ART:0662 - Stefan Jäger: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 13. Juni 2016, 08:15 Uhr
Bibliografie | |
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Artikel Nummer: | 0662 |
Autor Name: | Martin Mettler |
Titel des Artikels : | Stefan Jäger |
Publikation: | Kalender |
Titel der Publikation: | Gertianoscher Kulener 2003 |
Untertitel der Publikation: | Das erste Gertianoscher Heimatblatt |
Herausgeber: | HOG Gertianosch |
Druckerei: | Eurobit |
Erscheinungsort: | Temeschburg |
Jahr: | 2002 |
Seite: | 46 |
* [[Martin Mettler]]: [[ART:0662 - Stefan Jäger|<i>Stefan Jäger</i>]]. Gertianoscher Kulener 2003. HOG Gertianosch, Temeschburg 2002 |
2002 sind es 150 Jahre seit der Geburt des berühmten Banater Kunstmalers Stefan Jäger, zu dem unser Heimatort eine ganz besondere Beziehung hat. In Gertianosch bestand schon immer ein reges Interesse für kulturelles und geistiges Leben.
Die angemessene Verewigung der „Einwanderung“ durch das 5,1 m x 1,5 m große Triptychon in Öl von Stefan Jäger ist nämlich durch beherzte Männer aus Gertianosch zu Stande gekommen (Adam Röser, Jakob Knopf, Johann Walzer). Sie gaben dem jungen Maler den Auftrag, ein Gemälde zu Ehren der Urahnen zu malen. Als dieser ein 3 m x 1,5 m großes Ein-Bild-Gemälde fertig hatte, waren die Auftraggeber nicht zufrieden. Sie wollten ein größeres und zeitgetreueres Bild.
Um Trachtenstudien zu machen, ermöglichten die Gertianoscher dann dem Künstler eine zweijährige Studienreise in jene Deutschen Lande, aus denen unsere Urahnen ins Banat gekommen waren.
Wieder einmal war das ganze Dorf auf den Beinen. Die Vereine organisierter Benefiz-Veranstaltungen und viele beherzte Leute bemühten sich um Sammlungen. Selbst mein Großvater, der Mettler Schuster, war ein begeisterter Werber für diese Sache.
Als Stefan Jäger zurück kam, malte er ein dreiteiliges, großes Ölbild, das Triptychon, welches anlässlich der Gertianoscher Ausstellung 1910 enthüllt wurde und das größte Kunstwerk der Banater Schwaben werden sollte. Als Mathematiker füge ich eine kleine Rechnung hinzu: Die Gertianoscher sammelten damals für die Studienreise 4,5 Waggon Weizen (damals rechnen man im Banat alles in „Frucht“). Man braucht kein Mathematiker zu sein, um weiter zu rechnen:
4,5 Waggon = 45 Tonnen = 45000 kg = 450 x 100 kg = 450 Meterzentner. Die Banater Schwaben rechneten für den Unterhalt (das „tägliche Brot“) einer Person pro Jahr 3 „Meter Frucht“ - für Brot, Kuchen, Kranzkuche, Nudle. Knödle usw. Demnach hatte Stefan Jäger sein „tägliches Brot“ für 150 Jahre von den Gertianoschern erhalten. Eine ansehnliche Spende. Darauf kann jeder Gertianoscher stets stolz sein.
Damit soll aber nicht gesagt sein, dass die Gertianoscher das Werk bezahlt hätten. Das Triptychon ist, so wie es auch heute noch da steht (es hat seinen Ehrenplatz im Foyer des Adam Müller-Gutenbrunn-Hauses zu Temeswar gefunden), nicht nur für die Gertianoscher, sondern für jeden Banater Schwaben von unschätzbarem Wert. Für mich ist es zugleich Geschichte und Kunst und selbst wenn die Spezialisten den Wert nicht allzu hoch einschätzen, so ist es für uns ein unbezahlbarer Schatz, ein wunderbares Andenken, ein großes Kunstwerk.
(MM)