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ART:0396 - Maler heimatlicher Gefilde: Unterschied zwischen den Versionen

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Es hieße "Eulen nach Athen tragen" wollte man den so treffenden Ausführungen unseres Landsmannes aus Hatzfeld, Prof. Karl-Hans Gross, über das Leben und Werk des donauschwäbischen Malers Stefan Jäger in seinem Buch: "Stefan Jäger, Maler seiner heimatlichen Gefilde", herausgegeben vom Oswald Hartmann Verlag in Sersheim, noch etwas hinzufügen.
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Es hieße "Eulen nach Athen tragen" wollte man den so treffenden Ausführungen unseres Landsmannes aus [[Jimbolia|Hatzfeld]], Prof. [[Karl-Hans Gross]], über das Leben und Werk des donauschwäbischen Malers Stefan Jäger in seinem Buch: "Stefan Jäger, Maler seiner heimatlichen Gefilde", herausgegeben vom Oswald Hartmann Verlag in Sersheim, noch etwas hinzufügen.
 
   
 
   
Aber da mich ein Erlebnis, nämlich das eines Dia-Vortrags über diesen Maler, gestaltet von Prof. Gross im Restaurant „Kronen-Stuben“ in Ludwigsburg, nicht zur Ruhe kommen lässt, will ich nicht länger säumen, darüber zu berichten.
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Aber da mich ein Erlebnis, nämlich das eines Dia-Vortrags über diesen Maler, gestaltet von Prof. [[Karl-Hans Gross|Gross]] im Restaurant „Kronen-Stuben“ in Ludwigsburg, nicht zur Ruhe kommen lässt, will ich nicht länger säumen, darüber zu berichten.
  
Zunächst natürlich über den Rahmen, in dem das Ganze stattfand. Der Besitzer des Restaurants „Kronen-Stuben“, der Sekitscher Landsmann Nikolaus Morell, hat schon lange den uns zur Verfügung gestellten Raum eigens für seine Landsleute, die Donauschwaben, herrichten lassen, indem er auch – ein die ganze Rückwand einnehmendes Gemälde – eine Nachbildung des großartigen Triptychons Stefan Jägers "Die Einwanderung der Donauschwaben im 18. Jahrhundert" gestalten ließ. Ich hätte bei jedem Bild, das bei dem Dia-Vortrag gezeigt wurde, mit den sehr dazu passenden Worten, die Gross – wahrscheinlich zur Freude aller Anwesenden –teilweise auch im heimatlichen Dialekt formulierte, die Uhr anhalten wollen, um mir jedes Bild so unwiederholbar einzuprägen; dabei war ich fest davon überzeugt, dass Stefan Jäger es ausgezeichnet verstand, dem Betrachter seiner Bilder mit den leuchtendsten Farben und fesselndsten Formen das überreiche Leben der Donauschwaben nahe zu bringen. Während des ganzen Vortrages zogen vor meinem geistigen Auge meine so wunderschöne Kindheit vorüber, und ich fühlte mich danach so sehr bereichert, dass es mir am liebsten gewesen wäre, ganz allein meine Wege zu gehen, um diese Eindrücke noch lange nachwirken zu lassen.
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Zunächst natürlich über den Rahmen, in dem das Ganze stattfand. Der Besitzer des Restaurants „Kronen-Stuben“, der Sekitscher Landsmann Nikolaus Morell, hat schon lange den uns zur Verfügung gestellten Raum eigens für seine Landsleute, die Donauschwaben, herrichten lassen, indem er auch – ein die ganze Rückwand einnehmendes Gemälde – eine Nachbildung des großartigen Triptychons Stefan Jägers "Die Einwanderung der Donauschwaben im 18. Jahrhundert" gestalten ließ. Ich hätte bei jedem Bild, das bei dem Dia-Vortrag gezeigt wurde, mit den sehr dazu passenden Worten, die [[Karl-Hans Gross|Gross]] – wahrscheinlich zur Freude aller Anwesenden –teilweise auch im heimatlichen Dialekt formulierte, die Uhr anhalten wollen, um mir jedes Bild so unwiederholbar einzuprägen; dabei war ich fest davon überzeugt, dass Stefan Jäger es ausgezeichnet verstand, dem Betrachter seiner Bilder mit den leuchtendsten Farben und fesselndsten Formen das überreiche Leben der Donauschwaben nahe zu bringen. Während des ganzen Vortrages zogen vor meinem geistigen Auge meine so wunderschöne Kindheit vorüber, und ich fühlte mich danach so sehr bereichert, dass es mir am liebsten gewesen wäre, ganz allein meine Wege zu gehen, um diese Eindrücke noch lange nachwirken zu lassen.
  
