Stefan Jäger Archiv

ART:0071 - Schwäbische Trachtenstudie: Unterschied zwischen den Versionen

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  |AutorName          = Gross
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  |AutorVorname        = Karl-Hans
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  |Aufsatztitel        = Schwäbische Trachtenstudie  
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[[File:Art_0071.jpg|thumb|right|Einwanderung der Deutschen nach Ungarn - [[WK:0376]]]]
 
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Wie aus dem verflossenen Geschehen, dem Leben gegriffen, steht das [[WK:0376|Einwanderungsbild]] mit seinen großdimensionalen Abmessungen von 5,10 x 1,45 Metern als ein künstlerisches Werk des großen Banater Malers [[Stefan Jäger]] vor uns. In der Tat, ein Werk von geschichtlich-ethnographischem und künstlerischem Wert, das dem bewussten Beschauer weit mehr vermittelt – räumlich und zeitlich – als der Pinsel des Meisters auf dem Maltuch festgehalten hat. Und eben durch die naturgetreue Darstellung, durch die Dynamik des Geschehens, werden gedankliche und seelische Rückkoppelungen ermöglicht, die uns die alte Heimat und das Schicksal derer, die auf [[WK:0376|Wanderung]]" gingen, erleben lässt. Und wer die weiteren Arbeiten des Schwabenmalers kennt, seine unzähligen „Schwabenbilder", die von Freuden und Leiden, von Schaffen und Raffen künden, der weiß, dass mit der [[WK:0376|Ankunft]]" im neuen Siedlungsgebiet unsere Ahnen eine neue Heimat gefunden, die hernach durch fleißiges Wirken und Werken der folgenden Generationen zu unserer geliebten Heimat wird. Somit erfasst der Künstler auf rund 7,5 Quadratmetern grobleinenem Maltuch weit mehr als eine unwirtliche Landschaft oder ein Geschehen, sondern er spannt seinen Bogen, räumlich und zeitlich gesehen über Hunderte Meilen, vom Rheinischen und den angrenzenden Ländern bis zur unteren Donau, das heißt, er wächst über den so oft bemängelten, eingeengten geographischen Raum seines malerischen Schaffens hinaus und erbringt eine mit Farben und Pinsel „geschriebene" Dokumentation zur Geschichte der Banater Schwaben. Wie bei allen Jäger-Bildern wird der Beschauer durch die einfache, klare und wirklichkeitsnahe Sprache des Künstlers gefangen genommen und überrascht. [[Stefan Jäger|Jäger]] lässt uns durch das lebendige Gestalten der Situationen die Ansiedlung miterleben. Man fühlt sich mitten in dieses Geschehen hineingestellt. Um so mehr, weil das farbgedämpfte Kolorit des graublauen Himmels die gesamte Komposition schärfer, betonter und kräftiger hervortreten lässt.<br/>
 
