Stefan Jäger Archiv

Gespräch mit Annemarie Podlipny-Hehn

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0978
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Autor Name: Franz Heinz
Titel des Artikels : Gespräch mit Annemarie Podlipny-Hehn
Publikation: Buch
Titel der Publikation: Kulturspiegel. Beiträge zur Kulturlandschaft einer Vielvölkerregion
Verlag: Cosmopolitan Art
Erscheinungsort: Temeschburg
Jahr: 2014
Seite: 382-384
ISBN: ISBN:978-606-8389-50-9
* [[Franz Heinz]]: [[ART:0978 - Gespräch mit Annemarie Podlipny-Hehn|<i>Gespräch mit Annemarie Podlipny-Hehn</i>]]. Kulturspiegel. Beiträge zur Kulturlandschaft einer Vielvölkerregion. Cosmopolitan Art, Temeschburg 2014, ISBN 978-606-8389-50-9

Ihr Name ist uns längst nicht mehr unbekannt. Wir lasen in allen deutschsprachigen Publikationen unseres Landes von ihr gezeichnete kunstgeschichtliche und ethnografische Beiträge, die nicht nur die Kompetenz der Verfasserin beglaubigten, sondern auch ihr Anliegen, nicht entsprechend Gewürdigtes und zu Unrecht Vergessenes erneut ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken. Ein Anliegen, das wir auch in den zahlreichen Ausstellungen bestätigt finden, die das künstlerische Banat vergangener Tage und das von heute zur Schau stellen, und an deren Zustandekommen Annemarie Podlipny-Hehn so oft maßgeblich beteiligt ist. Seit fünf Jahren an der Kunstabteilung des Banater Museums tätig, hat sie sich mit viel Anteilnahme und Sachlichkeit auch um die künstlerische Tradition der deutschen Bevölkerung im Banat bemüht. Im nachstehenden Gespräch, das Franz Heinz in Temeswar für unsere Redaktion führte, soll vor allem auf Fragen dieser Tradition und ihrer Vermittlung eingegangen werden.

  • In Erinnerung geblieben ist uns besonders die Stefan-Jäger-Retrospektivausstellung aus dem Jahre 1967, die erste Jäger-Retrospektive überhaupt.

Sie fand zum neunzigsten Geburtstag des beliebten Hatzfelder Malers statt und war überaus gut besucht. Wir zählten 8532 Besucher, was uns begreiflicherweise freute und mutig stimmte. Das Publikum war erreicht, und das bedeutet bestimmt sehr viel.

  • Ist dieser Erfolg mehr der Popularität zu verdanken, derer sich Jäger bei den Banater Schwaben erfreut, oder doch auch der guten Werbung und den günstigen Ausstellungsmöglichkeiten?

Die große Popularität Jägers war zweifellos dafür entscheidend; das Verdienst fällt also ganz auf den Künstler selbst zurück. Dennoch möchte ich die guten Bedingungen nicht unerwähnt lassen - das Museum stellte für die Ausstellung fünf Säle zur Verfügung. Immerhin waren es hundertzwanzig Bilder, die so anzubringen waren, dass sowohl jedes für sich als auch in der jeweiligen Gruppierung entsprechend zur Geltung kam. Die Bilder selbst waren freilich nicht immer die repräsentativsten. Bei der Ferdinand-Gallas Retrospektive 1965 - gezeigt wurden über vierzig Plastiken - konnten wir dem Künstler gerechter werden. Jäger-Bilder sind ebenso zahlreich wie verbreitet. Da sich die meisten im Privatbesitz befinden, ist es aber nicht immer leicht, das jeweils beste Bild zu einem Thema zu finden.

  • Sie haben im letzten Sommer bei der Einrichtung und Eröffnung der Jäger-Gedenkstätte in Hatzfeld mitgewirkt. Halten Sie die zwei Säle, so wie sie jetzt sind, für entsprechend?

