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ART:0215 - Schwierige Lehrjahre: Unterschied zwischen den Versionen

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Als sich im Jahre 1895 der junge [[Stefan Jäger]] nach [[Budapest]] begab, um sein Malstudium zu beginnen, musste er vorerst mit der Pferdefuhre nach [[Cărpiniș|Gertjanosch]], der Nachbargemeinde, gebracht werden, weil doch an seinem Geburts- und Heimatort [[Cenei|Tschene]] einstweilen noch keine Eisenbahnlinie vorbeilief. Allerdings, etliche Jahre später, konnte der junge Maler seine Heimatgemeinde schon mit dem Zug anreisen, da nämlich so um die Jahrhundertwende eine Anschlusslinie durch die neuerbaute [[Jimbolia|Hatzfeld]]-Pardanyer-Linie geschaffen wurde. Mit einem dieser Züge fuhr also der nun achtzehnjährige [[Stefan Jäger|Stefan]] in die Metropole, um sich als Kunstmaler ausbilden zu lassen. Übrigens hatte er diesen Weg nicht zuletzt auf Anraten seines Zeichenlehrers [[Obendorf]] eingeschlagen, der eigentlich sein Talent erkannte und die Zuneigung fürs Zeichnen und die schönen Künste an der [[Szeged]]iner 6-klassigen [[Bürgerschule|Knabenbürgerschule]] förderte, wo [[Stefan Jäger|Jäger]] die zwei oberen Studienjahre (1893 – 95) besuchte, nachdem er schon bereits vier Klassen an der privaten [[Handelsschule|Bürgerschule]] [[Franz Wieszner|Wieszners]] in [[Timișoara|Temeswar]] absolviert hatte.<br/>
 
Als sich im Jahre 1895 der junge [[Stefan Jäger]] nach [[Budapest]] begab, um sein Malstudium zu beginnen, musste er vorerst mit der Pferdefuhre nach [[Cărpiniș|Gertjanosch]], der Nachbargemeinde, gebracht werden, weil doch an seinem Geburts- und Heimatort [[Cenei|Tschene]] einstweilen noch keine Eisenbahnlinie vorbeilief. Allerdings, etliche Jahre später, konnte der junge Maler seine Heimatgemeinde schon mit dem Zug anreisen, da nämlich so um die Jahrhundertwende eine Anschlusslinie durch die neuerbaute [[Jimbolia|Hatzfeld]]-Pardanyer-Linie geschaffen wurde. Mit einem dieser Züge fuhr also der nun achtzehnjährige [[Stefan Jäger|Stefan]] in die Metropole, um sich als Kunstmaler ausbilden zu lassen. Übrigens hatte er diesen Weg nicht zuletzt auf Anraten seines Zeichenlehrers [[Obendorf]] eingeschlagen, der eigentlich sein Talent erkannte und die Zuneigung fürs Zeichnen und die schönen Künste an der [[Szeged]]iner 6-klassigen [[Bürgerschule|Knabenbürgerschule]] förderte, wo [[Stefan Jäger|Jäger]] die zwei oberen Studienjahre (1893 – 95) besuchte, nachdem er schon bereits vier Klassen an der privaten [[Handelsschule|Bürgerschule]] [[Franz Wieszner|Wieszners]] in [[Timișoara|Temeswar]] absolviert hatte.<br/>
 
Am 8. September 1895 inskribierte der [[Szegedin]]er Mittelschulabsolvent [[Stefan Jäger]] an der in [[Budapest]] funktionierenden [[Zeichenschule|Modellzeichenschule und Zeichenlehrer-Bildungsanstalt]] und war dann während des 4jährigen Studiums zeitweilig Schüler etlicher Lehrmeister der Malkunst. So durfte er sich späterhin rühmen, Schüler eines Professor [[Ede Balló|Balló]] und des Künstlers [[Bertalan Székely|Székely]] gewesen zu sein. [[Ede Balló|Balló]] (geb. 1859) war kein unbedeutendes Künstlervorbild für den studierenden [[Stefan Jäger|Jäger]]. Er kam im gleichen Jahr wie [[Stefan Jäger|Jäger]], natürlich als Lehrer und nicht als Eleve, an diese [[Budapest]]er [[Zeichenschule|Malschule]] und befasste sich hauptsächlich mit Porträtieren. Obzwar erst 36jährig, hatte der neue Kunstlehrer dennoch ein gediegenes Wissen und Können, weil er doch als überaus fähiger und eifriger Schüler bei Greguss und [[Bertalan Székely|Székely]] in [[Budapest]], bei Leitz an der Münchener Akademie und Sauvens in Paris in die Lehre gegangen war. Aber auch als überaus fleißiger Kunstschaffender und nicht nur Kunstpädagoge machte sich Balló in späteren Jahren einen Namen. Er schuf viele großflächige Ölbilder (z.B. „Pieta“) und vor allem Porträts.<br/>
 