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Seine Farbtönungen sind malerisch leuchtend, doch nicht aufdringlich ob es sich nun um die zerfurchte, morastige, baumlose und grasbewachsene Steppenerde oder andere Gefilde handelt, die einen farbenreichen Rahmen zum eigentlichen Geschehen, dem Menschen und seinem Schicksal, ergeben. Auf dem Bild sind deutlich drei Teile (Triptychon) zu unterscheiden: [[WK:0376#Wanderung|Wanderung]], [[WK:0376#Rast|Rast]], [[WK:0376#Ankunft|Ankunft]].<br/>
Wie aus dem verflossenen Geschehen, dem Leben gegriffen, steht das [[Einwanderungsbild]] mit seinen großdimensionalen Abmessungen von 5,10 x 1,45 Metern als ein künstlerisches Werk des großen Banater Malers [[Stefan Jäger]] vor uns. In der Tat, ein Werk von geschichtlich-ethnographischem und künstlerischem Wert, das dem bewussten Beschauer weit mehr vermittelt – räumlich und zeitlich – als der Pinsel des Meisters auf dem Maltuch festgehalten hat. Und eben durch die naturgetreue Darstellung, durch die Dynamik des Geschehens, werden gedankliche und seelische Rückkoppelungen ermöglicht, die uns die alte Heimat und das Schicksal derer, die auf [[„Wanderung"]] gingen, erleben lässt. Und wer die weiteren Arbeiten des Schwabenmalers kennt, seine unzähligen „Schwabenbilder", die von Freuden und Leiden, von Schaffen und Raffen künden, der weiß, dass mit der [[„Ankunft"]] im neuen Siedlungsgebiet unsere Ahnen eine neue Heimat gefunden, die hernach durch fleißiges Wirken und Werken der folgenden Generationen zu unserer geliebten Heimat wird. Somit erfasst der Künstler auf rund 7,5 Quadratmetern grob-leinenem Maltuch weit mehr als eine unwirtliche Landschaft oder ein Geschehen, sondern er spannt seinen Bogen, räumlich und zeitlich gesehen über Hunderte Meilen, vom Rheinischen und den angrenzenden Ländern bis zur unteren Donau, das heißt, er wächst über den so oft bemängelten, eingeengten geographischen Raum seines malerischen Schaffens hinaus und erbringt eine mit Farben und Pinsel „geschriebene" Dokumentation zur Geschichte der Banater Schwaben. Wie bei allen Jäger-Bildern wird der Beschauer durch die einfache, klare und wirklichkeitsnahe Sprache des Künstlers gefangen genommen und überrascht. Jäger lässt uns durch das lebendige Gestalten der Situationen die Ansiedlung miterleben. Man fühlt sich mitten in dieses Geschehen hineingestellt. Um so mehr, weil das farbgedämpfte Kolorit des graublauen Himmels die gesamte Komposition schärfer, betonter und kräftiger hervortreten lässt.
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Auf dem Bild links sind in dem Menschenzug, der sich auf [[WK:0376|Wanderung]]" befindet, etwa 20 Personen gut zu unterscheiden. Es sind dies Auswanderer, die einem sogenannten "Patent" (offener landesherrlicher Bevorrechtigungsbrief) Folge leistend, mit ihrem Reisepass durch Franken über Würzburg und Nürnberg, als auch durch Schwaben über Ulm, Günsburg und Donauwörth bis Regensburg, Wien, Ofen und schließlich bis ins "temescher Banat" kamen. Noch rüstig und voller Hoffnungen schreiten die lebensmutigen Weggefährten, Menschen im besten Lebensalter, mit Kind (die kleinsten tragen sie huckepack) und Kegel, bündelgeschnürt, ihrer Zukunft entgegen. Und alle Erwartungen liegen noch im Ansiedlungspass, den wohl jedes Oberhaupt der Familie unterm „Brusttuch" oder im langen Leibrock trägt.
 
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Das erste Bild mündet in das zweite, in das Mittelbild, ein, das sich seinerseits im dritten fortsetzt. Es bildet das figurenreichste Bild (31 Gestalten) Den Betrachter beeindruckt auch diesmal die Farbenpracht und die Harmonie in der Anordnung des Geschehens. Da hocken Menschen ums rauchschwelende Feuer und nähren ihre Hoffnungen, mancher sinkt, von Bedrücktheit schier übermächtigt, reumütig nieder, müde liegen Männer dahingestreckt und atmen den modrigen Erdgeruch des Bodens zu neuer Kraft, und lebensmutige Mütter stillen junges Leben, das in Liebe dem neuen Leben erbracht.<br/>
Seine Farbtönungen sind malerisch leuchtend, doch nicht aufdringlich ob es sich nun um die zerfurchte, morastige, baumlose und grasbewachsene Steppenerde oder andere Gefilde handelt, die einen farbenreichen Rahmen zum eigentlichen Geschehen, dem Menschen und seinem Schicksal, ergeben. Auf dem Bild sind deutlich drei Teile (Triptychon) zu unterscheiden : Wanderung,, Rast, Ankunft.
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Und schließlich sind alle an der Stätte der Erfüllung (3. Bild): zu Hause, in der neuen Heimat. Mit dem Ansiedlungsbuch in der Hand, werden von „Populationskommissaren" die erdgestampften und rohrgedeckten, oft nur halbfertigen Häuser den Kolonisten zugewiesen. Und rings um dieses Geschehen im Mittelfeld des Bildes beginnt, schon ein geschäftiges Treiben.<br/>
 
