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ART:0057 - Jäger-Bilder in jedes Haus: Unterschied zwischen den Versionen

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Dieser stille, bescheidene Mann mit Herz und Gemüt, wie es eben Jäger war, hatte einen stillen feinen Humor, dessen richtig nur der gewahr wurde, der das Stille, Beschauliche liebt. Erwähnt seien in diesem Sinne nur ein paar Aquarelle [[Stefan Jäger|Jägers]], die dies veranschaulichen: Wasser schöpfende und trinkende, übermütige Mädchen am Brunnen; Mädchen heben graziös, mit einem schelmischen Zug um den Mundwinkel, ein wenig ihre prächtigen Röcke beim Überschreiten einer Wasserpfütze; ein hübsches Mädchen flüstert ihrer ebenso schönen Freundin, auf der Bank sitzend, einen lustigen Einfall ins Ohr, während der Kavalier in gemessener Haltung vor ihnen steht; ein aller Spassvogel flüstert einem schelmisch lachenden Mädchen, das eine Hand vor den Mund hält, etwas ins Ohr, während ihre Freundin lachend abwinkt. Die schönen schwäbischen Trachten heben dabei die Wirkung der Bilder.<br/>
 
Dieser stille, bescheidene Mann mit Herz und Gemüt, wie es eben Jäger war, hatte einen stillen feinen Humor, dessen richtig nur der gewahr wurde, der das Stille, Beschauliche liebt. Erwähnt seien in diesem Sinne nur ein paar Aquarelle [[Stefan Jäger|Jägers]], die dies veranschaulichen: Wasser schöpfende und trinkende, übermütige Mädchen am Brunnen; Mädchen heben graziös, mit einem schelmischen Zug um den Mundwinkel, ein wenig ihre prächtigen Röcke beim Überschreiten einer Wasserpfütze; ein hübsches Mädchen flüstert ihrer ebenso schönen Freundin, auf der Bank sitzend, einen lustigen Einfall ins Ohr, während der Kavalier in gemessener Haltung vor ihnen steht; ein aller Spassvogel flüstert einem schelmisch lachenden Mädchen, das eine Hand vor den Mund hält, etwas ins Ohr, während ihre Freundin lachend abwinkt. Die schönen schwäbischen Trachten heben dabei die Wirkung der Bilder.<br/>
 
[[Stefan Jäger|Jäger]] sammelte die Beobachtungen zu solchen Bildern auf seinen zahllosen Ausflügen zu Fuss in die Dörfer der Umgebung [[Jimbolia|Hatzfeld]]s und weit darüber hinaus. Seinen guten Maleraugen prägten sich dabei immer wieder die Schönheiten der Banater Landschaft ein, und so erhielt er die Motive für seine Bilder.<br/>
 