Am 8. September 1895 inskribierte der [[Szegedin]]er Mittelschulabsolvent [[Stefan Jäger]] an der in [[Budapest]] funktionierenden [[Zeichenschule|Modellzeichenschule und Zeichenlehrer-Bildungsanstalt]] und war dann während des 4jährigen Studiums zeitweilig Schüler etlicher Lehrmeister der Malkunst. So durfte er sich späterhin rühmen, Schüler eines Professor [[Ede Balló|Balló]] und des Künstlers [[Bertalan Székely|Székely]] gewesen zu sein. [[Ede Balló|Balló]] (geb. 1859) war kein unbedeutendes Künstlervorbild für den studierenden [[Stefan Jäger|Jäger]]. Er kam im gleichen Jahr wie [[Stefan Jäger|Jäger]], natürlich als Lehrer und nicht als Eleve, an diese [[Budapest]]er [[Zeichenschule|Malschule]] und befasste sich hauptsächlich mit Porträtieren. Obzwar erst 36jährig, hatte der neue Kunstlehrer dennoch ein gediegenes Wissen und Können, weil er doch als überaus fähiger und eifriger Schüler bei Greguss und [[Bertalan Székely|Székely]] in [[Budapest]], bei Leitz an der Münchener Akademie und Sauvens in Paris in die Lehre gegangen war. Aber auch als überaus fleißiger Kunstschaffender und nicht nur Kunstpädagoge machte sich Balló in späteren Jahren einen Namen. Er schuf viele großflächige Ölbilder (z.B. „Pieta“) und vor allem Porträts.<br/>
Der aus Klausenburg stammende [[Bertalan Székely||Székely Bertalam]] (1835 – 1910) lehrte schon seit längerer Zeit (1871) an dieser [[Zeichenschule|Schule]], wo er dann auch 1903 Vorsteher der Lehranstalt wurde. Als gewesener Schüler des Wiener Künstlers Rahl und des Münchener Malers Piloty war er in Ungarn längst bekannt. Er malte historische Bilder (z. B. die „Zrinyer Schlacht“), Altarblätter („Golgatha“), Genrebilder („Sturm“, „Das Geständnis“), Aktbilder („Die Quelle“, „Badende Frauen“, „Leda“) und Fresken, wie z. B. am Opernhaus in [[Budapest]]. Bei diesem berühmten Künstler nimmt [[Stefan Jäger|Jäger]] im anatomischen Zeichnen Unterricht. Nicht nur die genauen Anatomiekenntnisse konnte [[Stefan Jäger|Jäger]] diesem Meister verdanken, sondern, im gewissen Sinne auch das Wissen und Können um die Farbgebung seiner Bilder. Insbesonders die leuchtenden Farben in den späteren Jäger-Bildern dürften als ein Nachklang der Lehren dieser Malerpersönlichkeit angesehen werden können, da [[Bertalan Székely|Székely]] selbst impressionistische Ausdrucksformen suchte und etliche Arbeiten dieser Art schuf: „Die Tänzerin“, „Notturno“.<br/>
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Der aus Klausenburg stammende [[Bertalan Székely|Székely Bertalam]] (1835 – 1910) lehrte schon seit längerer Zeit (1871) an dieser [[Zeichenschule|Schule]], wo er dann auch 1903 Vorsteher der Lehranstalt wurde. Als gewesener Schüler des Wiener Künstlers Rahl und des Münchener Malers Piloty war er in Ungarn längst bekannt. Er malte historische Bilder (z. B. die „Zrinyer Schlacht“), Altarblätter („Golgatha“), Genrebilder („Sturm“, „Das Geständnis“), Aktbilder („Die Quelle“, „Badende Frauen“, „Leda“) und Fresken, wie z. B. am Opernhaus in [[Budapest]]. Bei diesem berühmten Künstler nimmt [[Stefan Jäger|Jäger]] im anatomischen Zeichnen Unterricht. Nicht nur die genauen Anatomiekenntnisse konnte [[Stefan Jäger|Jäger]] diesem Meister verdanken, sondern, im gewissen Sinne auch das Wissen und Können um die Farbgebung seiner Bilder. Insbesonders die leuchtenden Farben in den späteren Jäger-Bildern dürften als ein Nachklang der Lehren dieser Malerpersönlichkeit angesehen werden können, da [[Bertalan Székely|Székely]] selbst impressionistische Ausdrucksformen suchte und etliche Arbeiten dieser Art schuf: „Die Tänzerin“, „Notturno“.<br/>
 
