Stefan Jäger Archiv

ART:0558 - Stefan Jäger, der beliebteste Maler der Banater Schwaben: Unterschied zwischen den Versionen

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<h2 class="myuntertitel">'''''Der beliebteste Maler der Banater Schwaben'''''</h2>
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Heuer sind es 115 Jahre seit der Geburt des Malers [[Stefan Jäger]] und 30 Jahre seit seinem Tode. Und wenn wir schon von Jubiläen sprechen, so
Heuer sind es 115 Jahre seit der Geburt des Malers Stefan Jäger und 30 Jahre seit seinem Tode. Und wenn wir schon von Jubiläen sprechen, so
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möchte ich noch daran erinnern, daß 25 Jahre verstrichen sind seit der ersten großen Retrospektivausstellung des Malers, die sich auf fünf große
möchte ich noch daran erinnern, daß 25 Jahre verstrichen sind seit der ersten
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Ausstellungsräumlichkeiten des [[Timișoara|Temeswarer]] [[Banater Museum|Museum]]s im Hunyadi-Kastell ausbreitete, die bereits fünf Jahre nach seinem Tode und zum 90. Geburtstag des Malers eingerichtet wurde. Heuer sind es auch 20 Jahre seit dem Erscheinen der ersten Stefan-Jäger-Monographie in deutscher Sprache im Bukarester [[Kriterion]] Verlag.<br/>
großen Retrospektivausstellung des Malers, die sich auf fünf große
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Ist es uns gelungen, vor 25 Jahren eine so umfassende Jäger-Ausstellung im Banat aus Privatbesitz aufzubauen, so konnte heuer eine Jäger-Ausstellung in mehreren Städten der Bundesrepublik Deutschland wie Ingolstadt, Stuttgart, Fürth, Frankenthal und Ulm gezeigt werden, die Werke aus der ehemaligen [[Gedenkstätte]] von [[Jimbolia|Hatzfeld]] und aus dem Besitz der Kunstabteilung des [[Banater Museum]]s vereint.<br/>
Ausstellungsräumlichkeiten des Temeswarer Museums im Hunyadi-Kastell
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[[Stefan Jäger]]s Kunst ist dem engeren heimatlichen Lebensraum entsprungen und bleibt einem gewissen Provinzialismus verhaftet. Dabei muß man dieses Wort nicht unbedingt abwertend gebrauchen. Im Falle [[Stefan Jäger|Jägers]] handelt es sich vielmehr um eine Kunst, die sich im wahrsten Sinne des Wortes auf diese Provinz, auf das Banat, bezieht, und sie tut es voll der erhabensten, aufrichtigsten Gefühle: Liebe zur Heimat, Freude an ihrer Schönheit, Achtung vor den Menschen und ihrer Arbeit, vor ihren Traditionen. Es ist eine Kunst, die tief in dem vertrauten Heimatboden und seinen Überlieferungen verankert ist.<br/>
ausbreitete, die bereits fünf Jahre nach seinem Tode und zum 90. Geburtstag
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Der Maler [[Stefan Jäger]] wurde am 28. Mai 1877 als Sohn eines Feldschers in der Gemeinde [[Cenei|Tschene]] unweit von [[Jimbolia|Hatzfeld]] geboren. [[Volksschule|Volks-]] und [[Handelsschule|Mittelschule]] besuchte er in [[Cenei|Tschene]], [[Timișoara|Temeswar]] und [[Szeged]]. Ab 1895
des Malers eingerichtet wurde. Heuer sind es auch 20 Jahre seit dem
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studierte er an der [[Zeichenschule|Hochschule]] für Bildende Kunst in [[Budapest]]. Nach vierjähriger Ausbildung unternahm er Studienreisen nach Österreich, Deutschland und Italien. Danach begann er in [[Budapest]] selbständig zu arbeiten. [[Jimbolia|Hatzfeld]] war seit 1910 die Wahlheimat des Malers, wo er bis ins hohe Alter schlicht und ungekünstelt, ehrlich und bescheiden an seinem Lebenswerk schuf. Er starb am 16. März 1962.<br/>
Erscheinen der ersten Stefan-Jäger-Monographie in deutscher Sprache im
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Der Maler Stefan Jäger erhielt bereits 1906 den Auftrag, ein Gemälde für die Gemeinde Gertjanosch zum Thema ''Die Ansiedlung der Deutschen im  
~B ukarester Kriteri on V er lag.
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Südosten'' zu malen. Seinen ersten Entwurf zu diesem Bild hat der Maler in [[Budapest]] ausgeführt. Da man die Trachten als nicht zeitgemäß empfunden,
Ist es uns gelungen, vor 25 Jahren eine so umfassende Jäger-Ausstellung
