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| + | Zweifelsohne sind alle am Festzug teilhabenden Gruppierungen und Aufmachungen für den skizzierenden Künstler von Bedeutung, doch drängt sich einem aus dieser beschaulichen Vielfalt der als Hauptwagen bezeichnete, reich geschmückte und mit Früchten voll beladene Erntefestzugwagen aus dem dargestellten Geschehen geradezu auf. Auf einem langen "Zweispänner"-Leiterwagen ist das ganze Schauwerk aufgebaut. Mit Stolz und Genugtuung zeigt man die Früchte der mühevollen Arbeit und "Fechsung" und auch zum Dank fürs abgelaufene, gute Bauernjahr. Inmitten der aufgetürmten Früchte steht auf dem Festwagen ein junges Schnitterpaar in Arbeitstracht; der Schnitter hält die Sense , die Schnitterin die Sichel, in der einen Hand. An der Wagenleiter hängen Fruchtgirlanden aus "Trauben, Äpfel, Birnen" bogenförmig geschlungen von einer Wagenlisse ("Leix") zur anderen, an deren oberem Ende sie festgebunden sind. Bis obenauf ist der Wagen mit Felderzeugnissen beladen. "Garben" (mit "Seele" gebunden), "Kukuruz" (belaubte Stöcke mit Kolben), "Weizen" (gebüschelte, ährenschwere Halme) und "Kohl, Korb mit Erdäpfel, Kürbis, Melonen" (hinten im Schragel) sind zu einem gefälligen Schaubild aufgebaut. Seitlich vom Kutschbock des "fahrenden" (kutschierenden) Bauern sind noch schmückende Beigaben an der Wagenleiter angebracht: "Hanfstöcke mit Blumen geputzt". (Alle im Absatz in Anführungszeichen gesetzten Textteile und Wörter sind von St. Jäger eigenhändig rings um den skizzierten Erntewagen mit dem Bleistift ausgeführt.)<br/> | ||
| + | Dem Erntewagen vorangestellt ist eine Schnittergruppe, die Jäger in seiner "Reihenfolge der Gruppen" unter laufender Zahl 9 als "3 Männer mit Sensen" und "3 Mädchen" in der schriftlichen Anmerkung führt. Auffällig ist die Arbeitstracht der Männer (Schnitter mit Sensen): Weiße, knielange, unterm Knie gebundene Gatyer (Hose); Strümpfe und "Patschen" (Notierung Jägers); herausragende hellfarbige Hemden; um die Leibmitte gebundene, blaue Arbeitsschürzen und Strohhüte, als Kopfbedeckung. Überaus interessant scheint mir der Vergleich der von St. Jäger in der Auflistung der Festgruppen als "3 Mädchen" in Arbeitstracht bezeichneten Schnittergruppe, die aber in der Aquarellskizze selbst, an der jeweiligen Malstelle, mit einem Hinweisstrich als "Mädchen, Weib, Mädchen" angeschrieben sind. Alle drei Personen tragen die Arbeitstracht der Schnitterinnen, die aus langem hellblauen Faltenrock, kurzärmeligem weißen Hemd, Schürze - aus "Gedruckts" -, hellem Kopftuch und Patschen besteht; ein großer, runder Frauenstrohhut ist seitlich an den Hüftschnüren der Schürze angehängt.<br/> | ||
| + | In der Mitte, ein "Weib"! Wieso? Warum? Es trägt den Erntekranz, auf einem hölzernen Rechen aufgehängt. Jedes der ihm zur Seite schreitenden Mädchen hält das jeweilige Ende eines vom Erntekranz herab fallenden roten Seidenbandes in der einen Hand. So schreiten sie einher mit den anderen Bauersleuten, die blumengeschmückte Rechen und Sensen im festlichen Zuge zur Schau tragen.<br/> | ||
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| − | + | * [[Karl-Hans Gross]]:Skizzen, Studien und Entwürfe. Hrsg. Heimatortsgemeinschaft (HOG) Hatzfeld, Spaichingen im Oswald Hartmann Verlag, Sershaim, 2004, S. 325-326 | |
=== Reproduktion === | === Reproduktion === | ||
| − | * [[Karl-Hans Gross]]: | + | * [[Karl-Hans Gross]]: [[ART:0711 - Stefan Jäger|<i>Stefan Jäger</i>. Skizzen, Studien und Entwürfe]]. Heimatortsgemeinschaft (HOG) Hatzfeld, Spaichingen. Oswald Hartmann, Sersheim 2004. ISBN 3-925921-57-5 |
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Aktuelle Version vom 14. Juni 2017, 10:19 Uhr
| Einstufung | |
| Katalognummer: | 1286 |
| Oberkategorie | Weltliche Feste |
| Kategorie | Brauchtum im Jahreslauf |
| Bilddaten | |
| Entstehungsjahr | |
| Breite | 44 cm |
| Höhe | 11,2 cm |
| Maltechnik | Aquarell |
