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[[Stefan Jäger]] wurde am 28. Mai 1877 in der Gemeinde Tschene als Sohn eines Feldschers geboren. Nach Beendigung seines Kunststudiums in [[Budapest]] begann er selbständig zu arbeiten. Den ersten großen Auftrag bekam er 1906: ein Triptychon in Öl zum Thema „[[WK:0376|Die Ansiedlung der Deutschen im Banat]]", welches 1910 in [[Cărpiniș|Gertjanosch]] anlässlich einer Gewerbeausstellung enthüllt wurde und den Maler unter seinen Landsleuten bekannt machte. Das [[WK:0376|Einwanderungsbild]] mit seinen Teilen „[[WK:0376#Wanderung|Wanderung]]", „[[WK:0376#Rast|Rast]]" und „[[WK:0376#Ankunft|Ankunft]]", eine große figurenreiche Komposition, ist ein geschichtlich-ethnographisches Dokument aus dem Leben der Banater Schwaben. Überzeugend und ergreifend schildert es das Schicksal der Ansiedler, die im 18. Jahrhundert vom Rhein bis zur Donau über Ulm, Wien und Ofen dem Banat entgegengezogen waren, in der Hoffnung, dort eine neue Heimat zu finden.<br/> | [[Stefan Jäger]] wurde am 28. Mai 1877 in der Gemeinde Tschene als Sohn eines Feldschers geboren. Nach Beendigung seines Kunststudiums in [[Budapest]] begann er selbständig zu arbeiten. Den ersten großen Auftrag bekam er 1906: ein Triptychon in Öl zum Thema „[[WK:0376|Die Ansiedlung der Deutschen im Banat]]", welches 1910 in [[Cărpiniș|Gertjanosch]] anlässlich einer Gewerbeausstellung enthüllt wurde und den Maler unter seinen Landsleuten bekannt machte. Das [[WK:0376|Einwanderungsbild]] mit seinen Teilen „[[WK:0376#Wanderung|Wanderung]]", „[[WK:0376#Rast|Rast]]" und „[[WK:0376#Ankunft|Ankunft]]", eine große figurenreiche Komposition, ist ein geschichtlich-ethnographisches Dokument aus dem Leben der Banater Schwaben. Überzeugend und ergreifend schildert es das Schicksal der Ansiedler, die im 18. Jahrhundert vom Rhein bis zur Donau über Ulm, Wien und Ofen dem Banat entgegengezogen waren, in der Hoffnung, dort eine neue Heimat zu finden.<br/> | ||
Dieses Hauptwerk Stefan Jägers nimmt heute den Ehrenplatz in der [[Gedenkstätte]] ein, die die Heidestadt [[Jimbolia]] im ehemaligen Atelier des Malers zur Würdigung ihres Künstlers 1969 einrichtete. Denn 1910 wurde Hatzfeld die Wahlheimat des Malers, wo er bis ins hohe Alter schlicht und ungekünstelt, ehrlich und bescheiden an seinem Lebenswerk schuf. Für sein reichhaltiges Werk wurde Stefan Jäger mit dem [[Arbeitsorden]] ausgezeichnet. Er starb am 16. März 1962.<br/> | Dieses Hauptwerk Stefan Jägers nimmt heute den Ehrenplatz in der [[Gedenkstätte]] ein, die die Heidestadt [[Jimbolia]] im ehemaligen Atelier des Malers zur Würdigung ihres Künstlers 1969 einrichtete. Denn 1910 wurde Hatzfeld die Wahlheimat des Malers, wo er bis ins hohe Alter schlicht und ungekünstelt, ehrlich und bescheiden an seinem Lebenswerk schuf. Für sein reichhaltiges Werk wurde Stefan Jäger mit dem [[Arbeitsorden]] ausgezeichnet. Er starb am 16. März 1962.<br/> |
Version vom 2. Juli 2015, 09:49 Uhr
Bibliografie | |
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Artikel Nummer: | {{{Artikelnummer}}} |
Autor Name: | Podlipny-Hehn, Annemarie |
Aufsatztitel: | Stefan Jäger: Ein Stück Heimat – Maler der Banater Landschaft |
Zeitungstitel: | Banater Post |
Erscheinungsort: | München |
Jahrgang: | 22 |
Nummer: | 6 |
Datum: | 15.06.1977 |