An der erwähnten [[Budapest]]er [[Zeichenschule|Malschule]] wirkten aber auch noch andere gute Meister. Und [[Stefan Jäger]] konnte sich während seiner Lehrzeit ein gediegenes Wissen um die schönen Künste aneignen. In besonderer Weise zeigte sich der gelehrsame Kunstmalereleve im Zeichnen begabt und so konnten ihm seine Lehrmeister ungehindert die strengen Regeln der Perspektive, der Linien- und Strichführung und im Allgemeinen wie im Besonderen die Gesetze der akademischen Kunst beibringen.<br/>
 
An der erwähnten [[Budapest]]er [[Zeichenschule|Malschule]] wirkten aber auch noch andere gute Meister. Und [[Stefan Jäger]] konnte sich während seiner Lehrzeit ein gediegenes Wissen um die schönen Künste aneignen. In besonderer Weise zeigte sich der gelehrsame Kunstmalereleve im Zeichnen begabt und so konnten ihm seine Lehrmeister ungehindert die strengen Regeln der Perspektive, der Linien- und Strichführung und im Allgemeinen wie im Besonderen die Gesetze der akademischen Kunst beibringen.<br/>
 
Glücklicherweise sind uns aus dieser seiner Lernzeit etliche Stift-, Kohle, Tuschzeichnungen und Arbeiten in anderen Techniken erhalten geblieben. Es sind meist Lernarbeiten oder Zeichenstudien, die er von lebenden oder leblosen Pflichtmodellen in der Schulwerkstätte ausgeführt hat: Aktstudien, Porträte, Studienköpfe, Säulenbasen und -voluten und dergleichen architektonische Studien der klassischen Baukunst. In besonderer Weise scheint es dabei auf die Linien- und Strichführung, die Schattierungstechnik und den perspektivischen Aufbau angekommen zu sein. Überaus pedant und genau liegen die feinen Striche neben-, vor- oder übereinander schraffiert und lassen die vielen ungezählten Handbewegungen beim Füllen der Flächen und Ziehen der Konturen eindeutig erkennen. Genau sind die Proportionen an den Gesichtern im Profil oder Halbprofil, dem nackten Körper eines Mannes, dem Akt einer Frau, den Fuß- oder Handstudien abgesteckt und zeugen von dem anatomischen Wissen, das sich der eifrige Schüler von [[Cenei|Tschene]] während der Lehrjahre angeeignet hat. In den vier Jahren seiner Berufsschulung erzielte [[Stefan Jäger|Jäger]] demzufolge immer wieder die Anerkennung seiner Lehrer, indem sie ihm Lob und gute Zensuren für seine bemerkenswerten Leistungen erteilten. Nicht zuletzt sollte sich dieses Wohlwollen auch in einer anderen Hinsicht bemerkbar machen. Man ermöglichte dem mittellosen Künstlereleven das Freistudium an der Anstalt. Dazumal waren nicht nur Einschreibegebühren, sondern auch Schultaxen an den Lehrstätten zu entrichten. Demnach hatte auch [[Stefan Jäger|Jäger]] für das an der Anstalt getätigte Studium zu bezahlen. Damit im Zusammenhang vermerkt der „amtierende Buchhalter“ (Csészár Dénes) in den Schulakten, dass der Kunststudent [[Stefan Jäger]] (I. Jahrgang) für das erste Halbjahr des Schuljahres 1895/96 am 9. September 1895 4 Kronen Einschreibetaxen und 10 Kronen Schulgeld entrichtet hat. Am 5. Feber 1896 sind weitere 10 Kronen Schulgeld für das 2. Halbjahr (also waren es 20 Kronen für das ganze Schuljahr) vermerkt. Im 3. Studienjahr ist dann der fleißige Kunststudent teilweise und schließlich im 4. Studienjahr vollkommen von den Schultaxen befreit, wobei in den Akten [[Stefan Jäger|Jäger]]s auf die ministerielle Verordnung unter Nr. 14.933/93 Bezug genommen wird. Als Taxen-Eintragung finden sich bei [[Stefan Jäger]] für dieses Schuljahr bloß 4 Kronen Einschreibegebühr und 1 Kr. 60 Fill. Schulkorrespondenz. Zu bemerken wäre noch, dass möglicherweise die Mittellosigkeit der Familie noch durch die Krankheit des Vaters (verstorben 1901) bedingt wurde.<br/>
 
