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ART:0648 - Zwei Integrationsfiguren geehrt: Unterschied zwischen den Versionen

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Aus Anlass des 125. Geburtstages von Adolf Meschendörfer und [[Stefan Jäger]] wurden in den vergangenen Wochen Gedenkfeiern in Kronstadt/Braşov und [[Jimbolia|Hatzfeld]]/[[Jimbolia]] veranstaltet. Feiern hatte es für den siebenbürgisch-sächsischen Schriftsteller und den banat-schwäbischen Maler auch im Jahre 1957 zu deren 80. Geburtstag gegeben. Damals allerdings erfolgten sie auf Grund eines Beschlusses des Sekretariats des Zentralkomitees der Rumänische Arbeiterpartei (wie die Kommunistische Partei damals genannt wurde) von seiner Sitzung vom 14. Januar 1957. Die Ehrung der beiden 80-Jährigen - Adolf Meschendörfer wurde bekanntlich mit dem [[Arbeitsorden]] I. Klasse und [[Stefan Jäger]] mit jenem II. Klasse ausgezeichnet - sollte damals eine weitere symbolträchtige Maßnahme im Zuge der Rehabilitierung der Deutschen sein. Die Geburtstage der beiden Integrationsfiguren aus der Reihe der Intellektuellen - Meschendörfer als Dichter der "Siebenbürgischen Elegie" und [[Stefan Jäger|Jäger]] als Maler des Triptychons [[WK:0376|Die Einwanderung der Schwaben ins Banat]]- kam sehr gelegen.<br/>
 