 
Vor mir liegt es nun, das lang ersehnte Buch von Stefan Jäger in seiner ganzen Pracht. Schon der glänzende Umschlag – dunkelblau mit dem leuchtenden Bild des Ölgemäldes „Im Schnitt“, das sehr gekonnt wiedergegeben ist – lässt vieles erwarten.
 
Vor mir liegt es nun, das lang ersehnte Buch von Stefan Jäger in seiner ganzen Pracht. Schon der glänzende Umschlag – dunkelblau mit dem leuchtenden Bild des Ölgemäldes „Im Schnitt“, das sehr gekonnt wiedergegeben ist – lässt vieles erwarten.
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Schlägt man das Buch auf, so entdeckt man gleich zu Anfang das Triptychon: „Des Donauschwaben Kulturarbeit“, ein Aquarell und sehr, sehr wertvolles, was das Künstlerische anbelangt, Gemälde des Malers. Es zeigt im linken Flügel die unerforschte und unbearbeitete Wildnis, die die Donauschwaben bei ihrer Ankunft vor 200 Jahren angetroffen haben mochten. Das Hauptbild in der Mitte „erzählt“ in beispielloser Wiedergabe die unaussprechlich schwere Arbeit nach der Rodung hinter dem Pflug. Und damit ihm die Arbeit sinnvoller erscheint, ließ dieser fleißige Bauer, zukunftsgerichtet, wie seine Gedanken wohl gewesen sein mögen, sein Söhnchen auf einem der Pferde reiten, mit der Peitsche in der Hand. Und der rechte Flügel des Triptychons, das Ergebnis der mühevollen Arbeit: Alles, was man zum Leben nötig hatte, ein über und über mit gold-gelben Ähren beladenes Feld. Zum Kontrast ist im Vordergrund auch noch ein Stückchen braune Erde zu sehen; links ein Baum. Und fern am Horizont, die vom Donauschwaben geschaffene Heimat: Das Dorf mit seinem Mittelpunkt, der Kirche.
 
Schlägt man das Buch auf, so entdeckt man gleich zu Anfang das Triptychon: „Des Donauschwaben Kulturarbeit“, ein Aquarell und sehr, sehr wertvolles, was das Künstlerische anbelangt, Gemälde des Malers. Es zeigt im linken Flügel die unerforschte und unbearbeitete Wildnis, die die Donauschwaben bei ihrer Ankunft vor 200 Jahren angetroffen haben mochten. Das Hauptbild in der Mitte „erzählt“ in beispielloser Wiedergabe die unaussprechlich schwere Arbeit nach der Rodung hinter dem Pflug. Und damit ihm die Arbeit sinnvoller erscheint, ließ dieser fleißige Bauer, zukunftsgerichtet, wie seine Gedanken wohl gewesen sein mögen, sein Söhnchen auf einem der Pferde reiten, mit der Peitsche in der Hand. Und der rechte Flügel des Triptychons, das Ergebnis der mühevollen Arbeit: Alles, was man zum Leben nötig hatte, ein über und über mit gold-gelben Ähren beladenes Feld. Zum Kontrast ist im Vordergrund auch noch ein Stückchen braune Erde zu sehen; links ein Baum. Und fern am Horizont, die vom Donauschwaben geschaffene Heimat: Das Dorf mit seinem Mittelpunkt, der Kirche.
  
