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Stefan Jäger beim Heimattag

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0891
Autor Name: Swantje Volkmann
Titel des Artikels : Stefan Jäger beim Heimattag
Untertitel des Artikels: Ausstellungsprojekt im Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Banater Post
Erscheinungsort: München
Jahrgang: 56
Nummer: 9
Datum: 05.05.2012
Seite: 7
* [[Swantje Volkmann]]: [[ART:0891 - Stefan Jäger beim Heimattag|<i>Stefan Jäger beim Heimattag</i>. Ausstellungsprojekt im Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm]]. Banater Post, München 05.05.2012 (Jg.56 Nr.9), S. 7

Ausstellungsprojekt im Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm

Die Ausstellung soll sich dem bei den Banater Schwaben außerordentlich bekannten und beliebten Maler Stefan Jäger (1877 – 1962) widmen. Ziel der Ausstellung ist dabei die Darstellung eines ausgewählten Bereichs des Oeuvres von Stefan Jäger. Dabei wird vor allem das Porträt- und Skizzenwerk im Mittelpunkt der Präsentation stehen. Wie bereits seine Zeitgenossen, pflegen auch die nachfolgenden Generationen einen eher schwierigen Umgang mit dem Maler. Bei der vermeintlichen Fülle der Retrospektiven – schon fünf Jahre nach seinem Tod gestaltete das Banater Museum Temeswar eine erste Ausstellung – fehlt es an einer werkimmanenten und werkkritischen Analyse des Künstlers. Jägers Bilder zeigen, dass er traditionelle Themen mit traditionellen Techniken malt. Er bleibt der in Budapest ausgebildete akademische Maler, der sich den neuen Kunstrichtungen und vor allem der neuen Auffassung von Kunst vollkommen verschließt. Gekannt hat er sie sicherlich. Aber bereits seine Themenwahl erlaubt ihm nicht einmal die Auseinandersetzung mit den neuen Stilen seiner Zeit, lebte diese doch gerade von der Abkehr von der Geschichte, von der Verneinung der herkömmlichen Kunstauffassungen. Wie hätte Jäger in diesem Bereich seine Dorfbilder, seine Festtagsbräuche und schließlich seine Banater Welt malen sollen? Sie ganz neu zu lesen und darzustellen, ist ihm offensichtlich nicht in den Sinn gekommen. Wird ein näherer Blick auf diese Welt geworfen, wird klar, dass eine Abwendung ohne den Verlust der traditionellen Grundlagen seiner Werke gar nicht möglich war. Das Banat um 1900 war eine aufblühende Region. Die Anfangsschwierigkeiten waren endgültig überwunden, mit den politischen Gegebenheiten – so schmerzhaft diese auch vor allem im Schatten der Magyarisierung waren – hatte man sich weitgehend arrangiert, und jetzt galt dem Wirtschaftswachstum die größte Aufmerksamkeit. In dieser Zeit kam es zu einer Erstarkung oder vielleicht auch erst der Entstehung eines eigenen Geschichtsbildes. Die Erinnerung an die Anfänge wird thematisiert und identitätsstiftende Merkmale werden komponiert. Dazu gehört auch, dass Jubiläen zur Gründung der Ortschaften und deren Erst- bzw. Wiederbesiedlung gebührend gefeiert werden. In diesem Umfeld wird klar, wie sich Jägers Kunst definiert und aus welchen Wurzeln sie sich nährt. Jägers eigentliches Thema ist die Retrospektive, nicht die Modernisierung seiner Welt, die durchaus auch stattfand. Und so bleibt nach einem langen Künstlerleben und einem außerordentlich umfangreichen, bisher weitgehend unerschlossenen Werk die These, dass sich der Maler den neuen Kunstrichtungen seiner Zeit konsequent verschloss. Nicht, weil er nicht in der Lage gewesen wäre, auch diesen zu folgen und sie mit Leben zu füllen, sondern weil die Verhaftung in seiner Welt, seine – meist freiwillige – Themenwahl, traditionelle Techniken zwingend notwendig machten. Sein Verdienst ist dennoch, einen wesentlichen Teil zur – zumindest zeichnerischen – Überlieferung beigetragen zu haben. Aus diesen Überlegungen heraus wagt die Ausstellung, einen weithin unbekannten Jäger zu zeigen, nämlich jenen, der – akademisch ausgezeichnet gebildet – ein hervorragender Skizzen und anerkannter Porträtmaler war. Erstmals präsentiert die Ausstellung Porträts und Skizzen aus der Sammlung des Donauschwäbischen Zentralmuseums.

Swantje Volkmann

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