ART:0732 - Eine verdienstvolle Persönlichkeit: Unterschied zwischen den Versionen
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Im April richtete [[Karl-Hans Gross]], gesundheitlich bereits angeschlagen, ein Grußwort in Gedichtform an die Teilnehmer der Festveranstaltung „50 Jahre Lyzeum Hatzfeld”. Kurze Zeit später, am 10. Mai, hat er in Mannheim die Augen für immer geschlossen. Und doch war er bei der Schulfeier, die anlässlich des Hatzfelder Heimattages am Pfingstsonntag in Großkötz stattfand, allgegenwärtig – durch sein Grußgedicht, in den Festreden, im Gedenken an die verstorbenen Lehrer und Schüler des Lyzeums und in der Erinnerung seiner in großer Zahl erschienenen ehemaligen Kollegen und Schüler. Mit Professor [[Karl-Hans Gross|Gross]], wie er respektvoll genannt wurde, haben wir nicht nur eine profilierte und anerkannte Lehrerpersönlichkeit, sondern auch den kompetentesten Biographen des Schwabenmalers [[Stefan Jäger]], einen vorzüglichen Heimatforscher und einen der Dichtung und der Kunst zugewandten Schöngeist verloren. Sein langjähriges verdienstvolles Wirken im Dienste der [[Jimbolia|Hatzfeld]]er Schule und sein fortwährendes kulturelles Schaffen sicherten ihm einen hohen Bekanntheitsgrad weit über die Grenzen seiner Wahlheimat [[Jimbolia|Hatzfeld]] hinaus.<br/> | Im April richtete [[Karl-Hans Gross]], gesundheitlich bereits angeschlagen, ein Grußwort in Gedichtform an die Teilnehmer der Festveranstaltung „50 Jahre Lyzeum Hatzfeld”. Kurze Zeit später, am 10. Mai, hat er in Mannheim die Augen für immer geschlossen. Und doch war er bei der Schulfeier, die anlässlich des Hatzfelder Heimattages am Pfingstsonntag in Großkötz stattfand, allgegenwärtig – durch sein Grußgedicht, in den Festreden, im Gedenken an die verstorbenen Lehrer und Schüler des Lyzeums und in der Erinnerung seiner in großer Zahl erschienenen ehemaligen Kollegen und Schüler. Mit Professor [[Karl-Hans Gross|Gross]], wie er respektvoll genannt wurde, haben wir nicht nur eine profilierte und anerkannte Lehrerpersönlichkeit, sondern auch den kompetentesten Biographen des Schwabenmalers [[Stefan Jäger]], einen vorzüglichen Heimatforscher und einen der Dichtung und der Kunst zugewandten Schöngeist verloren. Sein langjähriges verdienstvolles Wirken im Dienste der [[Jimbolia|Hatzfeld]]er Schule und sein fortwährendes kulturelles Schaffen sicherten ihm einen hohen Bekanntheitsgrad weit über die Grenzen seiner Wahlheimat [[Jimbolia|Hatzfeld]] hinaus.<br/> | ||
Am 25. Dezember 1926 in [[Timișoara|Temeswar]] geboren, verbrachte [[Karl-Hans Gross]] die Kindheits- und Jugendjahre in [[Lenauheim]], dem elterlichen Heimatort. Ab 1938 besuchte er das Staatliche Deutsche Realgymnasium (die spätere Lenau-Oberschule) in [[Timișoara|Temeswar]], das er aber wegen der im August 1944 eingetretenen Entwicklung nicht mehr abschließen konnte. Wie viele seiner Landsleute trat er mit der Familie die Flucht in Richtung Westen an, wurde jedoch in Jugoslawien von Tito-Partisanen interniert und von hier zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt. Dem Inferno der stalinistischen Lager entkommen, setzte er seine Gymnasialstudien zunächst am [[Jimbolia|Hatzfeld]]er Römisch-katholischen Knabengymnasium und danach am [[Timișoara|Temeswar]]er Deutschen Lyzeum fort, wo er 1949 Abitur machte. Anschließend trat er in [[Jimbolia|Hatzfeld]] in den Schuldienst, und die Heidestadt sollte ihm für fast vier Jahrzehnte Wahlheimat werden.