Mit diesem Triptychon hat Stefan Jäger alles „gezeigt“, was die Seele der Donauschwaben, sei es Gegenwart, sei es Vergangenheit, sei es die Zukunft, anspricht.
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Mit diesem [[Triptychon]] hat [[Stefan Jäger]] alles „gezeigt“, was die Seele der Donauschwaben, sei es Gegenwart, sei es Vergangenheit, sei es die Zukunft, anspricht.
  
Freilich ist man auch auf die folgenden Seiten dieses Buches neugierig. Sehr wichtig für den Leser und Betrachter ist es, dass auch gleich zu Anfang ein Foto von Stefan Jäger zu sehen ist, das, bei einiger Menschenkenntnis, in ihm den braven Donauschwaben und einen unermüdlichen „Erzählers auf seine Weise“ über sein Volk, aus dessen Mitte er kam, vermuten lässt.
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Freilich ist man auch auf die folgenden Seiten dieses Buches neugierig. Sehr wichtig für den Leser und Betrachter ist es, dass auch gleich zu Anfang ein Foto von [[Stefan Jäger]] zu sehen ist, das, bei einiger Menschenkenntnis, in ihm den braven Donauschwaben und einen unermüdlichen „Erzählers auf seine Weise“ über sein Volk, aus dessen Mitte er kam, vermuten lässt.
  
Auf Seite 32 ist das berühmteste Werk „Die Einwanderung der Donauschwaben im 18. Jh.“, das belebend wirkt durch das Menschengewimmel, zu sehen. Die Originalgröße dieses Triptychons: 1,50 x 5,00 m. Im folgenden sind im Buch verschiedene Wiedergaben, auch mit Einzelheiten, wie die Trachten der Frauen, Kinder und Männer zu sehen.
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Auf Seite 32 ist das berühmteste Werk „[[Die Einwanderung der Donauschwaben im 18. Jh.]]“, das belebend wirkt durch das Menschengewimmel, zu sehen. Die Originalgröße dieses Triptychons: 1,50 x 5,00 m. Im folgenden sind im Buch verschiedene Wiedergaben, auch mit Einzelheiten, wie die Trachten der Frauen, Kinder und Männer zu sehen.
  
Ab Seite 167 unter Kapitel 9 übertitelt: „Hohelied auf die Arbeit“, erscheint ein nochmaliges Bild von „Im Schnitt“, diesmal „Die Garbenträger“. Hier geht der Maler eindringlich auf die schwere Arbeit seiner bescheidenen Landsleute ein, indem er sie darstellte, wie sie sich der Garben auf dem Weizenfeld annahmen. Und auf Bild Nr. 24 auf Seite 178, kehren die Bauern mit ihren Angehörigen vom Felde heim, während einer von ihnen hinter seinem Pflug noch die letzte Furche zieht.
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Ab Seite 167 unter Kapitel 9 übertitelt: „Hohelied auf die Arbeit“, erscheint ein nochmaliges Bild von „[[Im Schnitt]]“, diesmal „[[Die Garbenträger]]“. Hier geht der Maler eindringlich auf die schwere Arbeit seiner bescheidenen Landsleute ein, indem er sie darstellte, wie sie sich der Garben auf dem Weizenfeld annahmen. Und auf Bild Nr. 24 auf Seite 178, kehren die Bauern mit ihren Angehörigen vom Felde heim, während einer von ihnen hinter seinem Pflug noch die letzte Furche zieht.
  
Das Bild Nr. 27 auf Seite 190 „Ecco homo – Siehe, welch ein Mensch“ lässt unschwer erraten, wie gläubig im Grunde genommen Stefan Jäger gewesen sein muss. Denn wäre er das nicht gewesen, wie wäre es ihm sonst gelungen, einen so durchseelten Ausdruck im Gesicht des leidenden Jesus Christus mit der Dornenkrone zu malen?
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Das Bild Nr. 27 auf Seite 190 „[[Ecco homo – Siehe, welch ein Mensch]]“ lässt unschwer erraten, wie gläubig im Grunde genommen [[Stefan Jäger]] gewesen sein muss. Denn wäre er das nicht gewesen, wie wäre es ihm sonst gelungen, einen so durchseelten Ausdruck im Gesicht des leidenden Jesus Christus mit der Dornenkrone zu malen?
  
