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| Obwohl es schon im 19. Jahrhundert zahlreiche. Dokumente, Studien
| | Anläßlich der ersten Heimattage in Temeswar veranstaltete das |
| und Ortsmonographien gab, die volkskundliche Elemente enthalten, ist uns
| | Demokratische Forum der Deutschen aus dem Banat zusammen mit dem |
| aus jener Zeit wenig authen~isches Bildmaterial erhalten geblieben. Der
| | Banater Museum eine große Ausstellung Banater Kunst vom 18. Jahrhundert |
| Beginn einer plastischen Auseinandersetzung mit der Banater schwäbischen
| | bis zur Gegenwart. Über 200 Werke füllten die Marmorsäle des HunyadiKastells |
| Volkskunst reicht in das erste Jahrzehnt unseres Jahrhunderts zurück. Das
| | und ebenso viele Schöpfungen unserer Künstler der Gegenwart |
| "Einwanderungsbild" sollte eine entscheidende Wende nicht nur im Leben
| | waren im Barock-Palais untergebracht, wobei neben rumänischen, |
| seines Schöpfers, sondern auch in der schwäbischen Malerei bedeuten. Das
| | ungarischen, serbischen, jüdischen das Hauptgewicht bei den deutschen |
| Bild entstand nicht aus individuellem Antrieb des Künstlers, vielmehr ging
| | Künstlern lag. |
| die Initiative vorn Bewußtsein der Gemeinschaft aus. Das Banater
| | Dank der Landsmannschaft der Banater Schwaben konnte diese |
| Schwabenturn hat sich dadurch seinen Maler erkoren.
| | Ausstellung in kleinerem Ausmaß (76 Werke) als Auftakt zu den Kultur- und |
| Im Jahre 1906 bestellte die Großgemeinde Gertjanosch ein Gemälde
| | Heimattagen der Banater Schwaben in der Festung Marienberg in Würzburg |
| zum Thema "Die Ansiedlung der Deutschen im Südosten", das Stefan Jäger
| | eröffnet werden. Dadurch wird zum ersten Mal ein Überblick auf 200 Jahre |
| ausführen sollte. Der junge Abs-olvent der Budapester Akademie, der sich als
| | Kunstentwicklung im Banat außerhalb Rumäniens geboten. |
| Kunstmaler in seiner Heimat keine Existenz gründen konnte, weilte seit 1902
| | Aus den Reihen der deutschen Bevölkerung des Banats sind während |
| in Budapest und arbeitete notgedrungen für Kunsthändler. Dieser erste große | | ihrer 275jährigen Geschichte mehrere namhafte Künstler hervorgegangen. |
| Auftrag aus der Heimat sollte Stefan Jäger nun zum Schwabenrnaler werden
| | Der beliebteste Maler der Banater Schwaben ist und bleibt Stefan Jäger, der |
| lassen . Er fertigte in Budapest nach den wohlbekannten Regeln der
| | Schöpfer des Einwanderungsbildes, der unzähligen Trachtenbilder und |
| Kompositions- und Porträtkunst ein drei Meter langes Bild an. In seinem
| | Dorfszenen, einer Kunst, die tief in dem vertrauten Heimatboden und seinen |
| ersten Eifer war ihm ein Anachronismus unterlaufen: auf dem Gemälde hatte | | Überlieferungen verankert ist. Stefan Jäger hat seinen Landsleuten tief ins |
| er nicht die Siedlungstracht der Vorfahren dargestellt. Daher verlangte die
| | Gemüt und Bewußtsein geschaut, diese konnten sich mit der Aussage seiner |
| Gemeinde ein zweites Bild und startete eine zweite Sammelaktion. Der Maler
| | Bilder identifizieren. Sie fühlen darin ihre Heimatliebe so sehr bestätigt, daß |
| sollte 1906 eine Studienreise unternehmen, um die Trachten der Ahnen aus
| | diese Bilder aus den Wohnungen der Banater Schwaben nicht mehr |
| den verschiedenen Siedlungslandschaften zu studieren. Aus dieser Zeit
| | wegzudenken sind. Deshalb war Stefan Jäger auch die erste Ausstellung (200 |
| stammen die ersten Trachtenskizzen Stefan Jägers. Wie ist nun die
| | Werke) gewidmet, die man in Deutschland in acht Städten zeigte. Wir können |
| Einwanderungstracht bei Stefan Jäger festgehalten?
| | nur hoffen, daß diese Bilder bald wieder in einer neuen Jäger-Gedenkstätte in |
| Auf dem Einwanderungsbild sind die Männer in bunten Westen
| | Hatzfeld ausgestellt werden können. |
| dargestellt, darüber tragen sie einen meist blauen, rotbraunen oder grauen,
| | Im 18. Jahrhundert zeigte die Entwicklung der bildenden Kunst im |
| wadenlangen Stoff- oder Leinenrock. Die knielangen Stoff- oder
| | Banat deutlich zwei Strömungen, eine Spaltung, die sich auf die |
| Leinwandhosen werden zu hohen, weißen oder farbigen Strümpfen getragen.
