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ART:0066 - Die Biographie des schwäbischen Kunstmalers Stefan Jäger – Archiv

Stefan Jäger Archiv

ART:0066 - Die Biographie des schwäbischen Kunstmalers Stefan Jäger

Aus Archiv
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Bibliografie
Artikel Nummer: 0058
Autor Name: Kovács, Andreas
Aufsatztitel: Biographie Stefan Jäger
Zeitungstitel: Typoskript
Erscheinungsort:
Jahrgang:
Nummer:
Datum: 01.12.1968
Seite:
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Die Biographie des schwäbischen Kunstmalers Stefan Jäger
Kurzfassung nach dem Manuskript von Dr. Peter Pink, Ostern
von Andreas Kovács Lehrer in Pension

Handschrift, Bogarosch, 1. Dezember 1968


Stefan Jäger ist am 28.05.1877 in der Gemeinde Tschene als Sohn der Eheleute Franz Jäger nach seiner Profession Barbier und Feldscher und der Magdalena Schuller geboren. Zuhause besuchte er die römisch-katholisch konfessionelle Schule mit deutscher Unterrichtssprache. Seine Mutter hatte viel Herz und Sinn für die schwäbische Tracht, die Sitten und für die Gebräuche der Schwaben. Bei jeder festlichen Gelegenheit machte sie ihren Sohn Stefan schon in seinen jungen Jahren auf die schönen farbenreichen Trachten aufmerksam und erklärte ihm den Sinn der alten Sitten und Gebräuche mit ihren Beziehungen zu Familienfesten, die das Interesse ihres Sohnes wachriefen. Was der Elementarschüler im Elternhaus, in der Schule, bei geselligen Zusammenkünften der Schwaben sah und hörte, waren die ersten Mosaiksteine zu seinem großen Lebenswerk gewesen. Nach Beendigung der Tscheneer Elementarschule besuchte er die vierklassige deutsche Bürgerschule in Temeswar, wo er mit den ungarischen Schülern zusammenkam und die ungarische Sprache notdürftig erlernte. Er sah mit Interesse die historischen Baulichkeiten Temeswars: wie das Hunyadikastell, die alte Festung, die Siebenbürgerkaserne, die Domkirche, andere amtliche und Privathäuser Alttemeswars, das bunte Treiben der Nationalitäten und Militäreinheiten. Mit 14 Jahren kam er nach Szegedin um seine Mittelschulstudien an der dortigen ungarischen sechsklassigen Bürgerschule abzuschließen und seine Kenntnisse in der ungarischen Sprache zu vervollkommnen. Sein Zeichenprofessor, ein Burgenländer, namens Obendorf, erkannte in ihm seine künstlerische Begabung und gab ihm treffliche Richtlinien für seine Weiterentwicklung. Auf Grund dieser Weisungen absolvierte er in den Jahren 1895 - 1899 die vierjährige Fachausbildung für den Kunstmalerberuf an der ungarischen Landeszeichenschule und Zeichenprofessorenpräparandie in Budapest, in der Abteilung für bildende Kunst. Er konnte diese Ausbildung nur auf Grund eines Mittellosigkeitszeugnisses ausgestellt von der Tscheneer Gemeindebehörde als Freischüler absolvieren. Unter der Leitung des Professors Bartholomäus Székely, Schöpfer großer historischer Gemälde und des Professors Eduard Balló, ein berühmter Porträtist, reifte Jäger zu seiner Kunstauffassung und Kunstpraxis heran. Während seines Hochschulstudiums hatte er öfter mit materiellen Sorgen genug zu kämpfen gehabt.
Nach dieser vierjährigen Ausbildung unternahm er Studienreisen nach Österreich (Wien), Deutschland (München, Stuttgart) und nach Italien (Venedig).
Jägers erste Auslandsreise wurde im Jahre 1901 unterbrochen, da die Kunde von einer schweren Erkrankung seines Vaters ihn veranlasste in die Banater Heimat zurückzukehren. Familiensorgen und materielle Nöte, die sich durch die Erkrankung seines Vaters noch mehr gesteigert hatten, fesselten nun den jungen Kunstmaler bis zum Jahre 1902 an seine Geburtsgemeinde Tschene, wo er sich provisorisch eingerichtet hatte. Der Interessenkreis um den jungen Künstler war eng begrenzt, demnach auch die Aufträge spärlich. Dem damaligen Zeitgeist gemäß verlangte man von ihm hauptsächlich Heiligenbilder, Stillleben und Landschaftsbilder. Da er nicht mit Aufträgen überhäuft war, begann er mit den Augen des Künstlers das Leben, die Sitten und Gebräuche seiner Schwäbischen Landsleute zu studieren und darüber Skizzen