ART:0235 - Die Kopftracht der schwäbischen Einwanderer: Unterschied zwischen den Versionen
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Stellhauben trug man zu dieser Zeit auch in der Mosel- und Rheingegend, im Württembergischen, dem Elsaß und in Lothringen. Dabei sei vor allein auf deren Formenreichtum, auf die Vielfalt des sonntäglichen Kopfputzes verwiesen. Die Frauen an der Mosel trugen außerdem auch die sogenannten „Haarkranzmützen“ – kleine Häubchen aus Seide oder Samt mit Metallstickerei ohne Deckel auf dem Oberkopf.<br/> | Stellhauben trug man zu dieser Zeit auch in der Mosel- und Rheingegend, im Württembergischen, dem Elsaß und in Lothringen. Dabei sei vor allein auf deren Formenreichtum, auf die Vielfalt des sonntäglichen Kopfputzes verwiesen. Die Frauen an der Mosel trugen außerdem auch die sogenannten „Haarkranzmützen“ – kleine Häubchen aus Seide oder Samt mit Metallstickerei ohne Deckel auf dem Oberkopf.<br/> | ||
Im Württembergischen wurden Hauben auf dem Oberkopf getragen, doch unterschieden sie sich von der vorhin erwähnten Machart und Form. Die sich nach oben einengende Rundhaube aus versteiftem Kattun oder anderem Tuchgewebe, die wie ein kleiner Stumpfkegel obenauf sitzt, wird von zwei Bindschleifen unter dem Kinn festgemacht.<br/> | Im Württembergischen wurden Hauben auf dem Oberkopf getragen, doch unterschieden sie sich von der vorhin erwähnten Machart und Form. Die sich nach oben einengende Rundhaube aus versteiftem Kattun oder anderem Tuchgewebe, die wie ein kleiner Stumpfkegel obenauf sitzt, wird von zwei Bindschleifen unter dem Kinn festgemacht.<br/> | ||
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Version vom 8. Dezember 2015, 13:12 Uhr
Bibliografie | |
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Autor Name: | Gross, Karl-Hans |
Aufsatztitel: | Die Kopftracht der schwäbischen Einwanderer |
Zeitschrifttitel: | Volk und Kultur |
Heftnummer: | 2 und 3 |
Erscheinungjahr: | 1982 |
Seite: | 54-55 und 53-54 |
* [[ART:0235 - Die Kopftracht der schwäbischen Einwanderer|Gross, Karl-Hans. Die Kopftracht der schwäbischen Einwanderer. Volk und Kultur 1982]] |
Eine Studie anhand des großen Tryptichons von Stefan Jäger
„Meine malerische Tätigkeit war hauptsächlich darauf gerichtet, meinen Landsleuten gewissenhaft ausgeführte Bilder in leicht verständlicher Form mit Motiven aus dem Banater Volksleben und der Heidelandschaft zugänglich zu machen." Unter diesem Motto steht das gesamte Lebenswerk des bekannten Banater Malers Stefan Jäger, der zahlreiche Gemälde, Skizzen und Zeichnungen geschaffen hat – eine großangelegte Freske des schwäbischen Dorfes und seiner Bewohner. Anlässlich seines 20. Todestages am 16. März veröffentlicht unser Mitarbeiter Hans Karl Gross in diesem Heft den ersten Teil der ausführlichen Analyse der Kopfbedeckung der schwäbischen Frauen, so wie sie der Künstler auf dem dreiteiligen Einwanderungsbild dargestellt hat. Die Zeichnungen stammen vom Autor.
Vor rund 75 Jahren, also 1906, nahm Stefan Jäger die Arbeit am Einwanderungsbild auf. Dieses Vorhaben des damals noch jungen Malers sollte vorerst durch eine Reise in die Herkunftsgebiete der deutschen Einwanderer eingeleitet werden, denn ausschlaggebend für dieses Beginnen war eine naturgetreue Darstellung der Einwanderungstrachten des 18. Jahrhunderts.
Diesem Vorhaben brachten die Gertjanoscher Landsleute eine beispielhafte Haltung entgegen, ja sie gaben durch ihren gemeinschaftlichen Beistand den zündenden Anstoß und schufen die materiellen Voraussetzungen zur Verwirklichung dieser Arbeit überhaupt: sie kamen nicht nur für die Reise sondern auch für das gesamte finanzielle Anliegen des noch mittellosen Künstlers bei der Erstellung des großformatigen Tryptichons auf. Stefan Jäger hatte schon zu Beginn unseres Jahrhunderts die Einwanderung auf einem „Ein-Bild-Gemälde“ bzw. auf einem kleineren „Drei-Bild-Gemälde“, das später in Kennerkreisen als „Ursprüngliches Einwanderungsbild“ galt, behandelt, doch hatte er hier dem urtümlichen Trachtenkleid der Siedler aus dem 18. Jahrhundert nur bedingt Aufmerksamkeit geschenkt. Andererseits heißt es in der Dorfmonographie „Hundertfünfzig Jahre deutsches Gertjanosch" von Dr. Matz Hoffmann: „Jäger malte zuerst ein kleineres Bild, das Ursprüngliche." Dieser Umstand sollte gerade Grund genug zur Neuauflage eines größeren Einwanderungsbildes sein und deshalb vermutet man, dass das in der Hatzfelder Gedenkstätte aufbewahrte großflächige Einwanderungsbild – auf einer Spannleinwand von rund sieben Quadratmetern – eine Replik dazu ist.
