Stefan Jäger Archiv

Eine empfehlenswerte Internetadresse

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Eine empfehlenswerte Internetadresse


Bibliografie
Artikel Nummer: 1103
Autor Name: Walter Tonța
Titel des Artikels : Eine empfehlenswerte Internetadresse
Untertitel des Artikels: Einzigartige Bilder- und Literatursammlung über Leben und Werk des „Schwabenmalers“ Stefan Jäger
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Banater Post
Erscheinungsort: München
Jahr: 2016
Jahrgang: 60
Nummer: 17-18
Datum: 15.09.2016
Seite: 7
* [[Walter Tonța]]: [[ART:1103 - Eine empfehlenswerte Internetadresse|<i>Eine empfehlenswerte Internetadresse</i>. Einzigartige Bilder- und Literatursammlung über Leben und Werk des „Schwabenmalers“ Stefan Jäger]]. Banater Post, München 2016 15.09.2016 (Jg.60 Nr.17-18), S. 7

Einzigartige Bilder- und Literatursammlung über Leben und Werk des „Schwabenmalers“ Stefan Jäger

Stefan Jäger (1877-1962) hinterließ ein umfangreiches künstlerisches Werk. Foto:ArchivBP
Büste des Künstlers von Walter Andreas Kirchner im Hof des Stefan-Jäger-Museums in Hatzfeld.