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verlangte man ein zweites größeres Bild. Dafür unternahm der Maler eine Studienreise in die Urheimat der Banater Schwaben.<br/>
im Banat aus Privatbesitz aufzubauen, so konnte heuer eine Jäger-Ausstellung
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Aus technischen Gründen - wegen der beträchtlichen Dimensionen (5 x 1,5 m) - teilte der Maler sein Gemälde in drei Einzelteile, deren Verbindung zum Ganzen er meisterhaft löste.<br/>
in mehreren Städten der Bundesrepublik Deutschland wie Ingolstadt,
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Im Frühjahr 1910 wurde das [[WK:0376|Einwanderungsbild]] in [[Cărpiniș|Gertjanosch]] anläßlich einer Gewerbe- und Landwirtschaftsausstellung feierlich enthüllt und machte den Künstler unter seinen schwäbischen Landsleuten mit einem Schlag berühmt.<br/>
Stuttgart, Fürth, Frankenthal und Ulm gezeigt werden, die Werke aus der
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Das [[WK:0376|Einwanderungsbild]] mit seinen Teilen : Wanderung, Rast und Ankunft, eine große figurenreiche Komposition, ist ein geschichtlichethnographisches Dokument aus dem Leben der Banater Schwaben. Es schildert überzeugend und ergreifend das Schicksal der Ansiedler, die im 18. Jahrhundert vom Rhein bis zur Donau über Ulm, Wien, Ofen bis ins Banat voller Hoffnung einer neuen Heimat entgegengezogen waren. Viele hundert Meilen wanderten sie zu Fuß, dann kamen sie auf der Donau in den "Ulmer Schachteln" gefahren, bis sie auf Steppen- und Sumpfboden ausgeschifft wurden.<br/>
ehemaligen Gedenkstätte von Hatzfeld und aus dem Besitz der
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Im ersten Teil ''Wanderung'' schreitet die Kolonne der Einwanderer aus dem Hintergrund der Mitte des Bildes zu; es sind mit Bündeln beladene Fußgänger; die Frauen tragen die Kleinsten auf dem Rücken, während die etwas größeren Kinder an der Hand nachgeschleppt werden. Die Leute trotten
Kunstabteilung des Banater Museums vereint.
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müde auf einem zerfurchten Feldweg dahin, dem Ziel ihrer Reise entgegen, in der Hoffnung auf eine neue Heimat.<br/>
Stefan Jägers Kunst ist dem engeren heimatlichen Lebensraum
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Das erste Bild leitet sowohl durch die dargestellte Handlung als auch durch die Landschaft, die darauf sichtbar wird, zum Mittelstück über, das gleichfalls organisch mit dem dritten verbunden ist.<br/>
entsprungen und bleibt einem gewissen Provinzialismus verhaftet. Dabei muß
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Der mittlere Teil des Triptychons, der die ''Rast'' der Einwanderer darstellt, ist das größte Bild der Komposition. Erschöpft lassen sich die Ansiedler auf sumpfigem Steppenboden unter einem weiten, grau-blauen Himmel nieder. In der Mitte des Gemäldes lagert eine Familie auf einem Bündel, das ihr ganzes Hab und Gut darstellt; der Vater hält das Kind schützend an sich gedrückt. Liebevoll ist die Mutter mit dem Säugling an der Brust gestaltet; sie ist Blickfang des Bildes. Das Motiv der kräftigen, blondhaarigen und blauäugigen Mutter mit den rotglühenden Wangen und dem glückstrahlenden Ausdruck wird vom Maler oft gestaltet.<br/>
man dieses Wort nicht unbedingt abwertend gebrauchen. Im Falle Jägers
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Der dritte Teil des Einwanderungsbildes zeigt die Siedler am Bestimmungsort, wo ihnen durch einen kaiserlichen Beamten halbfertige Häuser zugeteilt werden . In unermüdlicher Arbeit und in hartem Kampf mit den Naturgewalten werden die ersten Kolonistenhäuser in der neuen Heimat errichtet, die durch das Werk von Generationen zu blühendem Leben erwachen soll.<br/>
handelt es sich vielmehr um eine Kunst, die sich im wahrsten Sinne des
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Zahlreiche Skizzen und Studien sind diesem Bild vorangegangen, die Varianten dieses Themas festhalten.<br/>
Wortes auf diese Provinz, auf das Banat, bezieht, und sie tut es voll der