Fertiggestellt wurde das heute allgemein bekannte Einwanderungsbild erst vier Jahre später, nämlich am 10. Mai 1910. Das Tryptichon wurde damals im Rahmen einer großangelegten Bauern- und Gewerbeausstellung zur besonderen Freude und Genugtuung der etlichen Tausend einheimischen und der aus den umliegenden Ortschaften herbeigeströmten Besuchern in Gertjanosch feierlich enthüllt.
Vom kompositionellen Standpunkt her gesehen, wurden die grundlegenden wie auch besonderen Elemente im großen Tryptichon wie im „Ursprünglichen" beibehalten: eine morastige, fast baumlose Steppe, die sich von einem zum anderen Teilbild des Tryptichons dahinzieht, bildet den einheitlichen Rahmen zum Geschehen, dessen sinnvoller Inhalt durch die stilgerechte und einheitliche Gestaltung der Situationen – der „Wanderung“, „Rast“ und „Ankunft“ – mitbestimmt wird.
Von überaus malerischer Wirksamkeit in dem gewiss monotonen Einerlei der unwirtlichen Gegend sind die farbenprächtigen Trachten der Einwanderer, die durch ihr polychromatisches, kontrastbezogenes Gepräge zum Blickfang werden. Diese Trachtenkleider weisen auf die Herkunftsgebiete der Einwanderer hin, sie lassen auf Sitten und Bräuche schließen. In allen Trachten lassen sich wesentliche Grundelemente erkennen: bei der Frauentracht ist es das Hemd, der Rock und das Mieder und bei den Männern das Hemd, die Röhren- oder Kniehose, die Weste und der lange Leibrock. Der Kopfputz, die Kopftracht der Einwandererfrauen, kann uns aber weit mehr Auskunft über die Herkunft und Zugehörigkeit der Einwanderer als die übrigen Kleidungsstücke vermitteln, da sie überaus mannigfaltig und gebietsbezogen ist.
Die Frauen trugen hauptsächlich Hauben, Kappen oder Mützen aus gesteifter Seide oder aus Kattun, der mit Leim, Stärkekleister oder Karton gefestigt wurde. So entstanden die sogenannten Stellhauben, die als Kegel, Stumpfkegel, Zylinder oder Rundkappen ein schlichter Kopfputz an Werktagen oder mit Zierschleifen und -bändern, Flügeln, Maschen versehen an Feiertagen üblich waren.
Die von den aus dem Schwarzwald eingewanderten Frauen getragene Stellhaube aus dunkelblauer oder -brauner Seide, aus Samt oder Kattun weist in ihrer Form einen abgeschrägten Stumpfkegel auf, wodurch sie sich von den anderen Stellhauben unterscheidet. Der schräg nach hinten aufgesetzte Deckel wird durch einen mit hellfarbigen Fäden, bestrickten dunklen Tuch- oder Samtbelag geziert. Die Hauben sitzen auf der oberen Partie des Hauptes und bedecken mit ihrer relativ kleinen Rundöffnung nur einen Teil der Scheitelfläche oberhalb der Schläfen, ohne aber bis zum Genick zu reichen, obwohl der Kopfputz fallweise nach hinten gleitet und die vordere Hauptpartie mit Stirn und Scheitel offen lässt und so dem Antlitz einen hellen und sauberen Ausdruck verleiht. An den beiden Seitenrändern sind zwei Bindschleifen angesetzt, die von hier aus über Schläfen-, Ohren- und Wangenpartie gerafft bis unterhalb des Kinns verlaufen und hier straff gespannt und gebunden werden. Da und dort hängen noch zwei zierende Bänderschleifen vom hinteren Haubenrande auf den Rückenteil des braunen Jackenkleides oder auf das ärmelfreie kurze Mieder herab.
Gesteifte oder mit Karton verfestigte – doch, ganz anders aussehende – Stellhauben trugen auch die Pfälzerinnen und die Frauen der Siedler aus Elsaß-Lothringen, aus dem Württembergischen und Hessischen Raum. Die typische Haubenkappe umfasst nahezu die gesamte Kopfweite und sitzt als steile Rundkappe ziemlich senkrecht auf dem Kopf.
In ihrer Form stellt sie einen Hohlzylinder dar, dessen steile Seitenwand aus hell-braunem oder rötlichem Stoffgewebe gefertigt ist, während der kreisrunde, flache Deckel aus schwarzem Samt mit der zierlichen Blumenstickerei aus Buntfaden – wobei Gelb und Gold vorherrscht – die Kopfbedeckung beschließt. Unten am Haubenrande sind die schwarzen Bindschleifen (Seitenbänder) angebracht, die unter dem Kinn meistens - verknotet oder zu einer Doppelmasche gebunden sind. Wie überall so war auch in der Pfalz die Kopftracht sehr mannigfaltig und besonders an Sonn- und Feiertagen traten auch dort die von zierenden Zutaten geschmückten Haubenformen der Frauen hervor.
Stellhauben trug man zu dieser Zeit auch in der Mosel- und Rheingegend, im Württembergischen, dem Elsaß und in Lothringen. Dabei sei vor allein auf deren Formenreichtum, auf die Vielfalt des sonntäglichen Kopfputzes verwiesen. Die Frauen an der Mosel trugen außerdem auch die sogenannten „Haarkranzmützen“ – kleine Häubchen aus Seide oder Samt mit Metallstickerei ohne Deckel auf dem Oberkopf.
Im Württembergischen wurden Hauben auf dem Oberkopf getragen, doch unterschieden sie sich von der vorhin erwähnten Machart und Form. Die sich nach oben einengende Rundhaube aus versteiftem Kattun oder anderem Tuchgewebe, die wie ein kleiner Stumpfkegel obenauf sitzt, wird von zwei Bindschleifen unter dem Kinn festgemacht.