ART:0421 - Empfang mit Stefan Jäger: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Zeitlich war die Eröffnung der Ausstellung auch gut gedacht. Sie sollte den Auftakt am Sonntag, dem Höhepunkt des Heimattreffens, bilden. Leider waren um 8.30 Uhr nur einige Busse angekommen, und so erlebte die Vernissage ein verschwindend kleiner Teil der 20.000 Gäste der diesjährigen Festtage.<br/> | ||
+ | Bundesvorsitzender Jakob Laub begrüßte die Anwesenden, besonders die aus dem Banat gekommenen, darunter die Direktorin des [[Banater Museum]]s aus [[Timișoara|Temeswar]], Frau Badescu. Der Kulturreferent der LM, [[Dr. Walther Anton Konschitzky|Walter Konschitzky]], sprach über die Bedeutung dieser Ausstellung, die in Ulm wohl einen Rekord an Zuschauern zu verbuchen hat. Er lenkte die Aufmerksamkeit auf die fast 200 Skizzen, die möglicherweise von den Besuchern nur als Vorarbeiten gesehen werden, was aber nur zum Teil stimmt. Besonders die Skizzen schaffen einen ausdrucksstarken Einblick in das Leben der Banater Dörfer, wie es heute nicht mehr zu finden ist.<br/> | ||
+ | Er erwähnte auch, daß der in Stuttgart lebende Banater Maler [[Helmut Scheibling]] an einem ergänzenden Gegenstück zum [[WK:0376|Einwanderungstriptychon]] arbeitet, das die Flucht und die Auswanderung zum Thema hat. Wird das wohl bei einem nächsten Heimattreffen zu sehen sein?<br/> | ||
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+ | Und trotzdem sprach man nicht nur von Zurückgelassenem, sondern auch von der Gegenwart und von der Zukunft, von der neuen Heimat, von Plänen, von Urlaub in Spanien oder Italien. Das Motto der Heimattage war wohl nicht von ungefähr gewählt. Jägerausstellung, Fotowettbewerb der Banater Jugend, Volkstumsnachmittag stehen für Herkunft, die Festreden, besonders jene von Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher, betonten die Zugehörigkeit der hier lebenden Banater zum deutschen Vaterland. Und wer dann am Nachmittag in den Hallen herumhörte, mußte erkennen: hier sprechen richtige Europäer. Sie waren es schon, als die Politiker bloß davon träumten, ein vereintes Europa zu schaffen. Im Banat hat sich das Modell schon lange bewährt. Wer kann da noch sagen, die Banater denken provinziell?<br/> | ||
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Aktuelle Version vom 16. Mai 2016, 08:12 Uhr
Bibliografie | |
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Artikel Nummer: | 0421 |
Autor Name: | Hans Vastag |
Titel des Artikels : | Empfang mit Stefan Jäger |
Untertitel des Artikels: | Gedanken zum Ulmer Heimattag 1992 |
Publikation: | Zeitung |
Titel der Publikation: | Banater Post |
Erscheinungsort: | München |
Jahrgang: | 37 |
Nummer: | 13/14 |
Datum: | 10.07.1992 |
Seite: | 2 |
* [[Hans Vastag]]: [[ART:0421 - Empfang mit Stefan Jäger|<i>Empfang mit Stefan Jäger</i>. Gedanken zum Ulmer Heimattag 1992]]. Banater Post, München 10.07.1992 (Jg.37 Nr.13/14), S. 2 |
Gedanken zum Ulmer Heimattag 1992
Direkter und eindrucksvoller hätte man die Gäste des Banater Heimattages 1992 wohl nicht begrüßen können: Wer am Sonntag in der Donauhalle eingetroffen ist, lief geradewegs auf das nun schon allbekannte Einwanderungsbild von Stefan Jäger zu. So allbekannt, daß die Vermutung auftauchte, es gäbe mehrere. Und das in Deutschland gezeigte sei lediglich eine Kopie. Es gibt allerdings zahlreiche Kopien, gemalte wie gedruckte. Aber wie das Dr. Annemarie Podlipny-Hehn durch die Banater Post kundtat, gibt es bloß ein Gemälde mit diesen Ausmaßen, auch wenn nun die Signierung fehlt. Im Banater Museum kommt sie wieder drauf. All das stand am Eingang der Ausstellung auf der ersten Tafel. Dem Besucher sollten gleich von vornherein alle Zweifel beseitigt werden. Er sollte wissen, daß hier das Original ausgestellt ist.