zu machen. Das Interesse, das in ihm, als er noch Kind war, seine Mutter weckte und seine Neigung dazu, die sich in ihm als Student und Hochschüler immer mehr steigerte, spornten ihn immer wieder zu volkskundlichen Studien an. Der junge Kunstmaler kam rasch zur Erkenntnis, dass er aus seinem allzu bescheidenen Geburtsort den Sprung in die große Welt wagen muss, um einerseits sich weiter bilden zu können und andererseits sich von den unangenehmen materiellen Sorgen zu befreien. Die Bekanntschaft mit dem Leiter einer Budapester Kunstwarenhandlung noch aus der Studienzeit kam ihm zu Gute, da dieser sich mit Vorliebe mit dem Verkauf der Bilder von Kunstmalern beschäftigte. Auf sein Verlangen ist Jäger in die Ungarnhauptstadt umgezogen. Er belieferte fleißig diese Firma mit seinen Bildern und arbeitete auch an den Aufträgen, die für ihn aus seiner engeren Heimat, aus dem Banat und aus dem damaligen Südungarn kamen. Seine malerische Fähigkeit war hauptsächlich dahin gerichtet, seinen Landsleuten gewissenhaft ausgeführte Bilder in verständlicher Form mit den Motiven aus dem Banater Volksleben und Heidelandschaften zugänglich zu machen und er war darum bestrebt auch den weniger bemittelten Volksgenossen die Möglichkeit zu geben, solche Bilder beschaffen zu können. Er hat sich darauf verlegt die schönen schwäbischen Trachten, die landschaftlichen Stimmungen, Sitten und Gebräuche bei Festlichkeiten und im Alltagsleben darzustellen. Im Jahre 1906 bekam er aus der Gemeinde Gertianosch den wichtigsten Auftrag seines Lebens: „Die Einwanderung der Deutschen in das Banat" in Triptychon zu malen. Um dieses Werk durchführen zu können, machte er im Jahre 1906 eine zweite Reise nach Deutschland, für diese die Gertianoscher mittels einer freiwilligen Spende (Sammlung) ihm eine ansehnliche Summe zukommen ließen, die ihn nach Stuttgart, Ulm und Nürnberg brachte, um Aufschlüsse über die Trachten, in denen die schwäbischen Vorfahren im 18. Jahrhundert die Wanderung nach Südungarn vollzogen, wodurch es ihm erst dann möglich wurde das sogenannte „Einwanderungsbild" geschichtlich einwandfrei malen zu können. Das dreiteilige 6 m lange und ca. 1,70 m hohe mit etwa 80 kleineren und größeren Gestalten bevölkerte Bild, an dem er 3 Jahre gearbeitet hat, teilweise in Budapest und teilweise in der engeren Heimat ausgeführt, wurde im Jahre 1910 in Gertianosch gelegentlich bei einer Gewerbeausstellung enthüllt. „Das Einwanderungsbild", das Meisterstück seiner Kunst, wurde bei seiner Enthüllung von tausenden Volksdeutschen bewundert und alle zollten dem jungen Kunstmaler Anerkennung, Liebe und trugen seinen Ruhm bis in die entlegendsten Schwabendörfer des Banates. Das Einwanderungsbild hat die Temeswarer Stadtgemeinde käuflich erworben und es dem städtischen Museum geschenkt. Es ist heute noch vorhanden und kann von jedem Menschen besichtigt werden. Das dreiteilige (Aufbruch, Rast, Ankunft) Einwanderungsbild wurde von der Budapester Verlagsgesellschaft „Franklin" in Farbe in der Größe von 100 x 33 cm reproduziert und hunderte deutsche Familien erworben sie käuflich.
Da der junge Maler Stefan Jäger in der Großstadtluft sich nicht mehr wohlfühlte, entschloss er sich, von der Liebe seiner Banater Schwaben angezogen, im Jahre 1910 in Hatzfeld niederzulassen, wo er auch bis zu seinem Tode am 16.03.1962 wohnhaft blieb. Jäger hatte sich in einem Hofe sein geräumiges und hohes Atelier eingerichtet, das mit seinen großen Fenstern nach dem Süden schaute. Er malte am liebsten mit Ölfarben, deren Zahl auf ungezählte Hunderte sich beliefen. Nicht destoweniger hat Jäger auch einige hundert Aquarelle gemalt, die von manchen Kunstkennern noch höher geschätzt wurden. Die Vorstufen zum Bildermalen waren seine Skizzen. Diese sich dann in größeren Inspirationen der Bildmotive eingliederten. Von diesen Skizzen und Entwürfen hat das Regionalmuseum gelegentlich einer Ausstellung im Jahre 1954 150 Stück mit einem Ehrenpreis von 13.000 Lei käuflich erworben. Nach seinem Tode hinterließ Jäger bei 600 Skizzen zurück mit folgenden Motiven:

