ART:0556 - Blumen von der Heide: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Stefan Jäger wissenschaftlich zu sprechen. Wir wissen, daß der Maler zu | ||
+ | seinen Lebzeiten sich gegen eine solche Auslegung seiner Bilder gesträubt | ||
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+ | Bildern beigefügt, ein Zeugnis fnr die Fähigkeit, auch die kleinsten | ||
+ | unscheinbarsten Dinge scharf zu beobachten und die Stimmung der | ||
+ | Jahreszeiten in seine Bilder zu bannen. | ||
+ | Viele der koloristisch so bezaubernden Blumenskizzen sind bei | ||
+ | Wanderungen entstanden. Stefan Jäger brauchte nicht weit zu wandern, um | ||
+ | die bunte Welt der Feldblumen zu entdecken; er fand sie schon, wenn er die | ||
+ | letzten Häuser der Siedlung hinter sich ließ: Komblwnen, Rittersporn und | ||
+ | Klatschmohn vereinen sich in buntem Reigen, darüber lächelt Himmelsbläue; | ||
+ | Wiesenkleeblüten, Löwenzahn mit seidigschillernden Federkronen, Blätter, | ||
+ | Gräser und Halme - alles spricht uns freudig und vertraut an. | ||
+ | Wir spüren die Freude des Wanderers durch die Fluren seiner Heimat, | ||
+ | die der Maler mit all seinen Sinnen ausgekostet hat. Pinsel und Zeichenstift | ||
+ | waren seine Werkzeuge. Manches mag er, auf einem Wegstein sitzend, | ||
+ | flüchtig skizziert und dann im Atelier farbig durchgeführt haben. Darunter | ||
+ | sind Naturaufna~en voller strenger Sachlichkeit und fotografischer Treue; | ||
+ | diese 'Naturstudien dienten Arbeitszwecken, als Unterlagen, sei es um einen | ||
+ | landschaftlichen Hintergrund zu schaffen oder um sie in eine Komposition - | ||
+ | einzuflechten. Daneben sind zeichnerisch und malerisch abgerundet | ||
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+ | durchgeführte Blätter als künstlerischer Selbstzweck entstanden: Ein | ||
+ | sommerlicher Strauß, frisch von der duftenden Juniwiese heimgebracht, eine | ||
+ | frohe Inspiration, in der sich lichte Farben zu einer Harmonie von starker | ||
+ | Leuchtkraft vereinen. | ||
+ | Einsam in der Werkstatt arbeitend mit Respekt vor dem künstlerischen | ||
+ | Eigenwert jeden Dinges, des kleinsten wie des größten, sei es die Kalligraphie | ||
+ | der Grashalme oder das Samtrot der Rosen, vollendete Stefan Jäger seine | ||
+ | Bilder. | ||
+ | Im Garten der Kunst Jägers finden wir Blumen, Blüten und Blätter | ||
+ | verschiedenster Sorten: das bescheidene Veilchen oder das Stiefmütterchen in | ||
+ | kleinen Vasen auf den Tischen, Geranien in den Fenstern der Bauernhäuser, | ||
+ | Flieder und Oleander im Hof und Garten, Chrysanthemen in ihrer Formenund | ||
+ | Farbenvielfalt, Feldblumen in Tontöpfen sowie prunkvolle Rosen, Lilien | ||
+ | und Nelken in kostbaren Kristallvasen, oft dem Geschmack seiner Besteller | ||
+ | angepaßt, sind nach gewohntem Klischee ausgeführt. | ||
+ | Manche Blumenbilder und Skizzen bezeugen die Freude des Malers am | ||
+ | Ornament, andere bekunden ein stilles Verweilen vor der Natur, das | ||
+ | Belauschen des Feldrains oder des Gräserdickichts der Wiesen mit dem | ||
+ | Gewimmel der kleinen Welt. | ||
+ | Der Vortrag ist frei und zart, sein Kolorit ist lyrisch abgestimmt. Eine | ||
+ | gewisse Zärtlichkeit für das gewählte Motiv und die liebevolle Fähigkeit, es | ||
+ | als Kleinbild sauber durchzugestalten, das sind die Stilelemente dieser | ||
+ | Blätter. | ||
+ | Es sind unserem Auge wohlgefällige Bilder, die Stefan Jäger geschaffen | ||
+ | hat: unmittelbar erschließen sich alle Schönheiten, alles spricht uns freudig | ||
+ | und vertraut an, es jubelt uns zu. | ||
+ | Heute flicht man Stefan Jäger den schönsten Blumenkranz mit Blüten | ||
+ | aus der Heide und Hecke; sie kommen aus den Herzen jener, in deren Stuben | ||
+ | des Malers Bilder nicht nur ein freudiger Blickfang sind.., sondern ein Stück | ||
+ | Tradition, ein kostbares Erbe der Väter, ein Stück Heimat bedeuten. | ||
+ | (Festrede anläßlich der J-00-Jahrfeier, Hatzfeld, 28. V 1977 | ||
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Version vom 29. Februar 2016, 15:14 Uhr
Bibliografie | |
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Artikel Nummer: | 0556 |
Autor Name: | Dr. Annemarie Podlipny-Hehn |
Titel des Artikels : | Blumen von der Heide |
Publikation: | Buch |
Titel der Publikation: | Werte aller Zeiten |
Untertitel der Publikation: | Kunstgeschichtliche und -kritische Studien und Beiträge |
Verlag: | Kriterion |
Erscheinungsort: | Bukarest |
Jahr: | 1998 |
Seite: | 122ff |
* [[Dr. Annemarie Podlipny-Hehn]]: [[ART:0556 - Blumen von der Heide|<i>Blumen von der Heide</i>]]. Werte aller Zeiten. Kriterion, Bukarest 1998 |
BLUMEN VON DER HEIDE
ZUM 100. GEBURTSTAG STEFAN JÄGERS
Heute, an diesem Festtag, ist es vielleicht am wenigsten angebracht über
Stefan Jäger wissenschaftlich zu sprechen. Wir wissen, daß der Maler zu
seinen Lebzeiten sich gegen eine solche Auslegung seiner Bilder gesträubt
hat. Am liebsten war ihm ein anerkennendes Zunicken, ein freundliches
Zulächeln seiner Landsleute, die seine Bilder verstehen und lieben. Deshalb
sei es mir erlaubt, trotz dieser anspruchsvollen Bezeichnung eines
wissenschaftlichen Symposiums, weniger wissenschaftlich ·zu sein. Denn was
wir über unseren Maler Stefan Jäger sagen wollen, kommt ja doch immer von
Herzen. Und in diesem Sinne wollen die wenigen Worte ein Blütenstrauß der
schönsten und reinsten Gefühle sein, die wir am heutigen 100. Geburtstag
unserem Heimatmaler Stefan Jäger darbieten wollen.
