Stefan Jäger Archiv

ART:0501 - Blumen von der Heide: Unterschied zwischen den Versionen

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File:WK_.jpg|[[WK:|Blühender Flieder]]Öl auf Leinwand. Foto: Walther Konschitzky
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File:WK_.jpg|[[WK:|Gartenarbeit]]Aquarell. Foto: Walther Konschitzky
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File:WK_.jpg|[[WK:|Gartenarbeit]] Aquarell. Foto: Walther Konschitzky
 
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Version vom 24. Mai 2015, 10:54 Uhr

Bibliografie
Artikel Nummer: {{{Artikelnummer}}}
Autor Name: Podlipny-Hehn, Annemarie, Dr.
Aufsatztitel: Blumen von der Heide
Zeitungstitel: Banater Post
Erscheinungsort: München
Jahrgang: 41
Nummer: 9
Datum: 05.05.1996
Seite: 4
* [[ART:0501 - Blumen von der Heide|Podlipny-Hehn, Annemarie, Dr.. Blumen von der Heide. Banater Post München 1996]]


Zur Eröffnung der neugestalteten Jäger-Gedenkstätte in Hatzfeld


Stefan Jägers Kunst ist dem engsten heimatlichen Lebensraum entsprungen und bleibt einem gewissen Provinzialismus verhaftet. Dabei muss man dieses Wort nicht unbedingt abwertend gebrauchen. Im Falle Jägers handelt es sich vielmehr um eine Kunst, die sich im wahrsten Sinne des Wortes auf diese Provinz, auf das Banat, bezieht, und sie tut es voll der erhabensten, aufrichtigsten Gefühle: Liebe zur Heimat, Freude an ihrer Schönheit, Achtung vor den Menschen und ihrer Arbeit, vor ihrer Tradition. Es ist eine Kunst, die tief in dem vertrauten Heimatboden und seinen Überlieferungen verankert ist.

Der Maler wurde am 28. Mai 1877 als Sohn eines Feldschers in der Gemeinde Tschene unweit von Hatzfeld geboren. Nach Abschluss seines Kunststudiums in Budapest unternahm er Bildungsreisen nach Österreich, Deutschland und Italien und kam ins Banat zurück. Hatzfeld war seit 1910 die Wahlheimat des Malers, wo er bis ins hohe Alter schlicht und ungekünstelt, ehrlich und bescheiden an seinem Lebenswerk schuf.

Der Maler erhielt von seinen banatschwäbischen Landsleuten bereits 1906 seinen ersten großen Auftrag: „Die Ansiedlung der Deutschen im Südosten" zu malen. Das Einwanderungsbild mit seinen Teilen: „Wanderung", „Rast" und „Ankunft", eine figurenreiche Komposition ist ein geschichtlich-ethnographisches Dokument aus dem Leben der Banater Schwaben. Es schildert überzeugend und ergreifend das Schicksal der Ansiedler, die im 18. Jahrhundert vom Rhein bis zur Donau über Ulm, Wien, Ofen bis ins Banat voller Hoffnung einer neuen Heimat entgegengezogen waren. Gern bezeichnet man das Einwanderungsbild als Jägers Hauptwerk, schon weil dieses Triptychon durch seine beträchtlichen Dimensionen die größte und figurenreichste Arbeit des Malers ist, und vor allem, weil es sehr populär ist, durch Reproduktionen weit verbreitet wurde. Doch erst nach diesem ersten großen Schwabenbild, das thematisch dem Leben der Heimat entsprungen ist und für seine Landsleute bestimmt war, beginnt Stefan Jäger sich intensiv mit der Welt und dem Schaffen der Banater Menschen auseinander zu setzen, er wurde der beliebteste Maler der Banater Schwaben.

Die Gedenkstätte im ehemaligen Atelier des Malers enthält nur einen kleinen Teil seines Lebenswerkes, das Hunderte, ja Tausende von Skizzen und Arbeiten in Öl und Aquarell umfasst, die kreuz und quer über die Banater Heide und Hecke und über die Grenzen hinaus verstreut sind. Dies ist ein Beweis dafür, dass Stefan Jägers Werk Eigentum des Volksstammes geworden ist, aus dessen Leben, Arbeit und Feste, Sitten und Bräuche er entsprungen ist.

