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Biled

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Wappen Billed.jpg
Biled
Billed
Billéd
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Basisdaten
Staat: Rumänien
Hist. Region: Banat
Gemeindeart: Gemeinde
Kreis: Timiș
Koordinaten: 45° 53′ 10″ N
20° 57′ 42″ O
Zeitzone: OEZ (UTC+2)
Höhe: 90 m
Fläche: 63,23 km²
Einwohner: 3.294
Kirche
Kirche Billed.jpg

Biled (früher Billiet, deutsch Billed, ungarisch Billéd) ist eine Gemeinde im Kreis Timiș im rumänischen Banat.

Geschichte

Billyed wurde im Jahre 1462 erstmals urkundlich als Besitz der Familie Hagymas de Beregszo erwähnt. 1765 begann im Rahmen des großer Schwabenzug Zweiten Schwabenzuges die deutsche Besiedlung des Ortes.

Im Unterschied zu den Dorfgründungen der karolinischen und frühtheresianischen Ansiedlungsperiode wurde der Ort Billed neu auf unbebautem siedlungsfreiem Weideland errichtet. Bereits im Jahr 1764 wurden die Pächter des Prädiums Billed angewiesen, neue Weideflächen zu pachten, da dieses Prädium zur Besiedlung vorgesehen sei. Der Ort wurde als erster der theresianischen Zeit mit 252 Häusern, einer Schule und einer Kirche geplant, und im Herbst 1765 wurde der Grundstein für das erste Kolonistenhaus gelegt. Etwa im Jahr 1767 war die Erbauung des Ortes vollendet. Schon mit der beginnenden Bautätigkeit wurden die ersten Kolonisten, die ihre Häuser zum Teil selbst errichteten, angesiedelt. Dass die Neugründung des Ortes den kommenden Typus der Besiedlung auf der Banater Heide bestimmte, war eines der unmittelbaren Ergebnisse der von Kempelen initiierten Landvermessung und Kartierung des Banats, die im Jahr 1769 begann. Als Probe wurde der schon bestehende Ort Billed nach Quadratklaftern ausgemessen. Dieser Ortsplan wurde dann einem Entwurf Kempelens beigefügt, der den „Grundriß zu einer systematischen Landes-Einrichtung des Temeswarer Banats“ enthielt und Theresia Maria Theresia am 13. Februar 1770 von Baron Stupan vorgetragen wurde. Nach diesem Vortrag veranlasste die Königin persönlich, dass nach dem Typus des Ortes Billed alle künftigen Kolonistenorte zu errichten seien „nach welchen Anmerkungen dann den Plan, welcher zum Muster für alle übrigen Fälle zu dienen hat, vollständig begenehmige“.[1]

Biled gehörte zuerst noch zur Pfarrei Neubeschenowa. Für das Jahr 1766 werden 705 Einwohner in den Matrikelbüchern für Biled angegeben. In den ersten Jahren des Ortes sind überproportional viele Sterbefälle verzeichnet; seit der Grundsteinlegung des Ortes bis Ende des Jahres 1771 waren 936 Personen in Biled verstorben. Allein im Hungerjahr 1770 starben 256 Menschen, darunter 185 Kinder. Ganze Familien wurden dabei ausgelöscht. Neue Siedler kamen jedoch hinzu und zogen in die leer stehenden Häuser. Schon 1771 kamen 150 Nachzügler aus dem Deutschen Reich nach Biled. Die Geburtenrate war recht hoch; im Jahre 1772 wurden 117 Geburten in Biled registriert. Obwohl mit dem Beginn der Besiedlung von Knees durch Deutsche 1797 viele Bileder dahin umzogen, musste 1798 die Neugasse angelegt werden, denn Biled hatte eine Bevölkerungszahl von 1800 Personen erreicht. Ab 1830 stiegen die Geburtenzahlen gar auf über 200 jährlich, wobei 1880 mit 276 Geburten die höchste Zahl erreicht wurde. Dadurch stieg die Einwohnerzahl Bileds stetig, um im Jahre 1889 mit 5410 Einwohnern – davon 5254 Deutsche – den Höchststand in seiner Geschichte zu erreichen. Zu dieser Zeit spricht in Biled nahezu jeder Donauschwäbische Mundart.