| | unterschiedlichen sozialen Schichten, die ihre Träger waren, zurückführen |
| Das Männerfußzeug ist der Schnallenschuh. In seinen späteren Skizzen hat
| | läßt. Mangels günstiger Entfaltungsmöglichkeiten und geeigneter Kunststätten |
| Jäger vorwiegend die Schlappen dargestellt, zum Beispiel in: Er hat sich
| | in ihrer Entwicklung gehemmt, beschränkte sich die Kunst eines Großteils der |
| Schlappen gekauft, In der Reih'-Schlappen ausziehen, während sie in der
| | einheimischen Bevölkerung vorwiegend auf den bäuerlichen Bereich, auf die |
| Skizze Guttenbrunn / 90 7, 819 sogar gesondert erscheinen. Die Hüte der
| | Dörfer und Klöster, und blieb weiterhin von der orthodoxen Kirche abhängig. |
| Männer sind breit. Daneben gab es noch den .Zweispitz oder Dreispitz, wie
| | Hingegen konzentrierte sich die Kunst der Oberschicht in den Städten und |
| ihn Jägers Skizzen Mein Hut der hat drei Ecke festgehalten hat.
| | folgte den Stilrichtungen der ausländischen Kunstmetropolen. |
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| Die Frauentrachten sind auf dem Einwanderungsbild besonders bunt
| | Diese Kunst wurde vorn österreichischen Barock beeinflußt. Er setzt |
| und nach den Herkunftslandschaften verschieden. Man trägt kurz~, bis übers | | sich nach 1718 im Banat mehr und mehr durch, wird auch vom |
| Knie reichende bunte -Stoffkittel, darüber eine Schürze, weiße Hemden mit
| | Kolonisierungsprozeß beschleunigt, um schon bald vorn Wiener |
| Miederleibchen oder Änneljoppen, ein buntes Tuch um den Hals gebunden.
| | Akademismus abgelöst zu werden. |
| ·Als Kopfbedeckung dienen bunte Hauben. Die Haartracht ist gescheitelt, die
| | Die Obrigkeit "Klein-Wiens", wie man Temeswar damals nannte, |
| Zöpfe werden im Nacken zu Knoten gewunden oder um den Kopf
| | wendete sich mit größeren Aufträgen an namhafte Künstler der |
| geschlungen. Zu den bunten Strümpfen tragen auch die . Frauen
| | Donaumetropole: so schuf Michael Angelo Unterberger, Rektor der Wiener |
| Schnallenschuhe, im Haus jedoch gehäkelte Patschen oder Samtschlappen,
| | Akademie der Bildenden Künste, das Hauptaltarbild der Temeswarer |
| wie sie Jäger bereits 1907 in Guttenbrunn skizzierte. Auf demselben Blatt ist
| | Domkirche; der kurfürstliche Hofmaler Johann Nepomuk Schöpf, Mitglied |
| auch der festgeflochtene Wasserzopf zu sehen, der über den Kopf gelegt und
| | der Münchner Akademie, malte die sechs Gemälde der Seitenaltäre des |
| mit einem Kamm befestigt, sich bald nach der Einwanderung ins Banat als
| | Doms. Ferdinand Schisse!, gebürtiger Wiener, der das Hochaltarbild der |
| typische Frauentracht durchsetzt. Zum Thema Einwanderung hat Stefan Jäger
| | Innerstädtischen Pfarrkirche malte, wurde mit 32 Jahren Temeswarer Bürger. |
| nicht nur zahlreiche Trachtenstudien und Skizzen angefertigt, sondern auch
| | Der Zustrom auswärtiger Künstler wuchs mehr und mehr. Es waren meist |
| viele Kompositionsskizzen über verschiedene Stationen der Ansiedlung
| | Porträtrnaler - die Repräsentationsporträts der Ausstellung bezeugen dies |
| geschaffen, so das Ulmer Gänsetor, Einwdnderungskolonne am
| | vollauf. Zeitweilig hielt sich Johann Jakob Stunder in Temeswar auf, um |
| Donaustrand, Ulmer Schachteln, Die Anschiffung und viele andere, in denen
| | einige Porträtbestellungen auszuführen, darunter auch das Bildnis des |
| neben den Trachten aus Baden-Württemberg, J;tlsass-Lothringen, aus dem
| | damaligen Terneswarer Bürgenneisters lgnaz Koppauer. Dessen Gattin, |
| Schwarzwald und aus der Lahngegend, auch die Trachten der einheimischen
| | Elisabeth Kessler-Koppauer, wurde von Anselm Wagner porträtiert - eines |
| Rumänen und Serben mit besonderer Detailtreue festgehalten sind.
