Stefan Jäger Archiv

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Version vom 6. Dezember 2015, 17:26 Uhr

Bibliografie
Artikel Nummer: 0055
Autor Name: Gross, Karl-Hans
Aufsatztitel: Partner gefunden
Zeitungstitel: Neuer Weg
Untertitel: Kultur und Leben
Erscheinungsort: Bukarest
Jahrgang: 20
Nummer:
Datum: 29.03.1968
Seite: 4
* [[ART:0063 - Partner gefunden|Gross, Karl-Hans. Partner gefunden. Neuer Weg Bukarest 1968]]


Notizen zur Arbeit am Stefan-Jäger-Katalog

In der Tat, ein lückenloses Verzeichnis der über Tausende Meilen verstreuten Jäger-Bilder aufstellen zu wollen, ist ein schier aussichtsloses Unterfangen. Trotzdem aber soll diese Aufgabe gestellt, muss diesem wichtigen Vorhaben stattgegeben werden. Franz Heinz meinte in seinem Beitrag „Partner gesucht" (NW Nr. 5913) dass das heute noch Erfassbare ausreichen würde, „um das künstlerische Werk Stefan Jägers in seiner ganzen Vielfalt zu umreißen, um thematisches und gestalterisches Ausmaß nach allen Richtungen hin auszuloten". Tatsächlich ist es so dass heute noch Zugängliches morgen vielleicht schon nicht mehr auffindbar sein könnte. Daher unsere bewusste Zielstrebigkeit in der Erfüllung des erwähnten Vorhabens, Stefan Jägers Leben und Werk in seiner Ganzheit und Vielfalt unverfälscht und wahrhaftig uns zu erhalten.
In diesem Sinne wurden Partner nicht nur gesucht, sondern auch gefunden.
Wie viele Bilder sollte er — der Meister — wohl gemalt haben ? Ja, auf diese teils sonderbare, doch berechtigte Frage, die mir unlängst (von einem Bekannten und Jäger-Verehrer) gestellt wurde, ist nur schwer und undeutlich zu antworten. Freilich geht es uns nicht vor allem um die genau abgesteckte Gesamtzahl der Jäger-Bilder, sondern um die Vielfalt der Thematik, um die farbenreiche Palette des Künstlers, um die Abwandlung seiner Motive, um seine künstlerische Entwicklung — um die Integrität seines Wirkens schlechthin.
Die bisher karteimäßig erfassten Bilder zeigen, dass bei Jäger gewisse Motive sehr häufig wiederkehren, Hühnerhof, Kerwei, Tanzpause, Neckerelen, Kartenspieler, Heimkehr vom Felde finden wir in zahlreichen Varianten.
Wir glauben, anhand des bisher gesichteten Materials, behaupten zu dürfen, dass diese Variationen zahlreicher beliebter Motive keineswegs als einfache Wiederholungen angesehen werden können, wie das fälschlicherweise zuweilen angenommen wird. Diese zeugen vielmehr von einem immer wieder neuen Erleben der Realität. Während das Grundmotiv unverändert bleibt, wird die Eindringlichkeit der Mitteilung vertieft. Die Komposition wird freier, die Farbgebung ausdrucksstärker.
Zahlreiche Bilder können als Probe zum Gesagten stehen — selbst das Einwanderungsbild. Abgesehen von den zahlreichen Vorarbeiten hat der Maler schließlich ein Aquarelltriptychon (Franz Liehhard über St. Jäger im NW, Kunst und Literatur-Beilage vom 24. Mai 1957), dann das „ursprüngliche" Einwanderungsbild (Dr. Peter Pinks noch unveröffentlichte Jäger-Biographie) gemalt, das allmählich zum großartigen Original-Triptychon heranreift und auf rund acht Quadratmeter Leinwand seinen farben- und kompositionsreichen Niederschlag erfährt.
Solche und ähnliche Erkenntnisse werden uns aber nur dann ermöglicht, wenn wir an das gesamte Werk des Künstlers heranreichen. Dazu benötigen wir die Partnerschaft all jener, denen Leben und Werk Stefan Jägers vertraut sind. Viele Bilder sind noch zu finden, manche hingegen suchen wir bereits heute vergebens (Aquarell-Triptychon, „ursprüngliches“ Einwanderungsbild, Selbstporträt u. a.).
Es haben sich Partner gefunden. Mit ihrer Hilfe wurden einige bisher kaum bekannte Bilder ermittelt. Wilhelmine Engelberger (Temeswarer) berichtet unter anderem über ein Bild „Nach der Jagd“. Wilhelm Weber (Billed) und mehrere Lyzealschüler notieren einige weniger bekannte Motive: „Beim Hanfrösten“, „Betteljunge“, „Schulpause“, „Zigeunerin“, „Wien bei Nacht“, „Mäusejagd“ u. a. m. Auch Aufzeichnungen über den Menschen Stefan Jäger gehen ein, so von Lehrer Andreas Kovács (Bogarosch), der den Künstler kannte.
Da die Zuschriften nicht immer auf alle uns interessierenden Einzelheiten eingehen, halten wir es für notwendig, hier die wichtigsten Punkte anzugeben, die für eine möglichst lückenlose Arbeit an unserem Jäger-Verzeichnis unerlässlich sind:

  1. Laufende Nummer;
  2. Thematik des Bildes: a) Titel (z. B. Markttag), b) Thema mit Detailschilderung (z.B. zwei Bäuerinnen mit Kraut, eine Käuferin);
  3. Ausmaße des Bildes;
  4. Maltechnik (Öl, Aquarell…);
  5. Entstehungsgeschichte (z. B.: „Der Meister malte das Bild als Geschenk für…,“);
  6. Signierung (z. B, „St. Jäger“, rechte Ecke, unten. Ölfarbe, schwarz);
  7. Wie erworben ? (z. B. ein Geschenk des Meisters für...; angekauft… Preis, Zeit);
  8. Wer waren die vorherigen Besitzer? (Anschrift);
  9. Besitzer: Name, Anschrift;
  10. Bemerkungen (im Zusammenhang mit der Entstehung des Bildes über andere Bilder des Künstlers, über den Meister selbst usw.);
  11. Datum der Registrierung des Bildes durch den Einsender.


Tatsächlich sind viele Leute, die Jäger-Bilder besitzen, unserem Anliegen, vorbehaltlos entgegengekommen. Wenn wir vielleicht dennoch mit unseren Bemühungen noch nicht weit über die so gerühmte „Hatzfelder Pietät“ hinausgewachsen sind, so nicht zuletzt darum, weil manche Leute (wenige!) der engeren Heimat ihre Mitarbeit versagten. Ihre Jäger-Bilder sind streng „verwahrt“. Man kann sie weder sehen, noch fotokopieren oder notieren. Man fürchtet, die Bilder könnten dadurch ihren (pekuniären) Wert verlieren. Welch unsinnige Einstellung. So kann der Sache nicht gedient werden, so kommt Stefan Jäger nicht zu seinem vollen Recht.
Schon längst fällig wäre überdies eine gut illustrierte Jäger-Monographie oder zumindest doch ein Jäger-Album (das nötige Material wäre vorhanden, Autoren finden sich, leider nicht auch Verleger). Viele Landsleute wären daran interessiert; das hat die schon im Jahre 1967 im Temesvarer Museum organisierte Retrospektive gezeigt. Abschließend könnte es also heißen, dass Partner auch weiterhin gesucht sind. Gute Partner für ein gutes Unterfangen.

Reproduktionen