Da die meisten der hier ausgestellten Arbeiten Skizzen sind, möchten wir auf diese intimsten Schöpfungen des Malers eingehen, da sie dem breiten Publikum weniger bekannt sind; auf diese Blätter worauf das Banater Volksleben in seiner Vielfalt und Buntheit festgehalten ist, sei es mit Bleistift, Tusche oder in den durchsichtigen frischen Farbtönen des Aquarells, wollen wir aufmerksam machen. All diese Skizzen wurden nicht auf dem Reißbrett oder auf der Staffelei im Atelier entworfen, sondern sie sind auf den täglichen Wanderungen, inmitten der Natur, inmitten des Volkslebens aus unmittelbarem Erleben entstanden.

Die Banater Ebene im Wandel der Jahreszeiten, die Felder und Fluren oder das Banater Heidedorf mit den kleinsten weißen Häusern der Ärmsten am Dorfrand, die Rossmühle, schon damals eine Seltenheit und heute ganz verschwunden, ist nur noch in den Bildern Stefan Jägers verewigt. Die Feldarbeit: das Ackern und Säen, Schnitt und Drusch, Maisernte, Weinlese, die Heimkehr vom Felde und viele andere Aspekte des täglichen Lebens sind detailgetreu wiedergegeben. Der Bauernhof mit all seinem Zubehör, sowohl der Vorderhof mit seinen Blumenbeeten als auch der Hinterhof mit den Stallungen, dem Vieh, den Hühnerhöfen, das Bauernhaus mit den schmucken Barockgiebeln, die Bauernwohnung mit den einzelnen Möbeln, vom Zapfenbrett bis zum Spinnrad, all dies gab dem Maler Anlass zu liebevoller Schilderung.

Blättern wir aber weiter in dieser Schatzkammer kostbaren Volksgutes, so erfreut sich unser Augen an der Farbenpracht der Trachtenskizzen. Mit demselben Blick für das Detail notiert der Maler auch darin die kleinsten Unterschiede in den Trachten der verschiedenen schwäbischen Dörfer. Von den Kindern bis zu den Erwachsenen, den Mädchen und Frauen sind alle in ihrem Alltagskleid sowie in ihrem Sonntagsstaat aufgezeichnet.

Betrachten wir Stefan Jägers Lebenswerk näher, so fällt uns auf, dass Blumenmotive in fast allen seinen Bildern zugegen sind, sei es in den Stilleben als selbständiges Motiv, in den Figurenbildern als landschaftlicher Hintergrund, in seinen Landschaften als stimmungsschaffendes Element oder in den Trachtenbildern als farbenfrohes Ornament. Immer wieder hat der Maler ein poesievolles Motiv aus der nahen und vertrauten Natur seinen Bildern beigefügt, ein Zeugnis für die Fähigkeit, auch die kleinsten, unscheinbarsten Dinge scharf zu beobachten und die Stimmung der Jahreszeiten in seine Bilder zu bannen.

Im Garten der Kunst Jägers finden wir Blumen, Blüten und Blätter verschiedenster Sorte: die bunte Welt der Feldblumen mit Kornblumen, Rittersporn und Klatschmohn vereint in buntem Reigen, darüber lächelt Himmelsbläue; Wiesenkleeblüten, Löwenzahn mit seidigschillernden Federkronen, Blätter, Gräser und Halme, alles spricht uns freudig und vertraut an; ein sommerlicher Strauß, frisch von der duftenden Juniwiese heimgebracht, eine frohe Inspiration, in der sich lichte Farben zu einer Harmonie von starker Leuchtkraft vereinen; das bescheidene Veilchen oder das Stiefmütterchen in kleinen Vasen auf dem Tisch, Geranien in den Fenstern der Bauernhäuser, Flieder und Oleander im Hof und Garten, Chrysanthemen in ihrer Form- und Farbenvielfalt, prunkvolle Rosen, Lilien und Nelken in kostbaren Kristallvasen sind unserem Auge wohlgefällige Bilder, die Stefan Jäger geschaffen hat: unmittelbar erschließen sich alle Schönheiten, alles spricht uns freudig und vertraut an, es jubelt uns zu.


Repro:

Reproduktionen

Foto: Blick in die neugestaltete Jäger-Gedenkstätte: rechts im Bild die Staffelei des Malers. Foto: Walther Konschitzky