Stefan Jäger Archiv

ART:0857 - Geschichtsbildprägend und identitätsstiftend: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Historienbild schlechthin der Banater Schwaben, eigentlich des gesamten Donauschwabentums, ist [[Stefan Jäger]]s monumentales Triptychon „[[WK:0376|Die Einwanderung der Deutschen ins Banat]]". Vor 100 Jahren, am 15. Mai 1910, wurde es in [[Cărpiniș|Gertianosch]] anlässlich einer groß angelegten, vom Südungarischen Landwirtschaftlichen Bauernverein unter Mitwirkung seines dortigen Ortsvereins und des lokalen Gewerbevereins veranstalteten Landwirtschafts- und Gewerbeausstellung feierlich enthüllt. Das Ereignis ist „in die Annalen der Banater Schwaben eingegangen", unterstreicht Franz Heinz.<ref>Franz Heinz: Ein Stück von uns. Stefan Jägers Einwanderungsbild und die Identität der Banater Schwaben. In: Heimatblatt Hatzfeld, 15. Ausgabe 2008, S. 135-143, hier S. 139.</ref> [[Stefan Jäger|Jägers]] [[WK:0376|Einwanderungsbild]] erreichte in den folgenden Jahrzehnten dank unzähliger, vom Künstler selbst angefertigter Repliken und von verschiedenen Verlagen herausgebrachter Farbdrucke eine Verbreitung und Popularität sondergleichen. Es wurde zu dem Bild der Banater Schwaben, zu unserem Bild. Vielmehr noch: Es ist „ein Stück von uns".<ref>Franz Heinz: Ein Stück von uns. Stefan Jägers Einwanderungsbild und die Identität der Banater Schwaben. In: Heimatblatt Hatzfeld, 15. Ausgabe 2008,  S. 143.</ref><br/>
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Worauf ist die nachhaltige Wirkung des großformatigen, dreiteiligen Ölgemäldes zurückzuführen? Das Bild hält, künstlerisch überzeugend gestaltet, einen für die Banater Schwaben entscheidenden geschichtlichen Moment, nämlich ihre Ansiedlung in der Weite des Banater Raumes im 18. Jahrhundert fest und gibt Aufschluss „über die Herkunft der Siedler im Westen und unser Anbeginn im Südosten des Kontinents (…), auch über Zukunftshoffnung".<ref>Walther Konschitzky: Das Einwanderungsbild von Stefan Jäger. Vor 100 Jahren wurde das Triptychon über die Ansiedlung der Deutschen im Banat enthüllt. Anmerkungen zur Entstehung und Wirkung des Gemäldes. In: Banater Kalender 2010. Hrsg.: Aneta und Walther Konschitzky. Erding: Banat Verlag 2009. S. 172-174, hier S. 173 f.</ref> Franz Liebhard nennt es treffend „eine Darstellung kollektiven Schicksals".<ref>Franz Liebhard (d.i. Robert Reiter): Der Schwabenmaler Stefan Jäger. In: Ders.: Menschen und Zeiten. Aufsätze und Studien. Bukarest: Kriterien Verlag 1970. S. 105-120, hier S. 116.</ref><br/>
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Die geschichtsbildprägende und identitätsstiftende Funktion des [[WK:0376|Einwanderungsbildes]] ist unübersehbar. Von den Banater Schwaben als „wahrhaftige und allgemeingültige Darstellung der Einwanderung akzeptiert"<ref name="ref5">Christian Glass: Stefan Jägers Einwandererbild und das Selbstverständnis der Banater Schwaben. In: Thomas Hengartner, Johannes Moser (Hg.): Grenzen & Differenzen. Zur Macht sozialer und kultureller Grenzziehungen. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2006. S. 753-760, hier S. 756.</ref>, prägt dieses Bild das kollektive Bewusstsein und offenbart auch heute das Geschichtsverständnis. Das [[WK:0376|Einwanderungstriptychon]] wurde zu einer „Ikone banatschwäbischer Identität"<ref name="ref5"/> und ist Teil des (historischen) Selbstverständnisses der Banater Schwaben. „Der hohe Identifikationswert selbst in deutschen Siedlungslandschaften jenseits des Banats zeigt an, wie nachhaltig es als ,Eigenbild' und historische Momentaufnahme von der Ankunft in einem Raum wahrgenommen wird und Wirkung erzielt, den man Heimat nannte und nennt", schreibt Walther Konschitzky.<ref>Walther Konschitzky: a.a.O., S. 174.</ref><br/>
