Stefan Jäger Archiv

Des Donauschwaben Kulturarbeit

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Des Donauschwaben Kulturarbeit
Einstufung
Katalognummer: 0342
Oberkategorie Siedlungsgeschichte der Banater Schwaben
Kategorie Kulturarbeit
Unterkategorie Der Hände Fleiß
Bilddaten
Entstehungsjahr 1922
Breite
Höhe
Maltechnik Aquarell
Signatur St.Jäger (rechts unten)



Bildbeschreibung

nach: Karl-Hans Gross
Das Aquarelltriptychon

An das Einwanderungsbild reiht sich das in thematischer und historischer Hinsicht bedeutende Aquarelltriptychon an. Es wurde im Jahre 1922 vom Maler ausgeführt und erschien als Bildtafel im Vierfarbendruck auf Seite 5 in der von Hermann Rüdiger gezeichneten Schrift des Deutschen Ausland-Instituts Stuttgart (1931) über "Die Donauschwaben…" Hierselbst heißt es zu dieser abgedruckten Reproduktion: "Das Titelbild - Des Donauschwaben Kulturarbeit - Aquarelle von Stefan Jäger in Hatzfeld im rumänischen Banat - zeigt links das Land nach der Vertreibung der Türken und vor dem Beginn der planmäßigen Kolonisation, rechts die heutige fruchtbare Kulturlandschaft, während als verbindendes Mittelglied die übermenschliche harte Arbeit des donauschwäbischen Bauern dargestellt ist, auf der vor allem die Umwandlung des Landschaftsbildes beruht".
Stefan Jäger selbst setzt für dieses themenreiche Landschaftsbild einen engeren geographischen Raum, indem er den Titel auf "Des Schwaben Kulturarbeit im Banat" bezieht, während Rüdiger den Inhalt des Bildmotivs auf die "Donauschwaben" - also nicht nur auf die im Banat, sondern auch auf die in der Batschka, der Schwäbischen Türkei (Baranya) usw. siedelnden Deutschen - ausweitet. Dazu meint der Autor in seiner Schrift: "Das Wort Donauschwaben hatte ich zum ersten Male in der Ankündigung eines Vortrages gebraucht, den ich im Oktober 1922 in der Grazer Universität hielt; der Begriff entstand in einer Unterredung mit dem Geographen Robert Sieger, ohne daß ich heute zu sagen vermag, ob das Wort von ihm oder von mir zuerst verwendet wurde... (Stuttgart, den 26. Mai 1932, Dr. Hermann Rüdiger)". Tatsächlich erfaßte der Künstler in diesem Malwerk Geschehnisse, die für alle deutschsprachigen Siedler des unteren Donauraumes aus dem 18. Jh., also aus der Zeit nach dem Abzug der Türken, ihre Gültigkeit haben. Ihnen und der Arbeit setzt Jäger mit diesem Malwerk ein bleibendes Denkmal.
Nichtsdestoweniger hat der Maler St. Jäger noch eine zweite Fassung (außer mehreren Kopien) gestaltet, die als "Die erste Furche" (auch als "Donauschwaben roden das Land" im Farbdruck beim Pannonia-Verlag nach dem Krieg erschienen) das eigentliche Mittelbild des Aquarelltriptychons (als Detail) darstellt.
Näheres über das Entstehen, die Flächenmaße und das Verbleiben dieses interessanten Triptychons in Aquarell ist uns weiter nicht bekannt geworden. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß die Anregungen für das Zustandekommen oder gewissermaßen das Interesse für dieses Bild aus dem westlichen Teil des Banats - vielleicht aus dem serbischen Teil des zweigeteilten Banats, aus Groß-Betschkerek oder Werschetz, aus der Batschka, wo viele Siedler im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts in und um Neusatz, Maria-Theresiopol, Sombor, Apatin, Gaidobra, Hodschag, Parabuly und in anderen Ortschaften eine neue Heimat gefunden hatten - gekommen ist.
Wenn uns schon die wirklichen Ausmaße der Bildflächen vom originalen Aquarelltriptychon unbekannt sind, so erfahren wir dennoch anhand der aufliegenden Druck-Vorlagen die Maßverhältnisse und Formate der Teilbilder. Zweifelsohne stellte das Mittelstück in diesem Drei-Bilder-Werk den Hauptteil des Gemäldes dar. An dieses schließen die beiden Seitenteile an, die zum Unterschied von den zwei großen quadratförmigen Seitenteilen des Einwanderungsbildes wie zwei hochgestellte Rechtecke dem querverlaufenden größeren Mittelbild zugeordnet sind. So stehen die Größenverhältnisse dieser drei Bilder wie 1:2:1. Daraus ergibt sich, daß das Mittelstück die Breite der beiden