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Alles in allem eine großartige Komposition, die einen scharfen Beobachter, brillanten Schilderer der Vorgänge verrät. Und wie in allen seinen späteren Werken wird der Beobachter schon jetzt durch die Farbenpracht der Trachten angesprochen. Eine Untersuchung dieser Trachten – aus Raummangel können wir darauf nicht näher eingehen – ist für den Volkskundler von Bedeutung, da [[Stefan Jäger]] sich dafür im Auswanderungsgebiet der Schwaben dokumentierte. Er hat zahlreiche Studien und Vorarbeiten zur Verwirklichung dieses großartigen Werkes geschaffen, er hat mit großer Hingabe nach geeigneten Motiven gesucht.<br/>
Auf dem Bild links sind in dem Menschenzug, der sich auf [[„Wanderung"]] befindet, etwa 20 Personen gut zu unterscheiden. Es sind dies Auswanderer, die einem sogenannten "Patent" (offener landesherrlicher Bevorrechtigungsbrief) Folge leistend, mit ihrem Reisepass durch Franken über Würzburg und Nürnberg, als auch durch Schwaben über Ulm, Günsburg und Donauwörth bis Regensburg, Wien, Ofen und schließlich bis ins "temescher Banat" kamen. Noch rüstig und voller Hoffnungen schreiten die lebensmutigen Weggefährten, Menschen im besten Lebensalter, mit Kind (die kleinsten tragen sie huckepack) und Kegel, bündelgeschnürt, ihrer Zukunft entgegen. Und alle Erwartungen liegen noch im Ansiedlungspass, den wohl jedes Oberhaupt der Familie unterm „Brusttuch" oder im langen Leibrock trägt.
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Nicht unbekannt dürften die Aquarellskizzen: Ulmer Gänsetor, Einwandererkolonne am Donaustrand und die [[WK:1022|„Ulmer Schachteln"]] (Lastenkähne), der Einwanderer im Banat und eventuell noch andere sein. Auch ein [[WK:0343|Aquarelltriptychon]] in Kleinformat wurde von [[Stefan Jäger]] gemalt. Es setzt sich aus folgenden Bildern zusammen: 1. Banater Sumpflandschaft; 2. Vater und Sohn ziehen die erste Furche; 3. der Ernte entgegenharrende Fluren mit freundlicher Häuserreihe im Hintergrund. Leider ist das weitere Schicksal dieses Werkes unbekannt. Und wie viele Skizzen und Studien muss der Künstler außer den uns bekannten wohl noch ausgeführt haben? Dass dem so ist, beweisen auch die bekannten Varianten, und zwar das sogenannte "ursprüngliche" (1906) und [[WK:0376|"Original"-Triptychon]] (1910) – [[WK:0376|Einwanderungsbild]].<br/>
Das erste Bild mündet in das zweite, in das Mittelbild, ein, das sich seinerseits im dritten fortsetzt. Es bildet das figurenreichste Bild (31 Gestalten) Den Betrachter beeindruckt auch diesmal die Farbenpracht und die Harmonie in der Anordnung des Geschehens. Da hocken Menschen ums rauchschwelende Feuer und nähren ihre Hoffnungen, mancher sinkt, von Bedrücktheit schier übermächtigt, reumütig nieder, müde liegen Männer dahingestreckt und atmen den modrigen Erdgeruch des Bodens zu neuer Kraft, und lebensmutige Mütter stillen junges Leben, das in Liebe dem neuen Leben erbracht.
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[[Dr. Peter Pink]] weist in seiner Stefan-Jäger-Monographie darauf hin, dass zuerst ein kleineres Bild, das „ursprüngliche", und später ein zweites, das „Original" gemalt wurde. Zwischen dem ersten und zweiten Triptychon gibt es auch Unterschiede. Im „ursprünglichen" tragen die Personen zum Großteil zeitgenössische Trachten der Banater Schwaben. Diesem Gemälde fehlt das zeitgebundene Kolorit, da die Tatsachen zur Zeit der Einwanderung anders waren. Hier griffen nun die [[Cărpiniș|Gertjanoscher]] ein. Sie verhalfen [[Stefan Jäger]] dazu, die Urheimat der Ahnen zu bereisen, um an Ort und Stelle Trachtenstudien zu betreiben. So entstand 1910 das sogenannte „Original“.<br/>
 
