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Vereine – Archiv

Stefan Jäger Archiv

Vereine

Aus Archiv
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Gertianoscher Vereine und Körperschaften
Dem Kunstmaler Stefan Jäger wurde eine Studienreise nach Deutschland durch eine Sammelaktion ermöglicht. Daran sollen sich die Mitglieder mehrerer Vereine in verschiedener Form beteiligt haben. Es werden genannt:
Seit 1893 bestand der Südungarische Bauernverein. Er hatte sich die Aufgabe gestellt, seine Mitglieder auf dem Gebiete der Landwirtschaft zu fördern und in der Entwicklung der Landwirtschaft beratend und helfend einzuspringen. Seit 1930 hatte der Bauernverein sein eigenes Bauernheim mit Schankrecht und Beratungs- und Gesellschaftsräumen. Der Verein spielte im politischen Leben des Dorfes eine beachtliche Rolle. Letzter Obmann war Melchior Mettler.

Der Handels- und Gewerbeverein wurde am 17. März 1907 gegründet. Seine Ziele waren der Schutz der wirtschaftlichen Belange und die Pflege deutscher Kultur. Die Gesangabteilung trug den Namen Gewerbeharmonie. Die große Ausstellung 1910 war der Höhepunkt der Vereinsarbeit. Letzter Vorstand des Vereins war Nikolaus Lutz. Chormeister der „Gewerbeharmonia" war Heinrich Ballauer. Obmann etwa 1906 Anton Gamauf.

Ein 1883 gegründeter Leseverein hatte anfangs sehr guten Zuspruch, ging aber in seiner Wirkung nicht in die Breite, sondern war ein Zusammenschluss der Wissensbedürftigen geblieben.

Ebenso hatte der Kasinoverein keine besondere Wirkung ausgestrahlt, obzwar seine Ziele rein kultureller Natur waren. Es sollte ein Verein der Gebildeten sein, war aber wiederholt Anlass zu Auseinandersetzungen, weil ehrbare Männer des Dorfes keine Aufnahme fanden, andere wieder aufgenommen wurden, die nur bedingt unter die Gebildeten zu zählen waren. Obmann etwa 1906 Johann Walzer.
Beim Auftrag sowie beim Verkauf des Einwanderungsbildes dürften die Mitglieder eine Rolle gespielt haben.

Der Jagdverein wurde von Josef Wittwer ins Leben gerufen, der auch als Jagdmeister fungierte. Die Zahl der Mitglieder war eng begrenzt, die Höchstzahl betrug 15 Mitglieder. Nur vom Ackerbauministerium gut geheißene Gesellschaften konnten Jagdgebiete erstehen und die Jagd betreiben.

Der Gertianoscher Konviktverein unterhielt ein Schülerheim in Segedin. Die Zöglinge sollten im Gebrauch der Staatssprache gefördert werden, um im Staatsdienst dem Volke zu dienen. Der Gebrauch der Muttersprache war verboten. Stefan Jäger war 1893-95 während seines Besuchs der Bürgerschule Zögling des Konvikts.

Der Jugendverein wurde erstmals von Direktorlehrer Johann Ruß im Jahre 1902 ins Leben gerufen. Zusammen mit den Vereinen der anderen Orte gehörte der Jugendverein dem „Bund katholischer Jugend" mit dem Sitz in Temeswar an. Die Lehrerschaft und die Lehramtskandidaten standen in der Jugendarbeit stets vorbildlich zur Verfügung.

Der Feuerwehrverein bestand in der Hauptsache aus Gewerbetreibenden, die immer gleich zur Stelle sein konnten, weil sie ihre Arbeit im Dorf verrichteten, während die Bauern auf dem Felde waren. Außer dem gemeinnützigen Dienst an der Dorfgemeinschaft stellte die Feuerwehr bei festlichen Anlässen die Ehrenwache und rückte bei religiösen Umzügen immer als Eskorte um den Baldachin aus. Während der Karwoche hielten die Männer der Feuerwehr auch am Heiligen Grab in der Kirche die Ehrenwache mit viel Aufopferung und Würde.

