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Der Banater Kalender 2010 – ein Jahrbuch mit unverwechselbarem Gesicht

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0863
Autor Name: Walter Tonța
Titel des Artikels : Der Banater Kalender 2010 – ein Jahrbuch mit unverwechselbarem Gesicht
Untertitel des Artikels: Lesenswerte Lektüre und sehenswerte Bilder
Publikation: Heimatblatt
Titel der Publikation: Heimatblatt Hatzfeld
Herausgeber: HOG Hatzfeld
Jahr: 2010
Ausgabe: 17
Seite: 229-231
* [[Walter Tonța]]: [[ART:0863 - Der Banater Kalender 2010 – ein Jahrbuch mit unverwechselbarem Gesicht|<i>Der Banater Kalender 2010 – ein Jahrbuch mit unverwechselbarem Gesicht</i>. Lesenswerte Lektüre und sehenswerte Bilder]]. Heimatblatt Hatzfeld. HOG Hatzfeld 2010

Lesenswerte Lektüre und sehenswerte Bilder

Banater Kalender 2010. Herausgeber: Aneta und Walther Konschitzky. Erding: Banat Verlag 2009, 304 Seiten und eine Beilage. Preis: 18 Euro zzgl. Versand. Bestellungen bei: Banat Verlag, Zugspitzstraße 64, 85435 Erding, Tel.: 08122/229 3422, E-Mail: banatverlag@gmx.de
Mit dem im Banat-Verlag herausgebrachten Jahrbuch haben Aneta und Walther Konschitzky neue Maßstäbe in der langen Tradition des Banater und donauschwäbischen Kalenderwesens gesetzt. „Es ist von der Konzeption her ein traditionelles, vom Inhalt, von der Gestaltung und Ausstattung her jedoch ein modernes Banater Lesebuch“, schreibt der „Kalendermacher“ in der Präsentation seines dritten Jahrbuchs („Banater Post“ vom 10. Dezember 2009).
Was den „Banater Kalender 2010“ ebenso wie die beiden Vorgängerpublikationen auszeichnet, sind seine unverwechselbaren Merkmale: Vom Format und Umfang her (23,5 x 16,3 cm, 304 Seiten) handelt es sich um ein richtiges Buch, so dass die Bezeichnung „Buch-Kalender“ durchaus gerechtfertigt erscheint. Die Aufmachung und Ausstattung (gefällige Umschlaggestaltung, hochwertiges Kunstdruckpapier, reiche Bebilderung) genügt höchsten qualitativen Ansprüchen. Inhaltlich besticht das Jahrbuch durch die Vielseitigkeit und Qualität der Beiträge, die ein breites Themenspektrum abdecken, angefangen vom aktuellen Bericht über die Banater Geschichte und Zeitgeschichte, Volkskunde, Heimatkunde und Mundart bis zur Kulturgeschichte, Literatur und Kunst. Darüber hinaus ist der Kalender das Resultat der Mitwirkung eines vielköpfigen Autorenkollektivs, weshalb die Publikation durchaus als ein Banater Gemeinschaftswerk betrachtet werden kann. Die herausgestellten Merkmale machen das Jahrbuch zu einer einzigartigen, inhaltlich und gestalterisch äußerst gelungenen Publikation, die zweifelsohne eine Bereicherung des Banater Schrifttums darstellt. Es wendet sich an eine breite Leserschaft und versucht, deren Ansprüchen und Erwartungen Rechnung zu tragen. Unseres Erachtens ist dies dem Banater Kalender in hohem Maße gelungen. Er spricht Verstand, Auge und Seele der Leser gleichermaßen an. Deshalb wird wohl niemand nach der gewinnbringenden Lektüre der Beiträge und nach dem Betrachten und Wirken lassen der vielen Bilder den Erwerb des Buches bereuen.
Auf sämtliche thematischen Schwerpunkte des Banater Jahrbuchs 2010 ausführlich einzugehen und auf alle darin enthaltenen Beiträge auch nur hinzuweisen, würde den Rahmen einer Kurzpräsentation deutlich sprengen. Deshalb beschränken wir uns darauf, auf jene Beiträge aufmerksam zu machen, die einen Bezug zu Hatzfeld haben. Schwerpunktthema des umfangreichen geschichtlichen und zeitgeschichtlichen Teils des Kalenders ist die Geschichte der weithin bekannten, hochangesehenen Familie Maderspach und deren tragisches Schicksal in der Endphase der Revolution von 1848/49. Unter dem Titel „Industriepioniere