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Im Nachlass des 1962 verstorbenen Altmeisters wurde auch eine licht-gebleichte, alte fotografische Negativplatte von einem bis jetzt unbekannten Einwanderungsbild gefunden. Es handelt sich unserer Meinung nach wahrscheinlich um eine andere Variante zum großen Drei-Bilder-Werk von 1910. Alle drei Varianten besitzen eine überragende Aussagekraft und sind für den Jäger-Forscher von Bedeutung.<br/>
Und schließlich sind alle an der Stätte der Erfüllung (3. Bild): zu Hause, in der neuen Heimat. Mit dem Ansiedlungsbuch in der Hand, werden von „Populationskommissaren" die erdgestampften und rohrgedeckten, oft nur halbfertigen Häuser den Kolonisten zugewiesen. Und rings um dieses Geschehen im Mittelfeld des Bildes beginnt, schon ein geschäftiges Treiben.
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Im Bestreben, die Wirklichkeit mit größtmöglicher Unmittelbarkeit auf die Leinwand zu bannen, hat [[Stefan Jäger]] vor nahezu sechs Jahrzehnten (1910) das [[WK:0376|Einwanderungsbild]] geschaffen. Es wird heute im [[Banater Museum]]" in [[Timișoara|Temesvar]] aufbewahrt und sollte schon längst als ständiges Ausstellungsobjekt einen Platz in dieser ehrwürdigen Stätte gefunden haben. Noch besser würde es in einem [[Gedenkstätte|Stefan-Jäger-Gedenkhaus]], das man in [[Jimbolia|Hatzfeld]] errichten wird, stehen.<br/>
 
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Alles in allem eine großartige Komposition, die einen scharfen Beobachter, brillanten Schilderer der Vorgänge verrät. Und wie in allen seinen späteren Werken wird der Beobachter schon jetzt durch die Farbenpracht der Trachten angesprochen. Eine Untersuchung dieser Trachten – aus Raummangel können wir darauf nicht näher eingehen – ist für den Volkskundler von Bedeutung, da [[Stefan Jäger]] sich dafür im Auswanderungsgebiet der Schwaben dokumentierte. Er hat zahlreiche Studien und Vorarbeiten zur Verwirklichung dieses großartigen Werkes geschaffen, er hat mit großer Hingabe nach geeigneten Motiven gesucht.
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==PDF-Datei des Artikels==
 
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* {{pdf|Art_0071.pdf|Kartpaten Rundschau (14.03.1969/Nr.11)}}
Nicht unbekannt dürften die Aquarellskizzen: [[Ulmer Gänsetor]], [[Einwandererkolonne am Donaustrand]] und die [[„Ulmer Schachteln"]] (Lastenkähne), der Einwanderer im Banat und eventuell noch andere sein. Auch ein [[Aquarelltriptychon]] in Kleinformat wurde von Stefan Jäger gemalt. Es setzt sich aus folgenden Bildern zusammen: 1. Banater Sumpflandschaft; 2. Vater und Sohn ziehen die erste Furche; 3. der Ernte entgegenharrende Fluren mit freundlicher Häuserreihe im Hintergrund. Leider ist das weitere Schicksal dieses Werkes unbekannt. Und wie viele Skizzen und Studien muss der Künstler außer den uns bekannten wohl noch ausgeführt haben? Dass dem so ist, beweisen auch die bekannten Varianten, und zwar das sogenannte [["ursprüngliche"]] (1906) und [["Original"-Triptychon]] (1910) – [[Einwanderungsbild]].
 