Noch zu erwähnen wären die Musikkapellen. Gertianosch war ein musikantenreiches Dorf. Es gab fast kein Haus, in dem nicht in irgendeiner Weise musiziert wurde. Es gab vier Musikkapellen in Gertianosch. Die "Alde Musikande" beherrschten die ersten 20er Jahre. Es waren in der Hauptsache frühere k. u. k. Musiker. Unter ihnen ragten als große Könner hervor: Johann Waldner (Flügelhorn), Adam Muth (Klarinette in Es), Andreas Streitmarter (Baßflügelhorn), Matthias Wingron (Klarinette in B), Josef Hornsberger (B-Baß) u. a. Aus ihren Reihen gingen die Kapellmeister der anderen Musikkapellen hervor.
Die "Bauernkapelle" hatte ihren Namen daher, dass sehr viele wohlhabende Bauernsöhne sich zusammentaten, um Musikanten zu werden.
Die "Bettendorf’sche Kapelle" stand unter der Leitung des Kapellmeisters Christian Bettendorf.
Die "Muth’sche Kapelle" ging aus der alten Kapelle hervor.

Der Gertianoscher Männergesangverein entstand in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts, musste allerdings wegen Angel an Chorleiter seine Tätigkeit einstellen, war aber in den letzten Jahren vor dem zweiten Weltkrieg wegen seiner schönen Erfolge im Banat sehr berühmt. Gründer des Vereins war der Oberlehrer Matthias Hoffmann. Letzter Chorleiter des Vereins war Direktorlehrer Heinrich Martin. Vom Gertianoscher Gesangverein ging die Initiative zur Gründung des „Banater Deutschen Sängerbundes" aus. Treibende Kräfte hierbei waren Pfarrer Otto Dittrich und Direktorlehrer Johann Ruß. Bei zahlreichen Sängerfesten holte sich der Verein wertvolle Preise. Als Chorleiterstellvertreter fungierte seit 1925 der Schneidermeister Johann Urban.

Der zahlenmäßig stärkste Verein war der Leichenbestattungsverein, 1877 gegründet, der, anfänglich als Verein der armen Leute gedacht, später zu einer in Gertianosch nicht wegzudenkenden sozialen Einrichtung geworden war. Durch Einzahlung kleiner Beträge im Sterbefalle eines Mitgliedes half dieser Verein den Angehörigen des Verstorbenen mit einer größeren Summe zur Bestreitung der Beerdigungskosten. Außerdem stellte er jedes Mal eine Totenbahre und den Leichenwagen zur Verfügung.
Die Aufteilung der Hutweide spaltete die Dorfgemeinschaft in zwei Lagern. Einerseits die Bauern, deren Wortführer Adam Röser war und andererseits die Kleinhäusler. Sie hatten Adam Röser als Obmann des Leichenvereins gestürzt, weswegen er ihnen grollte und durch Oberlehrer Matthias Hoffmann ersetzt.

Der Landwirtekreis Gazdakör entstand in der Periode der Magyarisierungsbestrebungen und sollte auch die Bauern für diesen Zweck einspannen helfen. Er war nur vier Jahre alt geworden, da der Krieg alles zunichtemachte, auch die Träume von einem allmächtigen Ungarn.

Das Kompossessorat, die Besitzergemeinschaft, war eine in der Zeit der Hutweidestreitigkeiten entstandene Organisation der Besitzer, die die Verwaltung der unaufgeteilten Hutweide und des Viehstandes zur Aufgabe hatte. Sie war ein Dorn im Auge der Kleinhäuslerpartei. 1903 übernahm der Gutachtungsausschuss oder die Viehverwaltung die Aufgaben der Besitzergemeinschaft. Auch diese wurde aufgelöst und die Viehverwaltung trat in die Kompetenz des Gemeinderates.