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Gern bezeichnet man das [[WK:0376|Einwanderungsbild als [[Stefan Jäger|Jägers]] Hauptwerk, schon weil dieses Triptychon durch seine beträchtlichen Dimensionen die größte und figurenreichste Arbeit des Malers ist und vor allem weil es sehr populär ist, durch Reproduktionen weit verbreitet wurde.<br/>
erhabensten, aufrichtigsten Gefühle: Liebe zur Heimat, Freude an ihrer
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Doch erst nach diesem ersten großen Schwabenbild, das thematisch dem Leben der Heimat entsprungen ist und für seine Landsleute bestimmt war, beginnt [[Stefan Jäger|Jäger]] sich intensiv mit der Welt und dem Schaffen der Banater Menschen auseinanderzusetzen, er wurde der beliebteste Maler der Banater Schwaben.<br/>
Schönheit, Achtung vor den Menschen und ihrer Arbeit, vor ihren
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Das zweite große Thema, das [[Stefan Jäger|Jäger]] geschaffen hat, ist ''Des Schwaben Kulturarbeit''; ebenfalls in drei Teile gegliedert, worin drei verschiedene Etappen der Rode- und Aufbauarbeit dargestellt sind. Auch dazu sind Skizzen vorhanden, die das Ackern der ersten Furche darstellen. Die Feldarbeit ist in vielen Skizzen des Malers festgehalten: das Ackern und Säen, Schnitt und Drusch, Maisernte, Weinlese, die Heimkehr vom Felde und viele andere Aspekte des täglichen Lebens sind in ihrer Vielfalt wiedergegeben.<br/>
Traditionen. Es ist eine Kunst, die tief in dem vertrauten Heimatboden und
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Der Bauernhof mit all seinem Zubehör, sowohl der Vorderhof mit seinen Blumenbeeten als auch der Hinterhof mit den Stallungen, dem Vieh, den Hühnerhöfen, das Bauernhaus mit den schmucken Barockgiebeln, die Bauernwohnung mit den einzelnen Möbeln vom Zapfenbrett bis zum Spinnrad, all dies gab dem Maler Anlaß zu liebevoller Schilderung.<br/>
seinen Überlieferungen verankert ist.
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Die Banater Ebene im Wandel der Jahreszeiten, die Felder und Fluren oder das Banater Heidedorf mit den kleinen weißen Häusern der Ärmsten am
Der Maler Stefan Jäger wurde am 28. Mai 1877 als Sohn eines
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Dorfrand. die Roßmühle, schon damals eine Seltenheit und heute ganz verschwunden, ist nur noch in den Skizzen und Bildern [[Stefan Jäger]]s
Feldsehers in der Gemeinde Tschene unweit von Hatzfeld geboren. Volksund
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verewigt.<br/>
Mittelschule besuchte er in Tschene, Temeswar und Szeged. Ab 1895
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Es gibt keine Feste oder Bräuche der schwäbischen Dörfer, die nicht ihren Niederschlag in den Werken des Heimatmalers [[Stefan Jäger]] erfahren hätten. Die Kerwei ist in allen Einzelheiten erfaßt, das Maibaumsetzen, das Erntefest mit seinem Aufzug, Hochzeit und Taufe, Christkind-Engel und Belzebub, Silvesterständchen, Faschings- und Trachtenbälle, Mußestunden in einer Spinnstube, Plauderstündchen auf dem Gassenbänkel oder die Kartenpartie der Männer, Dorfmusik und Tanz und Neckerei - ein idyllisches Bild des Dorfes im Festtagskleide.<br/>
studierte er an der Hochschule für Bildende Kunst in Budapest. Nach
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Man könnte noch unzählige Themen anführen, die [[Stefan Jäger|Jäger]] aus dem unerschöpflichen Reichtum bunten Volkslebens für die Nachwelt gesammelt hat. Es sind wahrheitsgetreue, mit strengster Genauigkeit und Sorgfalt ausgeführte Bilder der Wirklichkeit, die viel Wärme und Liebe, das ganze Verständnis des Malers für seine Mitmenschen ausstrahlen - eine umfassende schwäbische Trachtenschau und in Bildem gestaltete Banater Volkskunde.<br/>
vie1jähriger Ausbildung unternahm er Studienreisen nach Österreich,
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Deutschland und Italien. Danach begann er in Budapest selbständig zu
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(NBZ, T. 28.V. 1992)
arbeiten. Hatzfeld war seit 1910 die Wahlheimat des Malers, wo er bis ins
 