<br/> | Am 25. Dezember 1926 in [[Timișoara|Temeswar]] geboren, verbrachte [[Karl-Hans Gross]] die Kindheits- und Jugendjahre in [[Lenauheim]], dem elterlichen Heimatort. Ab 1938 besuchte er das Staatliche Deutsche Realgymnasium (die spätere Lenau-Oberschule) in [[Timișoara|Temeswar]], das er aber wegen der im August 1944 eingetretenen Entwicklung nicht mehr abschließen konnte. Wie viele seiner Landsleute trat er mit der Familie die Flucht in Richtung Westen an, wurde jedoch in Jugoslawien von Tito-Partisanen interniert und von hier zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt. Dem Inferno der stalinistischen Lager entkommen, setzte er seine Gymnasialstudien zunächst am [[Jimbolia|Hatzfeld]]er Römisch-katholischen Knabengymnasium und danach am [[Timișoara|Temeswar]]er Deutschen Lyzeum fort, wo er 1949 Abitur machte. Anschließend trat er in [[Jimbolia|Hatzfeld]] in den Schuldienst, und die Heidestadt sollte ihm für fast vier Jahrzehnte Wahlheimat werden.<br/> | ||
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Aktuelle Version vom 9. Januar 2016, 21:27 Uhr
Bibliografie | |
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Artikel Nummer: | 0732 |
Autor Name: | Der Vorstand |
Titel des Artikels : | Eine verdienstvolle Persönlichkeit |
Untertitel des Artikels: | Karl-Hans Gross zum Abschied |
Publikation: | Zeitung |
Titel der Publikation: | Banater Post |
Erscheinungsort: | München |
Jahrgang: | 50 |
Nummer: | 11 |
Datum: | 05.06.2005 |
Seite: | 6 |
* [[Der Vorstand]]: [[ART:0732 - Eine verdienstvolle Persönlichkeit|<i>Eine verdienstvolle Persönlichkeit</i>. Karl-Hans Gross zum Abschied]]. Banater Post, München 05.06.2005 (Jg.50 Nr.11), S. 6 |
Karl-Hans Gross zum Abschied
Im April richtete Karl-Hans Gross, gesundheitlich bereits angeschlagen, ein Grußwort in Gedichtform an die Teilnehmer der Festveranstaltung „50 Jahre Lyzeum Hatzfeld”. Kurze Zeit später, am 10. Mai, hat er in Mannheim die Augen für immer geschlossen. Und doch war er bei der Schulfeier, die anlässlich des Hatzfelder Heimattages am Pfingstsonntag in Großkötz stattfand, allgegenwärtig – durch sein Grußgedicht, in den Festreden, im Gedenken an die verstorbenen Lehrer und Schüler des Lyzeums und in der Erinnerung seiner in großer Zahl erschienenen ehemaligen Kollegen und Schüler. Mit Professor Gross, wie er respektvoll genannt wurde, haben wir nicht nur eine profilierte und anerkannte Lehrerpersönlichkeit, sondern auch den kompetentesten Biographen des Schwabenmalers Stefan Jäger, einen vorzüglichen Heimatforscher und einen der Dichtung und der Kunst zugewandten Schöngeist verloren. Sein langjähriges verdienstvolles Wirken im Dienste der Hatzfelder Schule und sein fortwährendes kulturelles Schaffen sicherten ihm einen hohen Bekanntheitsgrad weit über die Grenzen seiner Wahlheimat Hatzfeld hinaus.