Einige Jahre danach begann die Auswanderung nach Amerika, wobei weit über tausend Personen zwischen 1894 und 1914 das Dorf verließen.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts hat Biled einen Eisenbahnanschluss.

Am 4. Juni 1920 wurde das Banat infolge des Vertrags von Trianon dreigeteilt. Der größte, östliche Teil, zu dem auch Biled gehörte, fiel an Rumänien.

Der starke Geburtenrückgang ab 1900 wie auch der Verlust von 124 gefallenen jungen Männern im Ersten Weltkrieg führten dazu, dass die Einwohnerzahl Bileds kontinuierlich sank. Bei der Erfassung im März 1941 wurden noch 3652 Deutsche gezählt. Die Zahl dezimierte sich weiter durch Gefallene und Vermisste im Zweiten Weltkrieg sowie in Gefangenschaft geratene Bewohner Bileds. Mit Ende des Zweiten Weltkrieges flüchteten einige Familien nach Österreich, Deutschland und Übersee. Noch vor Kriegsende, im Januar 1945, wurden alle deutschstämmigen Männer im Alter von 16–45 und Frauen zwischen 18–30 zur Aufbauarbeit in die Sowjetunion verschleppt.

Das Bodenreformgesetz vom 23. März 1945, das die Enteignung der deutschen Bauern in Rumänien vorsah, entzog der ländlichen Bevölkerung die Lebensgrundlage. Das Nationalisierungsgesetz vom 11. Juni 1948 sah die Verstaatlichung aller Industrie- und Handelsbetriebe, Banken und Versicherungen vor, wodurch alle Wirtschaftsbetriebe unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit enteignet wurden. In Biled wurden folgende Einheiten verstaatlicht: die Mühle, die Ziegelei, die Hanffabrik, das Elektrizitätswerk, die Essigfabrik, die Geldinstitute, das Kino, das Sägewerk, der Eisen-, Schnitt- und Kolonialwarenladen.[2]

Am 18. Juni 1951 fand die Deportation in die Bărăgan-Steppe, gemäß dem "Plan zur Evakuierung von Elementen über einen Abschnitt von 25 km, deren Präsenz eine Gefahr für das Grenzgebiet mit Jugoslawien darstellen" statt. Als die Bărăganverschleppten 1956 heimkehrten, bekamen sie die 1945 enteigneten Häuser und Höfe zurück, der Feldbesitz wurde jedoch kollektiviert.

In Biled lebten bis in die 70er Jahre noch etwa 2500 Donauschwaben, was ca. 56 % seiner Gesamtbevölkerung ausmachte. In der darauffolgenden Zeit, vor allem in den 1980er Jahren, hat jedoch die überwiegende Mehrheit das Land in Richtung Deutschland oder Amerika verlassen, so dass heute nur noch ca. 90 Einwohner donauschwäbischer Herkunft in Biled leben.


Anmerkungen

  1. archiv.ub.uni-heidelberg.de (PDF; 33,8 MB), Swantje Volkmann: Die Architektur des 18. Jahrhunderts im Temescher Banat
  2. Franz Klein: Billed – Chronik einer Heidegemeinde im Banat in Quellen und Dokumenten 1765–1980, Herausgeber HOG Billed, Wien 1980

Literatur

  • Franz Klein: Billed – Chronik einer Heidegemeinde im Banat in Quellen und Dokumenten 1765–1980, Herausgeber HOG Billed, Wien 1980
  • Hans Wikete: Familienbuch der katholischen Pfarrgemeinde Billed - Band l-lll 1765-2000, Herausgeber HOG Billed, Karlsruhe 2000
  • Daten des Landesinstitutes für Statistik Bukarest und der Kreisdirektionen für Statistik in Rumänien
  • Elke Hoffmann, Peter-Dietmar Leber und Walter Wolf: Das Banat und die Banater Schwaben. Band 5. Städte und Dörfer, Mediengruppe Universal Grafische Betriebe München GmbH, München, 2011, 670 Seiten, ISBN 3-922979-63-7

Weblinks