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Über [[Stefan Jäger]], seine Kunstschöpfungen und deren geschichtlich-ethnographischen Wert wurde viel publiziert. Die meisten Autoren - von [[Stefan Dold]] über [[Robert Reiter|Franz Liebhard]], [[Dr. Peter Pink|Peter Pink]], Anton Valentin, [[Dr. Annemarie Podlipny-Hehn|Annemarie Podlipny-Hehn]], [[Karl-Hans Gross]] bis zu Christian Glass, Franz Heinz und [[Dr. Walther Anton Konschitzky|Walther Konschitzky]] - beleuchten dabei, aus unterschiedlicher Perspektive und den Akzent auf den einen oder anderen Aspekt setzend, auch das [[WK:0376|Einwanderungsbild]].<br/>
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Aus Anlass des 100. Jahrestages der Bildenthüllung bringt das Heimatblatt als Hommage an den Künstler und sein Hauptwerk eine Textcollage. Am Anfang steht eine zeitgenössische Publikation, und zwar ein Auszug aus dem in der „Temesvárer Zeitung" vom 18. Mai 1910 erschienenen Bericht „Festtage in [[Cărpiniș|Gyertyámos]]". In leicht abgewandelter Form ist dieser auch in der von Stefan Dold zur Feier der Bildenthüllung herausgebrachten Broschüre<ref>Die Einwanderung und Ansiedlung der Deutschen. Kurzgefasste Gelegenheits-Broschüre zur Bildenthüllung in [[Cărpiniș|Gyertyámos]] am 15. Mai 1910. Temesvär: Druck von Leopold Csendes 1910. S. 20 ff</ref> nachzulesen. Danach folgt eine Auswahl von Gesichtspunkten und Einschätzungen der Bedeutung des Triptychons für unsere Volksgruppe. Dabei kommen zehn Autoren zu Wort, die sich in Buch- und Zeitungsbeiträgen zum [[WK:0376|Einwanderungsbild]] geäußert haben. Abgeschlossen wird die Textcollage mit einem Essay von Detlef Strunk über die politische Bewandtnis des monumentalen Historienbildes. Zudem bringen wir noch zwei dem Künstler gewidmete Gedichte. Das eine, von [[Peter Barth]] zu [[Stefan Jäger|Jägers]] 80. Geburtstag verfasst und erstmals in der Bukarester Tageszeitung „Neuer Weg" vom 24. Mai 1957 erschienen, wurde seither schon mehrfach veröffentlicht. Das andere hingegen, eines von drei dem „Altmeister Stefan Jäger" von [[Peter Jung]] gewidmeten Gedichten<ref>„Jung ordnete diese Verse dem 'Buch der Zeitenwende' zu. Dem 'Altmeister Stefan Jäger' sind drei je acht Verse umfassende Gedichte gewidmet: ,Auf sein Einwanderungsbild', 'Auf seine Umrisszeichnungen' und 'Auf seinen achtzigsten Geburtstag am 28. Mai 1957'". Zitiert nach Nikolaus Horn: Peter Jung und Stefan Jäger. Unbekanntes aus dem Nachlass des Dichters über die freundschaftlichen Beziehungen der beiden Hatzfelder Kulturschaffenden / Zum 100. Geburtstag Peter Jungs (1. April 1887- 24. Juni 1966). In: Neue Banater Zeitung v. 29.03.1987,3.2-3.</ref>, wird hier zum ersten Mal veröffentlicht. Es befindet sich im Nachlass des Dichters und wurde uns freundlicherweise von Nikolaus Horn zur Verfügung gestellt.<br/>
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Tausendfach vervielfältigt, fand das [[WK:0376|Einwanderungsbild]] „würdige Aufnahme in die intime Sphäre der Wohnzimmer"<ref> Walther Konschitzky: a.a.O., S. 173 f.</ref> vieler banat- und donauschwäbischer Familien in aller Welt, wo es auch heute ein Bekenntnis der Zugehörigkeit zu diesem Stamme zum Ausdruck bringen soll. Ein schönerer Erfolg kann einem Bild nicht zuteil werden.<br/>
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==PDF-Datei des Artikels==
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''Vor 100 Jahren wurde Stefan Jägers Einwanderungsbild enthüllt''
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[[Kategorie:Heimatblatt]]
 