Die vielverheißende Bezeichnung „Am Dorfrand“ des Kapitels 11, Seite 196, Bild Nr. 29, hält, was sie verspricht: Wir sehen ein paar Häuser, davor, bei weit offenen Fenstern, zwei Frauen, die miteinander sprechen. Bäume stehen schützend in der Nähe, spielende Kinder, ein großer Strohhaufen, um den sich die Hühner tummeln – eine Dorfidylle, die von einem tiefen Frieden „erzählt“, wie überhaupt alle Bilder Stefan Jägers einen Frieden der inneren Seele vermitteln.
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Die vielverheißende Bezeichnung „[[Am Dorfrand]]“ des Kapitels 11, Seite 196, Bild Nr. 29, hält, was sie verspricht: Wir sehen ein paar Häuser, davor, bei weit offenen Fenstern, zwei Frauen, die miteinander sprechen. Bäume stehen schützend in der Nähe, spielende Kinder, ein großer Strohhaufen, um den sich die Hühner tummeln – eine Dorfidylle, die von einem tiefen Frieden „erzählt“, wie überhaupt alle Bilder [[Stefan Jäger]]s einen Frieden der inneren Seele vermitteln.
  
Auf Seite 233 „Hühnerhöfe“ – und es lässt sich denken, da die Donauschwaben fast zum größten Teil Bauern waren, dass kein Bauernhof ohne Hühner auskam. Ich erinnere mich nur allzu gerne an die meine Kindheit begleitenden Bilder der Hühnerhöfe. Das Bild Nr. 35 „Hühnerhof mit Fliederstrauch“ ist unübersehbar gut geraten.
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Auf Seite 233 „[[Hühnerhöfe]]“ – und es lässt sich denken, da die Donauschwaben fast zum größten Teil Bauern waren, dass kein Bauernhof ohne Hühner auskam. Ich erinnere mich nur allzu gerne an die meine Kindheit begleitenden Bilder der Hühnerhöfe. Das Bild Nr. 35 „[[Hühnerhof mit Fliederstrauch]]“ ist unübersehbar gut geraten.
  
Der farbige Bildanhang ab Seite 349 zeigt deutlich, wie sehr, sehr froh in seinen Farben – aber auch in seinen Formen und Linienführung – Stefan Jäger seine Bilder gestaltete.
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Der farbige Bildanhang ab Seite 349 zeigt deutlich, wie sehr, sehr froh in seinen Farben – aber auch in seinen Formen und Linienführung – [[Stefan Jäger]] seine Bilder gestaltete.
  
Ich möchte mich noch sehr, sehr lange über die Bilder Stefan Jägers auslassen – er konnte die Menschen, vor allem auch die ganze Natur, so lebensnah und so optimistisch darstellen: Die Blumen, die Bäume, das Ährenfeld, die Pferde und die Hühner – aber vor allem auch über das, was Karl-Hans Gross, der ihn ja persönlich kannte, über ihn zu erzählen wusste. Ich konnte und kann mich wohl nie daran sattsehen, aber das muss man selbst erlebt, gesehen und gelesen haben.
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Ich möchte mich noch sehr, sehr lange über die Bilder [[Stefan Jäger]]s auslassen – er konnte die Menschen, vor allem auch die ganze Natur, so lebensnah und so optimistisch darstellen: Die Blumen, die Bäume, das Ährenfeld, die Pferde und die Hühner – aber vor allem auch über das, was [[Karl-Hans Gross]], der ihn ja persönlich kannte, über ihn zu erzählen wusste. Ich konnte und kann mich wohl nie daran sattsehen, aber das muss man selbst erlebt, gesehen und gelesen haben.
  