[[Dr. Peter Pink]] weist in seiner [[Stefan-Jäger-Monographie]] darauf hin, dass zuerst ein kleineres Bild, das „ursprüngliche", und später ein zweites, das „Original" gemalt wurde. Zwischen dem ersten und zweiten Triptychon gibt es auch Unterschiede. Im „ursprünglichen" tragen die Personen zum Großteil zeitgenössische Trachten der Banater Schwaben. Diesem Gemälde fehlt das zeitgebundene Kolorit, da die Tatsachen zur Zeit der Einwanderung anders waren. Hier griffen nun die [[Gertjanoschor]] ein. Sie verhalfen Stefan Jäger dazu, die Urheimat der Ahnen zu bereisen, um an Ort und Stelle Trachtenstudien zu betreiben. So entstand 1910 das sogenannte „Original“,
 
 
 
Im Nachlass des 1962 verstorbenen Altmeisters wurde auch eine licht-gebleichte, alte fotografische Negativplatte von einem bis jetzt unbekannten [[Einwanderungsbild]] gefunden. Es handelt sich unserer Meinung nach wahrscheinlich um eine andere Variante zum großen Drei-Bilder-Werk von 1910. Alle drei Varianten besitzen eine überragende Aussagekraft und sind für den Jäger-Forscher von Bedeutung.
 
 
 
Im Bestreben, die Wirklichkeit mit größtmöglicher Unmittelbarkeit auf die Leinwand zu bannen, hat Stefan Jäger vor nahezu sechs Jahrzehnten (1910) das [[Einwanderungsbild]] geschaffen. Es wird heute im [[„Banater Museum"]] in Temesvar aufbewahrt und sollte schon längst als ständiges Ausstellungsobjekt einen Platz in dieser ehrwürdigen Stätte gefunden haben. Noch besser würde es in einem [[Stefan-Jäger-Gedenkhaus]], das man in [[Hatzfeld]] errichten wird, stehen.
 
 
 
 
 
Repro
 
1, Das Einwanderungsbild
 
 
 
  
 
[[Kategorie:Zeitung]]
 
[[Kategorie:Zeitung]]
[[Kategorie:Karpaten Rundschau]]
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[[Kategorie:Karpaten-Rundschau]]
[[Kategorie:Bildbeschreibung]]
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[[Kategorie:Triptychon]]
[[Kategorie:Wertung]]
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[[Kategorie:Einwanderungsbild]]

Aktuelle Version vom 19. Juni 2017, 12:51 Uhr


Bibliografie
Artikel Nummer: 0071
Autor Name: Karl-Hans Gross
Titel des Artikels : Schwäbische Trachtenstudie
Untertitel des Artikels: „Das Einwanderungsbild" Stefan Jägers
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Karpaten-Rundschau
Erscheinungsort: Kronstadt
Jahrgang: 2 (XIII)
Nummer: 11
Datum: 14.03.1969
Seite: 7
* [[Karl-Hans Gross]]: [[ART:0071 - Schwäbische Trachtenstudie|<i>Schwäbische Trachtenstudie</i>. „Das Einwanderungsbild" Stefan Jägers]]. Karpaten-Rundschau, Kronstadt 14.03.1969 (Jg.2 (XIII) Nr.11), S. 7