 
 
 
Das Historienbild schlechthin der Banater Schwaben, eigentlich des gesamten Donauschwabentums, ist [[Stefan Jäger]]s monumentales Triptychon „[[WK:0376|Die Einwanderung der Deutschen ins Banat]]". Vor 100 Jahren, am 15. Mai 1910, wurde es in [[Cărpiniș|Gertianosch]] anlässlich einer groß angelegten, vom Südungarischen Landwirtschaftlichen Bauernverein unter Mitwirkung seines dortigen Ortsvereins und des lokalen Gewerbevereins veranstalteten Landwirtschafts- und Gewerbeausstellung feierlich enthüllt. Das Ereignis ist „in die Annalen der Banater Schwaben eingegangen", unterstreicht Franz Heinz. 1/ [[Stefan Jäger|Jägers]] [[WK:0376|Einwanderungsbild]] erreichte in den folgenden Jahrzehnten dank unzähliger, vom Künstler selbst angefertigter Repliken und von verschiedenen Verlagen herausgebrachter Farbdrucke eine Verbreitung und Popularität sondergleichen. Es wurde zu dem Bild der Banater Schwaben, zu unserem Bild. Vielmehr noch: Es ist „ein Stück von uns". 2/
 
 
 
Worauf ist die nachhaltige Wirkung des großformatigen, dreiteiligen Ölgemäldes zurückzuführen? Das Bild hält, künstlerisch überzeugend gestaltet, einen für die Banater Schwaben entscheidenden geschichtlichen Moment, nämlich ihre Ansiedlung in der Weite des Banater Raumes im 18. Jahrhundert fest und gibt Aufschluss „über die Herkunft der Siedler im Westen und unser Anbeginn im Südosten des Kontinents (…), auch über Zukunftshoffnung". 3/ Franz Liebhard nennt es treffend „eine Darstellung kollektiven Schicksals". 4/
 
 
 
Die geschichtsbildprägende und identitätsstiftende Funktion des [[WK:0376|Einwanderungsbildes]] ist unübersehbar. Von den Banater Schwaben als „wahrhaftige und allgemeingültige Darstellung der Einwanderung akzeptiert", 5/ prägt dieses Bild das kollektive Bewusstsein und offenbart auch heute das Geschichtsverständnis. Das [[WK:0376|Einwanderungstriptychon]] wurde zu einer „Ikone banatschwäbischer Identität" 6/ und ist Teil des (historischen) Selbstverständnisses der Banater Schwaben. „Der hohe Identifikationswert selbst in deutschen Siedlungslandschaften jenseits des Banats zeigt an, wie nachhaltig es als ,Eigenbild' und historische Momentaufnahme von der Ankunft in einem Raum wahrgenommen wird und Wirkung erzielt, den man Heimat nannte und nennt", schreibt Walther Konschitzky. 7/
 
 
 
Über [[Stefan Jäger]], seine Kunstschöpfungen und deren geschichtlich-ethnographischen Wert wurde viel publiziert. Die meisten Autoren - von [[Stefan Dold]] über [[Robert Reiter|Franz Liebhard]], [[Dr. Peter Pink|Peter Pink]], Anton Valentin, [[Dr. Annemarie Podlipny-Hehn|Annemarie Podlipny-Hehn]], [[Karl-Hans Gross]] bis zu Christian Glass, Franz Heinz und [[Dr. Walther Anton Konschitzky|Walther Konschitzky]] - beleuchten dabei, aus unterschiedlicher Perspektive und den Akzent auf den einen oder anderen Aspekt setzend, auch das [[WK:0376|Einwanderungsbild]].
 
 
 
Aus Anlass des 100. Jahrestages der Bildenthüllung bringt das Heimatblatt als Hommage an den Künstler und sein Hauptwerk eine Textcollage. Am Anfang steht eine zeitgenössische Publikation, und zwar ein Auszug aus dem in der „Temesvárer Zeitung" vom 18. Mai 1910 erschienenen Bericht „Festtage in [[Cărpiniș|Gyertyámos]]". In leicht abgewandelter Form ist dieser auch in der von Stefan Dold zur Feier der Bildenthüllung herausgebrachten Broschüre8 nachzulesen. Danach folgt eine Auswahl von Gesichtspunkten und Einschätzungen der Bedeutung des Triptychons für unsere Volksgruppe. Dabei kommen zehn Autoren zu Wort, die sich in Buch- und Zeitungsbeiträgen zum [[WK:0376|Einwanderungsbild]] geäußert haben. Abgeschlossen wird die Textcollage mit einem Essay von Detlef Strunk über die politische Bewandtnis des monumentalen Historienbildes. Zudem bringen wir noch zwei dem Künstler gewidmete Gedichte. Das eine, von [[Peter Barth]] zu [[Stefan Jäger|Jägers]] 80. Geburtstag verfasst und erstmals in der Bukarester Tageszeitung „Neuer Weg" vom 24. Mai 1957 erschienen, wurde seither schon mehrfach veröffentlicht. Das andere hingegen, eines von drei dem „Altmeister Stefan Jäger" von [[Peter Jung]] gewidmeten Gedichten, 9/ wird hier zum ersten Mal veröffentlicht. Es befindet sich im Nachlass des Dichters und wurde uns freundlicherweise von Nikolaus Hörn zur Verfügung gestellt.
 