| | der schönsten Spätbarockporträts in der Banater Malerei überhaupt. Anselrn |
| Das Einwanderungsbild, das 1910 innerhalb der Gewerbe- und
| | Wagner ist der erste Bildnismaler des Banats, der seine Kunst ganz in den |
| Landwirtschaftsausstellung in Gertjanosch feierlich enthüllt wurde, wirkte
| | Dienst der bürgerlichen Gesellschaftsschicht stellte. Durch ihn wurde die |
| sich auch auf die Banater Malerei aus. Zwei Jahrzehnte danach schuf der
| | Porträtrnalerei als selbständiges Genre in die Banater bildende Kunst |
| Maler Franz Ferch sein Triptychon Das Gebet der Ahnen und das Gemälde
| | eingefüh1i. |
| Das Lage1:feuer. Das Triptychon ist der Gründung der Gemeinde Bogarosch
| | Zu den Banater Historienmalern des 19. Jahrhunderts zählen Graf Anton |
| gewidmet. Das Lagerfeuer, auch als Die Nacht oder als Einwanderungsbild | | von Bissingen und Ritter Ludwig von Bersuder. |
| bekannt (heute im Lenau-Lyzeum ausgestellt), zeigt uns die Ankunft der
| | Konstantin Daniel, den Serben und Rumänen, Ungarn und Deutsche als |
| Siedler im Südbanat. Die Trachten sind dieselben wie in Jägers Werk, das
| | "ihren" Maler bezeichnen, ist aus der Kultur des Banats nicht wegzudenken, |
| Ferch als Vorlage gedient hat. Während Stefan Jäger sich auf die
| | er ist organisch aus ihr hervorgegangen und hat zu ihrer Entwicklung |
| Komposition des figurenreichen Bildes (80 Personen) konzentriert und
| | maßgeblich beigetragen. , |
| Detailtreue bewahrt, geht es Ferch in seinen Bildern mehr um die von einer
| | Die Hinwendung zur Biedermeier-Kunst vollzog sich innerhalb der |
| romantischen Landschaft ausgelöste Stimmung.
| | Banater Malerei durch eine Reihe von Künstlern wie Melegh Gabor, |
| Haus und Hof
| | Szamossy Elek, Anton Fialla, Franz Kornlossy und kulminierte mit Karl |
| Nach der künstlerischen Gestaltung der Einwanderung galt es, die
| | Brocky und Adolf Humborg. Karl Brocky sollte als erster Künstler des Banats |
| Etappe der schwäbischen Rode- und Aufbauarbeit in der neuen Heimat
| | die provinzielle Enge überschreiten und selbst in England am königlichen |
| plastisch darzustellen. Jäger schuf nun aus eigenem Antrieb Des Schwaben
| | Hofe mit seiner Porträtkunst Aufsehen erregen. |
| Kulturarbeit, ein Pendantstück zu seinem ersten großen Werk, ebenfalls als
| | Auch Adolf Humborg gelang es, über die Grenzen seiner Heimat Ruhm |
| Triptychon aufgefaßt, sowie zahlreiche Bleistift- und Tuschzeichnungen, die
| | und Anerkennung zu erringen, während die Wege Johann Wälders von Paris |
| das erste Ackern darstellen. Franz Ferch wählte ebenfalls dieses Motiv als
| | wieder zurück in die engere Heimat führten, wo er als geschätzter |
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| | Kunstpädagoge und Porträtist in Temeswar wirkte. |
| Zentralthema seiner Schaffensperiode 1930-1937, so in den Gemälden Der
| | Werke der bedeutendsten rumänischen Porträtisten des 19. |
| Siedler und Der Pflüger, wo symbolhafte Bauerngestalten den Boden ihrer
| | Jahrhunderts, von Nicolae Popescu und Ion Zaicu sowie von dem Serben |
| neuen Heimat urbar machen.
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| Das Kolonistenhaus, als erstes Zeichen der Zivilisation, ist in Ferchs
| | Stefan Aleksic und dem Ungarn Josef Ferenczy fügen sich organisch in die |
| Bildern weit in den Hintergrund gerückt, es dient der Gestalt eher als Attribut.
| | rnultikuturelle Banater Kulturszene ein. |
| Bei Stefan Jäger hingegen wird dem Siedlerhaus größte Aufinerksamkeit
| | Die Banater Landschaftsmalerei der Zwischenkriegszeit ist von der |
| gewidmet; seine Skizzen (z.B. Altes Haus aus der Ansiedlungszeit in Ostern)
| | Freilichtmalerei geprägt. Ihre Anhänger sind Alexander Popp, Adalbert |
| und Gemälde unterstreichen alle Einzelheiten. Schon im dritten Teil des
| | Krausz, Tibor Bottlik, Emil Lenhardt, Oskar Szuhanek, Comel Liuba, Ion |
| Einwanderungsbildes steht es halbfertig da: ein aus Erde gestampftes, acht
| | Isac u.a.. Spätimpressionistische Nachklänge finden wir auch in der |
| Klafter langes, drei Klafter breites und acht Schuh hohes, dürftiges Häuschen.
| | Landschaftsmalerei von Aurel Ciupe oder in den Temeswarer Landschaften |
| Es ist mit Rohr gedeckt und hat einen Brettergiebel zur Gassenfront, was auch
| | von Catul Bogdan, der 16 Jahre in Temeswar als Kunstpädagoge wirkte. |
| aus Jägers Aquarellen ersichtlich ist.
