ART:0378 - Ein Buch für jedermann: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 30. Juni 2015, 15:25 Uhr
Bibliografie | |
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Artikel Nummer: | {{{Artikelnummer}}} |
Autor Name: | Gross, Karl-Hans |
Aufsatztitel: | Ein Buch für jedermann |
Zeitungstitel: | Der Donauschwabe |
Erscheinungsort: | Aalen |
Jahrgang: | 41 |
Nummer: | 19 |
Datum: | 12.05.1991 |
Seite: | 5 |
* [[ART:0378 - Ein Buch für jedermann|Gross, Karl-Hans. Ein Buch für jedermann. Der Donauschwabe Aalen 1991]] |
Stefan Jäger – Maler seiner heimatlichen Gefilde, Oswald Hartmann Verlag, Sersheim. Vorausbestellungen bis Ende 1990 zum Subskriptionspreis von 38 DM; Ladenpreis 44,80 DM. Ca 400 Seiten mit 150 Jäger-Bildreproduktionen.
Die Herausgabe und Drucklegung eines Stefan-Jäger-Buches beim Sersheimer Hartmann-Verlag kann ohne Übertreibung als eine lobenswerte Tat von größtmöglicher Bedeutung eingeschätzt werden. Diese Bedeutung lässt sich in dreifacher Hinsicht begründen:
Erstens, es (das Buch) macht den Maler und Menschen Jäger durch eine gediegene Auswahl verfasster Texte und reproduzierter Bilder, die aufs engste miteinander verknüpft sind, dem breiten Publikum bekannt und erfüllt dem Jäger-Bilder-Kenner und Verehrer einen Herzenswunsch.
Zweitens, es erfasst und verwahrt einen künstlerischen Nachlass, der in allen Teilen den Menschen der schwäbischen Dörfer gewidmet ist und mit diesem die exzellente malerische Widergabe der Arbeit auf dem Felde, in Haus und Hof, der Sitten und Gebräuche, der frohen Feste und auch der schicksalsschweren Geschehen (Flucht, Rußlandverschleppung) des historischen Ablaufs im donauschwäbischen Lebensraum. Hierzu kommen noch die aquarellierten Trachtenskizzen von ethnographischem Wert, die auf Hunderten Papierstücken ihren Niederschlag gefunden haben.
Drittens, wird durch die Drucklegung des Buches dem als Schwabenmaler bekannten Künstler eine gebührende Ehre erwiesen und durch sein Werk unseren Vorfahren (die Eltern und Großeltern miteingeschlossen) ein malerisches Denkmal gesetzt. Alles in allem Grund genug an den Maler und sein Werk zu denken.
Doch, wer ist oder war nun Stefan Jäger?
Um es vorweg zu nehmen sei erwähnt, dass Jäger durch seine Kunst als Schwabenmaler vor allem im Banat bekannt geworden war. Jäger war gelernter Maler (Kunstmaler). Sein Malstudium hatte er in Budapest vollendet (1899). Er wurde hauptsächlich durch das „Einwanderungsbild" (1910) und insbesonders aber erst während der sogenannten „Hatzfelder Jahre" (1910 - 1962) durch sein breitgefächertes Werk (die vielen gemalten Bilder) bekannt. In diese Zeit seines künstlerischen Schaffens fällt nicht nur der berufliche Durchbruch, sondern auch die künstlerische Reife in der er zu seiner Kunst gefunden hat. Diese Bezugnahme will nicht so sehr mit der von ihm bevorzugten und gepflegten Kunstrichtung oder seinem Malstil in Verbindung gebracht sein, denn diesbezüglich war er trotz der schon bald erreichten artistischen Reife immer noch der akademischen Malweise aus der Studienzeit treu geblieben, sondern vielmehr mit der von ihm bewältigten Thematik und Motivgestaltung, die während seines langen Lebens (1877 -1962) von dem schwäbischen Dorfmilieu und dessen Menschen geprägt worden war. Dieser Tatsache werden wir schon recht bald gewiss, wenn wir einige seiner Bilder gelegentlich betrachten und feststellen, wie sehr die Urwüchsigkeit des schwäbischen Dorfes in seiner Malerei erhalten geblieben ist. Jäger hat den Stoff für seine Bilder aus dem eigenen Volke geschöpft. Er hat im schwäbischen Dorfe seine Modelle für seine malerische Kunst gefunden und solcherart das bäuerliche Milieu mit allem was dem Ländlichen verbunden war, in den Mittelpunkt seiner Kunst gerückt. In seinen Bildern kommen immer wieder die Wunderkräfte der Heimat zur Geltung, wobei die Arbeit seiner Menschen zum Leitmotiv des Daseins wird. Solcherart erweckt er ganz leise und sacht das Volksinteresse an der Kunst, an seiner Kunst und lässt dabei Sitten und Gebräuche im alltäglichen Wirken und Werken und bei den Festen, in beeindruckender Weise aufleben. In diesem Sinne wollen wir das Jägersche Werk betrachten, das inhaltlich und kompositionell mit seiner donauschwäbischen Heimat verwurzelt ist. Seine Bilder identifizieren sich in sinnvoller Weise mit den Vorkommnissen und den Menschen, gleichwohl ob diese im Banat, der Batschka, der Baranya, in Syrmien oder sonstwo an der unteren Donau zu finden sind. Denn, hier wie dort flutet helles Licht über Wiesen und Felder, die in leuchtenden Farben gehalten sind. Hier wie dort erfasst uns eine herzerquickende Atmosphäre von unsäglicher Beschaulichkeit, wenn die hübschen Mädchen in der malerischen Sonntagstracht die schnurgerade, blanke Dorfgasse entlang schreiten oder wenn die „Kerweih" (der Kerweihzug) gerade um die Ecke kommt; es ist als wollte man die dicke Trommel und den hellen Tschinellenschlag der Dorfmusik vernehmen: Bumm. bumm und Tschingtrara!
Jäger-Bilder sind schön, weil sie in einer verständlichen, erfassbaren und wirklichkeitsgetreuen Form gehalten sind; weil der Künstler die „Sprache“ seiner Menschen „spricht“, d.h. diese in das Malerische umgesetzt und dabei jeden Farbstrich mit seiner Seele auf das Maltuch aufgetragen hat.
Die Herausgabe eines Jäger-Buches ist beschlossene Sache. Über 300 Manuskriptseiten liegen bereit und dazu noch -zig reproduzierter Jäger-Bilder, die über die Jahre hin mit Hingabe und Sorgfalt gesammelt wurden. Es ist eine umfassende Arbeit, die nicht nur in retrospektiver Hinsicht Leben und Werk des Schwabenmalers Stefan Jäger beleuchtet, sondern gleichermaßen die ethischen Werte des im unteren Donauraume siedelnden Volksstammes, der Donauschwaben, eben durch diese Bilder in die offene Szene der Volksbühne rückt.