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ART:0431 - Stefan Jäger. Maler seiner Banater Heimat

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Bibliografie Aufsatz
Aufsatztitel: Stefan Jäger – Zum 30. Todestag
Name des Herausgebers: Landsmannschaft der Banater Schwaben (Hg)
Buchtitel: Stefan Jäger, Maler seiner Banater Heimat
Erscheinungsort:
Verlag
Entstehungsjahr 1992
Seite:
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Stefan Jäger – Zum 30. Todestag

Ulm 1992

LEBENSDATEN
1877 am 28. Mai wird Stefan Jäger in Tschene im Banat geboren
1889-1893 Schüler an der Bürgerschule Franz Wieszners in Temeswar
1893-1895 Mittelschule in Szegedin
1895-1899 Kunststudium in Budapest
1899-1900 Studienreisen nach Österreich, Deutschland und Italien
1901 Tod des Vaters Franz Jäger
1902 Freier Künstler in Budapest; es entstehen Landschaftsmalereien, Stilleben und Heiligenbilder
1906 Erstes Bild über die Einwanderung der Deutschen ins Banat im Auftrag der Gemeinde Gertjanosch. Eine Dokumentationsreise zum Studium der Trachten aus den Herkunftsgebieten erweist sich als notwendig; Aufenthalte in Stuttgart, Ulm, Nürnberg
1906-1910 Arbeit am Einwanderungsbild, das 1910 mit dem Titel "Die Einwanderung der Deutschen nach Ungarn" bei der Landwirtschafts- und Gewerbeausstellung in Gertjanosch enthüllt wurde
1910 läßt sich der Maler in Hatzfeld nieder
1914-1918 Landsturmmann an der Front
1918 Heimkehr nach Hatzfeld, wo er bis zu seinem Lebensende als freischaffender Künstler lebt
1927 Tod der Mutter Magdalena Jäger, geb. Schuller
1930 wird in Großbetschkerek die erste Jäger-Ausstellung eingerichtet
1936 Ausstellung der Werkgemeinschaft schwäbischer Künstler im Hatzfelder Bauernheim; neben Jäger stellen die Maler Franz Ferch, Rudolf Ferch, Andreas Ferch, Emil Lenhardt und der Bildhauer Sebastian Rotschingk aus
1957 wird dem Maler der rumänische Arbeitsorden II. Klasse anläßlich seines 80. Geburtstages verliehen
1962 am 16. März stirbt Stefan Jäger in Hatzfeld
1967 Das Banater Museum stellt in einer umfassenden Ausstellung das Werk Jägers vor
1969 Im ehemaligen Atelier des Künstlers in Hatzfeld wird die Stefan-Jäger-Gedenkstätte eingerichtet; der Maler Franz Ferch eröffnet sie
1972 erscheint im Kriterion Verlag Bukarest die Monographie "Stefan Jäger" von Annemarie Podlipny-Hehn
1986 Bei der 200-Jahr-Feier der Ortsgründung von Bakowa wird im Kulturheim der Gemeinde das Skizzenwerk Stefan Jägers zum ersten Mal ausgestellt
1991 erscheint der Band "Stefan Jäger - Maler seiner heimatlichen Gefilde" von Karl-Hans Gross. In Zusammenarbeit mit dem Banater Museum Temeswar veranstaltet die Landsmannschaft der Banater Schwaben eine Ausstellung mit nahe zweihundert Arbeiten von Stefan Jäger; das Triptychon wird zuerst in Ingolstadt, die Ausstellung in Fürth und Mainz gezeigt.
1992 Einrichtung der Jäger-Ausstellung im Rathaus Stuttgart, im Heimathaus Frankenthal, beim Heimattag in Ulm und im Haus des Deutschen Ostens in München


Dem Maler Stefan Jäger

Das ganze Dasein von der Wiege
und bis zum Grabe hieltst du fest
in deinen Bildern, Gang und Stiege,
den Flur mit seinem Laubgeäst,
Gerätekammern, alte Giebel,
die Kinderschar bei Spiel und Fibel.

Und Rosmarein und Hollersträuche
Und Hochzeitsfest und Totenschmaus,
geheiligt durch die alten Bräuche,
das ahnenalte Siedlerhaus,
so wie es nimmer aufzufinden,
mit Maulbeerbaum und Silberlinden.

Die unbegrenzte Flurenbreite,
die schrankenlose weite Sicht,
den freien Wind zu jeder Seite,
das ungehemmte Himmelslicht;
dies ist der Rahmen, der gegeben ward dir zu deinem Künstlerleben.