und Freiheitskämpfer. Die Rolle der Familie Maderspach in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts“ umreißt der Verfasser dieser Zeilen die familiengeschichtlichen Eckdaten und würdigt die Leistungen der beiden namhaftesten Vertreter dieser Familie: der Berg- und Brückenbaupionier Carl Maderspach (1791-1849) und der Offizier Franz Maderspach (1795-1849). Letzterer spielte eine herausragende Rolle im ungarischen Freiheitskampf während der Revolution von 1848/49 und fand seine letzte Ruhestätte in Hatzfeld. An diesen Beitrag knüpft jener von Radegunde Täuber an. Ausgehend von den im Temeswarer Staatsarchiv aufbewahrten Erinnerungen der Franziska Maderspach, die erstmals im originalen deutschen Wortlaut ausgewertet werden, porträtiert die Autorin zunächst das Ehepaar Carl und Franziska Maderspach, untersucht dann die Rolle dieser Industriellenfamilie während der Revolution, um abschließend auf die Tragödie des Ehepaares einzugehen, die in der öffentlichen Auspeitschung der selbstbewussten, mutigen Franziska Maderspach und im Freitod ihres Mannes gipfelt, der diese Schmach nicht ertragen konnte.
Mit ihrem im Jahr 2008 erschienenen Buch „Die Gräber schweigen. Berichte von der blutigsten Grenze Europas“ haben die beiden Herausgeber Johann Steiner und Doina Magheţi den Blick auf ein bisher wenig beachtetes und wissenschaftlich kaum beleuchtetes zeitgeschichtliches Thema gelenkt, nämlich auf die Flucht aus Rumänien und die Gräuel, die sich an der Westgrenze des Landes abgespielt haben. Als Leseprobe aus diesem Band, dessen rumänische Ausgabe mittlerweile auch schon erschienen ist, bringen die Kalenderherausgeber den von Johann Steiner aufgezeichneten Erlebnisbericht „Hinrichtung an der Grenze“ unseres Landsmannes Walter König. Das von ihm geschilderte Geschehen trug sich im Mai 1979 an der rumänisch-jugoslawischen Grenze bei Hatzfeld zu, als bei einem Fluchtversuch dreier Hatzfelder einer auf tragische Weise zu Tode kam.
Worauf bereits der Buchumschlag hinweist, wird im kulturhistorischen Teil des Kalenders ausführlich eingegangen, nämlich auf Stefan Jägers Einwanderungsbild, das vor hundert Jahren enthüllt wurde und eine Wirkung erzielte, wie es keinem weiteren Werk eines Banater Künstlers je gelungen ist. Aufschlussreiche Beiträge hierzu stammen von Walther Konschitzky, Annemarie Podlipny-Hehn, Karl-Hans Gross und Franz Heinz. Als Novum legten die Herausgeber dem Kalender einen Kunstdruck des Triptychons bei. Zu den Banater Persönlichkeiten, an die im Kalender erinnert wird, zählt auch der namhafte Banater Quellenforscher Dr. Alexander Krischan, der im Sommer 2009 in Wien verstorben ist. Sein Wirken wird von Dr. Hans Dama gewürdigt.
Schließlich sei noch auf den Themenblock „Literatur und Kunst“ hingewiesen, in dem auch eine Radierung („Das Boot“) des aus Hatzfeld stammenden Grafikers Peter Froh abgebildet ist.
„Die Zahl der Leser, die sich noch viele Jahrbücher dieser Art wünschen, ist nicht klein“, schreibt Aneta Konschitzky im Vorwort zum dritten Banater Kalender. Die Fortführung der Reihe hängt jedoch vom Interesse unserer Banater Landsleute ab und von ihrer Bereitschaft, den Kalender käuflich zu erwerben. Findet der Jahrgang 2010 keinen besseren Absatz als der vorherige, steht das Verlagsprojekt Banater Kalender leider vor dem Aus. Das Banater Schrifttum wäre dann um eine wertvolle Publikationsreihe ärmer. Deshalb richten wir auch an die Leser unseres Heimatblattes die Bitte, die Banater Kalender zu erwerben. Zu spät ist es nicht, denn sie behalten ihren Dokumentationswert auch über das laufende Jahr hinaus.

Walter Tonţa


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