ART:1145 - Historisches Kleinod: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 7. Januar 2018, 09:34 Uhr
Bibliografie | |
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Artikel Nummer: | 1145 |
Autor Name: | Josef Koch |
Titel des Artikels : | Eine empfehlenswerte Internetadresse |
Publikation: | Heimatblatt |
Titel der Publikation: | Hatzfelder Heimatblatt 2017 |
Herausgeber: | HOG Hatzfeld |
Erscheinungsort: | Spaichingen |
Jahr: | 2017 |
Ausgabe: | 24 |
Seite: | 137-138 |
* [[Josef Koch]]: [[ART:1145 - Historisches Kleinod|<i>Eine empfehlenswerte Internetadresse</i>]]. Hatzfelder Heimatblatt 2017. HOG Hatzfeld, Spaichingen 2017 |
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Es ist nun mal so, sobald sich Landsleute treffen, kommt man schon nach kurzer Zeit immer wieder auf die alte Heimat zu sprechen. Und bei diesem Thema, auch dies ist uns allen bekannt, geht der Gesprächstoff auch so gut wie niemals aus. So erging es auch mir, als ich vor etwa einem Jahr (2016), bei einem Hatzfelder Ehepaar zu Besuch weilte.
Hauptgesprächsthemen damals waren einmal ein Stefan Jäger Gemälde mit ungarischem Trachtenpaar für den Banater Wandkalender (siehe 2017), sowie die geplanten Hatzfelder Jubiläumsfeierlichkeiten hier in der neuen wie auch in der alten Heimat. Die Hauptfragen waren natürlich wann?, wo? und was ist geplant? Einige Veranstaltungspunkte standen zu dem Zeitpunkt schon fest, einige weitere erst in der Endplanung. So auch das Vorhaben unserer HOG, zur Erinnerung an dieses Jubiläum, sowohl Kugelschreiber als auch Anstecknadeln / neudeutsch „Buttons“, mit dem Schriftzug „250 Jahre Hatzfeld im Banat“ anfertigen zu lassen und den an den Festveranstaltungen teilnehmenden Landsleuten als Erinnerung mitzugeben.
Dies war irgendwie ein Stichwort für Johann M., meinen Gastgeber. Er stand auf, ging zum Schrank, griff in die Schublade, streckte mir anschließend seine Hand entgegen und meinte in etwa - „ich glaube, das hier ist etwas Besonderes und ich möchte es dir gerne schenken. Bei dir ist es gut aufgehoben und Du weißt bestimmt, was damit anzufangen". Es war eine größere Anstecknadel, doch erst beim genauerem Hinsehen wurde mir klar, was ich da in den Händen hielt. Ein Erinnerungsstück, etwa 93 Jahre alt, in einem sehr ordentliche Zustand und von großem ideellem wie auch historischem Wert, ein Andenken an unsere Banater Einwanderungsgeschichte.
Auf dem etwa 3,5 mal 3,5 großen flachen Kopf der Anstecknadel ist eine leicht veränderte Szene aus Stefan Jägers Hauptwerk, dem Einwanderungs-Tryptichon, bildlich dargestellt. Der untere Teil der Fläche, mit dem Schriftzug „Schwabenzug 1723 - 1923“, ist etwa um 1 mm rechts und links breiter. Auf der Vorderseite, unten rechts und mit ganz kleinen Druckbuchstaben geschrieben, steht: L. Pramer und auf der Rückseite, ebenso ganz klein: L. Pramer, Wien IX. Dies deutet wohl darauf hin, dass diese Anstecknadel/ Button, in Wien, im IX Bezirk, von der Firma/Werkstatt L. Pramer gefertigt wurde.
Die Auftraggeber waren, davon ist wohl sicher auszugehen, die Veranstalter der großen „200 Jahr-Feier der Einwanderung der Banater Schwaben“, die am 28.September 1923 in Temeswar stattfand. Die Banater Metropole feierte an diesem denkwürdigen Tag, die 200-jährige Wiederkehr des Beginns der Besiedlung des Banates mit deutschen Siedlern. Diese Festveranstaltung, an der etwa 70.000 Banater Schwaben teilnahmen ging auch als der „Große Schwabentag“ in die Lokalgeschichte Temeswars ein.
In einem großen Festzug, der zwei Stunden lang andauerte, bewegten sich die Teilnehmer, wahrscheinlich alles nur Banater Schwaben, von der Josefstadt zum Domplatz, wo eine Kundgebung und ein gemeinsamer katholischer Gottesdienst stattfanden.
Es ist eher unvorstellbar, dass alle Teilnehmer an diesem Fest, je eine solche Anstecknadel an ihrer Jacke oder Bluse trugen. Aber wie viele und wer das Glück oder die Ehre hatte, eine solche zu besitzen und zu tragen, wird ebenso eine unbeantwortete Frage bleiben, wie auch jene, wie diese Anstecknadel nach Hatzfeld und in den Besitz von „Etel - Neni“ (geborene Bakaity), einer Hatzfelder Ungarin kam. Gehörte doch Hatzfeld im Jahre 1923 noch zum Königreich der Serben und Kroaten und erst ab 1924 zu Rumänien. Und so ist auch davon auszugehen, dass so gut wie keine Hatzfelder, oder höchstens nur ganz wenige, an diesem „Schwabentag“ in Temeswar teilgenommen haben. Bestimmt ist auch anzunehmen, dass weder „Etel-Neni“ noch ihre ungarischen Eltern dabei waren.
Nach dem Tod von „Etel-Neni“, einer Tante von Johann M., wurde deren Haushalt aufgelöst und die Wohnung geräumt. Zum Glück wurde „Etel-Neni's“ Nähkorb nicht einfach entsorgt, sondern erstmals auf eine Tischplatte geleert - in der Hoffnung vielleicht doch was Brauchbares darin zu finden. Und tatsächlich, beim anschließenden Suchen kam, zum größten Erstaunen, zwischen all den Knöpfen, Nähnadeln, Zwirnspulen, Stopfholz, Schere und Häkelnadeln auch dieses alte historische Kleinod zum Vorschein. Ein echter Glücksfund, wenn auch so manche Fragen, wahrscheinlich für immer, unbeantwortet bleiben werden.