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''Brief Peter Pallmann an Stefan Jäger, handschriftlicher Entwurf, undatiert (Korrekturen berücksichtigt)''<br/>
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==Brief Stefan Jäger an Franz Remmel vom 17.09.1959 ==
 
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Als erstes bitte ich um Entschuldigung, weil ich Sie durch meinen Brief zu belästigen wage. Ich weiß, solche Briefe sind in einem anschaulich-arbeitsamen Leben meist unerwünschte Störenfriede. Trotzdem konnte ich mich nicht enthalten diese Zeilen an Sie zu richten in der stillen Hoffnung, daß Sie, werter Herr Professor, die Bitte, die sie enthalten, gewähren werden.<br/>
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./.<br/>
Schon lange trägt sich ein Kreis Kunstfreund Menschen unserer Gemeinde Groß-Scham mit dem Gedanken ein Bild von dem größten lebenden Maler ihrer Heimat ihr Eigentum zu nennen. Wir kennen zwar einen bescheidenen Teil ihres großen Werkes aus Reproduktionen, die wir uns soweit erhältlich anschafften, jedoch wäre es mein sehnlichster Wunsch, ein Originalwerk von ihrer Hand zu besitzen. Da erfuhr ich durch den Überbringer dieses Briefes, daß Sie noch rüstig u. tätig sind und so wage ich mich mit der Bitte an Sie, wenn möglich, ein Werk ihrer Hand mir käuflich zu überlassen. Das Thema desselben überlasse ich ganz ihrem Ermessen: eines das Ihnen aus ihrem reichen u. erfahrungsvollen Künstlerleben besonders lieb u. wert erscheint u. zu dessen Ausführung Sie eben jetzt Lust u. Freude empfinden. Das Format sowie Sonstiges besprechen Sie mit dem Überbringer dieses Briefes, denn leider ist es mir augenblicklich nicht möglich persönlich diese Bitte vorzubringen, doch wenn Sie die Störung als nicht allzugroß empfinden, werde ich es wagen im Juli-August vorzusprechen. Hoffe bis dann das Werk gediehen zu sehen.<br/>
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Entschuldigen Sie nochmals meine Zudringlichkeit, aber sie kommt aus Liebe u. Achtung von Herzen u. empfangen Sie in voraus meinen herzlichsten Dank.<br/>
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Studienreisen in Deutschland,<br/>
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Aktuelle Version vom 23. Oktober 2016, 09:50 Uhr

Brief Stefan Jäger an Franz Remmel vom 17.09.1959


Sehr geehrter Herr Professor!

Auf Ihre freundliche Anfrage
vom 9. d. Mts. will ich Ihnen, soweit
ich mich noch erinnern kann, folgendes
mitteilen:
Vor 50 Jahren sind mich meine
Landsleute angegangen „Die Ein=
wanderung der Schwaben in das
Banat" zu malen.
Da ich selbst auch schwäbischer
Abstammung bin, habe ich den Auf=
trag bereitwilligst angenommen. –
Der Hauptgedanke war, "die
Ansiedlung der deutschen im Süd=
osten, bzw. an der mittleren Donau"
bildlich darzustellen.
Die Banater und Bacskaer Deutschen
werden oftmals als Donauschwaben
bezeichnet. –
Vor allem unternahm ich

./.

Studienreisen in Deutschland,
hauptsächlich in den Gebieten von
wo der Großteil der Ansiedler ge=
kommen war.
Ergänzt mit sonstigen
Studien u. Entwürfen, begann ich
mit der Ausführung des Originals.
Leider haben sich so manche
Schwierigkeiten ergeben. Ich mußte
des öfteren die Arbeit unterbrechen
und wegen Mangel eines entsprechenden
Arbeitsraumes einigemal umsiedeln,
bis ich endlich mit viel Mühe und
Ausdauer das Bild 1909 vollenden
konnte. –
Durch die Unterbrechungen
hat sich auch die Arbeitsdauer
verlängert. Soweit ich mich
entsinnen kann, dürfte die
Anfertigung cca 2 Jahre in An=
spruch genommen haben. –
Das Triptychon wurde ge=

./.

legentlich einer Ausstellung
in Gyertyámos (Banat) enthüllt. –
Infolge der Größe (cca 5-6 Mtr.
Breite) konnte es in einem Privat=
hause schwer untergebracht werden,
es wurde daher nach kurzer Zeit
der Stadt Temesvar verkauft und
befindet sich derzeit dort im
Banater Museum.
Nachdem sich die ganze
Begebenheit vor einem halben
Jahrhundert abgespielt hat, sind
mir so manche Umstände u.
Momente entfallen. –

Mit bestem Gruß

und vorzüglicher Hochachtung

St.Jäger

17./IX 59

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