| | Auch Corneliu Babas Temeswar-Aufenthalt ist in der Ausstellung durch eine |
| Zahlreicher sind die Skizzen mit schwäbischen Bauernhäusern aus der
| | frühe Bega-Landschaft und ein Selbstbildnis aus den Jahren 1932/33 belegt. |
| Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Auf Jägers Bildern sind es spitz- und
| | In der Zeitspanne zwischen den beiden Weltkriegen machte sich in der |
| barockgieblige, reichlich ornamentierte, jedoch aus Kotziegeln errichtete
| | Banater Malerei aber auch ein neuer Kunstwille spürbar. Die |
| Häuser, die nach der Längsseite des Hofes ausgerichtet sind. Bedeutend
| | spätimpressionistischen Tendenzen wurden durch neue Kunstströmungen |
| größer als das Kolonistenhaus, haben sie zwei Gassenfenster und eine
| | abgelöst. In den Werken Adalbert Vargas verbindet sich Jugendstilromantik |
| Gassentür am Hauseingang. Diesen Häusern konnte der Maler noch zu seinen
| | mit Formelementen der subjektiven Expression. Spielerische Linienführung |
| Lebzeiten an den Randvierteln der Dörfer begegnen, denn in der Dorfinitte
| | und ausdrucksstarke Formgebung kennzeichnen die Plastiken von Ferdinand |
| hatte der Wohlstand bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts Rohrdach und
| | Gallas. Romul Ladeas frühe Holzplastiken zeichnen sich durch eigenwillige |
| Kotziegel verdrängt. Es entstanden Bauernhäuser aus gebrannten Ziegeln und
| | Expressivität aus . Julius Podlipnys Vision kann der breiten Sphäre des |
| Dachziegeln, sowohl spitzgiebelig als auch Zwerchhäuser mit trockenen
| | expressionistischen Programms zugeordnet werden. Franz Ferch ist durch |
| Einfah11en und einer reichbeladenen Giebelornamentik. Diesem Häusertyp
| | zwei seiner schönsten Marosch-Landschaften in Öl ve1ireten. |
| begegnen wir bei Jäger selten. Ferch wandte sich sogar in einem NW-Artikel
| | Diese Ausstellung veranschaulicht am Beispiel der bildenden Kunst das |
| entschieden gegen diese protzige Giebelverzierung.
| | beziehungsreiche Nebeneinander der Völkerschaften des Banats: all diese |
| Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts verbreitete sich zusammen mit einer
| | Künstler verschiedener Nationalität haben zum Reichtum, zur geistigen |
| pompösen Bauernarchitektur auch die Wandmalerei auf breiten Hausgängen.
| | Vielfalt dieser Region ihren Beitrag geleistet. |
| Diese oft kitschige Malerei wurde von Zimmennalern in Tempern oder | | In den nächsten Jahren soll dem deutschen Publikum in einer weiteren |
| Ölfarben, durchwegs nach Ansichtskarten kopiert und vergrößert. Die Szenen
| | repräsentativen Schau die Banater Kunst der Gegenwart vorgestellt werden. |
| zeigen meist fremdländische Ansichten mit Schlössern, Parkanlagen,
| | Gleichzeitig fand in Würzburg auch die Tagung "Banater Kunst - unser |
| Märchenlandschaften, Jagdgeschehen usw., und haben mit dem Leben der
| | Kulturerbe als Auftrag" statt, wo Kunsthistoriker, Museumsfachleute, |
| schwäbischen Bauern nichts gemein, besitzen auch keinen künstlerischen
| | Künstler -und Freunde der Banater Kunst sich im Gespräch über den |
| Wert. Vielmehr sind sie bloß kostspieliger Ausdruck des Reichtums, der
| | gemeinsamen verantwortungsvollen Umgang mit dem Banater Kulturerbe |
| Überheblichkeit und Prunksucht wohlhabender Bauern.
| | zusammenfanden. |
| Franz Ferch verwendet mit Vorliebe einfache Barockgiebel, die er
| | Die Ausstellung in Würzburg ist bis zum 5. August im Bayrischen |
| sowohl als Symbol in seine Thematik aufnimmt, als auch zu dekorativen
| | Staatsarchiv in der Festung Marienberg geöffnet. |
| Zwecken in seine Bildkompositionen einflicht. Die Barockperiode kann als
| | (A DZ. B. 21. Vif. 1995) |
| Blütezeit der Banater volkstümlichen Architektur angesehen werden. Diese
| |
| Giebelform ist durch schlichten Schönheitssinn, gesunden Geschmack und
| |
| Ausgeglichenheit der Form gekennzeichnet und demzufolge als eines der
| |
| beliebtesten formalen Motive der Banater Hochkunst anzutreffen.
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| Die dekorativen Valenzen, der weitgehend stilisierte Aspekt der | |
| Volkstracht und Volksarchitektur werden auch von den jüngeren Künstlern
| |
| Hildegard Kremper-Fackner und Walter Andreas Kirchner mit Erfolg genutzt,
| |
| z.B. m den Graphiken von Hildegard Kremper-Fackner, die dem
| |
| schwäbischen Dorfleben, besonders der Kerwei gewidmet sind, oder in den
| |
| Holzschnitten von Walter Andreas Kirchner als Illustrationen zu
| |
| schwäbischen Sprüchen.