„Das Einwanderungsbild" Stefan Jägers

Einwanderung der Deutschen nach Ungarn - WK:0376

Wie aus dem verflossenen Geschehen, dem Leben gegriffen, steht das Einwanderungsbild mit seinen großdimensionalen Abmessungen von 5,10 x 1,45 Metern als ein künstlerisches Werk des großen Banater Malers Stefan Jäger vor uns. In der Tat, ein Werk von geschichtlich-ethnographischem und künstlerischem Wert, das dem bewussten Beschauer weit mehr vermittelt – räumlich und zeitlich – als der Pinsel des Meisters auf dem Maltuch festgehalten hat. Und eben durch die naturgetreue Darstellung, durch die Dynamik des Geschehens, werden gedankliche und seelische Rückkoppelungen ermöglicht, die uns die alte Heimat und das Schicksal derer, die auf „Wanderung" gingen, erleben lässt. Und wer die weiteren Arbeiten des Schwabenmalers kennt, seine unzähligen „Schwabenbilder", die von Freuden und Leiden, von Schaffen und Raffen künden, der weiß, dass mit der „Ankunft" im neuen Siedlungsgebiet unsere Ahnen eine neue Heimat gefunden, die hernach durch fleißiges Wirken und Werken der folgenden Generationen zu unserer geliebten Heimat wird. Somit erfasst der Künstler auf rund 7,5 Quadratmetern grobleinenem Maltuch weit mehr als eine unwirtliche Landschaft oder ein Geschehen, sondern er spannt seinen Bogen, räumlich und zeitlich gesehen über Hunderte Meilen, vom Rheinischen und den angrenzenden Ländern bis zur unteren Donau, das heißt, er wächst über den so oft bemängelten, eingeengten geographischen Raum seines malerischen Schaffens hinaus und erbringt eine mit Farben und Pinsel „geschriebene" Dokumentation zur Geschichte der Banater Schwaben. Wie bei allen Jäger-Bildern wird der Beschauer durch die einfache, klare und wirklichkeitsnahe Sprache des Künstlers gefangen genommen und überrascht. Jäger lässt uns durch das lebendige Gestalten der Situationen die Ansiedlung miterleben. Man fühlt sich mitten in dieses Geschehen hineingestellt. Um so mehr, weil das farbgedämpfte Kolorit des graublauen Himmels die gesamte Komposition schärfer, betonter und kräftiger hervortreten lässt.
Seine Farbtönungen sind malerisch leuchtend, doch nicht aufdringlich ob es sich nun um die zerfurchte, morastige, baumlose und grasbewachsene Steppenerde oder andere Gefilde handelt, die einen farbenreichen Rahmen zum eigentlichen Geschehen, dem Menschen und seinem Schicksal, ergeben. Auf dem Bild sind deutlich drei Teile (Triptychon) zu unterscheiden: Wanderung, Rast, Ankunft.
Auf dem Bild links sind in dem Menschenzug, der sich auf „Wanderung" befindet, etwa 20 Personen gut zu unterscheiden. Es sind dies Auswanderer, die einem sogenannten "Patent" (offener landesherrlicher Bevorrechtigungsbrief) Folge leistend, mit ihrem Reisepass durch Franken über Würzburg und Nürnberg, als auch durch Schwaben über Ulm, Günsburg und Donauwörth bis Regensburg, Wien, Ofen und schließlich bis ins "temescher Banat" kamen. Noch rüstig und voller Hoffnungen schreiten die lebensmutigen Weggefährten, Menschen im besten Lebensalter, mit Kind (die kleinsten tragen sie huckepack) und Kegel, bündelgeschnürt, ihrer Zukunft entgegen. Und alle Erwartungen liegen noch im Ansiedlungspass, den wohl jedes Oberhaupt der Familie unterm „Brusttuch" oder im langen Leibrock trägt. Das erste Bild mündet in das zweite, in das Mittelbild, ein, das sich seinerseits im dritten fortsetzt. Es bildet das figurenreichste Bild (31 Gestalten) Den Betrachter beeindruckt auch diesmal die Farbenpracht und die Harmonie in der Anordnung des Geschehens. Da hocken Menschen ums rauchschwelende Feuer und nähren ihre Hoffnungen, mancher sinkt, von Bedrücktheit schier übermächtigt, reumütig nieder, müde liegen Männer dahingestreckt und atmen den modrigen Erdgeruch des Bodens zu neuer Kraft, und lebensmutige Mütter stillen junges Leben, das in Liebe dem neuen Leben erbracht.