  

Version vom 23. April 2015, 13:39 Uhr

Bibliografie
Artikel Nummer: {{{Artikelnummer}}}
Autor Name: [Brunner-]Stilling, Anni
Aufsatztitel: Maler heimatlichen Gefilde
Zeitungstitel: Der Donauschwabe
Erscheinungsort: Aalen
Jahrgang: 42
Nummer: 3
Datum: 19.01.1992
Seite: 3
* [[ART:0396 - Maler heimatlicher Gefilde|[Brunner-]Stilling, Anni. Maler heimatlichen Gefilde. Der Donauschwabe Aalen 1992]]

Buchbesprechung

Es hieße "Eulen nach Athen tragen" wollte man den so treffenden Ausführungen unseres Landsmannes aus Hatzfeld, Prof. Karl-Hans Gross, über das Leben und Werk des donauschwäbischen Malers Stefan Jäger in seinem Buch: "Stefan Jäger, Maler seiner heimatlichen Gefilde", herausgegeben vom Oswald Hartmann Verlag in Sersheim, noch etwas hinzufügen.

Aber da mich ein Erlebnis, nämlich das eines Dia-Vortrags über diesen Maler, gestaltet von Prof. Gross im Restaurant „Kronen-Stuben“ in Ludwigsburg, nicht zur Ruhe kommen lässt, will ich nicht länger säumen, darüber zu berichten.

Zunächst natürlich über den Rahmen, in dem das Ganze stattfand. Der Besitzer des Restaurants „Kronen-Stuben“, der Sekitscher Landsmann Nikolaus Morell, hat schon lange den uns zur Verfügung gestellten Raum eigens für seine Landsleute, die Donauschwaben, herrichten lassen, indem er auch – ein die ganze Rückwand einnehmendes Gemälde – eine Nachbildung des großartigen Triptychons Stefan Jägers "Die Einwanderung der Donauschwaben im 18. Jahrhundert" gestalten ließ. Ich hätte bei jedem Bild, das bei dem Dia-Vortrag gezeigt wurde, mit den sehr dazu passenden Worten, die Gross – wahrscheinlich zur Freude aller Anwesenden –teilweise auch im heimatlichen Dialekt formulierte, die Uhr anhalten wollen, um mir jedes Bild so unwiederholbar einzuprägen; dabei war ich fest davon überzeugt, dass Stefan Jäger es ausgezeichnet verstand, dem Betrachter seiner Bilder mit den leuchtendsten Farben und fesselndsten Formen das überreiche Leben der Donauschwaben nahe zu bringen. Während des ganzen Vortrages zogen vor meinem geistigen Auge meine so wunderschöne Kindheit vorüber, und ich fühlte mich danach so sehr bereichert, dass es mir am liebsten gewesen wäre, ganz allein meine Wege zu gehen, um diese Eindrücke noch lange nachwirken zu lassen.

Vor mir liegt es nun, das lang ersehnte Buch von Stefan Jäger in seiner ganzen Pracht. Schon der glänzende Umschlag – dunkelblau mit dem leuchtenden Bild des Ölgemäldes „Im Schnitt“, das sehr gekonnt wiedergegeben ist – lässt vieles erwarten.

Schlägt man das Buch auf, so entdeckt man gleich zu Anfang das Triptychon: „Des Donauschwaben Kulturarbeit“, ein Aquarell und sehr, sehr wertvolles, was das Künstlerische anbelangt, Gemälde des Malers. Es zeigt im linken Flügel die unerforschte und unbearbeitete Wildnis, die die Donauschwaben bei ihrer Ankunft vor 200 Jahren angetroffen haben mochten. Das Hauptbild in der Mitte „erzählt“ in beispielloser Wiedergabe die unaussprechlich schwere Arbeit nach der Rodung hinter dem Pflug. Und damit ihm die Arbeit sinnvoller erscheint, ließ dieser fleißige Bauer, zukunftsgerichtet, wie seine Gedanken wohl gewesen sein mögen, sein Söhnchen auf einem der Pferde reiten, mit der Peitsche in der Hand. Und der rechte Flügel des Triptychons, das Ergebnis der mühevollen Arbeit: Alles, was man zum Leben nötig hatte, ein über und über mit gold-gelben Ähren beladenes Feld. Zum Kontrast ist im Vordergrund auch noch ein Stückchen braune Erde zu sehen; links ein Baum. Und fern am Horizont, die vom Donauschwaben geschaffene Heimat: Das Dorf mit seinem Mittelpunkt, der Kirche.