hohe Alter schlicht und ungekünstelt, ehrlich und bescheiden an seinem
 
Lebenswerk schuf. Er starb am 16. März 1962.
 
Der Maler Stefan Jäger erhielt bereits 1906 den Auftrag, ein Gemälde
 
für die Gemeinde Gertjanosch zum Thema Die Ansiedlung der Deutschen im
 
 
Südosten zu malen. Seinen ersten Entwurf zu diesem Bild hat der Maler in
 
Budapest ausgeführt. Da man die Trachten als nicht zeitgemäß empfunden,
 
verlangte man ein zweites größeres Bild. Dafür unternahm der Maler eine
 
Studienreise in die Urheimat der Banater Schwaben.
 
Aus technischen Gründen - wegen der beträchtlichen Dimensionen (5 x
 
1,5 m) - teilte der Maler sein Gemälde in drei Einzelteile, deren Verbindung
 
zum Ganzen er meisterhaft löste.
 
Im Frühjahr 1910 wurde das Einwanderungsbild in Gertjanosch
 
anläßlich einer Gewerbe- und Landwirtschaftsausstellung feierlich enthüllt
 
und machte den Künstler unter seinen schwäbischen Landsleuten mit einem
 
Schlag berühmt.
 
Das Einwanderungsbild mit seinen Teilen : Wanderung, Rast und
 
Ankunft, eine große figurenreiche Komposition, ist ein geschichtlichethnograph
 
isches Dokument aus dem Leben der Banater Schwaben. Es
 
schildert überzeugend und ergreifend das Schicksal der Ansiedler, die im 18.
 
Jahrhundert vom Rhein bis zur Donau über Ulm, Wien, Ofen bis ins Banat
 
voller Hoffnung einer neuen Heimat entgegengezogen waren. Viele hundert
 
Meilen wanderten sie zu Fuß, dann kamen sie auf der Donau in den "Ulmer
 
Schachteln" gefahren, bis sie auf Steppen- und Sumpfboden ausgeschifft
 
wurden.
 
Im ersten Teil Wanderung schreitet die Kolonne der Einwanderer aus
 
dem Hintergrund der Mitte des Bildes zu; es sind mit Bündeln beladene
 
Fußgänger; die Frauen tragen die Kleinsten auf dem Rücken, während die
 
etwas größeren Kinder an der Hand nachgeschleppt werden. Die Leute trotten
 
müde auf einem zerfurchten Feldweg dahin, dem Ziel ihrer Reise entgegen, in
 
der Hoffnung auf eine neue Heimat.
 
