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ART:0223 - Zeichenstunde wird zum Ereignis: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 8. Dezember 2015, 11:28 Uhr

Bibliografie
Artikel Nummer: 0201
Aufsatztitel: Zeichenstunde wird zum Ereignis
Zeitungstitel: Neue Banater Zeitung
Erscheinungsort: Temeswar
Jahrgang: 25
Nummer:
Datum: 24.03.1981
Seite: 3
* [[ART:0223 - Zeichenstunde wird zum Ereignis|. Zeichenstunde wird zum Ereignis. Neue Banater Zeitung Temeswar 1981]]


Hans Schulz stellt Linolschnitte aus / Collagen im Schulunterricht

Gegenwärtig erregt im OJT-Saal von Jimbolia eine Doppelausstellung viel Aufsehen: da zeigen die Zeichenlehrer Lia Jager und Hans Schulz Tuschzeichnungen bzw. Linolschnitte. Für Hans Schulz ist diese Ausstellung von besonderem Wert, dokumentiert sie doch den erfolgreichen Abschluss einer Reihe von Prüfungen, nach denen er jetzt Professor ersten Grades geworden ist. Dafür legte er unter anderen auch eine wissenschaftliche Arbeit vor, das Ergebnis seiner jahrelangen pädagogischen Tätigkeit: „Der Zeichenunterricht anhand von Collagen in den Klassen 1 - 8".
Der Pädagoge, der gegenwärtig an der Allgemeinschule Nr. 1 unterrichtet, ist nämlich der Meinung, dass der Mensch im Vergleich zu allen anderen Lebewesen die bei weitem längste Kindheit und Jugendzeit hat. Sie umfasst etwa ein Viertel seiner durchschnittlichen Lebensdauer. Damit steht ihm eine lange Periode hoher Elastizität und Bildbarkeit für seine Entwicklung zur Verfügung. Dieser unschätzbare Vorteil schliesst jedoch den Nachteil ein, dass, der Mensch Jahre hindurch relativ hilflos und unselbständig ist. Er muss deshalb intensiv gepflegt und betreut, gebildet und erzogen werden, damit er sich allseitig und harmonisch entwickeln kann. Im Dialoge mit seiner Umwelt muss da dem Zeichnen und der Collagenarbeit besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden, weil diese Tätigkeit eine intensive Beschäftigung mit der Wirklichkeit und mit Materialien, wie Buntpapier, Federn, Textilien, Blättern, Klebzeug, Leim, Farben … voraussetzt. Auch wird der erste Grundstein in der Rezeption von Kunstwerken gelegt.
Hans Schulz, 39, wurde in Jimbolia geboren, nach der Beendigung des hiesigen Lyzeums studierte er am Pädagogischen Institut in Temeswar bildende Kunst. Später unterrichtete er dann an den Schulen in der Heidestadt und nahm ein Fernstudium am Bukarester Institut für bildende Kunst „Nicolae Grigorescu" auf, wo ihm noch die Abschlussprüfungen bevorstehen. Hier geht dann ein alter Wunsch in Erfüllung: Museumskunde interessierte ihn nämlich noch immer, darum belegte er dieses Fach auch im Fernstudium und übernahm die Leitung der Stefan-Jäger-Gedenkstätte. Übrigens hat Schulz den Meister des grossen Einwanderungsgemäldes noch persönlich gekannt, er ist heute ein Verehrer seiner Kunst, die mit den Jahren landesweit bekannt wurde. Schulz: „Jäger war ein Mensch, der sehr zurückgezogen und nur für seine Kunst lebte. Schade, dass er zu Lebzeiten keine Förderer fand, denn der Mann hat sehr schöne Sachen gemacht. Darum ist es nur zu begrüssen, dass sich die NBZ vorgenommen hat, die Wandkalender mit Jäger-Bildern auszustatten. So hängen seine Werke in jedem schwäbischen Haus. Mehr wollte eigentlich Jäger nicht, denn er hat seine Bilder für die Schwaben gemalt, in einer Zeit, da seine Werke wenig beachtet wurden. Jäger hat an seine Kunst geglaubt. Was er gemalt hat, diese schwäbische Welt, die gibt es heute nicht mehr. Wir können sie, dank der Werke des Meisters, nachvollziehen."
Die Linolschnitte, die Hans Schulz ausstellt, sind saubere Arbeiten, die meist Naturgebilde darstellen und zeigen, dass man es hier mit einer Hand zu tun hat, die die Technik des Linolschnittes beherrscht und den Weg zu einer ausdrucksvollen Form gefunden hat. Schulz zeigt als Zeichenlehrer Lehrbeispiele, aber nicht nur … einige dieser Linolschnitte sprechen jeden an, der etwas für eine gewagtere Bildsprache übrig hat.
In der Allgemeinschule Nr. 1 kann man eine Ausstellung besichtigen, in der Schulkinder Collagen mit Federn zeigen. Bestechend auch hier die Buntheit und die Genauigkeit in der Form. Schulz: „Zeichenstunden, in denen Collagen gemacht werden, sind für Kinder sehr attraktiv, da langweilt sich niemand. Die Zeichenstunde wird zum Ereignis, ähnlich wie das Malen mit Buntkreide auf dem Asphalt."


Foto:
Schulz - Porträt