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Als IV. Punkt auf der Tagesordnung jener Sitzung (an der nur die „Genossen“ Gheorghe Gheorghiu-Dej, Iosif Chişinevschi und Nicolae Ceauşescu teilgenommen haben) hatten „laufende Fragen“ gestanden und dabei wurde unter 3. beschlossen:<br/>
Aus Anlass des 125. Geburtstages von Adolf Meschendörfer und [[Stefan Jäger]] wurden in den vergangenen Wochen Gedenkfeiern in Kronstadt/Braşov und [[Hatzfeld]]/Jimbolia veranstaltet. Feiern hatte es für den siebenbürgisch-sächsischen Schriftsteller und den banat-schwäbischen Maler auch im Jahre 1957 zu deren 80. Geburtstag gegeben. Damals allerdings erfolgten sie auf Grund eines Beschlusses des Sekretariats des Zentralkomitees der Rumänische Arbeiterpartei (wie die Kommunistische Partei damals genannt wurde) von seiner Sitzung vom 14. Januar 1957. Die Ehrung der beiden 80-Jährigen - Adolf Meschendörfer wurde bekanntlich mit dem Arbeitsorden I. Klasse und [[Stefan Jäger]] mit jenem II. Klasse ausgezeichnet - sollte damals eine weitere symbolträchtige Maßnahme im Zuge der Rehabilitierung der Deutschen sein. Die Geburtstage der beiden Integrationsfiguren aus der Reihe der Intellektuellen - Meschendörfer als Dichter der "Siebenbürgischen Elegie" und Jäger als Maler des Triptychons [[„Die Einwanderung der Schwaben ins Banat“]] - kam sehr gelegen.
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"Es wird die Verleihung des [[Arbeitsorden]]s II. Klasse und die Erteilung einer persönlichen Rente an [[Stefan Jäger]] genehmigt, aus Anlass der Erfüllung der 80 Jahre und für seine Verdienste in der künstlerischen Tätigkeit." Unter 4. genehmigten die Genossen die Verleihung des [[Arbeitsorden]]s I. Klasse und die Erteilung einer persönlichen Rente dem Schriftsteller Adolf Meschendörfer. (Staatsarchiv Bukarest, Fonds ZK der RKP, Kanzlei, Dossier 3/1957). Als Punkt III hatte auf der Tagesordnung dieser Sitzung des Sekretariats des ZK übrigens die Gründung einer deutschsprachigen Zeitung („Die Wahrheit“) in der Region [[Timișoara|Temeswar]] gestanden und war ebenfalls bewilligt worden.<br/>
Als IV. Punkt auf der Tagesordnung jener Sitzung (an der nur die „Genossen“ Gheorghe Gheorghiu-Dej, losif Chişinevschi und Nicolae Ceauşescu teilgenommen haben) hatten „laufende Fragen“ gestanden und dabei wurde unter 3. beschlossen:
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Genau ist leider nicht mehr festzustellen, auf wessen Initiative die Ehrung von Adolf Meschendörfer und [[Stefan Jäger]] anlässlich ihres 80. Geburtstages erfolgte, doch ist anzunehmen, dass die Idee dem Kreis um Ernst Breitenstein, Carl Göllner, Erwin Wittstock, [[Franz Liebhard|Franz Liebhardt]] u.a. Intellektuelle entstammt, auf den die damals bestehende Parteikommission für Anliegen der mitwohnenden Nationalitäten (sie wurde am 12. Oktober 1957 aufgelöst) in Zweifelsfragen zurückgriff. Dem Protokoll der Sekretariatssitzung des ZK sind die beiden (10. Januar 1957 datierten) Vorschläge "betreffend das Feiern des 80. Geburtstags des Banater Malers [[Stefan Jäger]]“ bzw. "betreffend das Feiern des 80. Geburtstags des Schriftstellers Adolf Meschendörfer“ und, was letzteren angeht, auch eine Liste seiner Werke beigelegt, die von Vécsei Carol von Seiten der Parteikommission für Anliegen der Nationalitäten sowie Pavel Ţugui von der Sektion Wissenschaft und Kultur des ZK der Rumänischen Arbeiterpartei unterzeichnet sind. Sie enthalten die ideologischen Zurechtbiegungen und die Sprach-Floskeln jener Zeit, fußen jedoch eindeutig auf Angaben, die aus Kreisen der Banater und Siebenbürger Intellektuellen stammen.<br/>
"Es wird die Verleihung des [[Arbeitsordens II. Klasse]] und die Erteilung einer persönlichen Rente an [[Stefan Jäger]] genehmigt, aus Anlass der Erfüllung der 80 Jahre und für seine Verdienste in der künstlerischen Tätigkeit." Unter 4. genehmigten die Genossen die Verleihung des Arbeitsordens I. Klasse und die Erteilung einer persönlichen Rente dem Schriftsteller Adolf Meschendörfer. (Staatsarchiv Bukarest, Fonds ZK der RKP, Kanzlei, Dossier 3/1957). Als Punkt III hatte auf der Tagesordnung dieser Sitzung des Sekretariats des ZK übrigens die Gründung einer deutschsprachigen Zeitung („Die Wahrheit“) in der Region Temeswar gestanden und war ebenfalls bewilligt worden.
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So heißt es in dem [[Stefan Jäger]] betreffenden Vorschlag, er werde als „Maler der schwäbischen Bevölkerung des Banats schlechthin betrachtet“ und: „Das Hauptthema seiner Gemälde stellen die Landschaften und Werktätigen (oamenii muncii) aus dem Banat dar.“ Für seine Verdienste soll der Maler anlässlich seines 80. Geburtstages wie folgt geehrt werden:<br/>
Genau ist leider nicht mehr festzustellen, auf wessen [[Initiative]] die Ehrung von Adolf Meschendörfer und [[Stefan Jäger]] anlässlich ihres 80. Geburtstages erfolgte, doch ist anzunehmen, dass die Idee dem Kreis um Ernst Breitenstein, Carl Göllner, Erwin Wittstock, [[Franz Liebhardt]] u.a. Intellektuelle entstammt, auf den die damals bestehende Parteikommission für Anliegen der mitwohnenden Nationalitäten (sie wurde am 12. Oktober 1957 aufgelöst) in Zweifelsfragen zurückgriff. Dem Protokoll der Sekretariatssitzung des ZK sind die beiden (10. Januar 1957 datierten) Vorschläge "betreffend das Feiern des 80. Geburtstags des Banater Malers [[Stefan Jäger]]“ bzw. "betreffend das Feiern des 80. Geburtstags des Schriftstellers Adolf Meschendörfer“ und, was letzteren angeht, auch eine Liste seiner Werke beigelegt, die von Vécsei Carol von Seiten der Parteikommission für Anliegen der Nationalitäten sowie Pavel Ţugui von der Sektion Wissenschaft und Kultur des ZK der Rumänischen Arbeiterpartei unterzeichnet sind. Sie enthalten die ideologischen Zurechtbiegungen und die Sprach-Floskeln jener Zeit, fußen jedoch eindeutig auf Angaben, die aus Kreisen der Banater und Siebenbürger Intellektuellen stammen.
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- Es wird ihm der [[Arbeitsorden]] II. Klasse verliehen.<br/>
So heißt es in dem [[Stefan Jäger]] betreffenden Vorschlag, er werde als „Maler der schwäbischen Bevölkerung des Banats schlechthin betrachtet“ und: „Das Hauptthema seiner Gemälde stellen die Landschaften und Werktätigen (oamenii muncii) aus dem Banat dar.“ Für seine Verdienste soll der Maler anlässlich seines 80. Geburtstages wie folgt geehrt werden:
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- Es wird ihm eine persönliche Rente zuerkannt.<br/>
- Es wird ihm der [[Arbeitsorden II. Klasse]] verliehen.
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- Das Kulturministerium wird ein Album veröffentlichen mit den Skizzen aus dem Besitz des [[Banater Museum|Regions-Museums Temeswar]].<br/>
- Es wird ihm eine [[persönliche Rente]] zuerkannt.
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- Das Kulturministerium wird in Bukarest eine Retrospektiv-Ausstellung Stefan Jäger veranstalten.<br/>
- Das Kulturministerium wird ein Album veröffentlichen mit den [[Skizzen]] aus dem Besitz des Regions-Museums Temeswar.
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- Erteilen einer persönlichen Rente. (Es wurde tatsächlich zwei Mal angeführt, dass er eine Rente erhalten soll!)<br/>
- Das Kulturministerium wird in Bukarest eine Retrospektiv-[[Ausstellung Stefan Jäger]] veranstalten.
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- Erteilen einer persönlichen Rente. (Es wurde tatsächlich zwei Mal angeführt, dass er eine Rente erhalten soll!)
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Was Adolf Meschendörfer angeht, so heißt es im Vorschlag betreffend seine Würdigung, dass er zu den bekanntesten siebenbürgischen Schriftstellern gehört und eine bedeutende Anzahl Geschichten, Novellen; Romane, Gedichte und literarische Studien veröffentlicht hat. Desgleichen wird gesagt: „Am Anfang des Jahrhunderts hat Meschendörfer eine literarische Zeitschrift herausgegeben (in der progressive Materiale erschienen sind) und die sich vor allem zur Aufgabe gemacht hat, durch Übersetzungen, die rumänische und ungarische Literatur sowohl im alten österreichisch-ungarischen Reich als auch in Deutschland bekannt zu machen. In seinen literarischen Werken äußert Meschendörfer sich als realistischer Schriftsteller.“<br/>
 
