ART:0780 - Anregung zu neuen Forschungsobjekten: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Diese Thematik umfasst verschiedene Beiträge über Ethnografie, Kunst und Pressegeschichte.<br/> | ||
+ | MARGITTA SCHNELL- IVANOVIĆ untersucht Deutsche, serbische und ungarische Volkssprüche im Banat. Die gut dokumentierte und recherchierte Arbeit ergibt eine Kleine Anthologie der Sprüche auf Stickereien im rumänischen und serbischen Banat und in der Batscka. Die Gegenüberstellung und Illustrierung vieler Sinnsprüche auf Wandschonern belegt die allgemeine Verbreitung dieser volkstümlichen Sprüche seit der Donaumonarchie und die moralischen Prinzipien der Bevölkerung, nach denen dieses Volksgut ausgewählt wurde. Die Autorin hat sich die interethnische Forschungsmethode auf einem Stipendienaufenthalt in Tübingen angeeignet und verglich später die – teilweise ähnlichen – Sprüche und Gebräuche der Donauschwaben und Serben.<br/> | ||
+ | [[Dr. Walther Anton Konschitzky|DR.WALTHER KONSCHITZKY]] wertet in seinem Beitrag Interethnische Aspekte der Banater Dorfarchitektur die Ergebnisse seiner Promotionsarbeit aus, die aus jahrzehntelangen | ||
+ | Recherchen in vielen Banater Ortschaften schöpft. Der Text präsentiert in Wort und Bild anhand von Haus- und Giebelformen den Kulturraum Banat mit einer ständigen wechselseitigen Beeinflussung seiner Nationalitäten, nach dem Ausspruch von BÉLA BARTOK: „Eine vollkommene Absperrung gegen Fremde: Niedergang. Gut assimilierte Anregungen bedeuten Chancen für Einflüsse, Bereicherung.“ Schade, dass Konschitzkys Studie über Banater interethnische Hochzeitsbräuche noch nicht publiziert ist.<br/> | ||
+ | [[Dr. Annemarie Podlipny-Hehn|ANNEMARIE PODLIPNY-HEHN]] beschrieb „Ein stetes Geben und Nehmen. Wechselwirkungen im Bereich der bildenden Kunst des multiethnischen Banats“. Es ist – wenngleich ohne | ||
+ | veranschaulichende Illustrationen – eine knappe Synthese der Banater Kunstszene vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Angesprochen wird der Einfluss des österreichischen Barocks und des Wiener Akademismus auf die bodenständige byzantinische Kunst. Besonders das „Klein-Wien“ strahlte diese Kunstrichtung aus. Der Impressionismus konnte sich erst später durchsetzen. Der Beitrag skizziert das Schaffen des | ||
+ | Bildhauers Romul Ladea, der Maler Adolf Humborg, Karl Brocky, Julius Podlipny und der Schwabenmaler [[Stefan Jäger]], [[Franz Ferch]] und [[Emil Lenhardt]], schließlich von Hildegard Kremper-Fackner.<br/> | ||
+ | Über Neue Wege in der Banater Musikforschung – Zur Rolle deutscher Minderheiten schreibt FRANZ METZ. Den Rückstand der südosteuropäischen Geschichtsforschung erklärt der Verfasser mit nationalistischen Tendenzen nach der Teilung des Banats, mit einer falschen Einseitigkeit der nationalsozialistischen Musikforschung und schließlich mit der tendenziösen kommunistischen Ideologie. Die heutige interethnische Forschung hebt die Chortradition aller Banater Ethnien hervor. Deutsche Komponisten fanden Anklang, doch noch 1880 trat ein Chor auf, der in „Türken“ und „Ungarn“ aufgeteilt war. Plakate waren zumeist mehrsprachig verfasst. Der Temeswarer Philharmonische Verein war bedeutsam, und Männergesangsvereine gab es in Südosteuropa bis 1845. Die Musikforschung muss sich weiterhin der Ausbreitung der Knabenblaskapellen und der Auffindung von Sammlungen widmen.<br/> | ||
+ | LUZIAN GEIER untersucht Mehrsprachige Banater Periodika im 19. Jahrhundert. Im Kronland „Serbische Wojwodschaft und Temeser Banat“ (einschließlich der Batschka) gab es Amtsblätter in vier Sprachen. Rumänen und Serben erhielten „Landesblätter“ in ihrer Sprache. Aus geschäftlichen Interessen war der Anzeigenteil der Banater Periodika, etwa die „Jahrbücher“ der Temeswarer Handels- und Gewerbekammer, mehrsprachig. Oft geht es nicht um Kulturvermittlung, sondern um die Förderung der (ungarischen) Staatssprache. Überlebenschancen von zwei- und mehrsprachigen Minderheitenpublikationen liegen immer in ihrer | ||
+ | Brückenfunktion. Die Zeitung Timisoara hat heute abwechselnd Sonderseiten in Deutsch, Ungarisch und Serbisch. Und von der Reschitzaer Bibliothek wird die dreisprachige Monatsschrift împreunã, miteinander, együttesen herausgegeben.<br/> | ||
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Aktuelle Version vom 11. Februar 2016, 07:59 Uhr
Bibliografie | |
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Artikel Nummer: | 0780 |
Autor Name: | Dr. Hans Gehl |
Titel des Artikels : | Anregung zu neuen Forschungsobjekten |
Untertitel des Artikels: | Zum Buch "Kulturraum Banat… |
Publikation: | Zeitung |
Titel der Publikation: | Banater Post |
Erscheinungsort: | München |
Jahrgang: | 51b |
Nummer: | 13/14 |
Datum: | 10.07.2007 |
Seite: | 10 und 11 |
* [[Dr. Hans Gehl]]: [[ART:0780 - Anregung zu neuen Forschungsobjekten|<i>Anregung zu neuen Forschungsobjekten</i>. Zum Buch "Kulturraum Banat…]]. Banater Post, München 10.07.2007 (Jg.51b Nr.13/14), S. 10 und 11 |
Zum Buch "Kulturraum Banat.Deutsche Kultur in einer europäischen Vielvölkerregion
(Auszug)
Kultur
Diese Thematik umfasst verschiedene Beiträge über Ethnografie, Kunst und Pressegeschichte.
