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ART:0868 - Emil Lenhardt – stille Einkehr: Unterschied zwischen den Versionen

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Heuer zählen wir 125 Jahre seit der Geburt des banatschwäbischen Malers [[Emil Lenhardt]], und 55 Jahre sind verstrichen seit seinem Tode. Gerne bezeichnet man [[Emil Lenhardt]] als den dritten Schwabenmaler des Banats neben [[Stefan Jäger]] und [[Franz Ferch]]. Diesen Beinamen verdankt er jenen zahlreichen Bildern, in denen er mit überzeugendem Realismus Aspekte aus dem Leben der deutschen Bevölkerung des Banats darstellt. Dabei haben diese drei Banater Maler ganz unterschiedliche Wege eingeschlagen. Während die Kunst [[Stefan Jäger]]s in der Vergangenheit wurzelt, mit allen Fasern an der Tradition der Heimat festhält, um sie der Nachwelt zu erhalten, während der jüngere [[Franz Ferch]], ein gegenwartsverbundener Künstler seiner Tage, aufgeschlossen für ihre Veränderungen und Errungenschaften war, stand [[Emil Lenhardt]] etwas abseits und zurückgezogen da, von seinen Landsleuten weniger zur Kenntnis genommen, vielleicht weil seine Malweise distanziert und nüchtern ist, gekennzeichnet von stiller Einkehr.<br/>
 
Heuer zählen wir 125 Jahre seit der Geburt des banatschwäbischen Malers [[Emil Lenhardt]], und 55 Jahre sind verstrichen seit seinem Tode. Gerne bezeichnet man [[Emil Lenhardt]] als den dritten Schwabenmaler des Banats neben [[Stefan Jäger]] und [[Franz Ferch]]. Diesen Beinamen verdankt er jenen zahlreichen Bildern, in denen er mit überzeugendem Realismus Aspekte aus dem Leben der deutschen Bevölkerung des Banats darstellt. Dabei haben diese drei Banater Maler ganz unterschiedliche Wege eingeschlagen. Während die Kunst [[Stefan Jäger]]s in der Vergangenheit wurzelt, mit allen Fasern an der Tradition der Heimat festhält, um sie der Nachwelt zu erhalten, während der jüngere [[Franz Ferch]], ein gegenwartsverbundener Künstler seiner Tage, aufgeschlossen für ihre Veränderungen und Errungenschaften war, stand [[Emil Lenhardt]] etwas abseits und zurückgezogen da, von seinen Landsleuten weniger zur Kenntnis genommen, vielleicht weil seine Malweise distanziert und nüchtern ist, gekennzeichnet von stiller Einkehr.<br/>
 
[[Emil Lenhardt]] wurde am 27. Juli 1886 in Sinering bei [[Buziaș|Busiasch]] geboren. Seine Mutter, eine zierliche herzkranke Frau, wünschte sich so sehr ein Kind, so dass bei einer äußerst schweren Geburt der Junge durch eine Verletzung der Rückenknochen eine Behinderung erfahren hatte, die sich in heranwachsenden Jahren zu einem Höcker ausgebildet haben. Diese Behinderung machte ihm ein ganzes Leben lang zu schaffen. Da der Vater eine Stadtbeamtenstelle in Lugosch bekam, zog die Familie in das schmucke Städtchen an der Temesch, das sich auch mit einer alten Kulturtradition rühmen konnte. Hier besuchte der Junge die Volksschulklassen und zwischen 1904 und 1908 das Gymnasium in Lugosch und [[Timișoara|Temeswar]]. Sein Zeichentalent fiel frühzeitig auf, so dass seine Lehrer dem zarten und feinfühligen Jungen ein Kunststudium vorschlugen. Im Juni 1904 machte er sein Abitur, und im Herbst zog er nach [[Budapest]], wo er an der Akademie der Bildenden Künste bis 1908 studierte. Er frequentierte die Abteilung für Kunsterziehung, da seine Eltern ihm einen sicheren Beruf ermöglichen wollten. Doch der Jüngling hat sich für die Kunst entschieden, und zwischen 1912 und 1916 besuchte er die von Prof. Franz Rumpler geführte Spezialklasse für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien.<br/>
 