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| Bei Stefan Jäger ist das Haus weder Attribut noch dekoratives Element,
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| sondern ist organisch mit der Bildaussage verwachsen und wird Schauplatz
| |
| der Handlung. In seinem Werk ist die Wohnkultur der Banater Schwaben am | |
| deutlichsten veranschaulicht. Viele Familienszenen spielen sich in der Küche
| |
| ab, deren Einrichtung sich auf das Einfachste beschränkt: ein Tisch, ein nach
| |
| unten geschlossener und oben offener Küchenkasten, das Zapfenbrett mit dem
| |
| täglichen Kochgeschirr, Schüsseln und Tellern, eine Wasserbank hinter der
| |
| Tür. Aus der Küche führt eine Tür in die der Straße zu gelegene gute Stube,
| |
| das Gäste- oder Paradezimmer. Sie wird vom Maler niemals bewohnt
| |
| dargestellt, sondern als Schau- und Schmuckstück mit besonderer Ehrfurcht
| |
| und Detailtreue. In der Mitte der Stube steht der Tisch, darüber befindet sich
| |
| die Hängelampe mit einem weißen oder bemalten Porzellanschirm, zu beiden | |
| Seiten stehen die hohen Betten, davor je eine Bank oder je zwei Holzstühle.
| |
| Bettdecken und Tischtuch sind meist von gleicher Farbe und tragen dasselbe
| |
| Muster. Neben den Betten steht je ein Kleiderschrank; zwischen den beiden
| |
| Gassenfenstern befindet sich der Schubladenkasten, darüber hängen mehrere
| |
| Hinterglasikonen von kleinerem Format (meist aus der Gegend von Radna
| |
| mitgebracht). Zwei größere Heiligenbilder sind über den Betten angebracht.
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| Die weißen Vorhänge und das Schubladtuch sind selbstgestrickt oder mit
| |
| weißer Schlingerei verziert. In einer Ecke befindet sich der Lehmofen. Eine
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| buntbemalte Truhe und das Zapfenbrett mit den bemalten Tellern sind
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| beliebte Schaustücke der Bauernstube. Die meisten Jäger-Bilder führen uns
| |
| jedoch die Kammer vor. Dieser Wohn- und Schlafraum der Familie ist nach
| |
| der Küche gelegen . In den dargestellten Szenen versammelt der Maler
| |
| zumeist die ganze Familie um den großen Tisch, sei es während der
| |
| Mahlzeiten oder beim geselligen Zusammensein an den Winterabenden, in
| |
| einer Spinnstube oder bei einer Kartenpartie, wobei jede Einzelheit
| |
| durchgezeichnet ist. Kinder, vom Säugling in der Wiege bis zu Schulkindern
| |
| verschiedenen Alters, beleben die_se Bilder.
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| Jägers Werk ist nicht nur genaueste Bestandaufnahme der Möbel und
| |
| Wohnkultur der Banater Schwaben, sondern gibt uns auch eingehend
| |
| Aufschluß über die Speis oder Vorratskammer, über Stall, Wagen und
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| Geräteschuppen, den Bauernhof - sowohl den Vorderhof mit den Blumen,
| |
| dem niederen Lattenzaun, dem beliebten Oleander neben dem Schwengel-
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| oder Kettenbrunnen mit seinem Lattengehäuse, zwischen Küche und Stall,
| |
| den Hof mit dem Kleinhaus für die ältere Generation, dem Hauptgebäude
| |
| gegenüber - als auch den Hinterhof mit Hühnerstall, Misthaufen, "Harnbar"
| |
| für Kolbenmais und die Stroh-, Heu- und Maislaubschober.
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| Auch die Dorfanlage mit ihren geraden Haupt- und Nebengassen, mit
| |
| den gleichmäßig angelegten Häusern wurde vom Maler festgehalten
| |
| (Dorfstraße in St. Hubert, Hatzfeld von Norden gesehen 14.IV 1921,
| |
| Königshof) . Jägers Festtagsszenen spielen sich fast ausschließlich in der
| |
| Dorfmitte ab, wo Kirche und Pfarrhaus, Schule und Gemeindehaus sowie das
| |
| Wirtshaus stehen. Die Dorfstraße mit den Pappel-, Weiden-, Maulbeer- oder
| |
| Akazienbäumen, das Gassenbänkchen mit den Sonntag-Nachmittagsszenen,
| |
| die Gänseseharen zwischen Gehsteig und Fußweg, vor allem aber die
| |
| Endreihen des Dorfes mit dem Ausblick auf die Hutweide und die Kaul
| |
| (Hatzfelder Dorfpartie), all das können wir in Stefan Jägers Werk antreffen .
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| Auch Franz Ferch hat seine Banater Dorfszenen oft in die Dorfmitte
| |
| verlegt, doch diente sie ihm hauptsächlich als Kulisse für das Abwandeln der
| |
| Haupthandlung, als Dekor . oder als struktureller Hintergrund einer
| |
| dekorativen Zeichnung, z.B. Kreuzgasse.