Ja. Allerdings vermitteln sie wenig von der intimen Schaffenswelt des Künstlers, der hier jahrzehntelang sein Atelier hatte. Die nur spärlich vorhandenen Requisiten reichen aber für mehr nicht aus. Die Verwandlung der Räumlichkeiten in Bildersäle ist demnach, meiner Meinung nach, eine richtige Lösung. Allerdings wäre eine thematische Gliederung der von sechs zu sechs Monaten gewechselten Bilder erwünscht. So könnte man einmal den Trachtenmaler, einmal den Landschaftsmaler, ein drittes Mal den Tiermaler Stefan Jäger veranschaulichen. Das würde die Ausstellung interessanter machen und für Studienzwecke zugänglicher. Natürlich wäre dafür die Besorgung einer entsprechenden Auswahl wesentlich schwieriger; noch sind nicht alle Jäger-Bilder erfasst, wenngleich in Hatzfeld recht ernst daran gearbeitet wird. Demgegenüber aber zählt man in Hatzfeld allein mehr als vierhundert Arbeiten des Künstlers.

  • Die Bilder befinden sich, wie bereits bemerkt, fast ausschließlich im Privatbesitz. Stießen Sie bei der leihweisen Besorgung von Kunstgegenständen - Sie haben ja auch hier nicht wenig Erfahrung - in der Regel auf Verständnis?

In den meisten Fällen, und selbstverständlich gegen eine legale Rückversicherung, überließ man uns das gewünschte Bild mit Verständnis und Bereitwilligkeit. Inzwischen ist das Verhältnis Museum-Privatbesitzer nur noch besser geworden. Man kennt sich besser; die wiederholte Zusammenarbeit vertiefte das Vertrauen, das für ein solches Verhältnis unerlässlich ist. Die meisten unserer Retrospektivausstellungen und alle Gedenkstätten wären ohne die intensive Beteiligung von Privatleuten nicht denkbar. Auch die letzte Erweiterung des Lenau-Museums in Lenauheim appellierte an dieses Verhältnis. Nicht ohne Erfolg. Ich erinnere nur an einige besonders wertvolle Exponate der in Großschenk beheimateten Familie Dr. Brandsch und an einiges aus dem Besitz Franz Liebhards.

  • In Lenauheim umfasst das Museum sieben Säle. Den Umständen angemessen eigentlich recht ansehnlich. Halten Sie einen weiteren Ausbau dieses zweifellos bedeutendsten Gedenkhauses auf der Banater Heide in der nächsten Zeit für möglich?

Man könnte der Verbreitung von Lenaus dichterischem Werk in Rumänien und der Literatur über Lenau mehr Platz einräumen. Ein zusätzlicher Saal ließe sich der Internationalen Lenau-Gesellschaft in Stockerau und ihrer Tätigkeit widmen. In beiden Fällen dürfte die Besorgung des Materials nicht besonders schwierig sein. Räumlich gesehen, bietet das weitläufige Gebäude noch ganz andere Möglichkeiten.

  • Haben Sie für dieses Jahr ein besonderes Anliegen?

Franz Ferch wird siebzig. Zu diesem Anlass soll eine repräsentative Retrospektivausstellung in Temeswar eröffnet werden, die etwa achtzig Bilder umfassen müsste. Die frühen Werke befinden sich fast ausschließlich in Privatbesitz. Hoffentlich wird es uns möglich sein, die wichtigsten, für die verschiedenen Entwicklungsetappen des Meisters kennzeichnenden Bilder zu zeigen. - Gern würde ich an einem Foto-Buch über das barocke Temeswar arbeiten, das sowohl eine wissenschaftliche Synthese als auch ein touristisches Handbuch sein könnte. Das aber wird wohl noch eine Weile dauern müssen. Bisher fand ich dafür weder den Fotografen noch den Verlag.

  • Vielleicht wäre dafür der neugegründete Kriterion Verlag zuständig. Dort sollen ja unter anderem auch monografische Schriften herausgegeben werden. Ein Barock-Buch aus Temeswar würde sicher viele ansprechen. Hoffentlich können wir tatsächlich damit rechnen. Dazu, wie auch zu allen anderen Vorhaben wünschen wir Ihnen viel Erfolg.

VuK 3, 1970

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