 
 
Tausendfach vervielfältigt, fand das [[WK:0376|Einwanderungsbild]] „würdige Aufnahme in die intime Sphäre der Wohnzimmer" 10/ vieler banat- und donauschwäbischer Familien in aller Welt, wo es auch heute ein Bekenntnis der Zugehörigkeit zu diesem Stamme zum Ausdruck bringen soll. Ein schönerer Erfolg kann einem Bild nicht zuteil werden.
 
 
 
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1/  Franz Heinz: Ein Stück von uns. Stefan Jägers Einwanderungsbild und die Identität der Banater Schwaben. In: Heimatblatt Hatzfeld, 15. Ausgabe 2008, S. 135-143, hier S. 139.
 
 
 
2/  Ebda, S. 143.
 
 
 
3/  Walther Konschitzky: Das Einwanderungsbild von Stefan Jäger. Vor 100 Jahren wurde das Triptychon über die Ansiedlung der Deutschen im Banat enthüllt. Anmerkungen zur Entstehung und Wirkung des Gemäldes. In: Banater Kalender 2010. Hrsg.: Aneta und Walther Konschitzky. Erding: Banat Verlag 2009. S. 172-174, hier S. 173 f.
 
 
 
4/  Franz Liebhard (d.i. Robert Reiter): Der Schwabenmaler Stefan Jäger. In: Ders.: Menschen und Zeiten. Aufsätze und Studien. Bukarest: Kriterien Verlag 1970. S. 105-120, hier S. 116.
 
 
 
5/  Christian Glass: Stefan Jägers Einwandererbild und das Selbstverständnis der Banater Schwaben. In: Thomas Hengartner, Johannes Moser (Hg.): Grenzen & Differenzen. Zur Macht sozialer und kultureller Grenzziehungen. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2006. S. 753-760, hier S. 756.
 
 
 
6/  Ebda.
 
 
 
7/  Walther Konschitzky: a.a.O., S. 174.
 
 
 
8/  Die Einwanderung und Ansiedlung der Deutschen. Kurzgefasste Gelegenheits-Broschüre zur Bildenthüllung in [[Cărpiniș|Gyertyámos]] am 15. Mai 1910. Temesvär: Druck von Leopold Csendes 1910. S. 20 ff.
 
 
 
9/  „Jung ordnete diese Verse dem 'Buch der Zeitenwende' zu. Dem 'Altmeister Stefan Jäger' sind drei je acht Verse umfassende Gedichte gewidmet: ,Auf sein Einwanderungsbild', 'Auf seine Umrisszeichnungen' und 'Auf seinen achtzigsten Geburtstag am 28. Mai 1957'". Zitiert nach Nikolaus Hörn: Peter Jung und Stefan Jäger. Unbekanntes aus dem Nachlass des Dichters über die freundschaftlichen Beziehungen der beiden Hatzfelder Kulturschaffenden / Zum 100. Geburtstag Peter Jungs (1. April 1887- 24. Juni 1966). In: Neue Banater Zeitung v. 29.03.1987,3.2-3.
 
 
10/  Walther Konschitzky: a.a.O., S. 173 f.
 