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| Bauerngestalten
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| Die Werke unserer Banater Maler gewähren nicht nur einen Querschnitt
| |
| durch die Materialkultur der Schwaben, sondern ermöglichen auch eine
| |
| Abgrenzung zwischen idyllischer Heimatkunst und sinnbildhafter Darstellw1g
| |
| von Charakterzügen und Eigenschaften ihrer Landsleute. Obwohl Jäger kein
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| ausgesprochener Porträtist war, sind seine Bauernbildnisse mehr als bloß
| |
| ethni sche Dokumente. Seine Bauern "saßen" ihm niemals Modell; er hat sie
| |
| stets während ihrer Arbeit in steter Bewegung oder während ihrer Feste,
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| ebenfalls in bewegten Szenen beobachtet. Wir finden in Jägers Skizzenmappe
| |
| neben Kornpositionsentwürfen und Trachtenzeichnungen oftmals einen
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| schönen Mädchenkopf - lebensnah und eindrucksvoll festgehalten . Da sind
| |
| lächelnde Kindergesichter, Porträts von rotwangigen, gesunden Frauen oder
| |
| aber Bildnisse von nachdenklichen Altbauern, die gemächlich ihre Pfeife
| |
| rauchen oder Zeitung lesen, verwitterte Männergesichter oder gütige alte
| |
| Großmütter am Spinnrad. Alle Generationen sind vertreten, doch nie ist eine
| |
| Gestalt individuell herausgehoben, alle sind organisch in die Handlung des
| |
| Bildthemas eingeflochten.
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| Ganz anders geht der Maler Emil Lenhardt vor: Seine Bauernbilder sind
| |
| individuell, klar und groß aufgebaut. In der sachlichen Darstellung seiner
| |
| Bauerngestalten verleiht der Künstler den Porträtierten etwas Biederes und
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| Natürliches, wodurch die Vorstellung ruhiger Energie und tätigen
| |
| Selbstbewußtseins hervorgerufen wird.
| |
| Franz Ferchs Bauernporträts hingegen stellen herbe, schwerblütige
| |
| Menschen dar. Auch er malt den Altbauern in einen geschnitzten Stuhl
| |
| zurückgelehnt und behaglich rauchend, doch dominiert hier nicht mehr die
| |
| Gemütlichkeit, wie bei Jäger, denn die monumentale Einzelfigur stellt Würde
| |
| und Prästanz dar. Diese steigert sich noch mehr im Porträt des Konrad
| |
| Klamm, wo die Stimmung allmählich zur Monumentalität, die Gemütlichkeit
| |
| zur Repräsentation wird. Ferchs Bildnisse gehen oft über das Individuelle | |
| hinaus ins Allgemein-Menschliche, Sinnbildhafte,: etwa die statuarisch
| |
| angeordneten, symbolhaften Gestalten Der Siedler, Der Tennmann, Der
| |
| Jungbauer, Michael Bartolf oder Der Brotschneider. Im letztgenannten Bild
| |
| ist das alltäglich-schlichte Geschehen - das Anschneiden eines Laibes
| |
| Hausbrot - mit besonderer Pietät, sowohl der Gestalt als auch der Geste
| |
| erfaßt. Auch Stefan Jäger gestaltet dieses Motiv, doch bei ihm nimmt die
| |
| ganze Familie an diesem Akt teil. Zumeist schneidet die Mutter den Brotlaib
| |
| an - ein natürliches, alltägliches Familienerlebnis. Dieser Szene haftet nichts
| |
| ldyllenhaftes an. Seine Bilder widerspiegeln die Welt des Dorfes hannonisch
| |
| und glücklich ohne soziale Widersprüche. Obwohl es einfache
| |
| Wirklichkeitsschilderungen sind, ist man geneigt, seine Bilder feierlich zu
| |
| empfinden. Sie sind frei von Sentimentalität und von keinem falschen Pathos
| |
| belastet, sondern einfach sachlich interpretie1i, doch gerade diese Schlichtheit
| |
| ist es, die den Bildern Schönheit verleiht, es ist die Schönheit des Wahren und
| |
| Einfachen .
| |
| Saure Wochen
| |
| Die Feldarbeit ist von den Banater Malern zu allen Jahreszeiten
| |
| festgehalten worden. Stefan Jäger läßt Vater und Sohn die Erste Furche
| |
| ackern. Beide Gestalten stehen im Mittelpunkt seines Bildes, das
| |
| symbolträchtig drei verschiedene Etappen der Rode- und Aufbauarbeit
| |
| veranschaulicht. Franz Ferch gestaltet auch dieses Thema des ackernden
| |
| Bauern in monumentaler Auffassung: Die urwüchsige Gestalt des Pflügers
| |
| tritt uns denkmalhaft entgegen, die kräftigen, gebeugten Schultern sind weit
| |
| vorgeschoben, die überdimensionie1ien Hände ragen sinnbildhaft in den
| |
| Vordergrund. Das Thema wird von Ferch in den sechziger Jahren mit
| |
| verändertem Ideengehalt wieder aufgegriffen: Der jüngste Vertreter einer
| |
| neuen Generation sitzt am Lenkrad eines Traktors und ackert seine erste
| |
| Furche auf dem Gemeinschaftsfeld. Der Maler stellt in zahlreichen
| |
| realistischen Bildern die Feldarbeit des Genossenschaftsbauern dar, so in
| |
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| Wiedera14hau, Arbeitspause der Brigade, Die Traktoristin, Bewässerung,
| |
| Kartoffelsetzen, Beim Schnitt und andere.
| |
| Auch Emil Lenhardt gestaltet in seinem Bild des ackernden Bauern mit
| |
| Hilfe traditionsgebundener Formenkunst bodenfeste Realität. Auch hier wird
| |
| die Wucht der Bewegung, das Zähe und Schwerfällige der Gestalten
| |
| unterstrichen, doch schwingt auch eine gewisse Stimmung mit, ausgelöst von
| |
| der Schwermut des Menschen, der einsam auf der weiten Flur des
| |
| aufgeworfenen Ackerbodens, in gebeugter Haltung in seinem feierlichsakralen
| |
| Tun erschöpft. Wir empfinden darin die Herbheit des Erdigen und
| |
| Urwüchsigen .