Zeitlich war die Eröffnung der Ausstellung auch gut gedacht. Sie sollte den Auftakt am Sonntag, dem Höhepunkt des Heimattreffens, bilden. Leider waren um 8.30 Uhr nur einige Busse angekommen, und so erlebte die Vernissage ein verschwindend kleiner Teil der 20.000 Gäste der diesjährigen Festtage.
Bundesvorsitzender Jakob Laub begrüßte die Anwesenden, besonders die aus dem Banat gekommenen, darunter die Direktorin des Banater Museums aus Temeswar, Frau Badescu. Der Kulturreferent der LM, Walter Konschitzky, sprach über die Bedeutung dieser Ausstellung, die in Ulm wohl einen Rekord an Zuschauern zu verbuchen hat. Er lenkte die Aufmerksamkeit auf die fast 200 Skizzen, die möglicherweise von den Besuchern nur als Vorarbeiten gesehen werden, was aber nur zum Teil stimmt. Besonders die Skizzen schaffen einen ausdrucksstarken Einblick in das Leben der Banater Dörfer, wie es heute nicht mehr zu finden ist.
Er erwähnte auch, daß der in Stuttgart lebende Banater Maler Helmut Scheibling an einem ergänzenden Gegenstück zum Einwanderungstriptychon arbeitet, das die Flucht und die Auswanderung zum Thema hat. Wird das wohl bei einem nächsten Heimattreffen zu sehen sein?
Der Jäger-Biograph Karl Hans Gross erläuterte fachmännisch das Hauptwerk des Schwabenmalers, und damit war die Ausstellung der Besichtigung freigegeben. Im Laufe des Tages wurden besonders die neun Ölbilder (Selbstportrait, Roßmühle, Jahreszeiten usw.) hundertmal fotografiert und auf Video aufgenommen. Man wollte sein Stück Stefan Jäger und damit einen Ausschnitt der Banater Heimat mit nach Hause nehmen. Diese Ausstellung bot sich geradezu an, fotografiert oder gefilmt zu werden, dank der ausgezeichneten Lichtverhältnisse und der weiten Perspektive. Die Sonne drang durch die Kuppel der Vorhalle auf die von Jäger aufgetragenen Farben, und es schien, als ob die Gestalten, die Felder, der Himmel der Banater Heimat hier in Ulm wieder lebendig werden. Nicht wenige Betrachter standen fasziniert vor den Bildern, und man sah in ihnen Erinnerungen aufflammen. Es war eine Begegnung mit zeitlich und räumlich Entlegenem. Suchte man hier nicht die Vergangenheit, die alte Heimat, wie sie verlassen wurde? Auch in den Hallen beim Heimatortstreffen waren diese suchenden, teils von Wehmut gezeichneten Blicke zu erkennen. Man suchte Verwandte, Bekannte, Schulkollegen, Kriegskameraden, die Hunderte Kilometer weit lebten und nun hier nebeneinander bei Tisch saßen. (Wer ganz weit zurück in die Vergangenheit sinken wollte, ging in die Messehalle 4, wo die amerikanische Wanderausstellung „Die Dinosaurier sind zurück" zu einer dynamischen Schau der Urwelt einlud.)
Und trotzdem sprach man nicht nur von Zurückgelassenem, sondern auch von der Gegenwart und von der Zukunft, von der neuen Heimat, von Plänen, von Urlaub in Spanien oder Italien. Das Motto der Heimattage war wohl nicht von ungefähr gewählt. Jägerausstellung, Fotowettbewerb der Banater Jugend, Volkstumsnachmittag stehen für Herkunft, die Festreden, besonders jene von Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher, betonten die Zugehörigkeit der hier lebenden Banater zum deutschen Vaterland. Und wer dann am Nachmittag in den Hallen herumhörte, mußte erkennen: hier sprechen richtige Europäer. Sie waren es schon, als die Politiker bloß davon träumten, ein vereintes Europa zu schaffen. Im Banat hat sich das Modell schon lange bewährt. Wer kann da noch sagen, die Banater denken provinziell?