 
 
 
 
Foto: Gerger
 
 
 
Stefan Jäger
 
 
 
 
 
[[Kategorie:Aufsatz]]
 
 
[[Kategorie:Heimatblatt Hatzfeld]]
 
[[Kategorie:Heimatblatt Hatzfeld]]
[[Kategorie:Identität]]
 
[[Kategorie:376]]
 
 
[[Kategorie:Triptychon]]
 
[[Kategorie:Triptychon]]
[[Kategorie:Schriftum]]
 

Aktuelle Version vom 13. Juni 2016, 12:23 Uhr


Bibliografie
Artikel Nummer: 0857
Autor Name: Walter Tonța
Titel des Artikels : Geschichtsbildprägend und identitätsstiftend
Untertitel des Artikels: Vor 100 Jahren wurde Stefan Jägers Einwanderungsbild enthüllt
Publikation: Heimatblatt
Titel der Publikation: Heimatblatt Hatzfeld
Herausgeber: HOG Hatzfeld
Jahr: 2010
Ausgabe: 17
Seite: 118-119
* [[Walter Tonța]]: [[ART:0857 - Geschichtsbildprägend und identitätsstiftend|<i>Geschichtsbildprägend und identitätsstiftend</i>. Vor 100 Jahren wurde Stefan Jägers Einwanderungsbild enthüllt]]. Heimatblatt Hatzfeld. HOG Hatzfeld 2010

Vor 100 Jahren wurde Stefan Jägers Einwanderungsbild enthüllt

Stefan Jäger -Foto: Gerger

Das Historienbild schlechthin der Banater Schwaben, eigentlich des gesamten Donauschwabentums, ist Stefan Jägers monumentales Triptychon „Die Einwanderung der Deutschen ins Banat". Vor 100 Jahren, am 15. Mai 1910, wurde es in Gertianosch anlässlich einer groß angelegten, vom Südungarischen Landwirtschaftlichen Bauernverein unter Mitwirkung seines dortigen Ortsvereins und des lokalen Gewerbevereins veranstalteten Landwirtschafts- und Gewerbeausstellung feierlich enthüllt. Das Ereignis ist „in die Annalen der Banater Schwaben eingegangen", unterstreicht Franz Heinz.[1] Jägers Einwanderungsbild erreichte in den folgenden Jahrzehnten dank unzähliger, vom Künstler selbst angefertigter Repliken und von verschiedenen Verlagen herausgebrachter Farbdrucke eine Verbreitung und Popularität sondergleichen. Es wurde zu dem Bild der Banater Schwaben, zu unserem Bild. Vielmehr noch: Es ist „ein Stück von uns".[2]
Worauf ist die nachhaltige Wirkung des großformatigen, dreiteiligen Ölgemäldes zurückzuführen? Das Bild hält, künstlerisch überzeugend gestaltet, einen für die Banater Schwaben entscheidenden geschichtlichen Moment, nämlich ihre Ansiedlung in der Weite des Banater Raumes im 18. Jahrhundert fest und gibt Aufschluss „über die Herkunft der Siedler im Westen und unser Anbeginn im Südosten des Kontinents (…), auch über Zukunftshoffnung".[3] Franz Liebhard nennt es treffend „eine Darstellung kollektiven Schicksals".[4]
Die geschichtsbildprägende und identitätsstiftende Funktion des Einwanderungsbildes ist unübersehbar. Von den Banater Schwaben als „wahrhaftige und allgemeingültige Darstellung der Einwanderung akzeptiert"[5], prägt dieses Bild das kollektive Bewusstsein und offenbart auch heute das Geschichtsverständnis. Das Einwanderungstriptychon wurde zu einer „Ikone banatschwäbischer Identität"[5] und ist Teil des (historischen) Selbstverständnisses der Banater Schwaben. „Der hohe Identifikationswert selbst in deutschen Siedlungslandschaften jenseits des Banats zeigt an, wie nachhaltig es als ,Eigenbild' und historische Momentaufnahme von der Ankunft in einem Raum wahrgenommen wird und Wirkung erzielt, den man Heimat nannte und nennt", schreibt Walther Konschitzky.[6]
Über Stefan Jäger, seine Kunstschöpfungen und deren geschichtlich-ethnographischen Wert wurde viel publiziert. Die meisten Autoren - von Stefan Dold über Franz Liebhard, Peter Pink, Anton Valentin, Annemarie Podlipny-Hehn, Karl-Hans Gross bis zu Christian Glass, Franz Heinz und Walther Konschitzky - beleuchten dabei, aus unterschiedlicher Perspektive und den Akzent auf den einen oder anderen Aspekt setzend, auch das Einwanderungsbild.
Aus Anlass des 100. Jahrestages der Bildenthüllung bringt das Heimatblatt als Hommage an den Künstler und sein Hauptwerk eine Textcollage. Am Anfang steht eine zeitgenössische Publikation, und zwar ein Auszug aus dem in der „Temesvárer Zeitung" vom 18. Mai 1910 erschienenen Bericht „Festtage in Gyertyámos". In leicht abgewandelter Form ist dieser auch in der von Stefan Dold zur Feier der Bildenthüllung herausgebrachten Broschüre[7] nachzulesen. Danach folgt eine Auswahl von Gesichtspunkten und Einschätzungen der Bedeutung des Triptychons für unsere Volksgruppe. Dabei kommen zehn Autoren zu Wort, die sich in Buch- und Zeitungsbeiträgen zum Einwanderungsbild geäußert haben. Abgeschlossen wird die Textcollage mit einem Essay von Detlef Strunk über die politische Bewandtnis des monumentalen Historienbildes. Zudem bringen wir noch zwei dem Künstler gewidmete Gedichte. Das eine, von Peter Barth zu Jägers 80. Geburtstag verfasst und erstmals in der Bukarester Tageszeitung „Neuer Weg" vom 24. Mai 1957 erschienen, wurde seither schon mehrfach veröffentlicht. Das andere hingegen, eines von drei dem „Altmeister Stefan Jäger" von Peter Jung gewidmeten Gedichten[8], wird hier zum ersten Mal veröffentlicht. Es befindet sich im Nachlass des Dichters und wurde uns freundlicherweise von Nikolaus Horn zur Verfügung gestellt.
Tausendfach vervielfältigt, fand das Einwanderungsbild „würdige Aufnahme in die intime Sphäre der Wohnzimmer"[9] vieler banat- und donauschwäbischer Familien in aller Welt, wo es auch heute ein Bekenntnis der Zugehörigkeit zu diesem Stamme zum Ausdruck bringen soll. Ein schönerer Erfolg kann einem Bild nicht zuteil werden.