Glücklicherweise sind uns aus dieser seiner Lernzeit etliche Stift-, Kohle, Tuschzeichnungen und Arbeiten in anderen Techniken erhalten geblieben. Es sind meist Lernarbeiten oder Zeichenstudien, die er von lebenden oder leblosen Pflichtmodellen in der Schulwerkstätte ausgeführt hat: Aktstudien, Porträte, Studienköpfe, Säulenbasen und -voluten und dergleichen architektonische Studien der klassischen Baukunst. In besonderer Weise scheint es dabei auf die Linien- und Strichführung, die Schattierungstechnik und den perspektivischen Aufbau angekommen zu sein. Überaus pedant und genau liegen die feinen Striche neben-, vor- oder übereinander schraffiert und lassen die vielen ungezählten Handbewegungen beim Füllen der Flächen und Ziehen der Konturen eindeutig erkennen. Genau sind die Proportionen an den Gesichtern im Profil oder Halbprofil, dem nackten Körper eines Mannes, dem Akt einer Frau, den Fuß- oder Handstudien abgesteckt und zeugen von dem anatomischen Wissen, das sich der eifrige Schüler von [[Cenei|Tschene]] während der Lehrjahre angeeignet hat. In den vier Jahren seiner Berufsschulung erzielte [[Stefan Jäger|Jäger]] demzufolge immer wieder die Anerkennung seiner Lehrer, indem sie ihm Lob und gute Zensuren für seine bemerkenswerten Leistungen erteilten. Nicht zuletzt sollte sich dieses Wohlwollen auch in einer anderen Hinsicht bemerkbar machen. Man ermöglichte dem mittellosen Künstlereleven das Freistudium an der Anstalt. Dazumal waren nicht nur Einschreibegebühren, sondern auch Schultaxen an den Lehrstätten zu entrichten. Demnach hatte auch [[Stefan Jäger|Jäger]] für das an der Anstalt getätigte Studium zu bezahlen. Damit im Zusammenhang vermerkt der „amtierende Buchhalter“ (Csészár Dénes) in den Schulakten, dass der Kunststudent [[Stefan Jäger]] (I. Jahrgang) für das erste Halbjahr des Schuljahres 1895/96 am 9. September 1895 4 Kronen Einschreibetaxen und 10 Kronen Schulgeld entrichtet hat. Am 5. Feber 1896 sind weitere 10 Kronen Schulgeld für das 2. Halbjahr (also waren es 20 Kronen für das ganze Schuljahr) vermerkt. Im 3. Studienjahr ist dann der fleißige Kunststudent teilweise und schließlich im 4. Studienjahr vollkommen von den Schultaxen befreit, wobei in den Akten [[Stefan Jäger|Jäger]]s auf die ministerielle Verordnung unter Nr. 14.933/93 Bezug genommen wird. Als Taxen-Eintragung finden sich bei [[Stefan Jäger]] für dieses Schuljahr bloß 4 Kronen Einschreibegebühr und 1 Kr. 60 Fill. Schulkorrespondenz. Zu bemerken wäre noch, dass möglicherweise die Mittellosigkeit der Familie noch durch die Krankheit des Vaters (verstorben 1901) bedingt wurde.<br/>