Das erste Bild leitet sowohl durch die dargestellte Handlung als auch
 
durch die Landschaft, die darauf sichtbar wird, zum Mittelstück über, das
 
gleichfalls organisch mit dem dritten verbunden ist.
 
Der mittlere Teil des Triptychons, der die Rast der Einwanderer
 
darstellt, ist das größte Bild der Komposition. Erschöpft lassen sich die
 
Ansiedler auf sumpfigem Steppenboden unter einem weiten, grau-blauen
 
Himmel nieder. ln der Mitte des Gemäldes lagert eine Familie auf einem
 
Bündel, das ihr ganzes Hab und Gut darstellt; der Vater hält das Kind
 
schützend an sich gedrückt. Liebevoll ist die Mutter mit dem Säugling an der
 
Brust gestaltet; sie ist Blickfang des Bildes. Das Motiv der kräftigen,
 
blondhaarigen und blauäugigen Mutter mit den rotglühenden Wangen und
 
dem glückstrahlenden Ausdruck wird vom Maler oft gestaltet.
 
Der dritte Teil des Einwanderungsbildes zeigt die Siedler am
 
Bestimmungsmi, wo ihnen durch einen kaiserlichen Beamten halbfertige
 
Häuser zugeteilt werden . In unermüdlicher Arbeit und in hartem Kampf mit
 
 
 
den Naturgewalten werden die ersten Kolonistenhäuser in der neuen Heimat
 
errichtet, die durch das Werk von Generationen zu blühendem Leben
 
erwachen soll.
 
Zahlreiche Skizzen und Studien sind diesem Bild vorangegangen, die
 
Varianten dieses Themas festhalten .
 
Gern bezeichnet man das Einwanderungsbild als Jägers Hauptwerk,
 
schon weil dieses Triptychon durch seine beträchtlichen Dimensionen die
 
größte und figurenreichste Arbeit des Malers ist und vor allem weil es sehr
 
populär ist, durch Reproduktionen weit verbreitet wurde.
 
Doch erst nach diesem ersten großen Schwabenbild, das thematisch dem
 
Leben der Heimat entsprungen ist und für seine Landsleute bestimmt war,
 
beginnt Jäger sich intensiv mit der Welt und dem Schaffen der Banater
 
Menschen auseinanderzusetzen, er wurde der beliebteste Maler der Banater
 
Schwaben.
 
Das zweite große Thema, das Jäger geschaffen hat, ist Des Schwaben
 
Kulturarbeit; ebenfalls in drei Teile gegliedert, worin drei verschiedene
 
Etappen der Rode- und Aufbauarbeit dargestellt sind. Auch dazu sind Skizzen
 
vorhanden, die das Ackern der ersten Furche darstellen. Die Feldarbeit ist in
 
vielen Skizzen des Malers festgehalten: das Ackern und Säen, Schnitt und
 
Drusch, Maisernte, Weinlese, die Heimkehr vom Felde und viele andere
 
Aspekte des täglichen Lebens sind in ihrer Vielfalt wiedergegeben.
 
Der Bauernhof mit all seinem Zubehör, sowohl der Vorderhof mit
 
seinen Blumenbeeten als auch der Hinterhof mit den Stallungen, dem Vieh,
 
den Hühnerhöfen, das Bauernhaus mit den schmucken Barockgiebeln, die
 
Bauernwohnung mit den einzelnen Möbeln vom Zapfenbrett bis zum
 
Spinnrad, all dies gab dem Maler Anlaß zu liebevoller Schilderung.
 
Die Banater Ebene im Wandel der Jahreszeiten, die Felder und Fluren
 
oder das Banater Heidedorf mit den kleinen weißen Häusern der Ärmsten am
 
Dorfrand. die Roßmühle, schon damals eine Seltenheit und heute ganz
 
verschwunden, ist nur noch in den Skizzen und Bildern Stefan Jägers
 
verewigt.
 