Seite: | 13 |
* [[ART:0184 - Stefan Jäger|Podlipny-Hehn, Annemarie. Stefan Jäger: Ein Stück Heimat – Maler der Banater Landschaft. Banater Post München 1977]] |
Stefan Jäger wurde am 28. Mai 1877 in der Gemeinde Tschene als Sohn eines Feldschers geboren. Nach Beendigung seines Kunststudiums in Budapest begann er selbständig zu arbeiten. Den ersten großen Auftrag bekam er 1906: ein Triptychon in Öl zum Thema „Die Ansiedlung der Deutschen im Banat", welches 1910 in Gertjanosch anlässlich einer Gewerbeausstellung enthüllt wurde und den Maler unter seinen Landsleuten bekannt machte. Das Einwanderungsbild mit seinen Teilen „Wanderung", „Rast" und „Ankunft", eine große figurenreiche Komposition, ist ein geschichtlich-ethnographisches Dokument aus dem Leben der Banater Schwaben. Überzeugend und ergreifend schildert es das Schicksal der Ansiedler, die im 18. Jahrhundert vom Rhein bis zur Donau über Ulm, Wien und Ofen dem Banat entgegengezogen waren, in der Hoffnung, dort eine neue Heimat zu finden.
Dieses Hauptwerk Stefan Jägers nimmt heute den Ehrenplatz in der Gedenkstätte ein, die die Heidestadt Jimbolia im ehemaligen Atelier des Malers zur Würdigung ihres Künstlers 1969 einrichtete. Denn 1910 wurde Hatzfeld die Wahlheimat des Malers, wo er bis ins hohe Alter schlicht und ungekünstelt, ehrlich und bescheiden an seinem Lebenswerk schuf. Für sein reichhaltiges Werk wurde Stefan Jäger mit dem Arbeitsorden ausgezeichnet. Er starb am 16. März 1962.
Die Banater Landschaft hat Jäger in den verschiedensten atmosphärischen Stimmungen festgehalten. Es sind tiefe Erlebnisse der Natur, die sich in ihrem zyklischen Rhythmus der Jahreszeiten bewegt. Zahlreiche Bilder stellen Szenen der Arbeit dar: das Ackern den Schnitt, den Drusch, die Maisernte. Der Bauernhof mit all seinem Zubehör, eine Rossmühle, das Bauernhaus mit den schmucken Barockgiebeln, die Bauernwohnung mit den einzelnen Möbeln vom Zapfenbrett bis zum Spinnrad, gab dem Maler Anlass zur liebevollen Schilderung.
Blättern wir weiter in dieser Schatzkammer kostbaren Volksgutes, so erfreut sich unser Auge an der Farbenpracht der Trachtenbilder. In sicheren Umrissen ist eine Bewegung, eine Haltung oder der Faltenwurf einer Tracht festgehalten. Hier sind Trachten aus fast allen Dörfern des Banats in ihrer Buntheit und Vielfalt aufbewahrt. Mit demselben Blick für das Detail notiert er auch hier die kleinsten Unterschiede in den Trachten der verschiedensten schwäbischen Dörfer, sowohl am Alltagskleid als auch an der Festtracht. An Festtagen war Stefan Jäger ein rastloser Wanderer. Er zog durch die Dörfer, um Sitten und Bräuche seiner Landsleute festzuhalten. Die Kerwei, das Erntefest und andere Volksfeste sind in allen Einzelheiten dargestellt. Angefangen vom Schmücken des Kerweihuts und Rosmareinstraußes bis zu groß angelegten Kompositionen mit Vortanz und Lizitation sind zahlreiche Szenen in vielen Varianten von der Hand des Malers mit dokumentarischer Genauigkeit festgehalten worden.
Man könnte noch unzählige Themen anführen, die Stefan Jäger aus dem unermesslichen Quell bunten Volkslebens für die Nachwelt gesammelt hat. Es sind wahrheitsgetreue, mit strengster Genauigkeit und Sorgfalt ausgeführte Bilder der Wirklichkeit, die viel Wärme und Liebe, viel Verständnis des Malers für Mensch und Heimat ausstrahlen.
