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ART:1180 - Baden-württembergische Erinnerungsorte: Unterschied zwischen den Versionen

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Bibliografie
Artikel Nummer: 1180
ART 1180 1.jpg
Autor Name: Mathias Beer
Titel des Artikels : Aus „Schwaben“ werden Donauschwaben
Publikation: Buch
Titel der Publikation: Baden-württembergische Erinnerungsorte
Herausgeber: Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg
Erscheinungsort: Stuttgart
Jahr: 2012
Seiten: 252-263
* [[Mathias Beer]]: [[ART:1180 - Baden-württembergische Erinnerungsorte|<i>Aus „Schwaben“ werden Donauschwaben</i>]]. Baden-württembergische Erinnerungsorte. Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Stuttgart 2012
Der mit „Ankunft“ betitelte Ausschnitt aus dem „Einwanderungsbild“ (WK:0376) des Malers Stefan Jäger (1877–1962). Das Ölbild trug ursprünglich den Titel "Einwanderung der Deutschen nach Südungarn" und befindet sich heute im Gebäude des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat in Temeswar (Timişoara), Rumänien. Foto: Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde, Tübingen


Mathias Beer: Ulm. Schwaben und Donauschwaben. In: Reinhold Weber, Peter Steinbach, Hans-Georg Wehling (Hrsg.): Baden-württembergische Erinnerungsorte. Stuttgart: Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, 2012. S. 252-263

Auszug S. 258-260 Aus „Schwaben“ werden Donauschwaben

In einem mehrere Generationen umfassenden Eingliederungsprozess – er fand später in dem Spruch „Dem ersten den Tod, dem zweiten die Not, dem dritten das Brot“ einen sowohl einprägsamen wie verklärenden Ausdruck – entwickelten die Siedler unterschiedlicher Herkunft, Konfession und Dialektzugehörigkeit in den einzelnen Ansiedlungsgebieten bäuerlich geprägte regionale Identitäten. Als „pars pro toto“ setzte sich nach und nach der Begriff „Schwaben“ für alle Neusiedler und deren Nachkommen durch, auch wenn „schwäbische“ Auswanderer keineswegs die Mehrheit gebildet hatten. „Schwaben“ bürgerte sich sowohl als Selbst- als auch als Fremdbezeichnung ein: ungarisch „sváb“, rumänisch „şvab“, serbokroatisch „švaba“.

Eine die Regionalismen überwölbende Gruppenidentität entwickelten die Einwanderer nicht. Neben dem Fehlen eines geschlossenen Siedlungsgebietes trugen die ungarische Assimilationspolitik seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und insbesondere der Ausgang des Ersten Weltkrieges entscheidend dazu bei. Bis dahin einem Staatsgebiet zugehörig – dem Ungarischen Königreich innerhalb der k. u. k.-Monarchie –, wurden die „Schwaben“ als Folge der neuen Grenzziehungen in Südosteuropa jetzt Bürger Ungarns, Rumäniens und des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, des späteren Jugoslawien. Trotz des garantieren Minderheitenschutzes waren sie wie die anderen Minderheiten den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Maßnahmen dieser Nationalstaaten ausgesetzt, die einen möglichst homogenen, vom Staatsvolk dominierten Staat zum Ziel hatten.

Dieser Differenzierung auf nationalstaatlicher Grundlage konnten auch alle Bemühungen, die „schwäbischen“ Minderheiten wenn nicht als eine politische, so doch als eine sich aus der „gemeinsamen Migrationsgeschichte“ und der Bindung an das „Herkunftsgebiet der Ahnen“ speisenden kulturellen Einheit wahrzunehmen, nicht entgegenwirken. Sie waren sowohl bei den jeweiligen Minderheiten selbst, als auch in der Weimarer Republik wirksam. Der im Banat geborene Maler Stefan Jäger (1877–1962) schuf 1910 als Auftragsarbeit einer Banater Gemeinde das großformatige Tryptichon „Die Einwanderung der Schwaben“. Mit den drei Teilen „Wanderung, Rast und Ankunft“ lieferte Jäger den Prototyp für das sich nun herausbildende verklärende Bild einer einheitlichen, geschlossenen, wesentlich mit Ulm verbundenen Auswanderungs- und Ansiedlungsgeschichte der Schwaben in Südosteuropa.


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