Und schließlich sind alle an der Stätte der Erfüllung (3. Bild): zu Hause, in der neuen Heimat. Mit dem Ansiedlungsbuch in der Hand, werden von „Populationskommissaren" die erdgestampften und rohrgedeckten, oft nur halbfertigen Häuser den Kolonisten zugewiesen. Und rings um dieses Geschehen im Mittelfeld des Bildes beginnt, schon ein geschäftiges Treiben.
Alles in allem eine großartige Komposition, die einen scharfen Beobachter, brillanten Schilderer der Vorgänge verrät. Und wie in allen seinen späteren Werken wird der Beobachter schon jetzt durch die Farbenpracht der Trachten angesprochen. Eine Untersuchung dieser Trachten – aus Raummangel können wir darauf nicht näher eingehen – ist für den Volkskundler von Bedeutung, da Stefan Jäger sich dafür im Auswanderungsgebiet der Schwaben dokumentierte. Er hat zahlreiche Studien und Vorarbeiten zur Verwirklichung dieses großartigen Werkes geschaffen, er hat mit großer Hingabe nach geeigneten Motiven gesucht.
Nicht unbekannt dürften die Aquarellskizzen: Ulmer Gänsetor, Einwandererkolonne am Donaustrand und die „Ulmer Schachteln" (Lastenkähne), der Einwanderer im Banat und eventuell noch andere sein. Auch ein Aquarelltriptychon in Kleinformat wurde von Stefan Jäger gemalt. Es setzt sich aus folgenden Bildern zusammen: 1. Banater Sumpflandschaft; 2. Vater und Sohn ziehen die erste Furche; 3. der Ernte entgegenharrende Fluren mit freundlicher Häuserreihe im Hintergrund. Leider ist das weitere Schicksal dieses Werkes unbekannt. Und wie viele Skizzen und Studien muss der Künstler außer den uns bekannten wohl noch ausgeführt haben? Dass dem so ist, beweisen auch die bekannten Varianten, und zwar das sogenannte "ursprüngliche" (1906) und "Original"-Triptychon (1910) – Einwanderungsbild.
Dr. Peter Pink weist in seiner Stefan-Jäger-Monographie darauf hin, dass zuerst ein kleineres Bild, das „ursprüngliche", und später ein zweites, das „Original" gemalt wurde. Zwischen dem ersten und zweiten Triptychon gibt es auch Unterschiede. Im „ursprünglichen" tragen die Personen zum Großteil zeitgenössische Trachten der Banater Schwaben. Diesem Gemälde fehlt das zeitgebundene Kolorit, da die Tatsachen zur Zeit der Einwanderung anders waren. Hier griffen nun die Gertjanoscher ein. Sie verhalfen Stefan Jäger dazu, die Urheimat der Ahnen zu bereisen, um an Ort und Stelle Trachtenstudien zu betreiben. So entstand 1910 das sogenannte „Original“.
Im Nachlass des 1962 verstorbenen Altmeisters wurde auch eine licht-gebleichte, alte fotografische Negativplatte von einem bis jetzt unbekannten Einwanderungsbild gefunden. Es handelt sich unserer Meinung nach wahrscheinlich um eine andere Variante zum großen Drei-Bilder-Werk von 1910. Alle drei Varianten besitzen eine überragende Aussagekraft und sind für den Jäger-Forscher von Bedeutung.
Im Bestreben, die Wirklichkeit mit größtmöglicher Unmittelbarkeit auf die Leinwand zu bannen, hat Stefan Jäger vor nahezu sechs Jahrzehnten (1910) das Einwanderungsbild geschaffen. Es wird heute im „Banater Museum" in Temesvar aufbewahrt und sollte schon längst als ständiges Ausstellungsobjekt einen Platz in dieser ehrwürdigen Stätte gefunden haben. Noch besser würde es in einem Stefan-Jäger-Gedenkhaus, das man in Hatzfeld errichten wird, stehen.

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