Unter den Banater Schwaben ist es zweifellos das bekannteste Bild: Stefan Jägers Einwanderungstriptychon. Mit diesem Monumentalkunstwerk habe Jäger „eine Ikone schwäbischer Identität geschaffen, die ihre Wirkung sofort entfaltete und bis heute das Geschichtsverständnis der Banater Schwaben dominant prägt und visualisiert“, so Christian Glass in einer im Jahr 2013 veröffentlichten Studie zum Einwanderungsbild und seiner Wirkungsgeschichte. Die drei in Öl gemalten Szenen haben sich dem individuellen und kollektiven Gedächtnis nachhaltig eingeprägt, sodass das Bild, wie es Franz Heinz pointiert formulierte, „ein Stück von uns“ ist. Allein schon wegen dieses einen Bildes, das seit über einhundert Jahren eine bemerkenswerte Wirkung entfaltet, wäre seinem Schöpfer ein Ehrenplatz in der Galerie der Banater deutschen Persönlichkeiten sicher. Doch Jägers künstlerisches Werk ist umfassend, es lässt sich nicht auf das Einwanderungsbild reduzieren. In fünf Jahrzehnten schuf er zahllose Ölgemälde, Aquarelle, Studien und Skizzen, die sich zu einem wahren Bilderbuch der Banater Landschaft und des Banater Volkslebens zusammenfügen. Jägers Kunst ist dem heimatlichen Lebensraum entsprungen und mit diesem auf das Engste verknüpft – mit der Banater Heidelandschaft, mit dem Dorf, den Menschen und ihrem Alltag, ihrer Arbeit, ihren Festen und ihrer Lebensart. Wie kein zweiter Banater Maler hat er es verstanden, die banatschwäbische Welt in ihrer ganzen Vielfalt allgemein verständlich darzustellen. Und gerade deshalb ist er der „Schwabenmaler“ schlechthin. Seine Bilder bedeuten den Banater Schwaben ein Stück Heimat und bewahren ihnen die Erinnerung an eine längst untergegangene Welt – ein Grund, weshalb sich Jägers Arbeiten nach wie vor großer Beliebtheit erfreuen. Die künstlerische Hinterlassenschaft des Malers lässt sich nicht genau quantifizieren. Seine Bilder teilten das gleiche Schicksal wie die Banater Schwaben selbst, die heute auf dem ganzen Erdball verstreut sind. Nach dem Tod des Künstlers (1962) wurden Versuche unternommen, sein Werk systematisch zu erfassen und zu dokumentieren. So entstanden die mehr oder minder umfangreichen Sammlungen von Eduard Jankovits, Karl-Hans Gross, Mathias Schwarz, Hans Schulz und Dr. Peter Fraunhoffer. Letzterem ist es gelungen, nach jahrelangen Recherchen und zahllosen Reisen, unter Einbeziehung der existenten Sammlungen, knapp 2300 Bilder, Studien und Skizzen fotografisch zu dokumentieren. Kurz vor seinem Tod (2014) überließ Dr. Fraunhoffer sein Stefan-Jäger-Archiv dem Hilfswerk der Banater Schwaben mit Sitz in Ingolstadt. Stefan Jägers Leben und Werk war und ist Gegenstand zahlreicher Veröffentlichungen. Die publizistische Auseinandersetzung mit dem Künstler und seinem Œuvre setzte relativ spät – 1957, anlässlich des 80. Geburtstags des Meisters – ein und dauert bis heute an. In diesen sechs Jahrzehnten sind etliche monografische Arbeiten und Studien erschienen – erwähnt seien jene von Dr. Peter Pink, Dr. Annemarie Podlipny-Hehn, Karl-Hans Gross, Hans und Maria Schulz; dazu gesellten sich eine Vielzahl von Artikeln in Sammelbänden, Zeitungen, Zeitschriften und Kalendern sowie eine stattliche Zahl von Wandkalendern und Mappen mit Reproduktionen von Werken des Malers. Auch Ausstellungen, Symposien, Vorträge und diverse andere dem Künstler gewidmete Veranstaltungen fanden ihren Niederschlag in der Presse. Diese mittlerweile sehr umfangreiche und schwer überschaubare Sekundärliteratur zu sammeln, machte sich Nikolaus Horn zur Aufgabe. Unermüdlich hat er – auch mit Unterstützung anderer – alles zusammengetragen, was irgend möglich erreichbar war. So ist im Laufe der Jahre eine breit angelegte Sammlung von Beiträgen über den „Schwabenmaler“ entstanden. Nachdem das Bildarchiv von Dr. Peter Fraunhoffer in den Besitz des Hilfswerks übergegangen war, ist die Idee aufgekommen, ein Online-Archiv Stefan Jäger aufzubauen. Mit deren Umsetzung wurden Nikolaus und Herwig Horn betraut – ein ideales Zweiergespann. Der Vater, ehemals Deutschlehrer in Hatzfeld, zudem ein leidenschaftlicher Heimat- und Familienforscher, konnte seine Textsammlung und sein Wissen über Stefan Jäger einbringen, während Sohn Herwig die nötige Fachkompetenz als Mediengestalter mitbrachte. Bei der Digitalisierung, Nachbearbeitung und Erfassung der Bilder mit einem EDV-Programm war er Dr. Fraunhoffer schon früher zu Hilfe gekommen. Aufgrund der vorliegenden Sammlungen (Bild- und Textarchiv) und der geleisteten Vorarbeiten war es naheliegend, Bild und geschriebenes Wort zu verbinden. Nikolaus und Herwig Horn widmeten sich mit großem Einsatz der ihnen übertragenen Aufgabe und konnten Anfang Juli dieses Jahres, im Rahmen einer Veranstaltung im Ingolstädter Nischbach-Haus, die Website jaeger.banater-archiv.de der Öffentlichkeit vorstellen. Es liege in der Absicht der Gestalter dieser Internetpräsenz, „den Kunstfreunden und Verehrern des Kunstmalers Stefan Jäger den Zugang zu seinem malerischen Schaffen zu ermöglichen“, ist auf der Startseite zu lesen. Auch wenn darauf hingewiesen wird, dass „die Arbeit bei weitem noch nicht abgeschlossen (ist)“, wird der Besucher der Internetseite in Staunen versetzt ob der enormen Datenfülle, die übersichtlich und strukturiert – somit auch benutzerfreundlich – dargeboten wird. Zudem fällt die Startseite durch ihr gefälliges Layout und die sparsame Menüführung auf. Das nun online verfügbare Archiv lädt den Nutzer zum Schmökern oder zur gezielten Recherche, zum Betrachten und zum Nachlesen ein. Erst