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Als Ehrung wird vorgeschlagen:<br/>
Was Adolf Meschendörfer angeht, so heißt es im Vorschlag betreffend seine Würdigung, dass er zu den bekanntesten siebenbürgischen Schriftstellern gehört und eine bedeutende Anzahl Geschichten, Novellen; Romane, Gedichte und literarische Studien veröffentlicht hat. Desgleichen wird gesagt: „Am Anfang des Jahrhunderts hat Meschendörfer eine literarische Zeitschrift herausgegeben (in der progressive Materiale erschienen sind) und die sich vor allem zur Aufgabe gemacht hat, durch Übersetzungen, die rumänische und ungarische Literatur sowohl im alten österreichisch-ungarischen Reich als auch in Deutschland bekannt zu machen. In seinen literarischen Werken äußert Meschendörfer sich als realistischer Schriftsteller.“
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- Es wird ihm der [[Arbeitsorden]] I. Klasse verliehen.<br/>
Als Ehrung wird vorgeschlagen:
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- Es wird ein Band seiner Werke sowohl in deutscher als auch in rumänischer Sprache herausgegeben.<br/>
- Es wird ihm der Arbeitsorden I. Klasse verliehen.
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- Die zentrale Presse wird Artikel (über ihn) veröffentlichen.<br/>
- Es wird ein Band seiner Werke sowohl in deutscher als auch in rumänischer Sprache herausgegeben.
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Das tat der "[[Neuer Weg]]" denn auch sofort am 18. Januar 1957 in seiner Wochenendbeilage "Kunst und Literatur" (ein weiterer Hinweis dafür, dass die Würdigung möglicherweise von da aus veranlasst worden ist). Veröffentlicht wird ein Fragment aus dem Roman „Der Büffelbrunnen“. Im Vorspann heißt es: „Im kommenden Frühjahr, am 8. Mai, wird Adolf Meschendörfer 80 Jahre alt - der Dichter, Schriftsteller, Kritiker, der einen neuen Abschnitt einleitete in der Entwicklung des deutschen Kulturlebens unseres Landes, (...) Wir hoffen, dass unsere Literaturforscher und -kritiker sich aus Anlass seines 80. Geburtstages mit dem Schaffen dieses Dichters und Förderers der Kultur eingehender als bisher auseinandersetzen werden – im Sinne der Weiterführung alles Wertvollen, das die ältere Generation geschaffen hat, durch unsere neue Literatur.“<br/>
- Die zentrale Presse wird Artikel (über ihn) veröffentlichen.
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In der Wochenendebeilage vom 1. Februar 1957 ist ein langer Beitrag über den „Schwabenmaler [[Stefan Jäger]]" abgedruckt, an dessen Anfang ebenfalls daraufhingewiesen wird, dass der Maler „in diesem Jahre seinen achtzigsten Geburtstag begehen“ wird. Am 28. Februar 1957 wird dann auf Seite 1 des „[[Neuer Weg]]“ bekannt gegeben: „Laut einem Dekret des Präsidiums der Großen Nationalversammlung wurde Adolf Meschendörfer anlässlich seines bevorstehenden 80. Geburtstages und in Anerkennung seiner Verdienste auf dem Gebiete der Literatur mit dem [[Arbeitsorden]] I. Klasse, und [[Stefan Jäger]] anlässlich seines bevorstehenden 80. Geburtstages und in Anerkennung, seiner Verdienste auf dem Gebiete der Malerei mit dem [[Arbeitsorden]] II. Klasse ausgezeichnet." Weiter unten heißt es sodann: „Die Auszeichnung A. Meschendörfers und [[Stefan Jäger|St. Jägers]] ehrt das gesamte deutsche Geistesleben unseres Landes. Nicht nur Leistungen der Gegenwart erfreuen sich der Anerkennung unseres Volksdemokratischen Staates, auch frühere Leistungen, die durch bleibenden Wert befruchtend wirken auf das Schaffen von Leuten, werden geschätzt und geachtet, im Sinne eines harmonischen Zusammenwirkens von gesunder Tradition und schöpferischem Neuerertum." Im Klartext bedeutete dies, die bislang verpönten, weil dem „Bürgertum“ angehörenden Künstler, dürfen – mit gewissen Einschränkungen – wieder in die Öffentlichkeit geholt werden.
 
