkung des Gemäldes

Tag der Enthüllung des Triptychons von Stefan Jäger (erste Reihe, stzende, Dritter von links)
Faksimile des handgeschriebenen Briefes mit Unterschrift

Auf einer Fotografie ist ein denkwürdiger Tag festgehalten – der 15. Mai 1910: der Maler Stefan Jäger inmitten von Organisatoren und Teilnehmern am Festakt der Enthüllung des Monumentalgemäldes anlässlich einer Landwirtschafts- und Gewerbeausstellung in Gertjanosch, ein Gemälde, das unter der Bezeichnung „das Einwanderungsbild" Eingang in die Sprache und ins Bewusstsein der Banater Schwaben finden sollte. Stefan Dold (1869-1944), Redakteuer der Zeitung Der Freimütige, dokumentierte das Ereignis in der Festschrift „Die Einwanderung und Ansiedlung der Deutschen in Südungarn. Kurzgefasste Gelegenheits-Broschüre zur Bildenthüllung in Gertyámos am 15. Mai 1910" (Temesvár 1910). Südungarn — Délmagyarorszag – war in der Amtsprache jener Zeit die Bezeichnung für das Banat.
Vor Jahren hat mein Freund und ehemaliger Redaktionskollege Franz Remmel mir ein wertvolles Geschenk gemacht: einen Brief aus dem Jahr 1959, den Stefan Jäger ihm, dem damals jungen Lehrer, aus dem zeitlichen Abstand eines halben Jahrhunderts seit der Enthüllung über die Entstehung seines Einwanderungs-Triptychons geschrieben hat. Inzwischen sind abermals genau fünf Jahrzehnte verflossen. Stefan Jäger schrieb: „Sehr geehrter Herr Professor! Auf Ihre freundliche Anfrage vom 9. d. Mts. will ich Ihnen, soweit ich mich noch erinnern kann, folgendes mitteilen: Vor 50 Jahren sind mich meine Landsleute angegangen, 'Die Einwanderung der Schwaben in das Banat' zu malen. Da ich selbst auch schwäbischer Abstammung bin, habe ich den Auftrag bereitwilligst angenommen. – Der Hauptgedanke war ,Die Ansiedlung der Deutschen im Südosten, bzw. an der mittleren Donau’ bildlich darzustellen. Die Banater und Bacskaer Deutschen werden oftmals als Donauschwaben bezeichnet. – Vor allem unternahm ich Studienreisen in Deutschland, hauptsächlich in den Gebieten, von wo der Großteil der Ansiedler gekommen war. Ergänzt mit sonstigen nötigen Studien u. Entwürfen, begann ich mit der Ausführung des Originals. Leider haben sich so manche Schwierigkeiten ergeben. Ich mußte des öfteren die Arbeit unterbrechen und wegen Mangel eines entsprechenden Arbeitsraumes einigemal umsiedeln, bis ich endlich mit viel Mühe und Ausdauer das Bild 1909 vollenden konnte. – Durch die Unterbrechungen hat sich auch die Arbeitsdauer verlängert. Soweit ich mich entsinnen kann, dürfte die Anfertigung cca 2 Jahre in Anspruch genommen haben. – Das Triptychon wurde gelegentlich einer Ausstellung in Gyertyámos (Banat) enthüllt. – Infolge der Größe (cca. 5-6 Mtr. Breite) konnte es in einem Privathause schwer untergebracht werden, es wurde daher nach kurzer Zeit der Stadt Temesvar verkauft und befindet sich derzeit dort im Banater Museum. Nachdem sich die ganze Begebenheit vor einem halben Jahrhundert abgespielt hat, sind mir manche Umstände u. Momente entfallen. – Mit bestem Gruß und vorzüglicher Hochachtung - St. Jäger - 17. / IX. 59".
Es ist wahrscheinlich die einzige schriftliche Selbstäußerung des Künstlers über die Entstehung dieses Gemäldes. Die selbstbewusste Gemeinde Gertjanosch hatte das Werk 1906 bei dem aus Tschene stammenden Maler in Auftrag gegeben und 1910 im Ort feierlich enthüllt und vorgestellt, Domkapitular Franz Blaskovics segnete es – eine Ehre, die nicht vielen Banater Kunstwerken zuteil wurde. Es ist nicht das einzige Bild, das die Ansiedlung in der Weite des Banater Raumes im 18. Jahrhundert festhält, dennoch ist es für die meisten „das" Einwanderungsbild und Teil ihres historischen Selbstverständnisses. Tausendfach vervielfältigt fand es würdige Aufnahme in die intime Sphäre der Wohnzimmer, wo es – gerahmt wie in Gedenkstuben, Schulen oder Institutionen – Aufschluss über die Herkunft der Siedler im Westen und unser Anbeginn im Südosten des Kontinents geben soll. Auch über Zukunftshoffnung. Ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gruppe sollte es schaffen – und das ist dem Bild auch gelungen. Der hohe Identifikationswert selbst in deutschen Siedlungslandschaften jenseits des Banats zeigt an, wie nachhaltig es als „Eigenbild" und historische Momentaufnahme von der Ankunft in einem Raum wahrgenommen wird und Wirkung erzielt, den man Heimat nannte und nennt.

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