Seitenteile zusammengenommen hat. Bei einer angenommenen Bildbreite von zwei Metern und einer Höhe von 60 cm hieße das für die einzelnen Teile: 60 x 50 cm; 60 x 100 cm; 60 x 50 cm. Ob nun das Original-Aquarelltriptychon diese Werte erreicht oder aber auch überschritten hat, kann nur vermutet oder in hypothetischer Weise angenommen werden. Eine vom Meister in den späteren Lebensjahren angefertigte Reproduktion weist diese Ausmaße allerdings nicht auf. Dazu sei ein Schreiben Jägers an einen Interessenten (teilweise) zitiert: "Aber ich hätte ein Stück auch aus der Ansiedlungszeit mit Wasserfarben ausgeführt, 'Des Schwaben Kulturarbeit im Bunat', es ist komplett mit Glas und Rahmen versehen in der Größe 50 x 120 cm (Bildfläche ist 30 x 100 cm)".
Was uns aber noch in zusätzlicher Weise an diesem Bildformat auffällt, bezieht sich auf die obere Bogenwölbung am Mittelstück des originalen Triptychons. Vielleicht wurde es bedingterweise so gestaltet, um in die Wandarchitektur eines Gebäuderaumes eingepaßt zu werden. Andererseits aber verlagert sich durch diese Flächenwölbung der thematische Schwerpunkt noch mehr auf das Mittelbild des Triptychons und schiebt das Geschehen noch weiter in den Vordergrund, während die randgestellten Szenen den Beschauer in die Tiefe der Landschaft blicken lassen. So wird die Handlung im Vorfeld des mittleren Bildes durch ihre Monumentalität zum Beherrscher des schier unendlichen Raumes, der sich in der sumpfigen Steppe hüben und fruchtbaren Ebene drüben - mit ihren gepflegten Feldern und dem schmucken Dörfchen weit hinten am fernen Horizont - wiederfindet und die ganze Szenerie zu einem einheitlichen Drei-Bilder-Werk integrieren läßt.
In gebückter Arbeitsstellung steht der sich mühende Bauersmann vor uns. Mit ganzer Kraft drückt er den Holzpflug in die widerstrebende Jungfernerde des brachen Bodens ein. Kraftvoll liegen die ziehenden Pferde in den straffen "Sielen" und treiben die scharfe Eisenschar nach vorn. Die erste Furche. Sie reißt das schlummernde Brachland auf und läßt den saatgierigen Boden freier atmen. Bald werden die jungen Saaten sprießen. Und mit den Generationen wird sich das sumpfige Land zum fruchtbaren Boden wandeln. Noch hält sich der Knabe am Widerrist im breiten Rücken des schnaubenden Ackergaules fest. Doch bald sind seine Fäuste schwielig und stark genug, den Pflug in den Furchen zu halten.
In der endlosen Landschaft liegt der weite Horizont auf halber Höhe und setzt sich gleichförmig nach beiden Seiten fort. Mit flotten Pinselstrichen hat der Maler paar fliegende Vögel in den hohen und hellen Himmel eingestreut. Das Landschaftsbild ist einheitlich gehalten. Es bindet die einzelnen Werkstücke durch die schier kontinuierliche Vegetation zu einem Ganzen eineinander. Und dennoch hat sich die Gegend im Landschaftsbild des Triptychons gewandelt. Das eine Bild zeigt den Abdruck einer verwahrlosten Natur mit den wuchernden Halmen der struppigen Gräser einer ungepflegten Steppe, mit ihren faulenden Mooren, den schier undurchdringlichen Schilf-, Rohr- und Binsengewächsen, die sich landwärts schieben. Etliche Baumstümpfe mit ihren kahlen und knorrigen Ästen ragen in den Raum. Das ist das Urbild der unberührten Natur. Von hier spannt sich die Landschaft in weitem Bogen bis hinüber zum letzten Bild mit den sprießenden Ähren im wogenden Weizenfeld, das schier aus den Wildgräsern der Steppe herauszuwachsen beginnt, und den vielen Kulturen, die sich unaufhörlich dahinziehen, so weit das Auge reicht. Durch die Fluren schlängelt sich der schmale, ausgefahrene "Gewanneweg" bis weit hinan zum Dorf, dessen weiße Giebel und rote Dächer aus der fernen Silhouette herüberblinken. Am Feldrain steht ein junger Baum vom Menschen selbst dahin gepflanzt, dessen formende Hand man im Schnitt der Krone und überall im Landschaftsbild verspürt. Alles in allem ein Hohelied auf die Arbeit, ein Lied das aller Arbeit (unserer Ahnen) preist: "Aus Sümpfen hob sich eine neue Welt" (Schwabenlied).


Bibliografie zum Bild

Reproduktion

Erwähnung