  1. Das Volksleben der Banater Schwaben (Bauarten, Trachtentypen, landwirtschaftliche Arbeiten auf dem Acker, Musestunden, Spinnstube, Kartenspiel, Gesang, Festtage, Kirchgänge und mit der Kirche verbundene Gebräuche).
  2. Landschaften (Flachland des Banates mit den Jahreszeiten).
  3. Stillleben (Blumen, Obst).
  4. Gemüsemarkt.
  5. Porträts.
  6. Zigeuneridylle.


Die Motive zu seinen Bildern sammelte er durch unzählige Spaziergänge von Gemeinde zu Gemeinde. Auf den Straßen am Rande des Ackers schien ihn die Kornblume und der rote Mohn anzusprechen. Dort bewunderte er die wogenden Weizenfelder, dann lauschte er vermutlich dem Lerchengesang zu. Die Sonne am blauen Himmel war ihm Wegweiser und das nächste Schwabendorf hat ihn gerufen zu neuen Beobachtungen, Eindrücken und Inspirationen. Seine Wanderung war Vorbereitung um dann in gehöriger Sonntagsstimmung sein Volk, sein Dörflein mit ganzer Liebe, Hingezogenheit, mit offenen Augen, mit wärmsten Künstlers innen in sein Herz einschließen zu können. Das war die Quelle, das führte seinen berufenen Pinsel zur gestaltenden Schönheit in Liebe, Anhänglichkeit und Verehrung.
Im Jahre 1957 zu seinem 80. Geburtstag wurde ihm im Rahmen einer schönen Feierlichkeit von Seiten des rumänischen Staates als Anerkennung seiner Tätigkeit als Kunstmaler eine Ehrengeschenk von 20.000 Lei und einen Arbeitsorden II. Klasse überreicht und ihm eine monatliche Pension von 800 Lei bis zu seinem Lebensende zugesichert. Somit waren seine letzten Tage frei von materiellen Sorgen.
In Folge des Wandels der Zeit sind viele Jäger verloren gegangen und trotzdem sind noch so viele da gewesen, dass man unter der Obhut des Regionalmuseums im Jahre 1967 eine Ausstellung mit beiläufig 300 Stück vom Altmeister Jäger gemalten Bildern organisieren konnte, die hunderte Verehrer Jägers nach Temeswar lockten um diese an der Spitze mit dem originalen Einwanderungsbild – welches Eigentum des Museums bildet – zu bewundern und gedenken seiner – der bereits 6 Jahre im Hatzfelder Friedhof ruht – mit Ehrfurcht.
Nun ruhen die vielen Pinsel, die des Meisters Hand so fleißig und wunderbar geführt hat. Er war ein Mensch und ein Künstler, dem man keinen Allgemeinmaßstab anlegen kann. In seinem Auftreten war er immer bescheiden, aber in seinem Innern so groß, dass man nur in stiller Verehrung vor ihm stehen konnte. Sein Andenken wird von alten Banater Schwaben bewahrt und sein Geist lebt weiter in ihrem Herzen.
Diese ist die gekürzte Form der vom Stefan Jäger Verehrer Dr. Peter Pink, Arzt in Ostern, zusammengestellten Biographie des großen Meisters.

Bogarosch, am 1. Dezember 1968 Andreas Kovács, Lehrer in Pension

Bemerkung: Im Dossier ist: Die Abschrift der Biographie Dr. Pink, davon die Kurzfassung von Lehrer Kovács, 6 Fotos und die Repros aus dem Kalender 1968 (Die Wahrheit)

Reproduktionen


Foto:
Stefan Jäger – Porträtfoto
Das Grab des Malers im Hatzfelder Friedhof

Anmerkungen

  1. Reproduktion Eduard Jankovits (Das Foto ist in dem Dosier eingebunden, deshalb am rechten Rand nicht vollständig erfasst