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Die beiden Künstler sind damals sowohl in offiziellem Rahmen gewürdigt worden als auch in Feiern innerhalb ihrer Gemeinschaften. „Staatspreisträger“ und Sekretär des Schriftstellerverbandes Ferenc Szemler überreichte Meschendörfer die Auszeichnung, doch wohnten der Feier auch das stellvertretende Mitglied des ZK der RAP und erste Sekretär des Regionskomitees der RAP Stalin, Maxin Berghianu, sowie der stellvertretende Vorsitzende des Regionsvolksrates Michael Schuster bei. Die Glückwunschrede allerdings wurde vom Schriftstellerkollegen Erwin Wittstock gehalten. (NW, 16. März 1957, S. 1) Die Würdigung [[Stefan Jäger|Jägers]] fand beim Rayonsvolksrat in [[Jimbolia|Hatzfeld]] statt, wohin Vertreter des Regionsparteikomitees und der [[Timișoara|Temeswar]]er Filiale des „Verbands der plastischen Künstler der RVR“ gekommen waren. (NW, 30. Mai 1957, S. 1) Von der Feier berichtete [[Franz Liebhard]], der dem schwäbischen Maler in der Wochenendbeilage des NW vom 24. Mai einen reich illustrierten Beitrag gewidmet hatte.<br/>
Das tat der [["Neuer Weg"]] denn auch sofort am 18. Januar 1957 in seiner Wochenendbeilage "Kunst und Literatur" (ein weiterer Hinweis dafür, dass die Würdigung möglicherweise von da aus veranlasst worden ist). Veröffentlicht wird ein Fragment aus dem Roman „Der Büffelbrunnen“. Im Vorspann heißt es: „Im kommenden Frühjahr, am 8. Mai, wird Adolf Meschendörfer 80 Jahre alt - der Dichter, Schriftsteller, Kritiker, der einen neuen Abschnitt einleitete in der Entwicklung des deutschen Kulturlebens unseres Landes, (...) Wir hoffen, dass unsere Literaturforscher und -kritiker sich aus Anlass seines 80. Geburtstages mit dem Schaffen dieses Dichters und Förderers der Kultur eingehender als bisher auseinandersetzen werden – im Sinne der Weiterführung alles Wertvollen, das die ältere Generation geschaffen hat, durch unsere neue Literatur.“
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Für die beiden 80-Jährigen stellten die Auszeichnung und die Feiern eine späte Anerkennung ihres Schaffens von Seiten des „volksdemokratischen“ Regimes dar. Die sächsischen und schwäbischen Gemeinschaften aber freuten sich, dass ihre wahren Künstler (statt der Vertreter der Proletkultur) und somit ihre authentischen kulturellen Werte gewürdigt wurden.<br/>
 
