ART:0023 - Stefan-Jäger-Feier in Hatzfeld
Bibliografie | |
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Artikel Nummer: | {{{Artikelnummer}}} |
Autor Name: | Liebhard, Franz |
Aufsatztitel: | Stefan-Jäger-Feier in Hatzfeld |
Zeitungstitel: | Neuer Weg |
Erscheinungsort: | Bukarest |
Jahrgang: | 8 |
Nummer: | 2521 |
Datum: | 30.05.1957 |
Seite: | 1 |
* [[ART:0023 - Stefan-Jäger-Feier in Hatzfeld|Liebhard, Franz. Stefan-Jäger-Feier in Hatzfeld. Neuer Weg Bukarest 1957]] |
Am Dienstag, den 28. Mai, in den Vormittagsstunden, war der Arbeitsraum des Rayonsvolksratsvorsitzenden der Schauplatz eines feierlichen Aktes, zu dem sich Vertreter der Partei und des Volksrates, der Temesvarer Regionsfiliale des Verbandes der plastischen Künstler der RVR und der werktätigen Bevölkerung eingefunden hatten. Im Rahmen der Feier wurde dem schwäbischen Maler, Altmeister Stefan Jäger, der ihm anlässlich seines 80. Geburtstages für seine künstlerische Tätigkeit verliehene Arbeitsorden II. Klasse, überreicht.
Nach einigen einleitenden Worten des Vorsitzenden das Rayonsvolksrates, Julian Buţă, sprach der Sekretär des Regjonsparteikomitees, Mihail Munteanu, in rumänischer und der stellvertretende Vorsitzende des Regionsvolksrates Temesvar, Josef Gedeon, in deutscher Sprache. Sie betonten, dass Jäger den größten Teil seines arbeitsreichen Lebens in Hatzfeld verbracht hat. Durch eine selbstgewählte Isolierung war es ihm seinerzeit gelungen, sich eine Stellung zu schaffen, durch die er es verhüten konnte, als Maler ein Aristokratenknecht oder später ein Diener großbäuerlicher Kreise zu werden. Stets bewahrte er die Treue zu allem, was es im schwäbischen Volksleben an positiven Werten gab. Das bezeichnendste Dokument seiner richtigen, unbeirrbaren Einstellung zum Volke ist sein großes Einwanderungsbild, das die Ankunft der Schwaben im Banat und ihr Sesshaftwerden darstellt. Zu allen Zeiten war das Hauptthema seiner Kunst der Mensch, dessen höchster Lebenssinn die Arbeit bildet. Nie wurde er es müde, dieses Thema, unter Zuhilfenahme von volkskundlichen Elementen, zu gestalten. Die Treue zu allem, was menschlich ist, hinterließ tiefe Spuren in seinen malerischen Werken. Alles, was Jäger in seinem arbeitsfrohen Leben geschaffen, mitinbegriffen die volkskundlich überaus, wertvollen Skizzenblätter, bildet einen besonderen Beitrag zur Bereicherung des gemeinsamen Kulturschatzes in der RVR.
Die Redner schlossen ihre Ansprachen, indem sie Jäger im Namen des Regionskomitees der RAP und des Exekutivkomitees des Regionsvolksrates zu der Auszeichnung und zu seinem 80. Geburtstag auf das herzlichste beglückwünschten; sie verliehen der Hoffnung Ausdruck, dass ihm noch viele Jahre gedeihlichen Schaffens beschieden sein werden.
Nach der Verlesung des Auszeichnungsdokuments überreichte der stellvertretende Vorsitzende des Regionsvolksrates, Josef Gedeon, dem Altmeister Stefan Jäger den Arbeitsorden und händigte ihm, unter freudigem Applaus der Anwesenden, das Verleihungsdokument ein.
lm Namen des Verbandes der bildenden Künstler sprach der Bildhauer Irgonas András und führte in ungarischer Sprache aus: „Du hast in deinem langen Leben sowohl den bildenden Künstlern als auch den Menschen im allgemeinen ein schönes Beispiel gegeben, wie man in richtiger Weise seinem Volke und den humanistischen Grundlagen, der wahren, wirklichkeitsverbundenen Kunst, die Treue bewahren kann." Dann überreichte die Temesvarer Bildhauerin, Ina Popescu, dem Jubilar einen Blumenstrauß, und den von Herzen kommenden, Worten der Beglückwünschung schloss sich als alter Freund des Gefeierten der Maler Franz Ferch an. Dann sprach Stefan Jäger Wort an Wort fügend, mit einem hellen Glanz in den munter dreinblickenden Augen, sprach er dem Präsidium der Grossen Nationalversammlung seinen innigen Dank für die Auszeichnung aus, durch die ihm und seinem Wirken auf dem Gebiete der Malkunst besondere Ehre erwiesen wurde. „Ich hoffe zuversichtlich, dass es mir vergönnt sein wird, in meinem Arbeitsbereich noch so manches zu vollbringen. Es lebe unser Vaterland, die Rumänische Volksrepublik!"
Nachdem zwei Pioniere, ein Mädchen und ein Junge, im Namen der Schuljugend Hatzfelds Blumen überreicht hatten, traten jetzt, von allen Seiten Gratulanten auf den greisen Meister zu. Auf einen warm empfundenen serbischen Glückwunsch eines Genossen dankte Stefan Jäger auf serbisch. Auf einen ungarischen Glückwunsch antwortete Stefan Jäger in ungarischer Sprache. Neben dem Grundton tiefster Herzlichkeit war diese einträchtige Begegnung der verschiedenen Sprachen die bezeichnendste Eigentümlichkeit dieser Feier – ein Beweis dafür, welch tiefe Wandlungen in diesem von vielen Nationalitäten bewohnten Gebiet hinsichtlich des gegenseitigen Verständnisses und der Verbrüderung vor sich gegangen sind.
Auf einem langen Tisch waren Werke Jägers ausgestellt, darunter, eine verkleinerte Ausführung des Einwanderungsbildes, ein rumänisches Bauernmädchen, Landschaften und Bilder mit schwäbischen Volksmotiven. Der Altmeister sprach auf allgemeines Verlangen einige erläuternde Worte. Er erzählte, wie das Einwanderungsbild entstanden ist und mit welchen Schwierigkeiten er als Anfänger zu kämpfen gehabt habe, da er von daheim, von seinen Eltern, die arme Leute waren, keinen Beistand habe erwarten können. Er schilderte, wie er sich vor dem ersten Weltkrieg entschlossen hat, in Hatzfeld zu wirken, um der damaligen kommerzialisierten Kunst entgegenzutreten, die der deutschen Bevölkerung allerlei Tand und Schund um teures Geld aufgeschwatzt habe, und wie er immer mehr darauf bedacht gewesen sei, durch Bilder aus dem Volksleben dieses Gebietes das dem Volke Fremde zu verdrängen. In der Mitte lag ein Bild, auf das der Altmeister lächelnd wies, indem er sagte: „Ich habe Neuzeitliches wenig gearbeitet, weil ich zu früh auf die Welt gekommen bin, aber hier ist ein Bild, auf dem ich dargestellt habe, wie die Kollektivbauern, von Arbeitslust durchdrungen, gemeinsam auf das Feld hinausziehen." Zum Schluss sagte Jäger noch: „Wir wollen unverdrossen weiterarbeiten wie bisher." Er habe vor, für die geplante Ausstellung in Temesvar, die die besten Stücke seines Lebenswerkes umfassen soll, noch einiges zu schaffen, um dem Werke aus der Vergangenheit einiges aus der Gegenwart hinzuzufügen.
F. L.