Peter Barth


Bei der Betrachtung von Stefan Jägers Lebenswerk wollen wir von den intimsten Schöpfungen des Malers ausgehen, die dem breiten Publikum weniger bekannt sind und die sozusagen das Tagebuch des Malers bilden. Es sind dies die vielen Hunderte von Blättern verschiedener Größe, auf welchen das Banater Volksleben in seiner Vielfalt und Buntheit mit Bleistift, mit Tusche oder in durchsichtigen, frischen Aquarelltönen festgehalten wurde. Diese Skizzen sind nicht auf dem Reißbrett oder auf der Staffelei im Atelier entstanden, sie sind auf den täglichen Wanderungen, inmitten der Natur, inmitten des Volkslebens aus unmittelbarem Erlebnis festgehalten worden.
Blättern wir in dieser Schatzkammer kostbaren Volksgutes, so erfreut sich unser Auge an der Farbenpracht der Trachtenskizzen; die Aufmerksamkeit des Malers gilt nicht nur den frischen, lebensfrohen Mädchenköpfen, sondern mit gleichem Interesse ist auch die Tracht mit den aufgebauschten Faltenröcken und den bunten Schultertüchern mit reichen Motiven festgehalten. Hier sind Trachten aus fast allen Dörfern des Banates in ihrer Buntheit aufbewahrt. Mit sicheren Linien wird eine Bewegung, eine Haltung oder der Faltenwurf einer Tracht notiert. Ausführliche Beschriftungen machen uns auf die Eigenheiten oder Unterschiede der Trachten oder aber auf Farbe und Muster der Röcke und Schultertücher aufmerksam.
Es gibt keine Feste oder Bräuche unserer schwäbischen Dörfer, die nicht ihren Niederschlag in den Werken des Heimatmalers Stefan Jäger erfahren hätten... Es sind wahrheitsgetreue, mit strengster Genauigkeit und Sorgfalt ausgeführte Bilder, die viel Wärme und Liebe, das ganze Verständnis des Maiers für seine Mitmenschen ausstrahlen – eine umfassende schwäbische Trachtenschau und in Bildern gestaltete Banater Volkskunde.

ANNEMARIE PODLIPNY-HEHN, 1972


Dieser Tage bietet sich Gelegenheit, dem künstlerischen Wirken eines Mannes in Ehrfurcht und Dankbarkeit zu gedenken, an dessen Schöpfungen wir uns so oft und verstehend immer wieder erfreuen. Und mit der Freude an dem Schönen, das sich in tausend und abertausend Farbstrichen und -nuancen zum malerischen Bild verdichtet, verflechten sich Erinnerungen an Geschehen so vieler Jahre, die die Menschen auf schier endlose Zeit mit diesen Gefilden verbinden. Und wir werden bei den alljährlichen Brauchtumsfesten nicht nur die alten Trachten tragen, sondern im Werken und Denken, mit Würde, im Neuen das Gute vom Alten behalten. Das gibt uns auch der Maler in seinem Schaffen wieder; er greift zum Pinsel und »schreibt« die Chronik vom schwäbischen Dorfe mit seinen Farben auf dem Maltuch nieder. Dafür gebührt ihm unser Dank.

KARL-HANS GROSS, 1977 zum 100. Geburtstag des Malers


Er war nicht Wortführer seiner Landsleute, er war auch nicht ihr Lehrer, und schon gar nicht war er einer, dem politisches Tagesgeschehen eine Stellungnahme abverlangen konnte. Und doch kam aus seiner Welt der Stille die unmißverständliche Botschaft des Künstlers in Hunderten bedingungslos der Realität verhafteter Bilder zu uns und wurde in schicksalsschwerer Zeit zur Bestärkung. Mehr und mehr aber wuchs sie darüber noch hinaus: zur Botschaft über das Beständige in unserem Werden, zum Hohelied auf eigene Werte, die uns niemand mehr zu nehmen vermag. Ein Kulturdokument ganz seltener Art.

WALTHER KONSCHITZKY, 1992 zum 30. Todestag Stefan Jägers


Das Hauptwerk Stefan Jägers ist das große, sechs Meter lange und etwa anderthalb Meter hohe Triptychon »Die Einwanderung der Schwaben ins Banat«, kurz Einwanderungsbild, ein dreiteiliges Ölgemälde, dessen Einzelteile trotz der Trennung voneinander nicht nur thematisch, sondern auch darstellungsmäßig zusammengehören. Das Mittelstück setzt das auf dem ersten Dargestellte sowohl landschaftlich als auch in figuraler Hinsicht fort und mündet auf die gleiche Weise in die dritte Bildtafel ein. Das Werk zeigt eine Gruppe von Kolonisten auf der Wanderung durch die damalige Banater Einöde, stellt sie auf einer Rast unterwegs dar und bietet zum Schluß ihr Abbild auf der Stätte der Erfüllung, vor den halbfertigen Siedlerhäusern, in dem Augenblick, da ihnen die Besitzurkunde überreicht werden soll. Ein kollektives Menschenschicksal zwischen zwei Polen: zwischen der Loslösung von der alten Heimat, deren Staub sie schon längst von den Schnallenschuhen geschüttelt haben, und der nunmehr wahrgewordenen Begeg-nung mit der neuen Heimat, mit dem, was ihnen verheißen wurde und wovon während der langen Fahrt ihre Träume voller Unruhe waren.
Das große Gemälde hat sein eigenes Schicksal, wir dürfen mit Fug und Recht sagen: sein politisches Schicksal, das von Widersprüchen beladen ist, die ihren Ursprung aber nicht im Verhältnis des Malers zu seinem Thema haben, sondern dem Verhältnis bestimmter Menschen der jeweiligen Zeit zu dem Bild entspringen.
Nicht anders ist die Botschaft zu deuten, die uns aus dem Gesamtwerk Stefan Jägers anspricht: eine Botschaft der emsigen Arbeit, der Liebe zum Menschlichen, der Freude am Leben, der Treue zum eigenen Menschlich-Besonderen in Sprache und Gebräuchen, die Botschaft des Verständnisses für jedes Anderssein in Sprache und Gesittung, die Botschaft vom Bunde der Menschen, die aus guten Keimen Zukünftiges wachsen lassen.

FRANZ LIEBHARD, 1970


Die Landsmannschaft der Banater Schwaben dankt dem Banater Museum Temeswar für die Bereitstellung des Einwanderungsbildes, der Ölgemälde und Skizzen aus seinen Beständen für die Ausstellung in Deutschland.


Repro:

Stefan Jäger Selbstbildnis

"Die Einwanderung der Deutschen nach Ungarn"

Heimkehr vom Feld