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In der Wochenendebeilage vom 1. Februar 1957 ist ein langer Beitrag über den [[„Schwabenmaler Stefan Jäger"]] abgedruckt, an dessen Anfang ebenfalls daraufhingewiesen wird, dass der Maler „in diesem Jahre seinen achtzigsten Geburtstag begehen“ wird. Am 28. Februar 1957 wird dann auf Seite 1 des „Neuer Weg“ bekannt gegeben: „Laut einem Dekret des Präsidiums der Großen Nationalversammlung wurde Adolf Meschendörfer anlässlich seines bevorstehenden 80. Geburtstages und in Anerkennung seiner Verdienste auf dem Gebiete der Literatur mit dem Arbeitsorden I. Klasse, und [[Stefan Jäger]] anlässlich seines bevorstehenden 80. Geburtstages und in Anerkennung, seiner Verdienste auf dem Gebiete der Malerei mit dem Arbeitsorden II. Klasse ausgezeichnet." Weiter unten heißt es sodann: „Die Auszeichnung A. Meschendörfers und [[St. Jägers]] ehrt das gesamte deutsche Geistesleben unseres Landes. Nicht nur Leistungen der Gegenwart erfreuen sich der Anerkennung unseres Volksdemokratischen Staates, auch frühere Leistungen, die durch bleibenden Wert befruchtend wirken auf das Schaffen von Leuten, werden geschätzt und geachtet, im Sinne eines harmonischen Zusammenwirkens von gesunder Tradition und schöpferischem Neuerertum." Im Klartext bedeutete dies, die bislang verpönten, weil dem „Bürgertum“ angehörenden Künstler, dürfen – mit gewissen Einschränkungen – wieder in die Öffentlichkeit geholt werden.
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==PDF-Datei des Artikels==
Die beiden Künstler sind damals sowohl in offiziellem Rahmen gewürdigt worden als auch in Feiern innerhalb ihrer Gemeinschaften. „Staatspreisträger“ und Sekretär des Schriftstellerverbandes Ferenc Szemler überreichte Meschendörfer die Auszeichnung, doch wohnten der Feier auch das stellvertretende Mitglied des ZK der RAP und erste Sekretär des Regionskomitees der RAP Stalin, Maxin Berghianu, sowie der stellvertretende Vorsitzende des Regionsvolksrates Michael Schuster bei. Die Glückwunschrede allerdings wurde vom Schriftstellerkollegen Erwin Wittstock gehalten. (NW, 16. März 1957, S. 1) Die Würdigung Jägers fand beim Rayonsvolksrat in Hatzfeld statt, wohin Vertreter des Regionsparteikomitees und der Temeswarer Filiale des „Verbands der plastischen Künstler der RVR“ gekommen waren. (NW, 30. Mai 1957, S. 1) Von der Feier berichtete [[Franz Liebhard]], der dem schwäbischen Maler in der Wochenendbeilage des NW vom 24. Mai einen reich illustrierten Beitrag gewidmet hatte.
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* {{pdf|ART_0648.pdf|Allgemeine Deutsche Zeitung (31.07.2002/Nr.2427)}}
Für die beiden 80-Jährigen stellten die Auszeichnung und die Feiern eine späte Anerkennung ihres Schaffens von Seiten des „volksdemokratischen“ Regimes dar. Die sächsischen und schwäbischen Gemeinschaften aber freuten sich, dass ihre wahren Künstler (statt der Vertreter der Proletkultur) und somit ihre authentischen kulturellen Werte gewürdigt wurden.
 