Aktuelle Version vom 23. Juni 2017, 08:19 Uhr


Bibliografie
Artikel Nummer: 0215
Autor Name: Karl-Hans Gross
Titel des Artikels : Schwierige Lehrjahre
Untertitel des Artikels: Stefan Jägers Schul- und Fortbildung
Publikation: Zeitschrift
Titel der Publikation: Volk und Kultur
Erscheinungsort: Bukarest
Jahr: 1980
Jahrgang: 32
Heft: 5
Seite: 17-18
* [[Karl-Hans Gross]]: [[ART:0215 - Schwierige Lehrjahre|<i>Schwierige Lehrjahre</i>. Stefan Jägers Schul- und Fortbildung]]. Volk und Kultur, Bukarest 1980 (Jg.32 Heft5), S. 17-18

Stefan Jägers Schul- und Fortbildung

Bei schlechtem Weg - WK:0430

Als sich im Jahre 1895 der junge Stefan Jäger nach Budapest begab, um sein Malstudium zu beginnen, musste er vorerst mit der Pferdefuhre nach Gertjanosch, der Nachbargemeinde, gebracht werden, weil doch an seinem Geburts- und Heimatort Tschene einstweilen noch keine Eisenbahnlinie vorbeilief. Allerdings, etliche Jahre später, konnte der junge Maler seine Heimatgemeinde schon mit dem Zug anreisen, da nämlich so um die Jahrhundertwende eine Anschlusslinie durch die neuerbaute Hatzfeld-Pardanyer-Linie geschaffen wurde. Mit einem dieser Züge fuhr also der nun achtzehnjährige Stefan in die Metropole, um sich als Kunstmaler ausbilden zu lassen. Übrigens hatte er diesen Weg nicht zuletzt auf Anraten seines Zeichenlehrers Obendorf eingeschlagen, der eigentlich sein Talent erkannte und die Zuneigung fürs Zeichnen und die schönen Künste an der Szegediner 6-klassigen Knabenbürgerschule förderte, wo Jäger die zwei oberen Studienjahre (1893 – 95) besuchte, nachdem er schon bereits vier Klassen an der privaten Bürgerschule Wieszners in Temeswar absolviert hatte.
Am 8. September 1895 inskribierte der Szegediner Mittelschulabsolvent Stefan Jäger an der in Budapest funktionierenden Modellzeichenschule und Zeichenlehrer-Bildungsanstalt und war dann während des 4jährigen Studiums zeitweilig Schüler etlicher Lehrmeister der Malkunst. So durfte er sich späterhin rühmen, Schüler eines Professor Balló und des Künstlers Székely gewesen zu sein. Balló (geb. 1859) war kein unbedeutendes Künstlervorbild für den studierenden Jäger. Er kam im gleichen Jahr wie Jäger, natürlich als Lehrer und nicht als Eleve, an diese Budapester Malschule und befasste sich hauptsächlich mit Porträtieren. Obzwar erst 36jährig, hatte der neue Kunstlehrer dennoch ein gediegenes Wissen und Können, weil er doch als überaus fähiger und eifriger Schüler bei Greguss und Székely in Budapest, bei Leitz an der Münchener Akademie und Sauvens in Paris in die Lehre gegangen war. Aber auch als überaus fleißiger Kunstschaffender und nicht nur Kunstpädagoge machte sich Balló in späteren Jahren einen Namen. Er schuf viele großflächige Ölbilder (z.B. „Pieta“) und vor allem Porträts.
Der aus Klausenburg stammende Székely Bertalam (1835 – 1910) lehrte schon seit längerer Zeit (1871) an dieser Schule, wo er dann auch 1903 Vorsteher der Lehranstalt wurde. Als gewesener Schüler des Wiener Künstlers Rahl und des Münchener Malers Piloty war er in Ungarn längst bekannt. Er malte historische Bilder (z. B. die „Zrinyer Schlacht“), Altarblätter („Golgatha“), Genrebilder („Sturm“, „Das Geständnis“), Aktbilder („Die Quelle“, „Badende Frauen“, „Leda“) und Fresken, wie z. B. am Opernhaus in Budapest. Bei diesem berühmten Künstler nimmt Jäger im anatomischen Zeichnen Unterricht. Nicht nur die genauen Anatomiekenntnisse konnte Jäger diesem Meister verdanken, sondern, im gewissen Sinne auch das Wissen und Können um die Farbgebung seiner Bilder. Insbesonders die leuchtenden Farben in den späteren Jäger-Bildern dürften als ein Nachklang der Lehren dieser Malerpersönlichkeit angesehen werden können, da Székely selbst impressionistische Ausdrucksformen suchte und etliche Arbeiten dieser Art schuf: „Die Tänzerin“, „Notturno“.