[[Emil Lenhardt]] wurde am 27. Juli 1886 in Sinering bei [[Buziaș|Busiasch]] geboren. Seine Mutter, eine zierliche herzkranke Frau, wünschte sich so sehr ein Kind, so dass bei einer äußerst schweren Geburt der Junge durch eine Verletzung der Rückenknochen eine Behinderung erfahren hatte, die sich in heranwachsenden Jahren zu einem Höcker ausgebildet haben. Diese Behinderung machte ihm ein ganzes Leben lang zu schaffen. Da der Vater eine Stadtbeamtenstelle in Lugosch bekam, zog die Familie in das schmucke Städtchen an der Temesch, das sich auch mit einer alten Kulturtradition rühmen konnte. Hier besuchte der Junge die Volksschulklassen und zwischen 1904 und 1908 das Gymnasium in Lugosch und [[Timișoara|Temeswar]]. Sein Zeichentalent fiel frühzeitig auf, so dass seine Lehrer dem zarten und feinfühligen Jungen ein Kunststudium vorschlugen. Im Juni 1904 machte er sein Abitur, und im Herbst zog er nach [[Budapest]], wo er an der Akademie der Bildenden Künste bis 1908 studierte. Er frequentierte die Abteilung für Kunsterziehung, da seine Eltern ihm einen sicheren Beruf ermöglichen wollten. Doch der Jüngling hat sich für die Kunst entschieden, und zwischen 1912 und 1916 besuchte er die von Prof. Franz Rumpler geführte Spezialklasse für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien.<br/>
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Version vom 13. Januar 2016, 08:00 Uhr


Bibliografie
Artikel Nummer: 0868
Autor Name: Dr. Annemarie Podlipny-Hehn
Titel des Artikels : Emil Lenhardt – stille Einkehr
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Banater Post
Erscheinungsort: München
Jahrgang: 55
Nummer: 15
Datum: 05.08.2011
Seite: 6
* [[Dr. Annemarie Podlipny-Hehn]]: [[ART:0868 - Emil Lenhardt – stille Einkehr|<i>Emil Lenhardt – stille Einkehr</i>]]. Banater Post, München 05.08.2011 (Jg.55 Nr.15), S. 6
Datei:Art 770.jpg
Schwäbischer Bauer aus dem Banat
Datei:Art 770A.jpg
Stilleben mit Früchten