Es gibt keine Feste oder Bräuche der schwäbischen Dörfer, die nicht
 
ihren Niederschlag in den Werken des Heimatmalers Stefan J~ger erfahren
 
hätten. Die Kerwei ist in allen Einzelheiten erfaßt, das Maibaumsetzen, das
 
Erntefest mit sein~m Aufzug, Hochzeit und . Taufe, Christkind-Engel und
 
Belzebub, Silvesterständchen, Faschings- und Trachtenbälle, Mußestunden in
 
einer Spinnstube, Plauderstündchen auf dem Gassenbänkel oder die
 
Kartenpartie der Männer, Dorfmusik und Tanz und Neckerei - ein idyllisches
 
Bild des Dorfes im Festtagskleide.
 
Man könnte noch unzählige Themen anführen, die Jäger aus dem
 
unerschöpflichen Reichtuin bunten Volkslebens für die Nachwelt gesaimnelt
 
 
hat. Es sind wahrheitsgetreue, mit strengster Genauigkeit und Sorgfalt
 
ausgeführte Bilder der Wirklichkeit, die viel Wärme und Liebe, das ganze
 
Verständnis des Malers für seine Mitmenschen ausstrahlen - eine umfassende
 
schwäbische Trachten schau und in B ildem gestaltete Banater Volkskunde.
 
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Version vom 1. März 2016, 11:29 Uhr


Bibliografie
Artikel Nummer: 0558
ART 0558.jpg
Autor Name: Dr. Annemarie Podlipny-Hehn
Titel des Artikels : Stefan Jäger, der beliebteste Maler der Banater Schwaben
Publikation: Buch
Titel der Publikation: Werte aller Zeiten
Untertitel der Publikation: Kunstgeschichtliche und -kritische Studien und Beiträge
Verlag: Kriterion
Druckerei: Cosmopolitan Art Temeswar
Erscheinungsort: Bukarest
Jahr: 1998
Seite: 118-121
ISBN: ISBN:973 26 0552 9
* [[Dr. Annemarie Podlipny-Hehn]]: [[ART:0558 - Stefan Jäger, der beliebteste Maler der Banater Schwaben|<i>Stefan Jäger, der beliebteste Maler der Banater Schwaben</i>]]. Werte aller Zeiten. Kriterion, Bukarest 1998, ISBN 973 26 0552 9