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| Ganz anders ist das Thema Arbeit von Stefan Jäger behandelt worden;
| |
| keine Wucht, sondern bloß Stimmung liegt in seinem Alltagsrealismus. Jäger
| |
| prägt in seinen Bildern wirklichkeitsnah erfaßte Wesenszüge zu Genrebildern
| |
| mit ethnographischem Einschlag. Mit emer fast wissenschaftlichen
| |
| Genauigkeit flößt er den kleinsten und unscheinbarsten Dingen Leben ein. Es
| |
| gibt nichts, was Jäger nicht wert wäre, gezeichnet oder gemalt zu werden.
| |
| Die spontansten Skizzen entstanden auf Jägers zahllosen | |
| Fußwanderungen durch die Banater Heide: das Ackern, Säen und
| |
| Kartoffelsetzen, die Kartoffel- und Maisernte, der Schnitt und Drusch, das
| |
| Maisbrechen und Auslieschen, die Weinlese und Heuernte, Marktszenen,
| |
| Melonenhüter und Vogelscheuchen, eine Szene auf dem Heuwagen mit der
| |
| Aufschrift Rückwärts rum. Knabe spielt Flujer, das Essentragen beim Schnitt,
| |
| die Mittagspause einer rumänischen Bauernfamilie, das Bäumeausputzen, ein
| |
| Hirte mit Schafherde oder rumänische Schafhirten im Wirtshaus, Jahnnarkt in
| |
| Hatzfeld mit rumänischen Schaffmachern und Planwagen, heimkehrende
| |
| Marktleute mit Wagen, die Fratschlerinnen und viele andere Bildmotive, in
| |
| denen sowohl die landwirtschaftlichen Geräte, von der einfachsten Reisigegge
| |
| bis zur komplizierten Dreschmaschine dargestellt und mit den nötigen
| |
| Erläuterungen versehen sind, als auch die Arbeitstracht der Schwaben genau
| |
| festgehalten wird. Die Bäuerin trägt einen knöchelfreien Rock aus leichtem
| |
| Kattun , meist blau gedruckt, eine ebenfalls dunkelfarbene Schürze und ein
| |
| weißes Leinenhemd mit tiefem Halsausschnitt und Ärmeln bis zum
| |
| Ellenbogen, darüber ein Leibchen und auf dem Kopf einen breitrandigen
| |
| Strohhut oder ein Kopftuch. Der Bauer trägt weiße Leinenhosen, ein weißes
| |
| Leinenhernd, eine dunkle Schürze aus grobem festem Gewebe und einen
| |
| kleinen Strohhut. Später ersetzte eine dunkle gerippte "Strukshose" die weiße
| |
| Le\nenh,ose. A\s Fußzeug dienen Sch\appen und Patschen. Keine Spur von
| |
| Schönfärberei haftet diesen Skizzen an, die auf nüchterner, sachlicher
| |
| Beobachtung der Wirklichkeit beruhen. Es ist heimatverbundener später
| |
| Impressionismus, dem wir hier begegnen, eine Heimatkunst, entsprungen aus
| |
| dem engeren heimatlichen Lebensraum. Stefan Jägers Kunst ist
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| |
| Heimatmalerei nicht im Sinne von abwartendem Provinzialismus,
| |
| Beschränktheit und Gefühlsseligkeit, wie man den Begriff oft abschätzig zu
| |
| deuten versucht, sondern eine Heimatkunst im wahrsten Sinne des Wortes:
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| eine Kunst voller echter Gefühle, Liebe zur Heimat, Freude an ihrer
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| Schönheit, Achtung vor den Menschen und ihrer Arbeit, ihrer Tradition - eine
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| Kunst, deren Wurzeln tief im Boden der Heimat und Überlieferung verankert
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| sind. Dies ist es eben, was Stefan Jäger so beliebt macht bei den Banater
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| Schwaben, die sich mit der Aussage dieser Bilder identifizieren.