Betrachten wir Stefan Jägers Lebenswerk näher, so fällt uns auf, dass in fast allen seinen Bildern Blumenmotive vorhanden, sind, sei es in den Stilleben als selbständiges Motiv, in den Figurenbildern als landschaftlicher Hintergrund, in seinen Landschaften als stimmungsschaffendes Element oder in den Trachtenbildern als farbenfrohes Ornament. Immer wieder hat der Maler seinen Bildern ein poesievolles Motiv aus der nahen und vertrauten Natur beigefügt, ein Beweis für die Fähigkeit, auch die kleinsten, unscheinbarsten Dinge scharf zu beobachten und die Stimmung der Jahreszeiten in seine Bilder zu bannen. Viele der koloristisch so bezaubernden Blumenskizzen sind bei Wanderungen entstanden.
Stefan Jäger brauchte nicht weit zu wandern, um die bunte Welt der Feldblumen zu entdecken; er fand sie schon, wenn er die letzten Häuser der Siedlung hinter sich ließ: Kornblumen, Rittersporn und Klatschmohn vereinen sich in buntem Reigen, darüber lächelt Himmelsbläue; Wiesenkleeblüten, Löwenzahn mit seidigschillernden Federkronen, Blätter, Gräser und Halme, alles spricht uns freudig und vertraut an. Wir können die Freude des Wanderns durch die Fluren seiner Heimat nachfühlen, die der Maler mit all seinen Sinnen ausgekostet hat. Pinsel und Zeichenstift waren seine Werkzeuge. Manches mag er auf einem Wegstein sitzend, flüchtig skizziert und dann im Alter farbig durchgeführt haben. Darunter sind Naturausschnitte von strenger Sachlichkeit und fotografischer Treue; diese Naturstudien dienten als Unterlagen, sei es, um einen landschaftlichen Hintergrund zu schaffen oder um sie in eine Komposition einzuflechten. Daneben sind abgerundete, eigenständige Bilder entstanden: ein sommerlicher Strauß, frisch von der duftenden Juniwiese heimgebracht, ein frohes Bild, in dem sich lichte Farben zu einer Harmonie von starker Leuchtkraft vereinen.
Voller Achtung vor dem künstlerischen Eigenwert jedes Dings, des kleinsten wie des größten, sei es die Kalligraphie der Grashalme oder das Samtrot der Rosen, vollendete Stefan Jäger seine Bilder. Im Garten der Kunst Jägers finden wir Blumen, Blüten und Blätter verschiedenster Sorten: Das bescheidene Veilchen oder das Stiefmütterchen in kleinen Vasen auf den Tischen, Geranien in den Fenstern der Bauernhäuser, Flieder und Oleander im Hof und Garten, Feldblumen in Tontöpfen sowie prunkvolle Rosen, Lilien und Nelken in kostbaren Kristallvasen, oft dem Geschmack seiner Besteller angepasst, sind nach gewohntem Klischee ausgeführt.
Manche Blumenbilder und Skizzen bezeugen die Freude des Malers am Ornament, andere bekunden ein stilles Verweilen vor der Natur, das Belauschen des Feldrains oder des Gräserdickichts der Wiesen mit dem Gewimmel der kleinen Welt. Der Vortrag ist frei und zart, sein Kolorit ist lyrisch abgestimmt. Eine gewisse Zärtlichkeit für das gewählte Motiv und die Fähigkeit, es als Kleinbild sauber durchzugestalten, das sind die Stilelemente dieser Bilder. Es sind gefällige Blätter, die Stefan Jäger geschaffen hat; unmittelbar erschließen sich alle Schönheiten, alles jubelt uns zu.
Heute flicht man Stefan Jäger den schönsten Blumenkranz mit Blüten aus der Heide und Hecke; sie kommen aus den Herzen jener, in deren Stuben die Bilder des Malers nicht nur ein freudiger Blickfang sind, sondern ein kostbares Erbe der Väter, ein Stück Heimat bedeuten (Aus NW).