 
 
 
 
 
[[Kategorie:Zeitung]]
 
[[Kategorie:Zeitung]]
 
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[[Kategorie:Allgemeine Deutsche Zeitung]]
[[Kategorie:Arbeitsorden]]
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[[Kategorie:Geburtstag]]
[[Kategorie:Ehrung]]
 

Aktuelle Version vom 13. Juni 2016, 12:54 Uhr


Bibliografie
Artikel Nummer: 0648
Autor Name: Hannelore Baier
Titel des Artikels : Zwei Integrationsfiguren geehrt
Untertitel des Artikels: Würdigungen Adolf Meschendörfers und Stefan Jägers anlässlich ihres 80. Geburtstages im Jahr 1957
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Allgemeine Deutsche Zeitung
Erscheinungsort: Bukarest
Jahrgang: 10
Nummer: 2427
Datum: 31.07.2002
Seite: 3
* [[Hannelore Baier]]: [[ART:0648 - Zwei Integrationsfiguren geehrt|<i>Zwei Integrationsfiguren geehrt</i>. Würdigungen Adolf Meschendörfers und Stefan Jägers anlässlich ihres 80. Geburtstages im Jahr 1957]]. Allgemeine Deutsche Zeitung, Bukarest 31.07.2002 (Jg.10 Nr.2427), S. 3

Würdigungen Adolf Meschendörfers und Stefan Jägers anlässlich ihres 80. Geburtstages im Jahr 1957