[[Stefan Jäger|Jäger]] sammelte die Beobachtungen zu solchen Bildern auf seinen zahllosen Ausflügen zu Fuss in die Dörfer der Umgebung [[Jimbolia|Hatzfeld]]s und weit darüber hinaus. Seinen guten Maleraugen prägten sich dabei immer wieder die Schönheiten der Banater Landschaft ein, und so erhielt er die Motive für seine Bilder.<br/>
Den Sinn für diese Schönheiten hatte [[Stefan Jäger|Jäger]] schon im Elternhaus mitbekommen. Die Mutter vor allem machte den Jungen bei jeder festlichen Gelegenheit auf die bunten, farbenfrohen Volkstrachten aufmerksam und erklärte ihm den Sinn der alten Sitten und Gebräuche, deren es recht viele gab. Sie machte ihren Sohn auch gerne auf den Stil der althergebrachten schwäbischen Möbel, mit ihren Verzierungen an den Stuhllehnen, der Familientruhe, am Zapfenbrett und auf gelegentliche geschnitzte Holzeinlagen an Schränken aufmerksam.<br/> Später, in Budapest, wo er sich im Malerberuf ausbildete, reifte [[Stefan Jäger|Jäger]] zu einer Kunstauffassung und Kunstpraxis heran, die durch die Achtung vor dem einem sinnvollen Ganzem zugehörenden Detail und damit vor der Realität des Menschlichen und Gegenständlichen gekennzeichnet war und ihn zeitlebens davor bewahrte sich in Ausflügen jenseits des einwandfrei Wirklichen zu ergehen und das Leben zum Spielzeug der Phantasie zu machen. Nach Beendigung des Studiums entschloss er sich, sich in [[Jimbolia|Hatzfeld]] niederzulassen. In einer späteren autobiographischen Notiz hielt er sein Ziel von damals fest: „Meine malerische Tätigkeit war hauptsächlich dahin gerichtet, meinen Landsleuten gewissenhaft ausgeführte Bilder, in leicht verständlicher Form, mit Motiven aus dem Banater Volksleben, mit Heidelandschaften zugänglich zu machen, und ich war darauf bedacht, auch den Wenigerbemittelten die Möglichkeit zu geben, sich solche Bilder zu beschaffen." Und weiter schreibt er: „Ich habe mich darauf verlegt, die schönen schwäbischen Trachten, die landschaftlichen Stimmungen, Sitten und Gebräuche bei Festlichkeiten und im Alltagsleben darzustellen."<br/>
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Den Sinn für diese Schönheiten hatte [[Stefan Jäger|Jäger]] schon im Elternhaus mitbekommen. Die Mutter vor allem machte den Jungen bei jeder festlichen Gelegenheit auf die bunten, farbenfrohen Volkstrachten aufmerksam und erklärte ihm den Sinn der alten Sitten und Gebräuche, deren es recht viele gab. Sie machte ihren Sohn auch gerne auf den Stil der althergebrachten schwäbischen Möbel, mit ihren Verzierungen an den Stuhllehnen, der Familientruhe, am Zapfenbrett und auf gelegentliche geschnitzte Holzeinlagen an Schränken aufmerksam.<br/> Später, in [[Budapest]], wo er sich im Malerberuf ausbildete, reifte [[Stefan Jäger|Jäger]] zu einer Kunstauffassung und Kunstpraxis heran, die durch die Achtung vor dem einem sinnvollen Ganzem zugehörenden Detail und damit vor der Realität des Menschlichen und Gegenständlichen gekennzeichnet war und ihn zeitlebens davor bewahrte sich in Ausflügen jenseits des einwandfrei Wirklichen zu ergehen und das Leben zum Spielzeug der Phantasie zu machen. Nach Beendigung des Studiums entschloss er sich, sich in [[Jimbolia|Hatzfeld]] niederzulassen. In einer späteren autobiographischen Notiz hielt er sein Ziel von damals fest: „Meine malerische Tätigkeit war hauptsächlich dahin gerichtet, meinen Landsleuten gewissenhaft ausgeführte Bilder, in leicht verständlicher Form, mit Motiven aus dem Banater Volksleben, mit Heidelandschaften zugänglich zu machen, und ich war darauf bedacht, auch den Wenigerbemittelten die Möglichkeit zu geben, sich solche Bilder zu beschaffen." Und weiter schreibt er: „Ich habe mich darauf verlegt, die schönen schwäbischen Trachten, die landschaftlichen Stimmungen, Sitten und Gebräuche bei Festlichkeiten und im Alltagsleben darzustellen."<br/>
 
Die vielen hundert Bilder aus seiner 60jährigen Künstlertätigkeit veranschaulichen dieses sein Bestreben. Deshalb werden die [[Stefan Jäger|Jäger]]-Bilder heute in jeder Banater Familie, die welche besitzt, in Ehren gehalten. Ist die Zahl dieser Bilder auch verhältnismässig gross, sie würde selbst wenn nicht so viele im Laufe der Zeit verloren gegangen wären, dennoch nur für einen geringen Teil der Verehrer des Meisters ausreichen.<br/>
 
Die vielen hundert Bilder aus seiner 60jährigen Künstlertätigkeit veranschaulichen dieses sein Bestreben. Deshalb werden die [[Stefan Jäger|Jäger]]-Bilder heute in jeder Banater Familie, die welche besitzt, in Ehren gehalten. Ist die Zahl dieser Bilder auch verhältnismässig gross, sie würde selbst wenn nicht so viele im Laufe der Zeit verloren gegangen wären, dennoch nur für einen geringen Teil der Verehrer des Meisters ausreichen.<br/>
 
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Version vom 20. Mai 2016, 16:20 Uhr


Bibliografie
Artikel Nummer: 0057
Autor Name: Dr. Peter Pink
Titel des Artikels : Jäger-Bilder in jedes Haus
Untertitel des Artikels: Einige Betrachtungen aus der Biographie des Banater Malers von Dr. Peter Pink / Color-Reproduktionen im DW-Kalender 1968
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Die Wahrheit
Erscheinungsort: Temeschburg
Jahrgang: 11
Nummer: 1612
Datum: 21.12.1967
Seite: 1
* [[Dr. Peter Pink]]: [[ART:0057 - Jäger-Bilder in jedes Haus|<i>Jäger-Bilder in jedes Haus</i>. Einige Betrachtungen aus der Biographie des Banater Malers von Dr. Peter Pink / Color-Reproduktionen im DW-Kalender 1968]]. Die Wahrheit, Temeschburg 21.12.1967 (Jg.11 Nr.1612), S. 1

