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ART:0082 - Wertvolle Hinterlassenschaft Stefan Jägers: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 26. Dezember 2015, 09:41 Uhr


Bibliografie
Artikel Nummer: 0082
Autor Name: Annemarie Podlipny-Hehn
Titel des Artikels : Wertvolle Hinterlassenschaft Stefan Jägers
Untertitel des Artikels: Skizzen aus dem bäuerlichen Leben der Banater Schwaben
Publikation: Zeitung
Titel der Publikation: Der Donauschwabe
Erscheinungsort: Aalen
Jahrgang: 19
Nummer: 33
Datum: 17.08.1969
Seite: 2
* [[Annemarie Podlipny-Hehn]]: [[ART:0082 - Wertvolle Hinterlassenschaft Stefan Jägers|<i>Wertvolle Hinterlassenschaft Stefan Jägers</i>. Skizzen aus dem bäuerlichen Leben der Banater Schwaben]]. Der Donauschwabe, Aalen 17.08.1969 (Jg.19 Nr.33), S. 2

Skizzen aus dem bäuerlichen Leben der Banater Schwaben

Vor dem Einwanderungsbild des schwäbichen Malers Stefan Jäger, dessen Gedenkausstellung jetzt in Hatzfeld. rum. Banat, stattfindet

Anlässlich der in Hatzfeld stattfindenden Gedenkausstellung des Banater Malers Stefan Jäger werden immer mehr Einzelheiten über sein Leben und Schaffen bekannt. Die Temeschburger Schriftstellerin Annemarie Podlipny-Hehn – Gattin des Malers J. Podlipny – berichtet in der „Banater Zeitung“ über den Maler. Sie schreibt u. a.:
Über Stefan Jäger wurde schon viel geschrieben. Wir möchten heute auf die intimsten Schöpfungen des Malers eingehen, die dem breiten Publikum weniger bekannt sind und die sozusagen das Tagebuch des Malers bilden. Es sind dies die vielen Hunderte von Blättern verschiedener Größen und unterschiedlichen Qualitäten des Papiers, auf welchen das Banater Volksleben in seiner Vielfalt und Buntheit festgehalten ist, sei es mit Bleistift, Tusche oder in den durchsichtigen frischen Farbtönen des Aquarells. All seine Skizzen wurden nicht auf dem Reißbrett oder auf der Staffelei im Atelier entworfen, sondern sie sind auf den täglichen Wanderungen, inmitten der Natur, inmitten des Volkslebens aus unmittelbarem Erleben entstanden.
Die Banater Landschaft hat Jäger in den verschiedensten atmosphärischen Stimmungen skizziert. Es sind tiefe Erlebnisse der Natur, die sich in ihrem zyklischen Rhythmus der Jahreszeiten bewegt. Mit den sparsamsten künstlerischen Mitteln, durch wenige Umrisse und Farbflächen, die manchmal dünn angedeutet, von Licht durchdrungen und aufgelockert erscheinen, ein andermal wieder verdichtet aufgetragen sind, gelingt es Stefan Jäger in seinen Skizzen, die Atmosphäre der Landschaft festzuhalten. Dies alles ist aus einem tiefen Verständnis und aus tiefer Liebe für die Natur, für die Heimaterde, ihre Vegetation, für die Tiere, die Menschen und alles was der Mensch selbst geschaffen hat, entstanden.
Zahlreiche Skizzen stellen Szenen aus der Arbeit des schwäbischen Bauern dar: beim Ackern, Schnitt, Drusch, bei der Maisernte usw.; daneben sind die verschiedensten Geräte – angefangen von der primitiven Egge bis zur Dreschmaschine – in ihren Details aufnotiert. Der Bauernhof mit all seinem Zubehör, das Bauernhaus mit den schmucken Barockgiebeln, die Bauernstube mit den einzelnen Möbeln gaben dem Maler oft Stoff zur Inspiration. Die meisten dieser Themen sind jedoch nicht zu Ölbildern verarbeitet worden, da die Besteller meist Hühnerhöfe und Idyllen bevorzugten.
Blättern wir aber weiter in dieser Schatzkammer kostbaren Volksgutes, so erfreut sich, unser Auge an der Farbenpracht der Trachtenskizzen, In sicheren Grundrissen ist eine Bewegung, eine Haltung oder der Faltenwurf einer Tracht festgehalten. Hier sind Trachten aus fast allen Dörfern des Banats in ihrer Buntheit aufbewahrt.
Mit demselben Blick für das Detail notiert er auch hier die kleinsten Unterschiede in den Trachten der verschiedenen schwäbischen Dörfer. Von den Kindern bis zu den Erwachsenen, den Mädchen und Frauen sind alle in ihrem Alltagskleid sowie in ihrem Sonntagsstaat aufgezeichnet. Ausführliche Beschriftungen machen uns aufmerksam auf Eigenheiten oder Unterschiede der Trachten oder aber auf Farbe und Muster der Röcke und Schultertücher. Auch die Haartracht der Mädchen und Frauen, ihr Kopfputz sowie ihre Kopfbedeckung ist in zahlreichen gesonderten Studien des Malers anzutreffen.

Ein rastloser Wanderer

Zur Zeit der Festtage war Jäger ein rastloser Wanderer. Er zog durch die Dörfer, um Bräuche, Sitten und Trachten seiner Landsleute auf Papier zu bringen. Die Kerwei, das Erntefest und andere Volksfeste sind in allen Einzelheiten dargestellt – angefangen vom Kerweihut und Rosmareinstrauß bis zu Kompositionen mit Vortanz und Lizitation sind zahlreiche Szenen in vielen Varianten von der Hand des Malers mit dokumentarischer Genauigkeit festgehalten worden…
Lassen wir Stefan Jäger selbst zu uns sprechen: „Meine malerische Tätigkeit war hauptsächlich dahin gerichtet, meinen Landsleuten gewissenhaft ausgeführte Bilder in leicht verständlicher Form mit Motiven aus dem Banater Volksleben und Heidelandschaften zugänglich zu machen.“ Diese Worte stehen als Motto in der Ausstellung und über dem gesamten Lebenswerk Stefan Jägers, das seine Liebe zum werktätigen schwäbischen Menschen zum Ausdruck bringt.
Unzählige Werke, sowie Hunderte von Aquarell-, Tusch- und Bleistiftskizzen sind eine farbenfrohe, lebendige Widerspiegelung der Lebensweise des schwäbischen Bauern, seines Alltags und seiner Feste, der Trachten und Bräuche – eine schwäbische Ethnographie.


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