Aus Anlass des 125. Geburtstages von Adolf Meschendörfer und Stefan Jäger wurden in den vergangenen Wochen Gedenkfeiern in Kronstadt/Braşov und Hatzfeld/Jimbolia veranstaltet. Feiern hatte es für den siebenbürgisch-sächsischen Schriftsteller und den banat-schwäbischen Maler auch im Jahre 1957 zu deren 80. Geburtstag gegeben. Damals allerdings erfolgten sie auf Grund eines Beschlusses des Sekretariats des Zentralkomitees der Rumänische Arbeiterpartei (wie die Kommunistische Partei damals genannt wurde) von seiner Sitzung vom 14. Januar 1957. Die Ehrung der beiden 80-Jährigen - Adolf Meschendörfer wurde bekanntlich mit dem Arbeitsorden I. Klasse und Stefan Jäger mit jenem II. Klasse ausgezeichnet - sollte damals eine weitere symbolträchtige Maßnahme im Zuge der Rehabilitierung der Deutschen sein. Die Geburtstage der beiden Integrationsfiguren aus der Reihe der Intellektuellen - Meschendörfer als Dichter der "Siebenbürgischen Elegie" und Jäger als Maler des Triptychons „Die Einwanderung der Schwaben ins Banat“ - kam sehr gelegen.
Als IV. Punkt auf der Tagesordnung jener Sitzung (an der nur die „Genossen“ Gheorghe Gheorghiu-Dej, Iosif Chişinevschi und Nicolae Ceauşescu teilgenommen haben) hatten „laufende Fragen“ gestanden und dabei wurde unter 3. beschlossen:
"Es wird die Verleihung des Arbeitsordens II. Klasse und die Erteilung einer persönlichen Rente an Stefan Jäger genehmigt, aus Anlass der Erfüllung der 80 Jahre und für seine Verdienste in der künstlerischen Tätigkeit." Unter 4. genehmigten die Genossen die Verleihung des Arbeitsordens I. Klasse und die Erteilung einer persönlichen Rente dem Schriftsteller Adolf Meschendörfer. (Staatsarchiv Bukarest, Fonds ZK der RKP, Kanzlei, Dossier 3/1957). Als Punkt III hatte auf der Tagesordnung dieser Sitzung des Sekretariats des ZK übrigens die Gründung einer deutschsprachigen Zeitung („Die Wahrheit“) in der Region Temeswar gestanden und war ebenfalls bewilligt worden.
Genau ist leider nicht mehr festzustellen, auf wessen Initiative die Ehrung von Adolf Meschendörfer und Stefan Jäger anlässlich ihres 80. Geburtstages erfolgte, doch ist anzunehmen, dass die Idee dem Kreis um Ernst Breitenstein, Carl Göllner, Erwin Wittstock, Franz Liebhardt u.a. Intellektuelle entstammt, auf den die damals bestehende Parteikommission für Anliegen der mitwohnenden Nationalitäten (sie wurde am 12. Oktober 1957 aufgelöst) in Zweifelsfragen zurückgriff. Dem Protokoll der Sekretariatssitzung des ZK sind die beiden (10. Januar 1957 datierten) Vorschläge "betreffend das Feiern des 80. Geburtstags des Banater Malers Stefan Jäger“ bzw. "betreffend das Feiern des 80. Geburtstags des Schriftstellers Adolf Meschendörfer“ und, was letzteren angeht, auch eine Liste seiner Werke beigelegt, die von Vécsei Carol von Seiten der Parteikommission für Anliegen der Nationalitäten sowie Pavel Ţugui von der Sektion Wissenschaft und Kultur des ZK der Rumänischen Arbeiterpartei unterzeichnet sind. Sie enthalten die ideologischen Zurechtbiegungen und die Sprach-Floskeln jener Zeit, fußen jedoch eindeutig auf Angaben, die aus Kreisen der Banater und Siebenbürger Intellektuellen stammen.
So heißt es in dem Stefan Jäger betreffenden Vorschlag, er werde als „Maler der schwäbischen Bevölkerung des Banats schlechthin betrachtet“ und: „Das Hauptthema seiner Gemälde stellen die Landschaften und Werktätigen (oamenii muncii) aus dem Banat dar.“ Für seine Verdienste soll der Maler anlässlich seines 80. Geburtstages wie folgt geehrt werden:
- Es wird ihm der Arbeitsorden II. Klasse verliehen.
- Es wird ihm eine persönliche Rente zuerkannt.
- Das Kulturministerium wird ein Album veröffentlichen mit den Skizzen aus dem Besitz des Regions-Museums Temeswar.
- Das Kulturministerium wird in Bukarest eine Retrospektiv-Ausstellung Stefan Jäger veranstalten.
- Erteilen einer persönlichen Rente. (Es wurde tatsächlich zwei Mal angeführt, dass er eine Rente erhalten soll!)