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| „. Frohe Feste
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| Im Werk des Heimatmalers Stefan Jäger haben besonders die Volksfeste
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| und Bräuche der Banater Schwaben einen reichen Niederschlag erfahren: die
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| Kerwei, das Erntefest und Maibaumsetzen, die Hochzeit und Taufe, der Engel
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| mit Beelzebub, das Silvesterständchen, Faschings- und Trachtenbälle, die
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| Mussestunden einer Spinnstube, die Kartenpartie, die Plauderstündchen auf
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| der Gassenbank und Tanzunterhaltungen in den Wirtshäusern, die Hora im
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| Freien und Heimfahrt nach der Assentierung mit der Anmerkung Taugliche
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| und Rippenfaule, Schulprüfung und Schulschlußfeier, Comedianten in einem
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| schwäbischen Dorf; Schlittenfah11 im Winter und andere typische Banater
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| Dorfszenen. Dabei wurde nicht nur das Zeremoniell des Brauches bis in alle
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| Einzelheiten notiert, vielmehr galt die besondere Aufmerksamkeit des Malers
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| immer der Festtracht, die er in aller Farbenpracht darstellt. Wir erleben so die
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| Vorbereitungen, vom sorgfältigen Bügeln der Röcke, vom Anlegen der Tracht
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| und ihrem Prüfen vor dem Spiegel oder durch den Kennerblick der Mutter,
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| bis zur festlichen Schaustellung. Mit besonderer Rücksicht auf die
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| aufgebauschten Faltenröcke und bunten Schultertücher mit reichen
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| Ziennotiven werden alle Unterschiede zwischen den Trachten der
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| schwäbischen Dörfer notiert. Ausführliche Beschriftungen ergänzen die
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| Aussage . Auch die Haartracht der Mädchen und Frauen, ihr Kopfputz und
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| ihre Kopfbedeckung sowie das Hutputzen als Kerweibrauch wurde von Jäger
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| skizziert. In seinen Mappen finden wir auch Blätter mit Bacskaer
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| Mädchentracht, sächsischer und rumänischer Tracht. Immer wieder sind vier
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| Generationen vertreten: Kinder-, Mädchen-, Frauen- und Altweibertracht
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| stehen nebeneinander, wobei der Kindertracht die gleiche Aufinerksamkeit
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| geschenkt wird wie der prunkvollen Mädchen- oder dunklen Weibertracht.
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| Zum Schönsten, was Stefan ' Jäger geschaffen hat, gehören seine
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| Aquarellbilder. Er gewinnt dieser Technik prächtige Farbtonwerte ab; seine
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| Farben leuchten festlich und ihre Transparenz verleiht den Bildern einen
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| besonderen Glanz; aufrichtiges Empfinden und Freude am Detail ist
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| m itbesti mm end.
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| Seinen Bildern liegt ein höchst eindringliches und sorgfältiges Studium
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| der Natur zugrunde. In diesem Sinne sind die vergilbten Blätter Stefan Jägers | |
| nicht einfach flüchtige, gelegentliche Skizzen von Momenteindrücken,
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| sondern gründliche, methodisch durchgeführte Arbeiten, mit der Akribie und
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| wissenschaftlichen Genauigkeit eines Ethnographen verwandt.
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| Dieses stete Einbeziehen von Tracht und Brauchtum in das Bildmotiv,
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| wie wir es bei Stefan Jäger antreffen, können wir bei keinem Banater Künstler
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| wiederfinden. Allerdings hat sich auch Franz Ferch in zwei zeitlich weit
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| auseinanderliegenden Schaffensperioden diesen Themen gewidmet. Erstens in
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| den Jahren seiner frühen Heimatkunst, als er unter dem Einfluß Jägers und | |
| bedingt durch die Nachfrage seiner Landsleute Trachtenbilder anfertigte. So
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| malt er seine Schwester Helene in Bogaroscher Tracht, wobei er der Gestalt
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| und der Tracht die gleiche Aufmerksamkeit widmet. Auch in einigen
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| Wandgemälden der Kirchen von Lowrin und Perjamosch hat Ferch die
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| schwäbische Tracht festgehalten. In einem späteren Bilds Kfeeni stellt Ferch
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| ein kleines Semlaker Bauernmädchen in schwäbischer Tracht dar. Es kündigt
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| jene Schaffensperiode des Malers an, in der er seme wuchtige
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| Bauernmonumentalität entwickelt. Anfang der siebziger Jahre finden
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| Volkskunst und Brauchtum wieder ihren Niederschlag in zahlreichen
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| größeren Kompositionen des Malers. Es entstehen nun Bilder wie Kerwei,
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| Ernt<4fest, Banater D01f, Lebzelten, in welchen Ferch Barockgiebel und
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| Volksmotive wie seine beliebten Lebzeltformen als dekorative Elemente m
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| die Komposition aufnimmt.
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| Die Kerwei bildet auch ein beliebtes Thema in der Graphik von
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| Hildegard Kremper-Fackner. Mittels einer schwungvollen Linienführung und
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| sensibler Farbenstufung gestaltet sie in ihren Aquaforte und Aquatinta
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| stilistische Feinheiten der Volksmotive und Trachten und keh1i ihre
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| dekorativen Werte in den Vordergrund.
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| Bei Walter Andreas Kirchner drängt nicht das formale Motiv zur
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| Bildgestaltung, sondern in seinen Holzschnitten entwickelt er eine starke
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| expressive Bildaussage, um den Ideengehalt zu verdeutlichen. Ein gesunder
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| Humor ist kennzeichnend für viele seiner Blätter.
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| Man könnte noch unzählige Themen nennen, die aus dem Reichtum des
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| schwäbischen Volkslebens in die Werke der Banater Maler Eingang gefunden
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| haben, die so eine umfassende Trachtenschau und in Bildern gestaltete
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| Banater Volkskunde ergeben.
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| (VuK. B. 6, 71 1980) | |
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| <br style="clear:both"/>
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| ==PDF-Datei des Artikels==
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| * {{pdf|ART_0983.pdf|Werte aller Zeiten}}
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| [[Kategorie:Zeitung]]
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| [[Kategorie:Banater Post]]
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| [[Kategorie:R-Illustration]]
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