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Die Einwanderung und Ansiedlung der Deutschen in Südungarn

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Bibliografie
Artikel Nummer: 0003
Autor Name: Stefan Dold, leitender Sekretär des Südung. Landw. Bauernvereins
Titel des Artikels : Die Einwanderung und Ansiedlung der Deutschen in Südungarn
Untertitel des Artikels: Kurzgefaßte Gelegenheitsbroschüre zur Bildenthüllung in Gyertyámos am 15. Mai 1910
Publikation: Gelegenheitsbroschüre
Reihe: II. Auflage
Druckerei: Anton Heim, Temesvár
Erscheinungsort: Temeschburg
Jahr: 1910
Seite: 18-23
* [[Stefan Dold, leitender Sekretär des Südung. Landw. Bauernvereins]]: [[Art:0003 - Die Einwanderung und Ansiedlung der Deutschen in Südungarn|<i>Die Einwanderung und Ansiedlung der Deutschen in Südungarn</i>. Kurzgefaßte Gelegenheitsbroschüre zur Bildenthüllung in Gyertyámos am 15. Mai 1910]], Temeschburg 1910

Kurzgefaßte Gelegenheitsbroschüre zur Bildenthüllung in Gyertyámos am 15. Mai 1910


(Auszug)

Vom Bilde:

Die Einwanderung der Deutschen nach Ungarn".

Jahre hindurch befasste sich, der für alles Schöne und Edle eingenommene Herr Adam Röser, dem Gyertyámos so manche Kulturinstitution zu verdanken hat, mit dem Gedanken, wie die jetzige Generation der einst eingewanderten Deutschen, ihren Ahnen eine gebührende Ehre und Dankbarkeit am besten ausdrücken könnte.
So kam Herr Röser auf die Idee, ein Bild über die Einwanderung unserer Ahnen machen zu lassen. Die Idee wurde nachher durch den Kunstmaler Stefan Jäger auch ausgeführt.
Und heute, am Enthüllungstage des Bildes stehen wir im Geiste vor unseren Ahnen. Wir wandern mit Weib und Kind zur Stätte hin, wo wir Dank und Ehre unseren Voreltern, den Bahnbrechern unseres heutigen Daseins, darbringen und Ihnen huldigen wollen.
Ja, huldigen! Denn Gottlob, sie wussten was sie machten. Sie kamen herein ins neue Vaterland, schafften und machten für uns ein gesegnetes Heim ein ewiges Vaterland, welchem wir stets treu, mit Gut und Blut, beistehen werden. Diese Tugend hat die Muttermilch in uns eingeimpft, die keine Undankbarkeit kennt.
Das Mutterherz, unter welchem wir gezogen wurden, hat uns schon das schöne, ungarische – unser ewiges – Vaterland lieben gelehrt. Die fürs Vaterland geopferten Schweiß- und Blutstropfen unserer Ahnen und Voreltern, welche gleich von Anbeginn und später in den schweren Zeiten unserer Nation geflossen sind, haben uns zu würdigen Brüdern und Kämpfer der ungarischen Nation emporgehoben – und mit Stolz kann heute der Nachkömmling der eingewanderten Schwaben fragen : Wer ist wohl ein besserer Ungar als ich ?!
Und unter diesen patriotischen Gefühlen wollen wir das Andenken unserer Ahnen heute feiern mit der Enthüllung des Bildes in Gyertyámos.
So bescheiden es auch sein mag, wird das Bild seine Wirkung nicht verfehlen. Bescheidenheit, Einfachheit waren eben Tugenden unserer Ahnen.
Wir wollen das Bild schauen, seine Eindrücke in unsere Herzen schließen und bleiben wie bisher, dem von den Ahnen auserkorenen Vaterlande mit den Worten des Dichters:
„Bölcsöd az s majdan sirod is"
treu bis in die Ewigkeit.

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Der Schöpfer des Bildes ist der Kunstmaler, Stefan Jäger, geboren in Csene im Jahre 1877. Jäger hat nach Absolvierung der 6. Bürgerschule seiner angeborenen Neigung zufolge, die vier Jahrgänge der Muster-Zeichenschule zu Budapest mitgemacht und trat mit diesen Fachkenntnissen ausgerüstet eine längere Studienreise im Ausland an, wo er auch Vorstudien zu seinem Bilde, in der alten Heimat unserer Ahnen einholte. Jäger ist noch ein junger Mann und verspricht sein Werk, welches an Konzeption und Ausführung seinen Meister lobt, – ihm am Gebiete seiner Künstler-Laufbahn die schönste Hoffnungen.

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Das Originalbild ist ein 6 Meter langes und zwei Meter hohes Ölgemälde in drei Teilen und stellt uns in einer künstlich und historisch treuen Ausführung drei Momente dar.
1. Am Wege der Wanderung. 2. Rast beim Ankommen in die neue Heimat. 3. Die eigentliche Ansiedlung.
Am Bilde sehen wir die aus verschiedenen Gegenden stammenden Leute in einer Gesellschaft. In der Tracht schlägt die rote und blaue Farbe hervor. Drei charakterisierende Eigenheiten lassen sich vom Bilde herunterschauen: Unsere Ahnen trugen weder Schnurr- noch Backenbart; sie rauchten nicht; sie liebten den Kindersegen.
Das Bild soll nach, der Enthüllung einem Museum gewidmet werden. Es wurde auch in Farbendruck vervielfältigt und werden auf die fertigen Farbendruckbilder mit oder ohne Rahmen Bestellungen entgegengenommen.

Die Enthüllungs-Festlichkeit.