Betrachten wir Stefan Jägers Lebenswerk näher, so fällt uns auf, daß
Blumenmotive in fast allen seinen Bildern zugegen sind, sei es in den
Stilleben als selbständiges Motiv, in den Figurenbildern als landschaftlicher
Hintergrund, in seinen Landschaften als stimmungsschaffendes Element oder
in den Trachtenbildern als farbenfrohes Ornament. Immer wieder hat der
Maler ein poesievolles Motiv aus-. der nahen und vertrauten Natur seinen
Bildern beigefügt, ein Zeugnis fnr die Fähigkeit, auch die kleinsten
unscheinbarsten Dinge scharf zu beobachten und die Stimmung der
Jahreszeiten in seine Bilder zu bannen.
Viele der koloristisch so bezaubernden Blumenskizzen sind bei
Wanderungen entstanden. Stefan Jäger brauchte nicht weit zu wandern, um
die bunte Welt der Feldblumen zu entdecken; er fand sie schon, wenn er die
letzten Häuser der Siedlung hinter sich ließ: Komblwnen, Rittersporn und
Klatschmohn vereinen sich in buntem Reigen, darüber lächelt Himmelsbläue;
Wiesenkleeblüten, Löwenzahn mit seidigschillernden Federkronen, Blätter,
Gräser und Halme - alles spricht uns freudig und vertraut an.
Wir spüren die Freude des Wanderers durch die Fluren seiner Heimat,
die der Maler mit all seinen Sinnen ausgekostet hat. Pinsel und Zeichenstift
waren seine Werkzeuge. Manches mag er, auf einem Wegstein sitzend,
flüchtig skizziert und dann im Atelier farbig durchgeführt haben. Darunter
sind Naturaufna~en voller strenger Sachlichkeit und fotografischer Treue;
diese 'Naturstudien dienten Arbeitszwecken, als Unterlagen, sei es um einen
landschaftlichen Hintergrund zu schaffen oder um sie in eine Komposition -
einzuflechten. Daneben sind zeichnerisch und malerisch abgerundet
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durchgeführte Blätter als künstlerischer Selbstzweck entstanden: Ein
sommerlicher Strauß, frisch von der duftenden Juniwiese heimgebracht, eine
frohe Inspiration, in der sich lichte Farben zu einer Harmonie von starker
Leuchtkraft vereinen.
Einsam in der Werkstatt arbeitend mit Respekt vor dem künstlerischen
Eigenwert jeden Dinges, des kleinsten wie des größten, sei es die Kalligraphie
der Grashalme oder das Samtrot der Rosen, vollendete Stefan Jäger seine
Bilder.
Im Garten der Kunst Jägers finden wir Blumen, Blüten und Blätter
verschiedenster Sorten: das bescheidene Veilchen oder das Stiefmütterchen in
kleinen Vasen auf den Tischen, Geranien in den Fenstern der Bauernhäuser,
Flieder und Oleander im Hof und Garten, Chrysanthemen in ihrer Formenund
Farbenvielfalt, Feldblumen in Tontöpfen sowie prunkvolle Rosen, Lilien
und Nelken in kostbaren Kristallvasen, oft dem Geschmack seiner Besteller
angepaßt, sind nach gewohntem Klischee ausgeführt.
Manche Blumenbilder und Skizzen bezeugen die Freude des Malers am
Ornament, andere bekunden ein stilles Verweilen vor der Natur, das
Belauschen des Feldrains oder des Gräserdickichts der Wiesen mit dem
Gewimmel der kleinen Welt.
Der Vortrag ist frei und zart, sein Kolorit ist lyrisch abgestimmt. Eine
gewisse Zärtlichkeit für das gewählte Motiv und die liebevolle Fähigkeit, es
als Kleinbild sauber durchzugestalten, das sind die Stilelemente dieser
Blätter.
Es sind unserem Auge wohlgefällige Bilder, die Stefan Jäger geschaffen
hat: unmittelbar erschließen sich alle Schönheiten, alles spricht uns freudig
und vertraut an, es jubelt uns zu.
Heute flicht man Stefan Jäger den schönsten Blumenkranz mit Blüten
aus der Heide und Hecke; sie kommen aus den Herzen jener, in deren Stuben
des Malers Bilder nicht nur ein freudiger Blickfang sind.., sondern ein Stück
Tradition, ein kostbares Erbe der Väter, ein Stück Heimat bedeuten.
(Festrede anläßlich der J-00-Jahrfeier, Hatzfeld, 28. V 1977