| Signatur | keine |
| Kommentar des Künstlers | |
| (oben)Garben - Kukuruz - weizen - Hanfstöcke mit Blumen geputzt (unten)Erntewagen - Kohl - Korb mit Erdäpfel, Kürbis, Melonen ... - Trauben, Äpfel,Birnen | |
Bildbeschreibung
Reihenfolge der Gruppen:
- Musik
- Mädchen (Mädchenkranz mit Fahne u. Wimpel)
- Bauerngruppe (Männer)
- Reitergruppe
- Pflug (alter)
- Pflug (neuer Sgetem)
- Wagen mit Egge
- Säemaschine
- Schnittergruppe (3 Männer mit Sensen - 3 Mädchen)
- Erntewagen (Hauptwagen)
- mit Garben beladener Wagen
- mit Fruchtsäcke beladener Wagen
Zweifelsohne sind alle am Festzug teilhabenden Gruppierungen und Aufmachungen für den skizzierenden Künstler von Bedeutung, doch drängt sich einem aus dieser beschaulichen Vielfalt der als Hauptwagen bezeichnete, reich geschmückte und mit Früchten voll beladene Erntefestzugwagen aus dem dargestellten Geschehen geradezu auf. Auf einem langen "Zweispänner"-Leiterwagen ist das ganze Schauwerk aufgebaut. Mit Stolz und Genugtuung zeigt man die Früchte der mühevollen Arbeit und "Fechsung" und auch zum Dank fürs abgelaufene, gute Bauernjahr. Inmitten der aufgetürmten Früchte steht auf dem Festwagen ein junges Schnitterpaar in Arbeitstracht; der Schnitter hält die Sense , die Schnitterin die Sichel, in der einen Hand. An der Wagenleiter hängen Fruchtgirlanden aus "Trauben, Äpfel, Birnen" bogenförmig geschlungen von einer Wagenlisse ("Leix") zur anderen, an deren oberem Ende sie festgebunden sind. Bis obenauf ist der Wagen mit Felderzeugnissen beladen. "Garben" (mit "Seele" gebunden), "Kukuruz" (belaubte Stöcke mit Kolben), "Weizen" (gebüschelte, ährenschwere Halme) und "Kohl, Korb mit Erdäpfel, Kürbis, Melonen" (hinten im Schragel) sind zu einem gefälligen Schaubild aufgebaut. Seitlich vom Kutschbock des "fahrenden" (kutschierenden) Bauern sind noch schmückende Beigaben an der Wagenleiter angebracht: "Hanfstöcke mit Blumen geputzt". (Alle im Absatz in Anführungszeichen gesetzten Textteile und Wörter sind von St. Jäger eigenhändig rings um den skizzierten Erntewagen mit dem Bleistift ausgeführt.)
Dem Erntewagen vorangestellt ist eine Schnittergruppe, die Jäger in seiner "Reihenfolge der Gruppen" unter laufender Zahl 9 als "3 Männer mit Sensen" und "3 Mädchen" in der schriftlichen Anmerkung führt. Auffällig ist die Arbeitstracht der Männer (Schnitter mit Sensen): Weiße, knielange, unterm Knie gebundene Gatyer (Hose); Strümpfe und "Patschen" (Notierung Jägers); herausragende hellfarbige Hemden; um die Leibmitte gebundene, blaue Arbeitsschürzen und Strohhüte, als Kopfbedeckung. Überaus interessant scheint mir der Vergleich der von St. Jäger in der Auflistung der Festgruppen als "3 Mädchen" in Arbeitstracht bezeichneten Schnittergruppe, die aber in der Aquarellskizze selbst, an der jeweiligen Malstelle, mit einem Hinweisstrich als "Mädchen, Weib, Mädchen" angeschrieben sind. Alle drei Personen tragen die Arbeitstracht der Schnitterinnen, die aus langem hellblauen Faltenrock, kurzärmeligem weißen Hemd, Schürze - aus "Gedruckts" -, hellem Kopftuch und Patschen besteht; ein großer, runder Frauenstrohhut ist seitlich an den Hüftschnüren der Schürze angehängt.
In der Mitte, ein "Weib"! Wieso? Warum? Es trägt den Erntekranz, auf einem hölzernen Rechen aufgehängt. Jedes der ihm zur Seite schreitenden Mädchen hält das jeweilige Ende eines vom Erntekranz herab fallenden roten Seidenbandes in der einen Hand. So schreiten sie einher mit den anderen Bauersleuten, die blumengeschmückte Rechen und Sensen im festlichen Zuge zur Schau tragen.
Bibliografie zum Bild
Beschreibung
- Karl-Hans Gross:Skizzen, Studien und Entwürfe. Hrsg. Heimatortsgemeinschaft (HOG) Hatzfeld, Spaichingen im Oswald Hartmann Verlag, Sershaim, 2004, S. 325-326
Reproduktion
- Karl-Hans Gross: Stefan Jäger. Skizzen, Studien und Entwürfe. Heimatortsgemeinschaft (HOG) Hatzfeld, Spaichingen. Oswald Hartmann, Sersheim 2004. ISBN 3-925921-57-5