Die Festlichkeiten, in deren Rahmen auch die Bild-Enthüllung gefeiert wurde, veranstaltete zu den beiden Pfingsttagen 1910 der „Südung. landw. Bauernverein" unter Mitwirkung seines dortigen Ortsvereines und der Gewerbetreibenden in Gyertyámos.
Es fanden mehrere Ausstellungen statt, sowie: Gewerbe-, Maschinen- und Handarbeitsausstellung, dann eine Hornvieh- und Pferdeprämierung. Zugleich hielt der Ortsverein und die Gewerbetreibenden ihr Fahnenweihfest ab.
Der Verlauf dieser mehrfachen Festlichkeit gestaltete sich zu einem wahren Kulturfest der friedlichen Arbeit und des Fortschrittes im streng patriotischem Rahmen. Es waren die Behörden, die Intelligenz der Umgebung und nahezu 5.000 Festgäste aus allen Gauen Südungarns.
Lobend und anerkennend sei hier der Bevölkerung von Gyertyámos und dem unermüdlichen Arrangierungskomitee gedacht, da alles aufgeboten wurde, um das Fest je feierlicher zu gestalten.
Den Glanzpunkt der Feier bildete die Enthüllungsrede Se. Hochwohlg. Herrn Abt-Domherr und Präsesstellvertreter Franz Blaskovics, welche ich zum Schlusse hier zur ewigen Erinnerung und zur heilsamen Lehre im Auszuge folgen lasse:
„Als vor Jahren die Gemeinde Gyertyámos das 100jährige Erinnerungsfest an ihren Bestand feierte – sagt Festredner – und die damals erschienene Monographie in eingehender Weise die Ansiedlung schilderte, erkannte der Altbürger diese Gemeinde, Adam Röser – ein Nachkomme der einstigen Kolonisten – die Wichtigkeit, welche dem Bilde zukommt, dass es besser als das gedruckte Wort im Stande ist, auf das Gemüt zu wirken. Und so reifte in ihm der Entschluss, den Einzug unserer Vorfahren in die neue Heimat in pietätvoller Weise bildlich verewigen zu lassen.
Es möge die Hülle des Bildes fallen (diese wird herabgelassen), damit wir daraus erkennen, dass nur die Arbeit zum Wohlstande und Fortschritt, zu einer gesicherten Zukunft führen.
Und jetzt wollen wir einen Blick auf die Vergangenheit werfen, als unsere Ahnen, so wie einst die Israeliten durch die Wüste zogen, in das Land der Milch und des Honigs, in das schöne Ungarn gewandert kamen. Wenn man zurückdenkt, dass damals noch nicht das Dampfross das Reisen bequem machte, so kann man sich vorstellen, wie mühselig die Wanderung der Männer und Frauen gewesen, die unzählige Gefahren zu überstehen hatten, um ans Ziel zu gelangen.
Damals war Ungarn auch noch nicht mit Milch und Honig gesegnet, sondern es waren überall noch die Spuren des 200jährigen Türkenjoches, Verwüstung bemerkbar. Wenn wir uns die damaligen armseligen Lehmhütten betrachten und heute die modernen Bauernhäuser, so wie auch unsere Ausstellung, so gibt dies alles redliches Zeugnis von dem Fleiße des eingewanderten Volkes.
Das Bild führt uns so lebhaft vor Augen, wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ineinander greifen. Wenn wir das Bild genau betrachten, wie die Ahnen die Heimat verlassen, um als Kulturpflanze in ein anderes, vom Kriege verwüstetes Land verpflanzt zu werden, so ersehen wir daraus, dass es dem Menschen gerade so ergeht, wie dem Baume, der edle Früchte trägt. Finden wir irgendwo eine edle Frucht, so trachten wir sie auch bei uns zu verpflanzen. Die aus anderer Erde, anderem Klima hierher gebrachte Pflanze wird nur dann Früchte tragen, wenn sie sich bei uns heimisch fühlt, wenn sie sich bei uns akklimatisiert. So ist es auch bei dem Menschen, der eine neue Heimat sucht.
Es taucht nun die Frage auf, ob der Stamm, der damals nach unserem geliebten Vaterlande kam, sich hier akklimatisierte. Die mehr als 100-jährige Geschichte lehrt, dass sie mit ganzem Herz und ganzer Seele dem ungarischen Vaterlande angehören, und eben darum und nur darum, weil sie sich vollkommen akklimatisiert haben, ist ihr Stamm nicht ausgedörrt, sondern hat sich mächtig ausgebreitet, eine blühende Umgebung geschaffen.
Und dass dieser Baum gute edle Früchte getragen, das beweist die heutige Gewerbe- und morgige Viehausstellung. So dient uns die Vergangenheit als Lehre für die Zukunft.
Um fruchtbare Bäume zu züchten, müssen wir auch in Zukunft besorgt sein. Wir müssen unseren Söhnen nebst Übung der Gottestugenden, Festhalten an Redlichkeit, Bürgersinn, Fleiß, Nächstenliebe und Mannesmut, hauptsächlich aber Anhänglichkeit zum ungarischen Vaterland lehren. Die Erinnerung an unsere Ahnen hätte die jetzige Generation nicht schöner zum Ausdruck bringen könne, als durch die Schaffung diese Bildes. Und den Worten der hl. Schrift „Ehre Vater und Mutter“ entsprechen wir am Besten dadurch, dass wir die Anhänglichkeit an das ungarische Vaterland, welches sich unsere Voreltern zur Heimat auserkoren, auch unseren Kindern einimpfen.“
Redner spricht zum Schlusse dem Initiator des schönen Bildes, Herrn Adam Röser, der auch durch bedeutende materielle Opfer dem Maler die Schaffung des Werkes ermöglichte, sowie dem Maler Stefan Jäger den Dank aus.

Anmerkungen:

Dieser II. Auflage fehlt am Schluss der Broschüre die Reproduktion des Bildes.