Heuer sind es 115 Jahre seit der Geburt des Malers Stefan Jäger und 30 Jahre seit seinem Tode. Und wenn wir schon von Jubiläen sprechen, so möchte ich noch daran erinnern, daß 25 Jahre verstrichen sind seit der ersten großen Retrospektivausstellung des Malers, die sich auf fünf große Ausstellungsräumlichkeiten des Temeswarer Museums im Hunyadi-Kastell ausbreitete, die bereits fünf Jahre nach seinem Tode und zum 90. Geburtstag des Malers eingerichtet wurde. Heuer sind es auch 20 Jahre seit dem Erscheinen der ersten Stefan-Jäger-Monographie in deutscher Sprache im Bukarester Kriterion Verlag.
Ist es uns gelungen, vor 25 Jahren eine so umfassende Jäger-Ausstellung im Banat aus Privatbesitz aufzubauen, so konnte heuer eine Jäger-Ausstellung in mehreren Städten der Bundesrepublik Deutschland wie Ingolstadt, Stuttgart, Fürth, Frankenthal und Ulm gezeigt werden, die Werke aus der ehemaligen Gedenkstätte von Hatzfeld und aus dem Besitz der Kunstabteilung des Banater Museums vereint.
Stefan Jägers Kunst ist dem engeren heimatlichen Lebensraum entsprungen und bleibt einem gewissen Provinzialismus verhaftet. Dabei muß man dieses Wort nicht unbedingt abwertend gebrauchen. Im Falle Jägers handelt es sich vielmehr um eine Kunst, die sich im wahrsten Sinne des Wortes auf diese Provinz, auf das Banat, bezieht, und sie tut es voll der erhabensten, aufrichtigsten Gefühle: Liebe zur Heimat, Freude an ihrer Schönheit, Achtung vor den Menschen und ihrer Arbeit, vor ihren Traditionen. Es ist eine Kunst, die tief in dem vertrauten Heimatboden und seinen Überlieferungen verankert ist.
Der Maler Stefan Jäger wurde am 28. Mai 1877 als Sohn eines Feldschers in der Gemeinde Tschene unweit von Hatzfeld geboren. Volks- und Mittelschule besuchte er in Tschene, Temeswar und Szeged. Ab 1895 studierte er an der Hochschule für Bildende Kunst in Budapest. Nach vierjähriger Ausbildung unternahm er Studienreisen nach Österreich, Deutschland und Italien. Danach begann er in Budapest selbständig zu arbeiten. Hatzfeld war seit 1910 die Wahlheimat des Malers, wo er bis ins hohe Alter schlicht und ungekünstelt, ehrlich und bescheiden an seinem Lebenswerk schuf. Er starb am 16. März 1962.
Der Maler Stefan Jäger erhielt bereits 1906 den Auftrag, ein Gemälde für die Gemeinde Gertjanosch zum Thema Die Ansiedlung der Deutschen im Südosten zu malen. Seinen ersten Entwurf zu diesem Bild hat der Maler in Budapest ausgeführt. Da man die Trachten als nicht zeitgemäß empfunden, verlangte man ein zweites größeres Bild. Dafür unternahm der Maler eine Studienreise in die Urheimat der Banater Schwaben.
Aus technischen Gründen - wegen der beträchtlichen Dimensionen (5 x 1,5 m) - teilte der Maler sein Gemälde in drei Einzelteile, deren Verbindung zum Ganzen er meisterhaft löste.
Im Frühjahr 1910 wurde das Einwanderungsbild in Gertjanosch anläßlich einer Gewerbe- und Landwirtschaftsausstellung feierlich enthüllt und machte den Künstler unter seinen schwäbischen Landsleuten mit einem Schlag berühmt.
Das Einwanderungsbild mit seinen Teilen : Wanderung, Rast und Ankunft, eine große figurenreiche Komposition, ist ein geschichtlichethnographisches Dokument aus dem Leben der Banater Schwaben. Es schildert überzeugend und ergreifend das Schicksal der Ansiedler, die im 18. Jahrhundert vom Rhein bis zur Donau über Ulm, Wien, Ofen bis ins Banat voller Hoffnung einer neuen Heimat entgegengezogen waren. Viele hundert Meilen wanderten sie zu Fuß, dann kamen sie auf der Donau in den "Ulmer Schachteln" gefahren, bis sie auf Steppen- und Sumpfboden ausgeschifft wurden.
Im ersten Teil Wanderung schreitet die Kolonne der Einwanderer aus dem Hintergrund der Mitte des Bildes zu; es sind mit Bündeln beladene Fußgänger; die Frauen tragen die Kleinsten auf dem Rücken, während die etwas größeren Kinder an der Hand nachgeschleppt werden. Die Leute trotten müde auf einem zerfurchten Feldweg dahin, dem Ziel ihrer Reise entgegen, in der Hoffnung auf eine neue Heimat.