Am 25. Dezember 1926 in Temeswar geboren, verbrachte Karl-Hans Gross die Kindheits- und Jugendjahre in Lenauheim, dem elterlichen Heimatort. Ab 1938 besuchte er das Staatliche Deutsche Realgymnasium (die spätere Lenau-Oberschule) in Temeswar, das er aber wegen der im August 1944 eingetretenen Entwicklung nicht mehr abschließen konnte. Wie viele seiner Landsleute trat er mit der Familie die Flucht in Richtung Westen an, wurde jedoch in Jugoslawien von Tito-Partisanen interniert und von hier zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt. Dem Inferno der stalinistischen Lager entkommen, setzte er seine Gymnasialstudien zunächst am Hatzfelder Römisch-katholischen Knabengymnasium und danach am Temeswarer Deutschen Lyzeum fort, wo er 1949 Abitur machte. Anschließend trat er in Hatzfeld in den Schuldienst, und die Heidestadt sollte ihm für fast vier Jahrzehnte Wahlheimat werden.
Seine Lehramtstätigkeit begann Karl-Hans Gross an der siebenklassigen Deutschen Elementarschule, mit deren Leitung er 1954 betraut wurde. Ein Jahr zuvor hatte er ein Fernstudium der Biologie und Geografie an der Universität Klausenburg aufgenommen, das er 1959 mit dem Staatsexamen abschloss. Zu seinen bleibenden Verdiensten gehört die Gründung der Deutschen Mittelschule im Jahr 1955. Als zwei Jahre später deren Zusammenlegung mit der rumänischen Mittelschule erfolgte, trat er von seinem Direktorposten zurück. Dem Hatzfelder Lyzeum blieb er jedoch weiterhin als Lehrer und Klassenleiter, als Ideengeber und guter Geist erhalten.
Karl-Hans Gross war Lehrer aus Berufung. Dank seiner fachlichen und didaktisch-methodischen Kompetenz und seines beeindruckenden Wissensspektrums, aber auch dank seiner menschlichen Wesenszüge und seines unermüdlichen kulturellen Engagements genoss er im Lehrerkollegium, bei den Schülern und deren Eltern, ja in der gesamten Hatzfelder Bevölkerung hohes Ansehen, Respekt und Anerkennung. Immer darauf bedacht, auf dem neuesten Stand der Erkenntnisse der Naturwissenschaften zu sein und den Unterricht nach modernen Grundsätzen lebendig, lebensnah und anschaulich zu gestalten, um auf diese Weise die Schülerinnen und Schüler für seine Fächer zu begeistern, brachte er sich stets mit neuen Ideen und Initiativen ein. Hierzu zählen, um nur einige zu nennen, die Einrichtung eines Chemielabors und eines Fachkabinetts für Biologie sowie eines naturwissenschaftlichen Schulmuseums mit Dioramen und von Professor Gross selbst konservierten Mammutfunden aus den Tongruben der Hatzfelder Ziegelei.
Dass das Hatzfelder Lyzeum einen festen Platz im kulturellen Leben der Heidestadt selbst und der engeren Umgebung von Hatzfeld einnahm, ist auch ein Verdienst von Karl-Hans Gross. Er hat die schuleigenen Kulturveranstaltungen sowie die großen Trachten- und Kirchweihfeste, an denen die Schüler des Lyzeums maßgeblich beteiligt waren, tatkräftig gefördert und unterstützt. Seiner künstlerischen Veranlagung folgend, hat er die Bühnenbilder für die Schulaufführungen entworfen und teilweise gefertigt, und auch die für verschiedene Anlässe (Trachtenfeste, 100-Jahr-Feier des Hatzfelder Mittelschulwesens usw.) gedruckten Programme basierten auf seinen Entwürfen.
