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ART:0042 - Stefan Jäger †: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. Juli 2015, 15:35 Uhr

Bibliografie
Artikel Nummer: 0035
Autor Name: Valentin, Anton
Aufsatztitel: Stefan Jäger †
Zeitungstitel: Banater Post
Erscheinungsort: München
Jahrgang: 6
Nummer: 4
Datum: 15.04.1962
Seite: 1 und 4
* [[ART:0042 - Stefan Jäger †|Valentin, Anton. Stefan Jäger †. Banater Post München 1962]]


Einem Künstler unseres Volkes zum Gedenken.

Aus Hatzfeld erreicht uns die Nachricht, dass dort der Nestor der Banater Maler, Stefan Jäger, im Alter von 84 Jahren gestorben ist. Mit ihm ist einer der größten Söhne des Banater Schwabentums von uns gegangen.
Seine Jugend fällt in die Zeit, da das Bekenntnis zum Deutschtum und zur deutschen Kulturgemeinschaft ein großes Wagnis bedeutete. Doch ist er sich selbst trotz aller äußerer Gefährdung bis in das hohe Alter hinein treu geblieben. Stefan Jäger wurde am 28. Mai 1877 in der gemischtsprachigen Heidegemeinde Tschene geboren. Sein Malerstudium begann er in Szegedin und bildete sich in Budapest zum akademischen Kunstmaler aus. Schon hier fiel sein der Porträtkunst zuneigendes Talent auf. Er betrachtete seine künstlerische Ausbildung noch lange nicht als abgeschlossen. Studienfahrten führten ihn in die großen Kunstzentren des Westens. Er hielt sich dabei längere Zeit in Wien und München auf, wobei er mit großem Eifer die Bilder großer Meister studierte. Von hier zog er nach Stuttgart und Venedig. Auch nach Paris und Rom kam er gelegentlich. In die Heimat zurückgekehrt, ließ er sich im großen deutschen Bauernstädtchen Hatzfeld, dem Vorort der Banater Heide, nieder. Das Städtchen entwickelte sich nach dem ersten Weltkrieg zu einem Mittelpunkt des deutschen kulturellen Lebens im Banat, das seinen Rückhalt im Verein „Landestreu" und dessen geräumigen Vereinsräumen hatte.
In Hatzfeld entstand um 1910 seine Bilder-Trilogie, „Die Einwanderung der Deutschen nach Süd-Ungarn", das ihn weithin über die Grenzen des Banates hinaus bekannt und berühmt machte. Das Bild wirkte in seiner Themenstellung geradezu revolutionierend. Die madjarische chauvinistische Propaganda hatte ihren Höhepunkt erreicht. Ihr Ziel war, das Deutschtum Ungarns seines angestammten Volkstums zu entfremden, vor allem dadurch, dass sie dessen verwandtschaftliche Beziehungen zu den Urheimatgebieten leugnete oder verächtlich machte. Das dreiteilige Großbild Stefan Jägers veranschaulichte seinen Landsleuten mit der bunten Pracht westdeutscher, vornehmlich hessischer und Schwarzwälder Trachten, wie die Heimat-Romane Adam Müller-Guttenbrunns, die engen Beziehungen des Deutschtums im Donauraume zu dem Deutschtum des mittel-, südwest- und westdeutschen Raumes, ferner ihre Ansiedlung durch kaiserliche Beamten. Das Anliegen Stefan Jägers war es natürlich, die Ansiedlung seiner Volksgruppe im Banat darzustellen. Symbol wurde es später, nicht vom Künstler selbst, auf das gesamte Deutschtum des Donauraumes bezogen. Eine Farbreproduktion des Bildes brachte vor dem ersten Weltkrieg die Budapester Franklin - Gesellschaft und vor Jahren der Pannonia-Verlag in Freilassing heraus.
Wie ein Buch, so hat auch das Bild seine Schicksale. Es wurde von der Stadt Temeschburg angekauft und fand in der Bilder-Galerie des Städtischen Museums eine wegen seiner Belichtung ungünstige Aufstellung. Gelegentlich der Feier zum Anlass der Befreiung der Stadt und Festung Temeschburg durch den Prinzen Eugen (1716-1941) veranstaltete das Kulturamt in den Räumen des Scherter-Hauses, dem vom Mitglied der Banater Landes-Administration, Johannes de Jean von Hansen, erbauten Patrizierhaus, eine großangelegte Kultur-Ausstellung, wobei im Querschnitt der geistigen Leistungen des Banater Deutschtums die bedeutendsten Werke auf dem Gebiet von Kunst und Wissenschaft von Pelbart bis in die Gegenwart gezeigt wurden. Das Bild von Stefan Jäger nahm an der Stirnseite des großen Saales eine überragende Stellung ein. Der Verfasser dieses Berichtes hat darauf auf dem Tauschwege das Bild gegen zwei aus dem Wettelschen Nachlass angekauften Popescu-Bilder, eines namhaften rumänischen Malers des Banates, von der Stadt Temeschburg für die deutsche Volksgruppe des Banates erworben. Es blieb bis Herbst 1944 im Scherter-Haus. Seither befindet es sich wieder im Städtisches Museum.
In der Zeit, da madjarische Maler in Großbildern einen Geschichts-Mythos schufen, war das Bild von Stefan Jäger ein Wagnis, das sich dem entgegenstellte. Es führte, wie das dichterische Werk Adam Müller-Guttenbrunns zum großen Heimfinden des Deutschtums im Donauraume, zum bewussten Erleben seiner Eigenart und seines geschichtlichen Daseins.
Doch die, größere Bedeutung Stefan Jägers liegt in seinen zahlreichen Aquarellen und Ölbildern, die das Deutschtum des Banates und der Batschka in seiner volkstümlichen Eigenart, in der landschaftlichen Gestalt seiner Heimat darstellen. Als ob er schon in der Zeit vor 1918 und in der darauffolgenden Zeit bis zu seinem Tode im hohen Alter in seinen Bildern den Landsleuten hätte sagen wollen: So seid ihr! Habt Mut so zu sein, wie ihr seid! Auf seinen Besuchsfahrten in deutsche Gemeinden suchte er Motive für sein Schaffen aus dem Leben des Volkes im Alltag, beim Fest. Ein jedes seiner Bildwerke ist für sich ein frohes Bekenntnis zum bäuerlich gearteten deutschen Volkstum, ein Loblied auf die Heimat und ihre deutschen Menschen.
Stefan Jäger blieb in den drei geschichtlichen Etappen, die sein Leben umschließen, immer derselbe treue Sohn seines Volkes und seiner Heimat: in der Zeit von 1924-1944 konnte er sich in der Ära der rumänischen demokratischen Staatlichkeit künstlerisch und menschlich frei entfalten. Der madjarische Chauvinismus und der Terror der kommunistischen Volksdemokratie, der seine Landsleute in bitteres Elend und Sklaverei stürzte, konnten seinen Sinn nicht beugen. Er hielt die Treue zu sich selbst, das zeigen seine Bilder, die noch bis zu seinem Tode entstanden sind.


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