An der erwähnten Budapester Malschule wirkten aber auch noch andere gute Meister. Und Stefan Jäger konnte sich während seiner Lehrzeit ein gediegenes Wissen um die schönen Künste aneignen. In besonderer Weise zeigte sich der gelehrsame Kunstmalereleve im Zeichnen begabt und so konnten ihm seine Lehrmeister ungehindert die strengen Regeln der Perspektive, der Linien- und Strichführung und im Allgemeinen wie im Besonderen die Gesetze der akademischen Kunst beibringen.
Glücklicherweise sind uns aus dieser seiner Lernzeit etliche Stift-, Kohle, Tuschzeichnungen und Arbeiten in anderen Techniken erhalten geblieben. Es sind meist Lernarbeiten oder Zeichenstudien, die er von lebenden oder leblosen Pflichtmodellen in der Schulwerkstätte ausgeführt hat: Aktstudien, Porträte, Studienköpfe, Säulenbasen und -voluten und dergleichen architektonische Studien der klassischen Baukunst. In besonderer Weise scheint es dabei auf die Linien- und Strichführung, die Schattierungstechnik und den perspektivischen Aufbau angekommen zu sein. Überaus pedant und genau liegen die feinen Striche neben-, vor- oder übereinander schraffiert und lassen die vielen ungezählten Handbewegungen beim Füllen der Flächen und Ziehen der Konturen eindeutig erkennen. Genau sind die Proportionen an den Gesichtern im Profil oder Halbprofil, dem nackten Körper eines Mannes, dem Akt einer Frau, den Fuß- oder Handstudien abgesteckt und zeugen von dem anatomischen Wissen, das sich der eifrige Schüler von Tschene während der Lehrjahre angeeignet hat. In den vier Jahren seiner Berufsschulung erzielte Jäger demzufolge immer wieder die Anerkennung seiner Lehrer, indem sie ihm Lob und gute Zensuren für seine bemerkenswerten Leistungen erteilten. Nicht zuletzt sollte sich dieses Wohlwollen auch in einer anderen Hinsicht bemerkbar machen. Man ermöglichte dem mittellosen Künstlereleven das Freistudium an der Anstalt. Dazumal waren nicht nur Einschreibegebühren, sondern auch Schultaxen an den Lehrstätten zu entrichten. Demnach hatte auch Jäger für das an der Anstalt getätigte Studium zu bezahlen. Damit im Zusammenhang vermerkt der „amtierende Buchhalter“ (Csészár Dénes) in den Schulakten, dass der Kunststudent Stefan Jäger (I. Jahrgang) für das erste Halbjahr des Schuljahres 1895/96 am 9. September 1895 4 Kronen Einschreibetaxen und 10 Kronen Schulgeld entrichtet hat. Am 5. Feber 1896 sind weitere 10 Kronen Schulgeld für das 2. Halbjahr (also waren es 20 Kronen für das ganze Schuljahr) vermerkt. Im 3. Studienjahr ist dann der fleißige Kunststudent teilweise und schließlich im 4. Studienjahr vollkommen von den Schultaxen befreit, wobei in den Akten Jägers auf die ministerielle Verordnung unter Nr. 14.933/93 Bezug genommen wird. Als Taxen-Eintragung finden sich bei Stefan Jäger für dieses Schuljahr bloß 4 Kronen Einschreibegebühr und 1 Kr. 60 Fill. Schulkorrespondenz. Zu bemerken wäre noch, dass möglicherweise die Mittellosigkeit der Familie noch durch die Krankheit des Vaters (verstorben 1901) bedingt wurde.