Anmerkungen

  1. Franz Heinz: Ein Stück von uns. Stefan Jägers Einwanderungsbild und die Identität der Banater Schwaben. In: Heimatblatt Hatzfeld, 15. Ausgabe 2008, S. 135-143, hier S. 139.
  2. Franz Heinz: Ein Stück von uns. Stefan Jägers Einwanderungsbild und die Identität der Banater Schwaben. In: Heimatblatt Hatzfeld, 15. Ausgabe 2008, S. 143.
  3. Walther Konschitzky: Das Einwanderungsbild von Stefan Jäger. Vor 100 Jahren wurde das Triptychon über die Ansiedlung der Deutschen im Banat enthüllt. Anmerkungen zur Entstehung und Wirkung des Gemäldes. In: Banater Kalender 2010. Hrsg.: Aneta und Walther Konschitzky. Erding: Banat Verlag 2009. S. 172-174, hier S. 173 f.
  4. Franz Liebhard (d.i. Robert Reiter): Der Schwabenmaler Stefan Jäger. In: Ders.: Menschen und Zeiten. Aufsätze und Studien. Bukarest: Kriterien Verlag 1970. S. 105-120, hier S. 116.
  5. 5,0 5,1 Christian Glass: Stefan Jägers Einwandererbild und das Selbstverständnis der Banater Schwaben. In: Thomas Hengartner, Johannes Moser (Hg.): Grenzen & Differenzen. Zur Macht sozialer und kultureller Grenzziehungen. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2006. S. 753-760, hier S. 756.
  6. Walther Konschitzky: a.a.O., S. 174.
  7. Die Einwanderung und Ansiedlung der Deutschen. Kurzgefasste Gelegenheits-Broschüre zur Bildenthüllung in Gyertyámos am 15. Mai 1910. Temesvär: Druck von Leopold Csendes 1910. S. 20 ff
  8. „Jung ordnete diese Verse dem 'Buch der Zeitenwende' zu. Dem 'Altmeister Stefan Jäger' sind drei je acht Verse umfassende Gedichte gewidmet: ,Auf sein Einwanderungsbild', 'Auf seine Umrisszeichnungen' und 'Auf seinen achtzigsten Geburtstag am 28. Mai 1957'". Zitiert nach Nikolaus Horn: Peter Jung und Stefan Jäger. Unbekanntes aus dem Nachlass des Dichters über die freundschaftlichen Beziehungen der beiden Hatzfelder Kulturschaffenden / Zum 100. Geburtstag Peter Jungs (1. April 1887- 24. Juni 1966). In: Neue Banater Zeitung v. 29.03.1987,3.2-3.
  9. Walther Konschitzky: a.a.O., S. 173 f.


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