wenn man lange bzw. oft genug auf dieser Internetsite verweilt, erst wenn man sich mit dem reichhaltigen Datenangebot, den Möglichkeiten und Vorzügen vertraut gemacht hat, die das Online-Archiv bereithält, lässt sich in etwa ermessen, welch gewaltiger Arbeitsaufwand sich dahinter verbirgt, welch großartige Leistung Nikolaus und Herwig Horn erbracht haben. Die Website ist – bezogen nicht nur auf bildende Künstler aus dem Banat, sondern auch auf andere Vertreter der Schönen Künste – einzigartig. Deshalb kann das Archivierungsprojekt als wegweisend bezeichnet werden und als beispielgebend gelten. Die Daten und Informationen zum Leben und Schaffen des Malers Stefan Jäger und zu seinem künstlerischen Werk sind in vier „Kapitel“ gegliedert: 1) Stefan Jäger; 2) Werkverzeichnis; 3) Literatur; 4) Glossar. Der Menüpunkt „Stefan Jäger“ enthält neben einer kurzgefassten, im Stile eines Wikipedia-Artikels angelegten Biografie des Künstlers die wenigen in Bezug auf ihn erhaltenen schriftlichen und bildlichen Dokumente: Briefe von und an Stefan Jäger, einen Auszug aus dem Taufregister, Fotos. Die beiden folgenden Menüpunkte bilden vom Umfang und von der Relevanz des gespeicherten Datenmaterials her das eigentliche Kernstück des Online-Archivs. Das „Werkverzeichnis“ enthält knapp 2300 Reproduktionen von Arbeiten des Künstlers – praktisch alles, was bisher von verschiedenen Seiten gesammelt bzw. fotografisch dokumentiert worden war. Im Laufe von anderthalb Jahren haben die beiden Autoren der Website das von Dr. Peter Fraunhoffer dem Hilfswerk der Banater Schwaben überlassene Bildarchiv und das von Herwig Horn zusammengetragene Bildmaterial neu geordnet, katalogisiert, digitalisiert, auf Dubletten überprüft und thematisch gegliedert. Dem Nutzer stehen ein Gesamtverzeichnis, ein thematisches Verzeichnis sowie eine den Werkprozess widerspiegelnde Auflistung nach Gemälden, Studien und Skizzen zur Verfügung. Das Bildmaterial in den einzelnen Verzeichnissen ist miteinander verlinkt. Die ganze Bandbreite des Jägerschen Œuvres, die Vielfalt und Häufigkeit der künstlerischen Motive widerspiegeln sich in dem thematischen Verzeichnis, das folgende „Oberkategorien“ umfasst: Siedlungsgeschichte der Banater Schwaben; Die Landschaft des Banats; Das Dorf als Lebensraum; Familienleben; Bilder der Arbeit; Das religiöse Leben; Weltliche Feste; Trachtenstudien; Porträts (Bildnisse); Stillleben; Verschiedene Motive; Kriegstagebuch; Skizzenbuch; Jäger zugeschrieben. Diese „Oberkategorien“ sind weiter untergliedert in „Kategorien“ bzw. „Unterkategorien“. Durch Anklicken der Werkkatalognummer unter dem Vorschaubild gelangt man zu dem im Gesamtverzeichnis abgelegten Bilddatensatz. Neben dem in guter Auflösung vorliegenden Werk findet man dort Angaben bezüglich der thematischen Einordnung, der Maße, Maltechnik und Signatur, eine Bildbeschreibung – sofern eine solche in der Literatur nachgewiesen ist – und eine Bibliografie, die auf Publikationen verweist, in denen das Bild reproduziert wurde. Ebenso übersichtlich aufbereitet liegen die Inhalte in dem Kapitel „Literatur“ vor. Es umfasst – abgesehen von einigen unvermeidlichen Lücken – sämtliche Publikationen über Stefan Jäger, sein Werk und dessen Rezeption entlang der Zeit. Aufgelistet sind 1085 Titel, die einerseits chronologisch und andererseits thematisch angeordnet sind. So heterogen und vielfältig wie die hier vertretenen Textgattungen sind auch die inhaltlichen Schwerpunkte der Beiträge, wie ein Blick auf die „Thematische Gliederung der Veröffentlichungen“ zeigt. Dass die einzelnen Beiträge sowohl in Text- als auch in PDF-Format verfügbar sind, zählt zu den zusätzlichen Vorzügen dieser Web-site. Der Textvariante sind eine Kastengrafik mit den genauen bibliografischen Angaben sowie die Illustrationen beigegeben. Übrigens werden bei sämtlichen Publikationen – auch bei selbständigen Werken, aus denen meistens nur das Inhaltsverzeichnis übernommen wurde – die darin reproduzierten Bilder aufgeführt. Das PDF-Format seinerseits ermöglicht die originalgetreue Wiedergabe des betreffenden Artikels, der in seiner ursprünglichen Form betrachtet werden kann. Die erfassten Beiträge sind mit dem Bildmaterial verlinkt und auch untereinander verknüpft. Orts- und Personennamen sowie Sachbegriffe sind mit Hyperlinks versehen, die auf weiterführende Informationen in dem im Aufbau befindlichen Glossar verweisen. Als sehr nützlich und komfortabel erweist sich auch die Suchfunktion, die ein schnelles Durchsuchen der Datenbestände nach Stichworten ermöglicht. Die Website „jaeger.banater-archiv.de“ erweist sich nicht nur als einzigartige Fundstelle zum Leben und Schaffen unseres Heimatmalers, sondern auch als ergiebige Dokumentationsstelle für weitere Beiträge, Studien und wissenschaftliche Arbeiten. Sie ist eine außergewöhnliche Hommage an den Künstler, dessen Werk Teil unseres Selbstverständnisses als Gruppe geworden ist. Darüber hinaus ist sie als wichtiger Beitrag zur Sicherung, Bewahrung und Vermittlung unseres kulturellen Erbes zu werten. Die Gestalter der Website sind sich bewusst, dass sowohl die Bilder- als auch die Literatursammlung Lücken aufweist. Deshalb sind sie für jeden Hinweis, für jede konstruktive Mitarbeit dankbar. Nur durch das Mitwirken vieler können die Sammlungen ergänzt und aktualisiert, Angaben korrigiert bzw. vervollständigt werden. Auch Anregungen und Kritik sind jederzeit willkommen (Kontakt per E-Mail unter nikhorn@gmx.de).


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