Das erste Bild leitet sowohl durch die dargestellte Handlung als auch durch die Landschaft, die darauf sichtbar wird, zum Mittelstück über, das gleichfalls organisch mit dem dritten verbunden ist.
Der mittlere Teil des Triptychons, der die Rast der Einwanderer darstellt, ist das größte Bild der Komposition. Erschöpft lassen sich die Ansiedler auf sumpfigem Steppenboden unter einem weiten, grau-blauen Himmel nieder. In der Mitte des Gemäldes lagert eine Familie auf einem Bündel, das ihr ganzes Hab und Gut darstellt; der Vater hält das Kind schützend an sich gedrückt. Liebevoll ist die Mutter mit dem Säugling an der Brust gestaltet; sie ist Blickfang des Bildes. Das Motiv der kräftigen, blondhaarigen und blauäugigen Mutter mit den rotglühenden Wangen und dem glückstrahlenden Ausdruck wird vom Maler oft gestaltet.
Der dritte Teil des Einwanderungsbildes zeigt die Siedler am Bestimmungsort, wo ihnen durch einen kaiserlichen Beamten halbfertige Häuser zugeteilt werden . In unermüdlicher Arbeit und in hartem Kampf mit den Naturgewalten werden die ersten Kolonistenhäuser in der neuen Heimat errichtet, die durch das Werk von Generationen zu blühendem Leben erwachen soll.
Zahlreiche Skizzen und Studien sind diesem Bild vorangegangen, die Varianten dieses Themas festhalten.
Gern bezeichnet man das [[WK:0376|Einwanderungsbild als Jägers Hauptwerk, schon weil dieses Triptychon durch seine beträchtlichen Dimensionen die größte und figurenreichste Arbeit des Malers ist und vor allem weil es sehr populär ist, durch Reproduktionen weit verbreitet wurde.
Doch erst nach diesem ersten großen Schwabenbild, das thematisch dem Leben der Heimat entsprungen ist und für seine Landsleute bestimmt war, beginnt Jäger sich intensiv mit der Welt und dem Schaffen der Banater Menschen auseinanderzusetzen, er wurde der beliebteste Maler der Banater Schwaben.
Das zweite große Thema, das Jäger geschaffen hat, ist Des Schwaben Kulturarbeit; ebenfalls in drei Teile gegliedert, worin drei verschiedene Etappen der Rode- und Aufbauarbeit dargestellt sind. Auch dazu sind Skizzen vorhanden, die das Ackern der ersten Furche darstellen. Die Feldarbeit ist in vielen Skizzen des Malers festgehalten: das Ackern und Säen, Schnitt und Drusch, Maisernte, Weinlese, die Heimkehr vom Felde und viele andere Aspekte des täglichen Lebens sind in ihrer Vielfalt wiedergegeben.
Der Bauernhof mit all seinem Zubehör, sowohl der Vorderhof mit seinen Blumenbeeten als auch der Hinterhof mit den Stallungen, dem Vieh, den Hühnerhöfen, das Bauernhaus mit den schmucken Barockgiebeln, die Bauernwohnung mit den einzelnen Möbeln vom Zapfenbrett bis zum Spinnrad, all dies gab dem Maler Anlaß zu liebevoller Schilderung.
Die Banater Ebene im Wandel der Jahreszeiten, die Felder und Fluren oder das Banater Heidedorf mit den kleinen weißen Häusern der Ärmsten am Dorfrand. die Roßmühle, schon damals eine Seltenheit und heute ganz verschwunden, ist nur noch in den Skizzen und Bildern Stefan Jägers verewigt.
Es gibt keine Feste oder Bräuche der schwäbischen Dörfer, die nicht ihren Niederschlag in den Werken des Heimatmalers Stefan Jäger erfahren hätten. Die Kerwei ist in allen Einzelheiten erfaßt, das Maibaumsetzen, das Erntefest mit seinem Aufzug, Hochzeit und Taufe, Christkind-Engel und Belzebub, Silvesterständchen, Faschings- und Trachtenbälle, Mußestunden in einer Spinnstube, Plauderstündchen auf dem Gassenbänkel oder die Kartenpartie der Männer, Dorfmusik und Tanz und Neckerei - ein idyllisches Bild des Dorfes im Festtagskleide.
Man könnte noch unzählige Themen anführen, die Jäger aus dem unerschöpflichen Reichtum bunten Volkslebens für die Nachwelt gesammelt hat. Es sind wahrheitsgetreue, mit strengster Genauigkeit und Sorgfalt ausgeführte Bilder der Wirklichkeit, die viel Wärme und Liebe, das ganze Verständnis des Malers für seine Mitmenschen ausstrahlen - eine umfassende schwäbische Trachtenschau und in Bildem gestaltete Banater Volkskunde.

(NBZ, T. 28.V. 1992)

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