Trotz des Freistudiums, das die Budapester Lehrstätte dem mittellosen Kunsteleven zuerkannte, hatte es der studierende Jäger nicht leicht. Er musste nämlich auch für seinen Unterhalt aufkommen. Da er aber gerade in dieser Zeit von seinen Eltern nur kleinere Zuschüsse erhoffen konnte, musste er sich noch um eine Stelle als Erzieher oder Hauslehrer bei der gräflichen Familie Sechy bewerben. Dennoch aber reichte sein verdientes Geld an manchen Tagen meistens nur für ein karges Mahl aus. Daran sollte sich der Künstler noch im hohen Alter erinnern. Es war nach den offiziellen Feierlichkeiten, die man zu seinem „Achtzigsten" und der Verleihung des Arbeitsordens (1957) abgehalten hatte. Wir standen im engen Kreise um den alten Meister herum. Und wenn ich heute, nach all den Jahren, so in meinem übervollen Gedächtnisspeicher krame, steht er plötzlich in seiner ganzen Leibhaftigkeit vor mir. Ein lange schon verlebter Augenblick ist wieder da, ist wahr und Wirklichkeit geworden, und eine leise aber immer noch deutlich wahrnehmbare Stimme spricht: „Weil die wenigen ,Kreuzer’ nicht immer ausreichten und eingeteilt werden mussten, ging ich häufig auch in eine billigere Auskocherei. Welcher Art diese war, lässt sich schon daraus ersehen, dass als einziges Essbesteck ein eingedellter Blechlöffel mit einer Eisenkette an der rohgezimmerten Tischplatte festgemacht war. Die Mahlzeiten bestanden natürlich nur aus einem einzigen Gang. Man wurde prompt und tatsächlich recht schnell bedient. Da eilte nämlich Einer mit einem großen kübelartigen Suppentopf und einer mächtigen Wurstspritze schnellen Schrittes gleich herbei. Das war so ein ähnliches Werkzeug, wie man es bei uns auf dem Dorfe beim Schweineschlachten verwendet. Mit dieser Spritze wurde Suppe aus dem großen eisernen Topfe angesaugt und dem hungrigen Gast in den Blechteller eingespritzt. Aus einem zweiten Geschirr wurde mit einem großen flachen Schöpflöffel noch eine dicke Knödel hinzugereicht. Das Ganze kostete so einen Sechser. War man noch hungrig nach dem Essen oder besser gesagt, hatte man noch etwas Kleingeld in der Tasche, bekam man für den halben oder ganzen Kreuzer, je nachdem, noch einen kleinen oder größeren Zuschlag mit der Spritze ausgefolgt. Allerdings, eine zweite Knödel gab es nicht.“
1899 hatte Stefan Jäger seine Studien in Budapest beendet. Er blieb zunächst in dieser Stadt tätig und belieferte eine dortige Kunsthandlung (Almásy) mit Altarblättern, Heiligenbildern und anderen Arbeiten, meist auf Bestellung.
Im Bestreben, sich fortzubilden, unternahm der junge Künstler alsbald eine Studienreise nach Österreich, Deutschland und Italien, die aber vorzeitig wegen des schlechten Gesundheitszustandes seines Vaters abgebrochen werden musste.
Eine zweite zielgerichtete Studienreise, nämlich zur eingehenden Erforschung der Einwanderungstrachten, machte Stefan Jäger im Jahre 1906 nach Deutschland. Zwischendurch arbeitete er für Budapest und andere Städte und wurde immer mehr bekannt. So wird, in dem zu Beginn des 2. Jahrzehnts von Ulrich Thieme und Felix Becker herausgegebenen „Allgemeines Lexikon d. Bildenden Künstler v.d. Antike bis zur Gegenwart. Bd. XVIII“, Jäger als Schüler der Akademie zu Budapest geführt, der Altarblätter und eine historische Komposition (gemeint ist das „Einwanderungsbild“, m. Anmk.) gemalt hat.
Alsbald entschließt sich der Maler für seine Heimat und es folgen noch viele Jahre ersprießlichen Schaffens und Werdens.

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