Was Adolf Meschendörfer angeht, so heißt es im Vorschlag betreffend seine Würdigung, dass er zu den bekanntesten siebenbürgischen Schriftstellern gehört und eine bedeutende Anzahl Geschichten, Novellen; Romane, Gedichte und literarische Studien veröffentlicht hat. Desgleichen wird gesagt: „Am Anfang des Jahrhunderts hat Meschendörfer eine literarische Zeitschrift herausgegeben (in der progressive Materiale erschienen sind) und die sich vor allem zur Aufgabe gemacht hat, durch Übersetzungen, die rumänische und ungarische Literatur sowohl im alten österreichisch-ungarischen Reich als auch in Deutschland bekannt zu machen. In seinen literarischen Werken äußert Meschendörfer sich als realistischer Schriftsteller.“
Als Ehrung wird vorgeschlagen:
- Es wird ihm der Arbeitsorden I. Klasse verliehen.
- Es wird ein Band seiner Werke sowohl in deutscher als auch in rumänischer Sprache herausgegeben.
- Die zentrale Presse wird Artikel (über ihn) veröffentlichen.
Das tat der "Neuer Weg" denn auch sofort am 18. Januar 1957 in seiner Wochenendbeilage "Kunst und Literatur" (ein weiterer Hinweis dafür, dass die Würdigung möglicherweise von da aus veranlasst worden ist). Veröffentlicht wird ein Fragment aus dem Roman „Der Büffelbrunnen“. Im Vorspann heißt es: „Im kommenden Frühjahr, am 8. Mai, wird Adolf Meschendörfer 80 Jahre alt - der Dichter, Schriftsteller, Kritiker, der einen neuen Abschnitt einleitete in der Entwicklung des deutschen Kulturlebens unseres Landes, (...) Wir hoffen, dass unsere Literaturforscher und -kritiker sich aus Anlass seines 80. Geburtstages mit dem Schaffen dieses Dichters und Förderers der Kultur eingehender als bisher auseinandersetzen werden – im Sinne der Weiterführung alles Wertvollen, das die ältere Generation geschaffen hat, durch unsere neue Literatur.“
In der Wochenendebeilage vom 1. Februar 1957 ist ein langer Beitrag über den „Schwabenmaler Stefan Jäger" abgedruckt, an dessen Anfang ebenfalls daraufhingewiesen wird, dass der Maler „in diesem Jahre seinen achtzigsten Geburtstag begehen“ wird. Am 28. Februar 1957 wird dann auf Seite 1 des „Neuer Weg“ bekannt gegeben: „Laut einem Dekret des Präsidiums der Großen Nationalversammlung wurde Adolf Meschendörfer anlässlich seines bevorstehenden 80. Geburtstages und in Anerkennung seiner Verdienste auf dem Gebiete der Literatur mit dem Arbeitsorden I. Klasse, und Stefan Jäger anlässlich seines bevorstehenden 80. Geburtstages und in Anerkennung, seiner Verdienste auf dem Gebiete der Malerei mit dem Arbeitsorden II. Klasse ausgezeichnet." Weiter unten heißt es sodann: „Die Auszeichnung A. Meschendörfers und St. Jägers ehrt das gesamte deutsche Geistesleben unseres Landes. Nicht nur Leistungen der Gegenwart erfreuen sich der Anerkennung unseres Volksdemokratischen Staates, auch frühere Leistungen, die durch bleibenden Wert befruchtend wirken auf das Schaffen von Leuten, werden geschätzt und geachtet, im Sinne eines harmonischen Zusammenwirkens von gesunder Tradition und schöpferischem Neuerertum." Im Klartext bedeutete dies, die bislang verpönten, weil dem „Bürgertum“ angehörenden Künstler, dürfen – mit gewissen Einschränkungen – wieder in die Öffentlichkeit geholt werden. Die beiden Künstler sind damals sowohl in offiziellem Rahmen gewürdigt worden als auch in Feiern innerhalb ihrer Gemeinschaften. „Staatspreisträger“ und Sekretär des Schriftstellerverbandes Ferenc Szemler überreichte Meschendörfer die Auszeichnung, doch wohnten der Feier auch das stellvertretende Mitglied des ZK der RAP und erste Sekretär des Regionskomitees der RAP Stalin, Maxin Berghianu, sowie der stellvertretende Vorsitzende des Regionsvolksrates Michael Schuster bei. Die Glückwunschrede allerdings wurde vom Schriftstellerkollegen Erwin Wittstock gehalten. (NW, 16. März 1957, S. 1) Die Würdigung Jägers fand beim Rayonsvolksrat in Hatzfeld statt, wohin Vertreter des Regionsparteikomitees und der Temeswarer Filiale des „Verbands der plastischen Künstler der RVR“ gekommen waren. (NW, 30. Mai 1957, S. 1) Von der Feier berichtete Franz Liebhard, der dem schwäbischen Maler in der Wochenendbeilage des NW vom 24. Mai einen reich illustrierten Beitrag gewidmet hatte.
Für die beiden 80-Jährigen stellten die Auszeichnung und die Feiern eine späte Anerkennung ihres Schaffens von Seiten des „volksdemokratischen“ Regimes dar. Die sächsischen und schwäbischen Gemeinschaften aber freuten sich, dass ihre wahren Künstler (statt der Vertreter der Proletkultur) und somit ihre authentischen kulturellen Werte gewürdigt wurden.

PDF-Datei des Artikels