Nach fast vier Jahrzehnten erfolgreichen Wirkens im Hatzfelder Schuldienst verabschiedete sich der verdienstvolle Lehrer und Erzieher 1987 in den Ruhestand. Professor Gross hat die Entwicklung des Hatzfelder Lyzeums entscheidend mitgeprägt und wesentlich dazu beigetragen, vielen Schülergenerationen eine gediegene fachliche und Allgemeinbildung sowie eine an den Traditionen und Werten der eigenen Volksgruppe orientierten Erziehung mit auf den Weg zu geben. Adolf Freiherr von Knigge sagte einmal:„Wer jemals dazu beigetragen hat, uns zu weiseren, besseren, glücklicheren Menschen zu machen, der müsse unseres wärmsten Dankes lebenslang gewiss sein können.“ Karl-Hans Gross hat zweifelsfrei einen derartigen Beitrag geleistet, und darum bleiben wir ihm auch über den Tod hinaus zu Dank verpflichtet. Er war eine vielseitige Persönlichkeit. Neben dem Lehrerberuf hat er sich sowohl in der alten Heimat als auch in Mannheim, wo er seit 1988 mit seiner Familie lebte, auch als Biograph Stefan Jägers, als Heimatforscher und Dichter einen Namen gemacht. Schon früh widmete er sich der Erforschung des Lebens und künstlerischen Wirkens des Heimatmalers Stefan Jäger, den er auch persönlich kannte und den er verehrte und schätzte. Er setzte sich mit Nachdruck für die Errichtung einer Stefan-Jäger-Gedenkstätte ein, die 1969 im ehemaligen Atelier des Künstlers eröffnet werden konnte. An deren Gestaltung und an der Erfassung der Jäger-Bilder war er maßgeblich beteiligt. Die Ergebnisse seiner Forschungen präsentierte er in zahlreichen Beiträgen, die in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften in Rumänien, Deutschland und Österreich veröffentlicht wurden. Als Krönung seiner Publikationsarbeit kann die umfassende Künstlermonographie betrachtet werden, deren erster Band 1991 unter dem Titel „Stefan Jäger – Maler seiner heimatlichen Gefilde” erschienen ist und deren zweiter Band „Stefan Jäger – Skizzen, Studien und Entwürfe” im vergangenen Jahr herausgebracht wurde. Die Bücher, die eine großartige Hommage an den beliebten Heimatmaler und an die Banater Heimat darstellen, weisen den Autor als profunden Kenner des Jägerschen Werkes und darüber hinaus als einen mit Landschaft, Geschichte, Kultur und Volkskunde des Banats eng vertrauten Heimatforscher aus.
Als Lokalforscher trat Karl-Hans Gross durch zahlreiche geschichtliche und kulturhistorische Beiträge in Erscheinung. Er ist Koautor des „Heimatbuches des Heidestädtchens Hatzfeld im Banat” (1991), in dem er mit einigen wissenschaftlich fundierten Aufsätzen vertreten ist. Zudem redigierte und gestaltete er die ersten vier Ausgaben des „Heimatblattes Hatzfeld” und arbeitete an den folgenden mit. Zeitweilig war er auch für die Redaktion der Hatzfeld-Seite im „Donautal-Magazin” zuständig.
In den letzten Jahren widmete er sich verstärkt der Schriftstellerei und wurde Mitglied des Freien Deutschen Autorenverbandes. Sein literarisches Werk umfasst vornehmlich Lyrik, gelegentlich auch Prosa. 1999 überraschte er mit dem im Mohland-Verlag erschienenen Gedichtband „Aus meinem Blumengarten”, dem drei Jahre später im gleichen Verlag ein weiterer mit dem Titel „Sonnengold & Poesie” folgte. Der Autor ist in mehreren Anthologien, u. a. in der donauschwäbischen Anthologie „Die Erinnerung bleibt”, vertreten.
In Anerkennung seiner Verdienste wurde Karl-Hans Gross mit dem Preis der von Hans Wolfram Hockl ins Leben gerufenen Stiftung „Gemeinschaft aller Donauschwaben”, dem Ehrenbrief der Landsmannschaft der Banater Schwaben und der Ehrenurkunde der Heimatortsgemeinschaft Hatzfeld ausgezeichnet.
„Was ist nun Raum, was ist nun Zeit,
von ihr bist du entbunden,
du hast in der Unendlichkeit
die Ewigkeit gefunden”,
heißt es in einem Gedicht von Karl-Hans Gross. Nun wurde er selbst in die Ewigkeit abberufen, in unserer Erinnerung aber wird er weiterleben. In Dankbarkeit werden wir seiner stets gedenken.
Der Vorstand der HOG Hatzfeld