Mit diesem Triptychon hat Stefan Jäger alles „gezeigt“, was die Seele der Donauschwaben, sei es Gegenwart, sei es Vergangenheit, sei es die Zukunft, anspricht.

Freilich ist man auch auf die folgenden Seiten dieses Buches neugierig. Sehr wichtig für den Leser und Betrachter ist es, dass auch gleich zu Anfang ein Foto von Stefan Jäger zu sehen ist, das, bei einiger Menschenkenntnis, in ihm den braven Donauschwaben und einen unermüdlichen „Erzählers auf seine Weise“ über sein Volk, aus dessen Mitte er kam, vermuten lässt.

Auf Seite 32 ist das berühmteste Werk „Die Einwanderung der Donauschwaben im 18. Jh.“, das belebend wirkt durch das Menschengewimmel, zu sehen. Die Originalgröße dieses Triptychons: 1,50 x 5,00 m. Im folgenden sind im Buch verschiedene Wiedergaben, auch mit Einzelheiten, wie die Trachten der Frauen, Kinder und Männer zu sehen.

Ab Seite 167 unter Kapitel 9 übertitelt: „Hohelied auf die Arbeit“, erscheint ein nochmaliges Bild von „Im Schnitt“, diesmal „Die Garbenträger“. Hier geht der Maler eindringlich auf die schwere Arbeit seiner bescheidenen Landsleute ein, indem er sie darstellte, wie sie sich der Garben auf dem Weizenfeld annahmen. Und auf Bild Nr. 24 auf Seite 178, kehren die Bauern mit ihren Angehörigen vom Felde heim, während einer von ihnen hinter seinem Pflug noch die letzte Furche zieht.

Das Bild Nr. 27 auf Seite 190 „Ecco homo – Siehe, welch ein Mensch“ lässt unschwer erraten, wie gläubig im Grunde genommen Stefan Jäger gewesen sein muss. Denn wäre er das nicht gewesen, wie wäre es ihm sonst gelungen, einen so durchseelten Ausdruck im Gesicht des leidenden Jesus Christus mit der Dornenkrone zu malen?

Die vielverheißende Bezeichnung „Am Dorfrand“ des Kapitels 11, Seite 196, Bild Nr. 29, hält, was sie verspricht: Wir sehen ein paar Häuser, davor, bei weit offenen Fenstern, zwei Frauen, die miteinander sprechen. Bäume stehen schützend in der Nähe, spielende Kinder, ein großer Strohhaufen, um den sich die Hühner tummeln – eine Dorfidylle, die von einem tiefen Frieden „erzählt“, wie überhaupt alle Bilder Stefan Jägers einen Frieden der inneren Seele vermitteln.

Auf Seite 233 „Hühnerhöfe“ – und es lässt sich denken, da die Donauschwaben fast zum größten Teil Bauern waren, dass kein Bauernhof ohne Hühner auskam. Ich erinnere mich nur allzu gerne an die meine Kindheit begleitenden Bilder der Hühnerhöfe. Das Bild Nr. 35 „Hühnerhof mit Fliederstrauch“ ist unübersehbar gut geraten.

Der farbige Bildanhang ab Seite 349 zeigt deutlich, wie sehr, sehr froh in seinen Farben – aber auch in seinen Formen und Linienführung – Stefan Jäger seine Bilder gestaltete.

Ich möchte mich noch sehr, sehr lange über die Bilder Stefan Jägers auslassen – er konnte die Menschen, vor allem auch die ganze Natur, so lebensnah und so optimistisch darstellen: Die Blumen, die Bäume, das Ährenfeld, die Pferde und die Hühner – aber vor allem auch über das, was Karl-Hans Gross, der ihn ja persönlich kannte, über ihn zu erzählen wusste. Ich konnte und kann mich wohl nie daran sattsehen, aber das muss man selbst erlebt, gesehen und gelesen haben.


Foto:

1, Stefan Jäger, von Anni Stilling nach einem Selbstbildnis des Künstlers gezeichnet