MARGITTA SCHNELL- IVANOVIĆ untersucht Deutsche, serbische und ungarische Volkssprüche im Banat. Die gut dokumentierte und recherchierte Arbeit ergibt eine Kleine Anthologie der Sprüche auf Stickereien im rumänischen und serbischen Banat und in der Batscka. Die Gegenüberstellung und Illustrierung vieler Sinnsprüche auf Wandschonern belegt die allgemeine Verbreitung dieser volkstümlichen Sprüche seit der Donaumonarchie und die moralischen Prinzipien der Bevölkerung, nach denen dieses Volksgut ausgewählt wurde. Die Autorin hat sich die interethnische Forschungsmethode auf einem Stipendienaufenthalt in Tübingen angeeignet und verglich später die – teilweise ähnlichen – Sprüche und Gebräuche der Donauschwaben und Serben.
DR.WALTHER KONSCHITZKY wertet in seinem Beitrag Interethnische Aspekte der Banater Dorfarchitektur die Ergebnisse seiner Promotionsarbeit aus, die aus jahrzehntelangen
Recherchen in vielen Banater Ortschaften schöpft. Der Text präsentiert in Wort und Bild anhand von Haus- und Giebelformen den Kulturraum Banat mit einer ständigen wechselseitigen Beeinflussung seiner Nationalitäten, nach dem Ausspruch von BÉLA BARTOK: „Eine vollkommene Absperrung gegen Fremde: Niedergang. Gut assimilierte Anregungen bedeuten Chancen für Einflüsse, Bereicherung.“ Schade, dass Konschitzkys Studie über Banater interethnische Hochzeitsbräuche noch nicht publiziert ist.
ANNEMARIE PODLIPNY-HEHN beschrieb „Ein stetes Geben und Nehmen. Wechselwirkungen im Bereich der bildenden Kunst des multiethnischen Banats“. Es ist – wenngleich ohne
veranschaulichende Illustrationen – eine knappe Synthese der Banater Kunstszene vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Angesprochen wird der Einfluss des österreichischen Barocks und des Wiener Akademismus auf die bodenständige byzantinische Kunst. Besonders das „Klein-Wien“ strahlte diese Kunstrichtung aus. Der Impressionismus konnte sich erst später durchsetzen. Der Beitrag skizziert das Schaffen des
Bildhauers Romul Ladea, der Maler Adolf Humborg, Karl Brocky, Julius Podlipny und der Schwabenmaler Stefan Jäger, Franz Ferch und Emil Lenhardt, schließlich von Hildegard Kremper-Fackner.
Über Neue Wege in der Banater Musikforschung – Zur Rolle deutscher Minderheiten schreibt FRANZ METZ. Den Rückstand der südosteuropäischen Geschichtsforschung erklärt der Verfasser mit nationalistischen Tendenzen nach der Teilung des Banats, mit einer falschen Einseitigkeit der nationalsozialistischen Musikforschung und schließlich mit der tendenziösen kommunistischen Ideologie. Die heutige interethnische Forschung hebt die Chortradition aller Banater Ethnien hervor. Deutsche Komponisten fanden Anklang, doch noch 1880 trat ein Chor auf, der in „Türken“ und „Ungarn“ aufgeteilt war. Plakate waren zumeist mehrsprachig verfasst. Der Temeswarer Philharmonische Verein war bedeutsam, und Männergesangsvereine gab es in Südosteuropa bis 1845. Die Musikforschung muss sich weiterhin der Ausbreitung der Knabenblaskapellen und der Auffindung von Sammlungen widmen.
LUZIAN GEIER untersucht Mehrsprachige Banater Periodika im 19. Jahrhundert. Im Kronland „Serbische Wojwodschaft und Temeser Banat“ (einschließlich der Batschka) gab es Amtsblätter in vier Sprachen. Rumänen und Serben erhielten „Landesblätter“ in ihrer Sprache. Aus geschäftlichen Interessen war der Anzeigenteil der Banater Periodika, etwa die „Jahrbücher“ der Temeswarer Handels- und Gewerbekammer, mehrsprachig. Oft geht es nicht um Kulturvermittlung, sondern um die Förderung der (ungarischen) Staatssprache. Überlebenschancen von zwei- und mehrsprachigen Minderheitenpublikationen liegen immer in ihrer
Brückenfunktion. Die Zeitung Timisoara hat heute abwechselnd Sonderseiten in Deutsch, Ungarisch und Serbisch. Und von der Reschitzaer Bibliothek wird die dreisprachige Monatsschrift împreunã, miteinander, együttesen herausgegeben.