Heuer zählen wir 125 Jahre seit der Geburt des banatschwäbischen Malers Emil Lenhardt, und 55 Jahre sind verstrichen seit seinem Tode. Gerne bezeichnet man Emil Lenhardt als den dritten Schwabenmaler des Banats neben Stefan Jäger und Franz Ferch. Diesen Beinamen verdankt er jenen zahlreichen Bildern, in denen er mit überzeugendem Realismus Aspekte aus dem Leben der deutschen Bevölkerung des Banats darstellt. Dabei haben diese drei Banater Maler ganz unterschiedliche Wege eingeschlagen. Während die Kunst Stefan Jägers in der Vergangenheit wurzelt, mit allen Fasern an der Tradition der Heimat festhält, um sie der Nachwelt zu erhalten, während der jüngere Franz Ferch, ein gegenwartsverbundener Künstler seiner Tage, aufgeschlossen für ihre Veränderungen und Errungenschaften war, stand Emil Lenhardt etwas abseits und zurückgezogen da, von seinen Landsleuten weniger zur Kenntnis genommen, vielleicht weil seine Malweise distanziert und nüchtern ist, gekennzeichnet von stiller Einkehr.
Emil Lenhardt wurde am 27. Juli 1886 in Sinering bei Busiasch geboren. Seine Mutter, eine zierliche herzkranke Frau, wünschte sich so sehr ein Kind, so dass bei einer äußerst schweren Geburt der Junge durch eine Verletzung der Rückenknochen eine Behinderung erfahren hatte, die sich in heranwachsenden Jahren zu einem Höcker ausgebildet haben. Diese Behinderung machte ihm ein ganzes Leben lang zu schaffen. Da der Vater eine Stadtbeamtenstelle in Lugosch bekam, zog die Familie in das schmucke Städtchen an der Temesch, das sich auch mit einer alten Kulturtradition rühmen konnte. Hier besuchte der Junge die Volksschulklassen und zwischen 1904 und 1908 das Gymnasium in Lugosch und Temeswar. Sein Zeichentalent fiel frühzeitig auf, so dass seine Lehrer dem zarten und feinfühligen Jungen ein Kunststudium vorschlugen. Im Juni 1904 machte er sein Abitur, und im Herbst zog er nach Budapest, wo er an der Akademie der Bildenden Künste bis 1908 studierte. Er frequentierte die Abteilung für Kunsterziehung, da seine Eltern ihm einen sicheren Beruf ermöglichen wollten. Doch der Jüngling hat sich für die Kunst entschieden, und zwischen 1912 und 1916 besuchte er die von Prof. Franz Rumpler geführte Spezialklasse für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien.
Von den Kriegswirren blieb er als Behinderter verschont. Er konnte sich voll und ganz auf seine künstlerische Entwicklung konzentrieren. Sodann zog er 1916 nach München, wo er sich bis 1918 als freischaffender Künstler versuchte und auch das Handwerk eines Bildrestaurateurs erlernte, da er bald erleben musste, dass er mit seiner eigenen Kunst sich den Lebensunterhalt nicht sichern konnte. Im Jahre 1919 kehrte er nach Lugosch zurück. Er stürzte sich in die Arbeit, malte Landschaften, Stilleben, Interieurs und Porträts. Vor allem durch die Bildnisse, die er sehr gewissenhaft für seine Mitbürger anfertigte, konnte er sich über Wasser halten.
In den Stilleben lässt Lenhardt eindringliches und sorgfältiges Studium der Natur erkennen, aus deren unermesslichem Formenmaterial er schöpft, um seiner Kunst Frische und Vielfältigkeit zu verleihen, wobei er Paul Cézanne als Vorbild hatte. Seine Landschaften sind Freilichtbilder, Ausschnitte seiner eigenen Heimat, oft auch Winkel, umgeben von zauberhafter Atmosphäre. Am liebsten aber malte er Landschaften am Ufer der Temesch, in denen er sich auf die Gestaltung von Licht und Farbe konzentriert, um ihnen Stimmung zu verleihen. Diese Bilder stellte er in Lugosch zum Verkauf aus. Aber auch in die Banater Metropole schickte er seine Bilder zu Ausstellungen. In Temeswar herrschte zu jener Zeit bereits ein reger Kunstbetrieb mit zahlreichen angesehenen Künstlern wie Josef Ferenczy, Oskar Szuhanek und Albert Kraucsz. Auch Corneliu Baba und dessen Vater Gheorghe Baba wirkten hier sowie die Bildhauer Rubletzky Geza, Ferdinand Gallas und viele andere. Im Jahre 1920/21 wurde hier der Banater Verein für Bildende Künste gegründet, der sich die Förderung der bodenständigen Kunst sowie die Belebung des Ausstellungsbetriebs als Ziel setzte. Und die erste große Kunstausstellung dieses Vereins fand vom 28. September bis 15. Oktober 1923 im Hunyadi-Kastell mit über 300 Exponaten statt. Emil Lenhardt nahm mit vier Ölbildern teil: ein Stilleben, ein Interieur und zwei Landschaften aus Lugosch. Von nun an finden wir öfter Bilder von Lenhardt in den Kollektionsausstellungen der Temeswarer Künstler.
Im Jahre 1934 übersiedelte er nach Temeswar, wo er mit seiner Familie, seiner Frau und seinem Sohn Emil, sehr bescheiden in einer kleinen Einzimmerwohnung in der Schwanengasse (Memorandului 10) wohnte. Materiell ging es der Familie mehr schlecht als recht, erinnerte sich Julius Podlipny, der sich mit Emil Lenhardt befreundete. In den Sommermonaten ging der Maler in die schwäbischen Dörfer und malte Porträts, um wenig Geld oder Lebensmittel. Doch in den vierziger Jahren nahmen die Schwaben dem Maler gegenüber Distanz ein, da jener mit einer jüdischen Frau verheiratet war und sich dem Gemeinschaftsleben entzog. „Ich bat Miloia, die Familie Lenhardt zu unterstützen. Sodann kaufte das Museum einige Bilder und stellte Emil Lenhardt als Bildrestaurateur der Pinakothek an“, erinnerte sich Podlipny. Somit war das Einkommen gesichert und auch die Staatsrente. Im November 1955 wurde er zum Oberrestaurateur des Banater Museums befördert; er konnte krankheitshalber die Stelle nicht mehr antreten, er starb am 22. Februar 1956 in Temeswar.
In seinen zahlreichen Eigendarstellungen übt der Künstler schonungslose Selbstanalyse. Zu den besten Werken Emil Lenhardts gehören die Darstellungen von Bauerngestalten, die er in großen Silhouetten und klar entfalteten Bewegungen vor einem neutralen Hintergrund entstehen lässt. Durch die sachliche Darstellung verleiht der Künstler der Gestalt eine biedere Natürlichkeit, die den Eindruck ruhiger Kraft und tätigen Selbstbewusstseins vermittelt.
Im letzten Jahrzehnt seines künstlerischen Schaffens beteiligte sich Emil Lenhardt an Regionalausstellungen der Banater Bildenden Künstler. Zu einer einzigen Retrospektivausstellung kam es posthum in den achtziger Jahren im Banater Museum mit Werken aus den Beständen dieses Museums sowie des Lugoscher Museums und aus Privatbesitz, die von mir zusammengestellt wurde. Ich finde es für dringend notwendig, eine Künstlermonographie zu veröffentlichen. Da seine Werke sich im Besitz zahlreicher Landsleute befinden, würden wir diese bitten, uns durch die Banater Post Farbfotos der Bilder (mit Angabe der Dimensionen) freundlicherweise zukommen zu lassen.

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