Einige Betrachtungen aus der Biographie des Banater Malers von Dr. Peter Pink / Color-Reproduktionen im DW-Kalender 1968

Dieser stille, bescheidene Mann mit Herz und Gemüt, wie es eben Jäger war, hatte einen stillen feinen Humor, dessen richtig nur der gewahr wurde, der das Stille, Beschauliche liebt. Erwähnt seien in diesem Sinne nur ein paar Aquarelle Jägers, die dies veranschaulichen: Wasser schöpfende und trinkende, übermütige Mädchen am Brunnen; Mädchen heben graziös, mit einem schelmischen Zug um den Mundwinkel, ein wenig ihre prächtigen Röcke beim Überschreiten einer Wasserpfütze; ein hübsches Mädchen flüstert ihrer ebenso schönen Freundin, auf der Bank sitzend, einen lustigen Einfall ins Ohr, während der Kavalier in gemessener Haltung vor ihnen steht; ein aller Spassvogel flüstert einem schelmisch lachenden Mädchen, das eine Hand vor den Mund hält, etwas ins Ohr, während ihre Freundin lachend abwinkt. Die schönen schwäbischen Trachten heben dabei die Wirkung der Bilder.
Jäger sammelte die Beobachtungen zu solchen Bildern auf seinen zahllosen Ausflügen zu Fuss in die Dörfer der Umgebung Hatzfelds und weit darüber hinaus. Seinen guten Maleraugen prägten sich dabei immer wieder die Schönheiten der Banater Landschaft ein, und so erhielt er die Motive für seine Bilder.
Den Sinn für diese Schönheiten hatte Jäger schon im Elternhaus mitbekommen. Die Mutter vor allem machte den Jungen bei jeder festlichen Gelegenheit auf die bunten, farbenfrohen Volkstrachten aufmerksam und erklärte ihm den Sinn der alten Sitten und Gebräuche, deren es recht viele gab. Sie machte ihren Sohn auch gerne auf den Stil der althergebrachten schwäbischen Möbel, mit ihren Verzierungen an den Stuhllehnen, der Familientruhe, am Zapfenbrett und auf gelegentliche geschnitzte Holzeinlagen an Schränken aufmerksam.
Später, in Budapest, wo er sich im Malerberuf ausbildete, reifte Jäger zu einer Kunstauffassung und Kunstpraxis heran, die durch die Achtung vor dem einem sinnvollen Ganzem zugehörenden Detail und damit vor der Realität des Menschlichen und Gegenständlichen gekennzeichnet war und ihn zeitlebens davor bewahrte sich in Ausflügen jenseits des einwandfrei Wirklichen zu ergehen und das Leben zum Spielzeug der Phantasie zu machen. Nach Beendigung des Studiums entschloss er sich, sich in Hatzfeld niederzulassen. In einer späteren autobiographischen Notiz hielt er sein Ziel von damals fest: „Meine malerische Tätigkeit war hauptsächlich dahin gerichtet, meinen Landsleuten gewissenhaft ausgeführte Bilder, in leicht verständlicher Form, mit Motiven aus dem Banater Volksleben, mit Heidelandschaften zugänglich zu machen, und ich war darauf bedacht, auch den Wenigerbemittelten die Möglichkeit zu geben, sich solche Bilder zu beschaffen." Und weiter schreibt er: „Ich habe mich darauf verlegt, die schönen schwäbischen Trachten, die landschaftlichen Stimmungen, Sitten und Gebräuche bei Festlichkeiten und im Alltagsleben darzustellen."
Die vielen hundert Bilder aus seiner 60jährigen Künstlertätigkeit veranschaulichen dieses sein Bestreben. Deshalb werden die Jäger-Bilder heute in jeder Banater Familie, die welche besitzt, in Ehren gehalten. Ist die Zahl dieser Bilder auch verhältnismässig gross, sie würde selbst wenn nicht so viele im Laufe der Zeit verloren gegangen wären, dennoch nur für einen geringen Teil der Verehrer des Meisters ausreichen.

Die Redaktion der Zeitung „Die Wahrheit" hat deshalb versucht, vielen Banater Familien Jäger-Bilder zur Verfügung zu stellen, und von einer Reihe der schönsten farbige Reproduktionen anfertigen lassen, die im DW-Kalender 1968 erscheinen werden, neben anderen Kunstfotos, die als Tisch und Wandschmuck jedes Heim zieren können und durch Gedichte Banater Autoren hauptsächlich Heimatgedichte von Peter Jung ergänzt werden.

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